Archiv:Beerdigungen zur Zeit der Jahrhundertmitte
Beerdigungen zur Zeit der Jahrhundertmitte
In der letzten Ausgabe der Chronik schilderte Georg Reimer, wie es bei Begräbnissen in alter Zeit zuging. Mittlerweile hat sich vieles geändert. Hier soll darüber berichtet werden, wie eine Beerdigung etwa zur Zeit Pastor Tramsens ablief.
War jemand gestorben, wurde die sogenannte Totenfrau geholt. Im südlichen Innien war es Else Breiholz von der Ziegelei. Sie wusch mit der Familie den Leichnam. Der Tischler brachte den ausgesuchten Sarg. Die zwei Tischlereien im Ort hatten Särge auf Lager und waren gleichzeitig für die Vorbereitungen zur Beerdigung zuständig. Im Sonntagsstaat wurden die Verstorbenen in den Sarg gelegt und in der guten Stube des Hauses aufgebahrt. Die engere Familie erschien zum Mittagessen.
Am frühen Nachmittag kam der Lehrer mit einigen Schülerinnen zum Aussingen ins Haus, 1-2 Kirchenlieder wurden gesungen und ein Gebet gesprochen. Die Nachbarn trugen den jetzt geschlossenen Sarg nach draußen. Hier stand Werner Rathke aus Bargfeld schon mit dem Leichenwagen. Der Trauerzug setzte sich in Bewegung, und alle Trauernden folgten dem Sarg zu Fuß bis zur Kirche. Die Trauerfeier und die Beisetzung verliefen wie hier üblich. Der Chor der Mädchen sang von der Empore in der Kirche und am Grabe. In späteren Jahren hat man auf das Singen der Mädchen verzichtet.
Menschen, die sich selbst das Leben nahmen, wurden noch in den 30er Jahren mit einem Bauernwagen zum Friedhof gefahren und ohne kirchlichen Beistand begraben.
Nach 1945 trat plötzlich eine ganz neue Situation ein. Die Häuser waren voll mit Flüchtlingen belegt. Die kleine Sakristei an der Kirche wurde Leichenhalle, da nun ein Aufbahren in den Räumen nicht mehr möglich war.