Johannes Reimers

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Johannes Reimers, Ostern 1937

Johannes Reimers (* 1884; † 18. Februar 1964) war ein Imkermeister aus Böken. Er war dort Gemeindevorsteher, Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr und in weiteren Ehrenämtern aktiv. Carl Reimers war sein Sohn und Reimer Reimers aus Aukrug-Böken ist sein Enkel.

Die Geschichte des Aukrugs wäre nicht vollständig, wenn sie nicht auch eine kurze Würdigung der Persönlichkeiten enthielte, die sich um die Entfaltung des geistigen und wirtschaftlichen Lebens ihres Heimatortes besonders verdient gemacht haben. Aus den dargestellten Vereinsgeschichten und den genossenschaftlichen Unternehmungen ist schon eine ganze Reihe tatkräftiger Männer genannt worden, die sich als Vorsitzende, Schrift- und Kassenführer durch oft jahrelange, uneigennützige Tätigkeit herausgehoben oder durch ihre Wirksamkeit als Amtsvorsteher, Bürgermeister und Gemeindevertreter Hochachtung und Wertschätzung erworben haben. Sie alle sind aus der langen Geschichte der Aukrugdörfer nicht wegzudenken und haben sich bleibende Verdienste erworben. Einige Persönlichkeiten aus der Reihe dieser Männer, die schon der früheren Generation angehören, sollen hier aber doch namentlich herausgenommen werden, denn ihr Wirken war für den Aukrug von besonderer Bedeutung, und sie erfreuten sich als Bürger und als Inhaber bedeutender Ämter eines großen Ansehens in der Öffentlichkeit.

Herkunft

Er entstammte einer alten holsteinischen Familie, die schon 1539 in Timmaspe nachzuweisen ist. Ein Peter Reimers kam 1712 durch Einheirat nach Innien und wurde Bauernvogt. Das Amt blieb in der Familie. Ein Peter Reimers heiratete die Witwe Wiebke Holm in Bünzen und wurde dort Bauernvogt 1813. Von ihm heißt es, dass er „von den Feinden gebunden nach Rendsburg geführt“ wurde. Die Bauernvögte hatten bei dem Einfall fremder Heere immer schwer zu leiden, wenn sie sich für ihre Gemeinde einsetzten. Der Sohn Claus wurde in Innien Bauernvogt. Die Familie Reimers muss also sehr angesehen gewesen sein und großes Vertrauen genossen haben, denn in Innien, Böken und Bünzen waren Angehörige der Familie Bauernvögte.

Leben

Johannes Reimers rechts neben Lehrer Detlef Breiholz ca. 1897

Johannes Reimers wurde 1884 als 2. Sohn des Böker Bauernvogts Claus Reimers geboren. Er besuchte die letzten Jahre seiner Schulzeit die von Lehrer Detlef Breiholz gegründete Privatschule in Innien, die in dem Hause der Bäckerei, der jetzigen Butenschönschen, untergebracht war und daher im Volksmund das „Bäckergymnasium" genannt wurde. Lehrer Breiholz war nicht nur ein guter Lehrer, sondern auch ein erfolgreicher Imker und ein in diesem Fachgebiet weithin in Deutschland bekannter Mann. Er bewog seinen Schüler Johannes, eine richtige Imkerausbildung zu absolvieren. Johannes Reimers begann die Lehre 1901 bei Markus Rave in Lockstedt und setzte sie 1902 in einer Großimkerei der Lüneburger Heide fort. Für eine 6-monatige Ausbildung dort mussten seine Eltern die für ländliche Verhältnisse hohe Summe von 300,— Mark[1] aufbringen. Nach dem Besuch einer Imkerschule, Gehilfentätigkeit in der Lüneburger Heide und im Nürnberger Reichswald bei Fürth kehrte er 1907 nach Böken zurück und errichtete eine eigene Imkerei. Vom väterlichen Besitz erhielt er 7 ha Land, die „Sandkoppel“, heiratete 1913 und erbaute sich auf seinem eigenen Grund und Boden ein Gehöft. Von 1915 — 1918 Teilnehmer des 1. Weltkrieges kam er im November 1918 mit einem „Fahrtausweis des Arbeiter- und Soldatenrats“ in die Heimat zurück. Schon Anfang 1919 bekam er vom Landrat die Bestätigung seiner Ernennung zum Gemeindevorsteher in Böken. Wieder war ein Mitglied der Familie Reimers Bauernvogt in Böken.

Johannes Reimers widmete sich nun mit ganzer Kraft seinen Aufgaben als Gemeindevorsteher, die in den damaligen Jahren der Inflation, der Arbeitslosigkeit, der bäuerlichen Verschuldung ganz besonders schwierig war. Er erwarb sich aber dabei so sehr das Vertrauen seiner Mitbürger im ganzen Aukrug, dass er 1926 als Nachfolger von Claus Gloy zum Amtsvorsteher des Amtes Innien gewählt wurde. Was ihn auszeichnete, war ein großer Gerechtigkeitssinn und die Vertretung der Anliegen auch der sogenannten „kleinen Leute“, besonders in ihren Rentenansprüchen. Er war im Vorstand des Fürsorgezweckverbandes Nortorf-Land und Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr in Böken 1925, für die er mehrere Jahre als Schriftführer und Kassierer tätig war.

Dem von seinem Lehrer Breiholz gegründeten Imkerverein, der noch heute existiert, ist er gleich nach der Rückkehr aus der Fremde beigetreten und hat ihm lange Jahre, bis 1951, als 1. Vorsitzender gedient. Als Ehrenimkermeister und Ehrenvorsitzender seines Vereins war er selbst in den Führungskreisen des deutschen Imkerbundes ein bekannter und geschätzter Mitarbeiter. Als Imkermeister hat er manche Lehrlinge ausgebildet.

Nicht nur als Imker hat er seinen Mann gestanden, sondern auch als Landwirt. Durch Zukauf und Urbarmachung von Moor- und Heideflächen hat er seinen Besitz in harter Arbeit ständig vergrößert und verbessert.

Da er nicht bereit war, der NSDAP beizutreten, wurde er nach der Machtübernahme Hitlers seiner Ämter enthoben. Nun konnte er sich mit ganzer Hingabe seiner Landwirtschaft und Imkerei widmen. Er tat es mit bemerkenswertem Erfolg, und bis nach Berlin und Nürnberg gingen seine Erzeugnisse an Honig und Wachs, die mit manchen Anerkennungsurkunden und Preisen ausgezeichnet wurden.

Gleich nach dem Zusammenbruch 1945 wurde Johannes Reimers auf Anraten des späteren Ministerpräsidenten Steltzer wieder als Amtsvorsteher eingesetzt. Die gleichzeitige Übernahme auch des Bürgermeisteramtes lehnte er aus Gesundheitsgründen ab. Wiederum übernahm er selbstlos Verantwortung in schwerer Zeit. In seinem unbestechlichen Gerechtigkeitssinn war er der rechte Mann auf seinem Posten, hat sich der Flüchtlinge und Vertriebenen helfend angenommen und seine einheimischen Mitbürger bei der berüchtigten „Entnazifizierung“ unterstützt. Er wusste immer Rat! Er war auch lange Zeit Vorsitzender des Aufsichtsrats der Spar- und Darlehnskasse Innien und konnte Georg Reimer noch kurz vor dessen Tod die große freudige Nachricht überbringen, dass die Finanzierung der 2. Auflage gesichert sei.

Er gehörte auch dem im Januar 1946 noch von der Besatzungsmacht ernannten 1. Kreistag in Rendsburg an. Als 1949 das Amtsbüro in Innien eröffnet werden sollte, verzichtete er auf eine Wiederwahl, da sein geschwächter Gesundheitszustand die tägliche Radfahrt dahin nicht mehr erlaubte. Am 18. Februar 1964 ist er gestorben.

Amtsvorsteher Johannes Reimers war eine gestandene Persönlichkeit und hat unbeirrt, gradlinig und gerecht seine verantwortungsvollen Ämter verwaltet. Er hat sich damit in hohem Maße die Achtung und Wertschätzung seiner Mitbürger erworben.

Weblinks

Siehe auch

Fussnoten

  1. Im Jahr 2023 entspricht das einer Einkaufskraft von ca. 2.200 €