Carl Reimers

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Carl Reimers

Carl Reimers
Carl und Elisabeth Reimers 1952 zu Besuch bei der Landjugend Waldeck. Das Bild wurde scherzhaft „Der Heiratsmarkt” genannt.

Am 6. März 1914 wurde Carl Reimers in Böken geboren. Seine Eltern waren der Bauer und Imker Johannes Reimers und seine Frau Alwine, geborene Bredahl. Johannes Reimers war Böker Bürgermeister und später Amtsvorsteher.

Leben

Im Anschluß an die Dorfschule besuchte Carl die Mittelschule in Neumünster. Nach einer Reihe eher freudloser Schuljahre verstand es der Pädagoge Hans Carstens [1] in ihm den Willen zum Lernen zu wecken, und er schloss die Schule mit dem Prädikat „gut" ab. Bauer wollte er werden, doch seine Eltern hatten ihn zum Lehrer bestimmt und den jüngeren Bruder zum Erben des Anwesens. Carl musste sich ihrem Willen beugen und wechselte auf die Holstenschule über.

Aber noch vor dem Abitur ging ihm die Geduld aus; er verließ die Schule, um sich der Landwirtschaft zu widmen. „Ich merkte, daß das wichtigste beim Bauern der „Hof' ist, ohne den es nun eben keinen Bauern gibt", schreibt er in seinem Lebenslauf[2]. Er hatte wenig Aussicht, je einen Hof zu bekommen, und orientierte sich um.

Voller Idealismus trat er 1933 dem Reichsarbeitsdienst bei und wurde schnell Unterführer. Seine Erwartungen wurden enttäuscht: „Mir wurde der Arbeitsdienst zu sehr „Organisation", ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt, ohne „Sterne und Lametta", ohne „Sie" und „Herr" in der Anrede. Ich wollte nur Können und Leistung gelten lassen". Nach der Arbeitsdienstzeit wurde er 1935 Erzieher für das als neuntes Schuljahr eingerichtete „Landjahr" im Landjahrlager Lütjenwestedt.

Die guten Erfahrungen im Umgang mit den Jugendlichen bewogen ihn nun doch dazu, den Lehrerberuf zu ergreifen. Er holte die Hochschulreife nach, ging an die jetzige Kant-Hochschule für Lehrerbildung in Braunschweig und machte 1939 die 1. Prüfung für das Lehramt an Volksschulen. Die schon zugeteilte Lehrerstelle konnte er wegen der Einberufung zum Wehrdienst nicht antreten. 1941 heiratete er seine Frau Elisabeth, geb. Wölm. Die Spätfolgen eines schweren Motorradunfalls bewirkten die Entlassung aus der Wehrmacht, und er wurde 1943 Betriebs- und Schulleiter des Landdienstlehrhofes Abtsdorf bei Wittenberg an der Elbe.

Gegen Kriegsende kurzfristig zum Volkssturm einberufen, geriet er als Verteidiger der Stadt Halle in amerikanische Gefangenschaft. In einem sogenannten „Vergeltungslager" entging er nur dadurch dem Tod durch Hunger und Typhus, dass er nach sechs Wochen in die britische Besatzungszone überführt wurde. („Ich war gerade so weit verhungert, dass ich mich nicht mehr ohne Hilfe erheben konnte.“) Nach sechs weiteren Wochen wurde er nach Hause entlassen.

Wiederhergestellt half er auf dem elterlichen Hof und arbeitete sich in die „Bezugs- und Absatzgenossenschaft Innien" ein, bei der sein Vater Geschäftsführer war. Als diese in dem Betrieb der Spar- und Darlehenskasse aufging, arbeitete er dort bis zu seinem Wiedereintritt in den Schuldienst (1950) als Warenkaufmann.

Er war dann zwei Jahre Lehrer in Heinkenborstel, übernahm 1952 die 5. Klasse (41 Schüler) der Innier Schule und machte die 2. Lehrerprüfung. 1955 wurde Carl Reimers Schulleiter in Bünzen. Soweit ist dies der ziemlich normale Lebenslauf eines Mannes seiner Generation, der Krieg und Gefangenschaft überlebt hat. Doch der Einsatz Carl Reimers für die Jugend erschöpfte sich beileibe nicht nur im Schuldienst. Schon im November 1945 war er Handballfachwart im TSV Aukrug, dessen langjähriger 1. Vorsitzender er später wurde. Ab Februar 1949 leitete er die Landjugend Aukrug, an deren Aufbau er maßgeblich beteiligt war.

Diese Landjugendgruppe entwickelte sich durch sein Engagement rasch zu einer großen, lebendigen Gemeinschaft und wurde durch vielfältige Aktivitäten im ganzen Land bekannt. Einmal richtete sie sogar ein Landes-Landjugendfest in der Nordmarkhalle Rendsburg aus. Im Kreis-Landjugendverband konnte er als Nicht-Landwirt lediglich 2. Vorsitzender sein, obwohl er geprüfter Landwirtschaftsgehilfe war. Später wurde er Ehrenvorsitzender der Landjugend Aukrug. Die rege Vortragstätigkeit vonseiten der Landjugend und des Bauernverbandes, mit dem sie ja verbunden war, ist als Vorläufer der Volkshochschule Aukrug anzusehen, auf deren Gründung er zusammen mit Heinrich Bünger und Hans August Jensen hinstrebte.

Natürlich lag ihm auch die Gemeindepolitik sehr am Herzen. Seit 1962 war er stellvertretender Bürgermeister in Bünzen, seit 1970 Gemeindevertreter der neuen Großgemeinde Aukrug und Vorsitzender des Ausschusses für Jugendpflege und Sport.

Am 9. August 1971 wurde dieser überaus aktive Mann mit 57 Jahren aus dem vollen Schaffen gerissen. „Carl Reimers hat als Aukruger für den Aukrug gelebt. Er hat das Geschehen über zwei Jahrzehnte in ständig steigendem Maße mitgestaltet, und alle, die ein Stück Weges mit ihm gingen, werden ihn nicht vergessen. "

Mit diesen Worten endet der Nachruf auf Carl Reimers in den damaligen Zeitungen, und mit ihnen soll auch dieser Beitrag abschließen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Es handelt sich um Hans Carstens, Vetter von Timm Carstens an der Schanze in Bünzen. Er wurde später Rektor der Mittelschule in Neumünster. Beim ersten Luftangriff auf Neumünster sind er und seine Familie bis auf einen Sohn umgekommen.
  2. Auch die folgenden Zitate dieses Textes stammen daher