Archiv:Änderung der Betriebswirtschaft
Änderungen in der Betriebswirtschaft
1. Viehhaltung.
1840 hatte eine Vollhufe in Böken 6-8 Pferde, 1-3 Füllen, 9-14 Milchkühe, 2-5 Starken, 5-7 Kälber, 25-32 Schafe, 1-6 Schweine, das ganze Dorf hatte 61 Pferde, 10 Füllen (zus. 71) 132 Kühe, 34 Stück Jungvieh, 45 Kälber (zus. 211), 234 Schafe, 48 Lämmer (282) und 75 Schweine 1883 waren es 64 Pferde, 277 Stück Rindvieh, 203 Schafe, 183 Schweine. 1910: 99 Pferde, 648 Stück Rindvieh, 1160 Schweine. Es war keine Vollhufe mehr vorhanden. Der größte Besitz (70 ha) hatte 8 Pferde, 42 Stück Rindvieh und 76 Schweine. Heute hat der Besitz 2 Pferde, 71 Stück Rindvieh, 42 Schweine, aber 2 Trecker und 1 Auto.
1843 bekam Harms in Bünzen eine Prämie von 50 rbtlr für einen dem Vollblut angeschlossenen Hengst auf der Tierschau in Plön (Oldenburger Jahrbuch 1958, S. 33). 1846 hielt Bauernvogt Claus Voß in Böken einen Hengst. Er nahm 6 Mk, 1847 aber 7 Mk 8 ß Deckgeld.
Das Milchvieh fand sein Sommerfutter auf den Wechselweiden. Es wurde mittags und abends zum Melken nach Hause geholt, blieb in der Nacht im Stalle und wurde morgens nach dem Melken wieder ausgetrieben. Nach 1920 hielt dies auf. Die Kühe wurden auf der Weide gemolken und blieben nachts draußen. Die Wechselweide hörte fast ganz auf, es gab nur Dauerweiden. Nach 1934 verstärkte man die Milchviehhaltung. Kühe von 6000 Liter waren keine Seltenheit mehr. Hölk auf Bucken, der bahnbrechend in der Schaffung der Dauerwenden war, hatte 1914 einige Kühe, die in der besten Zeit täglich 42 Liter gaben.
2. Ackerbau.
a) Fruchtfolge.
Die alte Fruchtfolge war: 1. Jahr nach der Aufbrechung Buchweizen, 2. Jahr Roggen und 3. Jahr Hafer mit Gras- und Klee-Einsaat. Kartoffeln und Rüben wurden daneben dort gebaut, wo man Erfolg vermutete. Auf ganz magerem Boden (Bokhorst in Böken) säte man um 1900 im ersten Jahr Lupinen als Gründünger und im nächsten Jahr Roggen, holte also nur jedes zweite Jahr eine magere Ernte von diesem Land.
b) Nachmergelung.
Das Mergeln war schon 1780 in Innien zuerst versucht, und allmählich wurde im Aukrug alles Land bemergelt. Nach den guten Erfolgen in den ersten Jahren ließ der Ertrag aber nach, und Nachmergelungen wurden versucht. Um 1900 bekam der Aukrug etwas Mergel aus der Innier Ziegeleigrube. Um 1910 bildete sich ein Mergelverband, der den Mergel aus der Grube Seelust bei Hennstedt bekam. Bis 1914 wurden viele Ländereien südlich der Bahn mit Mergel versorgt. Nach 1920 wurde keine Mergelung mehr vorgenommen, sondern Kalk aus dem Handel benutzt.
c) Gründüngung.
Das Protokoll des Landwirtschaftlichen Vereins a. d. Bünzau berichtet 1869, daß Breyholtz in Wiedenborstel als erster hier Lupinen als Gründünger benutzte. „Deren Dungkraft ist noch nicht erwiesen", bemerkt er dazu. 1872 hatte ein Bauer in Hennstedt Lupinen unter Roggen gesät, auch versucht, sie vor und nach dem Häufeln unter Kartoffeln zu säen. Über den Erfolg ist nichts berichtet. 1871 wurde zuerst Serradella als Futter und Gründung benutzt.
d) Kunstdünger.
Das Protokoll des Landwirtschaftlichen Vereins a. d. Bünzau berichtet 1869, daß Winter auf Nienjahn (später Geschäftsführer des Heidekulturvereins) seine Landwirtschaft nur mit Kunstdünger betrieb. Seit 1844 (er erwarb Nienjahn erst 1857) hat er ihn gebraucht und fortwährend gute Ernten erzielt. „Wo vor zwei Jahren noch Heide gewesen ist, sieht man ausgezeichneten Johannisroggen" (wurde um Johanni gesät zur Heugewinnung und Gräsung). 1869 wurden im Aukrug gebraucht: Peru- und Bakoguano, Gips, Knochenmehl und Knochenkohle, Muschelkalk und Superphosphat. 1869 wurden vom Verein 6300 Pfd. Kali (wohl Kainit) zu Versuchszwecken angekauft, 1875 durch Ludwig Meyn von der Anhaltischen Regierung dem Heidekulturverein 290 Ztr. Kainit zur Verfügung gestellt, die dieser in Portionen von 5 oder 10 Ztr. an Bauern verteilte. 20 Ztr. kamen nach dem Aukrug.
e) Die Jauche
Die Jauche floß 1883 überall ungenutzt weg, obschon 1873 im Verein die Anlage von Jauchegruben angeregt wurde. Man war damals aber der Ansicht, daß ein Auffangen der Jauche im Stall durch Einstreu von Stroh oder getrockenetem Torfmull besser sei. 1881 wurde ein Jaucheverteiler vorgezeigt. Erst nach 1890 wurden größere Jauchegruben angelegt. Zum Abfahren wurden hölzerne Jauchetonnen benutzt, die nach 1920 durch solche aus verzinktem Eisenblech ersetzt wurden.
f) Heidekultur und Dauerweiden.
Durch den großen Anfall von Schweinedung, Anfuhr von Kalk, Kainit und Phosphat wurde es möglich, die Heide ohne Pflügen in Dauerweide zu verwandeln. Das geschah von 1900 ab. Schon 1884 war die Anlage von Dauerweiden angeregt. 1912 waren in Böken 47 ha Dauerweiden, 1940 aber 351 ha. 1905 kam der Dampfpflug nach Böken. Die Heide wurde 75 cm tief umgebrochen und darauf mit Nadelholz bepflanzt oder als Ackerland benutzt.
g) Waldpflege.
1874 wurde in Innien der Erste Schleswig-Holsteinische Waldverband, der einen großen Einfluß auf Waldpflege und Neuanpflanzung hatte, gegründet.
h) Schrotanfuhr.
Die große Schweinehaltung nach 1900 erforderte starken Zukauf von Mastfutter. Mehrmals wöchentlich fuhren kleine Bauern nach Kellinghusen, um Gersten-, Mais- oder Kaiserschrot für die Kornhändler zu holen, oder Wagen der Firmen aus Kellinghusen brachten es. Als die Kornfirmen in Kellinghusen sich nach 1925 Lastautos zulegten, hörte der Nebenerwerb der kleinen Bauern auf.
i) Der Kartoffelbau.
Um 1900 gab es hier nur drei Sorten Kartoffeln, die beliebte holsteinische Eierkartoffel, den Buntkopf und die griese. Sie waren ausgebaut und brachten nur geringe Erträge. Neue Sorten (Magnum bonum, Industrie) kamen auf, aber sie waren bald nicht krebsfest und mußten verschwinden. Als nach dem Zusammenbruch 1945 das Saatkartoffelanbaugebiet im Osten uns verloren ging, wurden bei uns massenhaft Saatkartoffeln angebaut. Aber auch der Bau von Futterkartoffeln nahm stark zu. Die 1953 erbaute Kartoffeldämpfanlage bearbeitet die Kartoffeln als Silofutter.
j) Buchweizenanbau
Der Buchweizenanbau ist völlig aufgegeben. Er brachte nicht mehr genügenden Ertrag.