Raiffeisenbank Aukrug
Die Raiffeisenbank Aukrug, gegründet 1896 als Spar- und Darlehnskasse Innien, war die erste Geschäftsbank in Aukrug. 1990 fusionierte sie mit der Raiffeisenbank Nortorf.
Vorgeschichte: Die Spar- und Leihkasse an der Bünzau
"Am 23. Oktober 1869 hielt das landwirthschaftliche Casino an der Bünzer Aue seine erste Winterversammlung. Nachdem der Herr Vorsitzende die Versammlung eröffnet, verlas der Herr Secretair das Protocoll und wurde zur Tagesordnung übergegangen.
Auf der Tagesordnung standen zwei wichtige Gegenstände; nämlich: Beschlussfassung über eine zu bildende Fortbildungsschule und Beschlussfassung über eine zu gründende Casino-Sparkasse (eventl. Creditkasse).
Die Gründung einer Fortbildungsschule wurde mit einer großen Majorität beschlossen, und da die Herren Lehrer Lohse in Bargfeldt, Ahmling in Bünzen, Damman in lnnien und Raabe in Böcken sich bereit erklärten, den Unterricht zu ertheilen, so wurde die Eröffnung dieser Schule auf den 10. November im Schulhause zu Bargfeldt festgesetzt.
Die Gründung einer Casino-Sparkasse führte zu langen Debatten. Es wurde vielfach hervorgehoben, daß es ja sehr schwierig sei, wenn ein so kleiner Verein ein solches Werk in' s Leben rufen wollte; andererseits wurde aber auch der großen Nützlichkeit einer solchen Kasse Erwähnung gethan, und mit dem Motto: "Nur dem Muthigen gehört die Welt!" beschloß eine große Majorität die Gründung einer Casino-Sparkasse.
Nachdem nun eine Administration, bestehend aus 5 Mitgliedern, gewählt worden, wurde selbiger aufgegeben, die Statuten zu entwerfen und in der nächsten Versammlung zur Begutachtung vorzulegen; womit geschlossen. Die Versammlung trennte sich erst spät, in der vollen Überzeugung, etwas Gutes geschaffen zu haben."
"Am 10. November hielt das landwirthschaftliche Casino an der Bünzer Aue die zweite Winterversammlung. Nachdem der Präsident, Herr Christiansen, die Versammlung eröffnet, verlas der Secretair, Herr Ahmling, das Protocoll der letzten Versammlung. Die Administration der Sparkasse legte die Statuten zur Begutachtung vor, welche mit einigen kleinen Abänderungen angenommen wurd'en. Der Vicepräsident Herr Breiholz erstattete hierauf Bericht, daß schon 400 Rthlr. bei der Sparkasse eingegangen, noch im Laufe der Versammlung mehrere Einschüsse angemeldet, schon 200 Rthlr. wieder belegt seien, die Sparkasse sich also schon in Thätigkeit befinde. Derselbe ermahnte alsdann die Versammlung, der guten Sache treuzubleiben, selbst, wenn sie noch einige Opfer fordern wurde; die Sparkasse sei mit dem Casino-Verein verbunden, und beide vereint, führten zu einem guten Ziele."
Drei Wochen später legte der Sekretär des Casinos, Lehrer Ahmling, Bünzen, den Mitgliedern die Statuten der Sparkasse zur Begutachtung vor und der Vizepräsident Breiholz konnte darauf hinweisen, daß bereits 400 Reichsthaler ( = 1.200 M) als Spareinlagen eingezahlt worden seien. Die Spar- und Leihkasse an der Bünzau hat demnach schneller als die zeitgleich projektierte Waldbaugenossenschaft ihren Geschäftsbetrieb aufgenommen.
Gründung einer Spar- und Darlehnskasse
Gegen Ende vorigen Jahrhunderts waren die Gedanken Friedrich Wilhelm Raiffeisens, des Begründers des ländlichen Genossenschaftswesens, auch im Aukrug lebendig und beschäftigten die geistig beweglichen und weitblickenden Bauern. Man wollte die brachliegenden Geldmittel des Aukruges sammeln, um sie den Landleuten zur Verfügung zu stellen, die Geld zu wirtschaftlichen Verbesserungen in ihren Betrieben gebrauchten. Der Gedanke der reinen Not- und Hilfsgemeinschaft stand im Vordergrund, als sich am 7. Februar 1896 21 Landleute des Aukrugs zur Gründung eines Spar- und Darlehnskassenvereins zusammenfanden. Den Vorstand bildeten C. Gloy, Innien, H. Jargstorff, Innien C. W. Glindemann, Böken. Dem Aufsichtsrat gehören an: C. Richers, Homfeld, M. D. Ratjen, Bargfeld, J. Harms, Bünzen.
Die ersten Wahlen erfolgten einstimmig.
Der erste Rendant war Hans Jargstorff, Innien. Das Jahr 1896 hatte einen Überschuss von 78 M, das Jahr 1897 schon einen Gewinn von 244,94 M, wovon der Rendant 200 M Jahresvergütung erhielt. Sein geschwächter Gesundheitszustand — eine Folge seiner Teilnahme am Krieg 1870/71 — musste ihn veranlassen, schon 1899 sein Amt niederzulegen, und der Innier Kaufmann W. Ovens wurde sein Nachfolger. Die Überschüsse wuchsen stetig. Das Vertrauen zu der kleinen Bank stieg.
Der Verein ist dem Raiffeisenverband Kiel angeschlossen und untersteht geldmäßig der Landesgenossenschaftsbank Kiel. Er betrieb anfangs keinen Warenverkehr. Ein solches ergab sich erst durch die am 1. Januar 1948 erfolgte Zusammenlegung mit dem Landwirtschaftlichen Konsumverein von 1885. Unerschüttert durch die wechselvollen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse der bisher vergangenen 63 Vereinsjahre konnte die Kasse ihre Bedeutung für den Aukrug immer mehr steigern, wie eine Gegenüberstellung verschiedener Summen aus dem Geschäftsgang der Genossenschaft beweist.
1949 | 1958 | 1959 | |
---|---|---|---|
Mitglieder | 257 | 206 | 215 |
Eigenkapital | 20.100 | 121.000 | |
Warenumsatz | 451.800 | 1.240.000 | |
Gesamtumsatz | 27.265.000 | 34.165.000 |
Am 7. Februar 1896 fand in Innien auf Veranlassung des damaligen Amtsvorstehers Claus Gloy, Innien, eine Versammlung statt, zu der der Wanderlehrer des Verbandes der schleswig-holsteinischen landwirtschaftlichen Genossenschaften als Gast geladen war. Er sollte bei der geplanten Gründung einer Spar- und Darlehnskasse entsprechende Hilfestellung leisten.
Doch bevor wir über den Gründungsakt selbst berichten, muss die Frage erörtert werden, ob denn für eine neue „Bank“ oder „Sparkasse“ wirklich ein Bedürfnis vorlag. Seit l869 bestand in Innien für die fünf Aukrugdörfer eine „Spar- und Leihkasse“ als private Sparkasse.
Sie hielt ursprünglich monatlich einmal - später wöchentlich einmal - sog. Kassenstunden ab, nahm Spareinlagen entgegen und lieh gegen hypothekarische Sicherstellung langfristig Gelder aus. In den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens genügte sie mit dieser Art ihres "Geschäftsbetriebes" durchaus den Bedürfnissen der Bevölkerung unserer Dörfer. Die zunehmende Wirtschaftsintensität in Landwirtschaft, Handwerk, Handel und Gewerbe hatte aber inzwischen zu einem stärkeren Geldumschlag geführt, dem die Sparkasse später nicht mehr gewachsen war. Es genügte nicht, nur wöchentlich einmal Geschäftsstunden abzuhalten. Man musste täglich mit seiner Bank in Geschäftsverbindung treten können. Demzufolge musste auch die Möglichkeit gegeben sein, außer dem bei der Sparkasse üblichen Spareinlagen- und Hypothekengeschäft den laufenden Rechnungsverkehr zu betreiben, um die täglich anfallenden Gelder einer sofortigen Verzinsung zuzuführen und um für vorübergehende Wirtschaftsbedürfnisse auch kurzfristig Kredite entleihen zu können. Die ländliche Wirtschaft forderte einen modernen Bank- und Zahlungsverkehr. Das galt nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für Handwerk, Handel und Gewerbe. Für alle Bevölkerungsgruppen hatte ein größerer Geldumschlag Platz gegriffen. Allein die Gründung der drei Meiereigenossenschaften in Bargfeld, Homfeld und Innien und die damit in Verbindung stehende Intensivierung der Milchwirtschaft gab in geldwirtschaftlicher Hinsicht dazu Anlass, dass das monatlich anfallende Milchgeld zu einer stetig fließenden Einnahmequelle wurde, aus der für viele Betriebe alle anfallenden Ausgaben gedeckt werden mussten. Auch die Schweinemast, die in unseren Aukrugdörfern schon frühzeitig eine starke Ausbreitung gefunden hatte, brachte einen schnelleren Umschlag der investierten Betriebsmittel· ganz abgesehen davon, dass dieser Ausbau der Veredlungswirtschaft eine größere Kreditbereitschaft der mit der Landwirtschaft in Verbindung stehenden Spar- und Kreditinstitute erforderte. Nicht umsonst sprach man zu jener Zeit in vielen Versammlungen unseres landwirtschaftlichen Vereins von einer Kreditnot, die dafür verantwortlich gemacht wurde, dass dringend notwendige Umstellungs- und Verbesserungsmaßnahmen nicht durchgeführt werden konnten, weil deren Finanzierung auf unüberwindliche Schwierigkeiten stieß.
Diese Kreditnot musste behoben werden.
Deshalb hatte Claus Gloy zu der eingangs erwähnten Versammlung zwecks Gründung einer Spar- und Darlehnskasse eingeladen. Er vertrat mit allem Nachdruck und aus innerer Überzeugung die Auffassung, daß für die Dörfer des Aukrugs, für den Bereich des landwirtschaftlichen Vereins an der Bünzenerau, in Ergänzung zu der seit fast dreißig Jahren arbeitenden Spar- und Leihkasse eine dem laufenden Bank- und Zahlungsverkehr dienende Spar- und Darlehnskasse völlig unentbehrlich sei. Beide Institute sollten in keiner Weise untereinander konkurrieren. Ein friedliches Miteinander sei möglich und auch notwendig. Da zu der Zeit in allen Teilen der Provinz genossenschaftliche Spar- und Darlehnskassen errichtet wurden und in Verbindung damit immer wieder die Frage der Konkurrenzsituation zu den bäuerlichen privaten Spar- und Leihkassen auftauchte, verfasste Claus Gloy, der als Vorsitzender der Spar- und Leihkasse gleichzeitig den Vorsitz im Vorstand der neuen Spar- und Darlehnskasse übernommen hatte, ein Flugblatt, in dem er seine Auffassung über die gegenseitige Ergänzung der beiderseitigen Aufgabengebiete mit überzeugenden Worten darlegte. Das Flugblatt wurde auf Veranlassung des Verbandes der landwirtschaftlichen Genossenschaften e.V., Kiel, des heutigen Raiffeisenverbandes Schleswig-Holstein und Hamburg e.V., Kiel, zu Tausenden von Exemplaren gedruckt und in allen Versammlungen der landwirtschaftlichen Vereine verteilt.
Claus Gloy gelang es auf diese Weise, das hier und da in einzelnen Dörfern bestehende Vorurteil gegen neu zu gründende Spar- und Darlehnskassen zu überwinden und vorhandene Bedenken abzubauen. Er leistete damit einen wesentlichen Beitrag für die Förderung der Entwicklung unseres schleswig-holsteinischen genossenschaftlichen Kreditwesens. Da durch die Gloy'sche Aktion der Name unseres Heimatdorfes in alle Kreise der Provinz hinausgetragen wurde, dürfte es wohl angebracht sein, den Inhalt des Flugblattes hier an dieser Stelle unserer Chronik in vollem Wortlauf abzudrucken:
“Privat-Sparkassen und Spar- und Darlehnskassen. Von Amtsvorsteher C. Gloy, Innien.
Man hört oft die Meinung, daß die sog. Raiffeisenschen Spar- und Darlehnskassen Konkurrenzunternehmungen der Privatsparkassen sind. Mitunter ist dies der Grund, daß man von der Gründung einer Spar- und Darlehnskasse absieht, nur um, wie man sagt, die Privatsparkasse nicht zu schädigen. Wir können diese Ansichten nicht theilen, sondern glauben vielmehr, daß beide Institute an einem Ort und in einem Kirchspiele recht gut vereint wirken können, weil sie gegenseitig ihre Thätigkeit ergänzen W1d so im Stande sind, den Wohlstand ihrer Mitglieder zu fördern. Die Praxis hat uns in dieser Hinsicht gelehrt, daß unsere eben ausgesprochene Meinung keineswegs eine falsche ist, denn an hiesigem Orte besteht außer der Privatsparkasse seit Februar 1896 auch eine Spar- und Darlehnskasse. Nachstehende Ausführungen sollen beweisen, wie beide Institute vorzüglich neben und miteinander wirken können, und mit dazu helfen, das Vorurtheil gegen die Spar- und Darlehnskassen zu beseitigen.
Die hiesige Sparkasse ist aus dem hiesigen landw. Verein hervorgegangen, steht jedoch in Folge gerichtlicher Anforderung als Privatkasse da. Die Leitung hat stets in Händen solcher Bauern gelegen, die für Gemeinsinn Interesse bekundeten.
Ebenfalls ist die hiesige Spar- und Darlehnskasse ein Kind des landw. Vereins. Bei der Wahl des Geschäftsführers der letzteren wurde dem Geschäftsführer der Sparkasse dieser Posten für die Darlehenskasse übertragen.
Dieses Vorgehen hat sich als sehr gut bewiesen, denn die Darlehens- und Sparkassen stehen sich einander nicht als Konkurrenten gegenüber, sondern sind vielmehr bei richtiger Handhabung sehr geeignet, sich gegenseitig zu ergänzen. Während die Sparkasse, die ruhigen, für längere Zeiträume festgelegten Kapitalien oder Schulden in sich aufnimmt, ist die Darlehnskasse für die flüchtigeren, auf kürzere Zeiträume berechneten Geldverhältnisse berufen. Zumeist wird letztere in Anspruch genommen, um die in dem Wirthschaftsbetriebe der Mitglieder sich im Laufe der Zeit ergebenden Geldanforderungen auszugleichen, sei es um laufende Schulden prompt zu zahlen oder sei es um vorhandene Summen eine Zeit lang gegen Zinsen sicher unterzubringen. Für beide Fälle würde eine Privat-Sparkasse doch nicht auf die Dauer leistungsfähig sein.
Ferner sind noch andere Fälle denkbar, wo ebenfalls die· Wirksamkeit der Sparkasse nicht ausreicht. Ein Kapitalist z.B. kommt in die Lage, von seinem bei der Sparkasse belegtem Kapital einen Theil zu kündigen. Soll nun diese Summe auf kürzere Zeit, vielleicht nur für Monate oder für 1 oder 2 Jahre als Aushülfe dienen, so wäre es dem Geschäftsführer der Sparkasse oftmals gewiß erwünscht, wenn das Kapital unberührt bliebe und könnte der Betreffende ein die Darlehnskasse verwiesen werden.
Weiter liegen Fälle vor, wo müssig liegende Kapitalien der Sparkasse zugeführt werden, die sonst zurückbehalten würden, um eventl. unvorhergesehenen Anforderungen damit abzufinden. Sind die Inhaber solcher Kapitalien Mitglieder der Darlehnskassen, dann können sie niemals in Verlegenheit kommen und somit kann die Summe bei der Sparkasse schon eher belegt werden, als dieses sonst der Fall gewesen wäre.
Solche und ähnliche Verhältnisse liegen mehr vor und kann bei vernünftiger und umsichtiger Leitung der Sparkasse nur Vortheil aus einer Spar- und Darlehnskasse für erstere erwachsen.
Selbst wenn die Sparkasse. in momentaner Verlegenheit um eine Geldsumme ist könnte der Fall eintreten, daß ein Mitglied der Darlehnskasse 'durch diese der Sparkasse die Summe rasch zur Verfügung stellen kann, wodurch dann letzterer ein sonst verloren gegangener gut fundirter Schuldposten erhalten bleibt.
Beide Kassen b e stehen hier nebeneinander und arbeiten in gegenseitiger Ergänzung für das Gemeinwohl der hiesigen Gegend.
Die Spar - und Darlehnskassen sind besonders zur Hebung de:r Landwirthschaft berufen, und es wird dahin kommen , daß rnan nach Jahren die betehenden Spar- und Darlehnskassen als einen Gradmesser für die Intelligenz der Gegenden unseres Landes ansehen kann.“
Abdruck aus I/1899 des "Landw. Wochenblattes"
Damit dürfte hinreichend bewiesen sein, daß für die Neugründung tatsächlich ein unabwendbares Bedürfnis bestand. Die Versammlungen verlief in voller Einmütigkeit. Vorstand und Aufsichtsrat wurden wie folgt besetzt:
Vorstand
Vorsitzender: Claus Gloy, Innien
Stellvertreter: C.W. Glindemann, Böken
Geschäftsführer: H. Jargstorff, Innien
Aufsichtsrat
E. Rieckers, Homfeld
M.D. Ratjen, Bargfeld
J. Harms, Bünzen
Zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates wurde in der ersten Aufsichtsratssitzung M.D. Ratjen, Bargfeld, gewählt.
In der Gründungsversammlung traten der Genossenschaft 22 Mitglieder bei. Am Ende des ersten Geschäftsjahres waren es 53.
Vier Jahre später - Ende 1900 - betrug die Bilanzsumme, das im Geschäftsbetrieb arbeitende Kapital, schon fast 100.000 M. Dabei muss erwähnt werden, dass die Spar- und Darlehnskasse keinerlei Spareinlagen entgegennahm. Sie finanzierte sich ausschließlich aus den von den Mitgliedern eingezahlten Einlagen in laufender Rechnung, die allerdings damals mit 3 1/4 % verzinst wurden, und den von der genossenschaftlichen Geldausgleichsstelle, der 1895 gegründeten Schleswig-Holsteinischen Landesgenossenschaftskasse in Kiel, bereitgestellten Krediten.
Der Spareinlagenverkehr blieb - der Gloy'schen Auffassung entsprechend - bei der privaten Sparkasse konzentriert. Wenn die Spar- und Darlehnskasse dennoch schon 1900 über ein Betriebskapital von rd. 100.000 M verfügte, so zeigt dieser Hinweis, dass ein beachtliches laufendes Geldgeschäft betrieben wurde. Allein in der laufenden Rechnung waren im Jahre 1900 338.187 M an Einzahlungen geleistet, und der geldliche Umsatz dieses Geschäftsjahres stellte sich auf rd. 900.000 M. Nur 11 der damals vorhandenen 107 Spar- und Darlehnskassen hatten einen Umsatz von mehr als 1 Million Mark. Die Spar- und Darlehnskasse Innien war in ihrer geschäftlichen Entwicklung durchaus auf dem rechten Wege. Sie gehörte zur Zeit der Jahrhundertwende schon zu den größeren genossenschaftlichen Dorfbanken unserer Provinz. Das ergibt sich auch noch aus einer anderen Vergleichszahl: 1900 betrug der geldliche Umsatz in Innien je Mitglied 13.430 M; im provinziellen Durchschnitt erzielten 107 Spar- und Darlehnskassen einen Umsatz von 9.723 M je Mitglied. Auch in den nachfolgenden Jahren konnten diese imponierenden Vergleichswerte in der Relation zu der Entwicklung der übrigen Spar- und Darlehnskassen durchaus gehalten werden. 1901 war der Umsatz schon auf mehr als 1 Mill. M. angestiegen.
In einem Bericht, den Amtsvorsteher Claus Gloy unter dem 8.1.1899 an die Direktion der Landwirtschaftskammer Kiel einreichte, fanden wir folgende Bemerkungen, die uns ebenfalls bestätigen die junge Spar- und Darlehnskasse sich durchaus im Sinne der Erwartungen ihrer Mitglieder entwickelte:
"Die seit einigen Jahren hier errichtete Spar- und Darlehnskasse findet immer mehr Anerkennung und Benutzung, und es kann nicht fehlen, daß diese Kassen sich mit der Zeit überall, besonders wo bäuerliche Wirtschaften vorherrschend sind, einbürgern werden.“
Diese Hoffnung des Vorsitzenden hat sich - auch über einen längeren Zeitraum betrachtet - durchaus erfüllt. Das zeigen die der Jahresbilanz 1912 entnommenen Zahlen. Dabei kommt es uns in erster Linie darauf an, nachzuweisen, dass die Spar- und Darlehnskasse der Aukrugdörfer, die nach dem Beschluss auf der Gründungsversammlung freiwillig auf das Spareinlagen- und Hypothekengeschäft verzichtete, in der Gemeinsamkeit mit den übrigen 357 Spar- und Darlehnskassen der Provinz trotz der Einschränkung ihrer Geschäftsfunktionen einen hervorragenden Entwicklungsstand erreicht hat. Das ergibt sich aus einem Vergleich der wichtigsten Bilanz- und Umsatzpositionen unserer Aukruggenossenschaft zu den entsprechenden Durchschnittswerten aller Spar- und Darlehnskassen in der Provinz und im Reich.
Spar- und Darlehnskasse Innien 1912 | |
---|---|
Zahl der Mitglieder | 179 |
Bilanzsumme | 179.281 |
davon Spareinlagen | - |
davon Einlagen in laufender Rechnung | 156.457 |
Kredit bei der LGB Kiel | 12.335 |
Reserven | 6.945 |
Geschäftsguthaben | 1.760 |
Gesamtumsatz | 10.495.027 |
Ausleihungen in laufender Rechnung | 165.952 |
Gewährte Darlehen | - |
Beginnen wir unseren Betriebs- und Leistungsvergleich mit dem geldlichen Umsatz, der doch wohl als das untrüglichste Kennzeichen einer laufenden Inanspruchnahme der Genossenschaft durch die Mitglieder gewertet werden darf:
1. Der Umsatz (10.495.027 M ) entsprach einem Umsatzbetrag je Mitglied von 58.631 M.
Umsatz je Mitglied im Durchschnitt aller 357 Spar - und Darlehnskassen unserer Provinz 27.194 M ; im Reichsgebiet 5.564 M .
Dazu zwei weitere Vergleichszahlen:
Umsatz je Spar- und Darlehnskasse :
a ) in Schleswig-Holstein 1.775.407 M
b) im Reichsgebiet 504.934 M .
Es gab 1912 in Schleswig-Holstein nur zwei Spar- und Darlehnskassen, die den Umsatz der Genossenschaft der Aukrugdörfer überschritten.
2 . Von dem fremden - und dennoch im Gebiet der Aukrugdörfer erfaßten Betriebskapital sind ausgewiesen :
a ) Spareinlagen -
b) Einlagen in laufender Rechnung 156.457 M
zusammen: 156.457 M
in der Provinz je Spar- und Darlehnskasse
a) Spareinlagen 93.985 M
b ) Einlagen in laufender Rechnung 28.223 M
zusammen: 122.208 M
Trotz des Verzichts auf das Spargeschäft war die dorfeigene Betriebskapitalgrundlage überdurchschnittlich gut. Auf die Zahl der Mitglieder bezogen, betrugen die Einlagen in laufender Rechnung:
a) in Innien 870 M je Mitglied
b) in der Provinz 432 M je Mitglied
c) im Reich 324 M je Mitglied
3. In diesem Zusammenhang interessiert die Frage, ob etwa fehlende Spareinlagen durch einen erhöhten Kredit bei der Landesgenossenschaftsbank, der Zentralkasse der schleswig-holsteinischen Spar- und Darlehnskassen, ersetzt worden sind?
a ) Schulden der Spar- und Darlehnskasse Innien bei der LGB 12.235 M.
b ) Schulden aller Spar- und Darlehnskassen der Provinz bei der LGB je Kasse 29.836 M.
d) Schulden aller Spar- und Darlehnskassen des Reiches bei den Zentralkassen je Kasse 41.991 M.
Der Verzicht auf die Hereinnahme von Spareinlagen hat also nicht dazu geführt, dass die Spar- und Darlehnskasse Inniens ich stärker als andere Genossenschaften bei der Zentralkasse verschuldete. Im Gegenteil, der dort in Anspruch genommene Kredit lag unter den Durchschnittsbeträgen in der Provinz und im Reich.
Sicherlich war es für die Gründer der Spar- und Darlehnskasse ein Risiko, von Anfang an auf das sonst im ländlichen Bankenverkehr aus Rentabilitäts- und auch aus Liquiditätsgründen so interessante und begehrenswerte Spargeschäft zu verzichten. Der Beschluss erfolgte aber unter dem Aspekt der Vermeidung eines Konkurrenzkampfes zweier bäuerlicher Spar- und Kreditinstitute , die durch die Selbsthilfe der Dorfbewohner ins Leben gerufen worden waren und durch die Solidarhaft aller Mitglieder getragen wurden . Hier sollte das Miteinander beider Geschäftsbetriebe von vornherein fest begründet werden. Und das ist - wie wir an den Zahlengegenüberstellungen gesehen haben - durchaus gelungen; zum al in der Besetzung der Verwaltungsorgane beider Institute keine wesentlichen Unterschiede vorhanden waren und auch die Geschäftsführung in einer Hand lag. Beide Einrichtungen waren "Kinder" des landwirtschaftlichen Vereins, dessen Führung sich in jeder Weise um die Förderung des Sparsinns wie auch um eine ausreichende Kreditversorgung der Mitgliedsbetriebe bemühte.
Diese günstige Entwicklung der Genossenschaft ist wohl in erster Linie der besonderen Initiative des Vorsitzenden Claus Gloy zu verdanken. Wenige Jahre nach der Gründung wurde Gloy in den Aufsichtsrat der Schleswig-Holsteinischen Landesgenossenschaftsbank, Kiel, gewählt, dem er bis 1929 - mehr als 30 Jahre lang – angehörte. 1904 wählte der Verbandstag der schleswig-holsteinischen landwirtschaftlichen Genossenschaften, Kiel, ihn in eine Kommission, die den Auftrag übernommen hatte, ein Konzept für eine möglichst einfache Gestaltung der Geschäftsführung ländlicher Spar- und Darlehnskassen zu entwerfen. Überall war sein Rat gefragt und seine Mitarbeit notwendig. Über die weitere geschäftliche Entwicklung der Spar- und Darlehnskasse zu berichten, kann nicht Aufgabe dieser Chronik sein; wohl aber sei abschließend vermerkt, dass Claus Gloy's Saat reiche Frucht getragen hat. Seine Genossenschaft gehört auch heute noch - 82 Jahre nach der Gründung - zu den größeren ländlichen Kreditgenossenschaften unseres Landes mit einem Bilanzvolumen von 16,3 Mill. DM, davon 14,6 Mill. DM Einlagen und einem Warenumsatz von mehr als 3,3 Mill. DM. Neben den bankmäßigen Aufgaben betreibt die Spar- und Darlehnskasse in Fortsetzung des "Landwirtschaftlichen Konsumvereins für Innien und Umgegend" ein bedeutsames Warengeschäft. Umfangreiche Lagerhallen und ein gut 500 t Getreide fassender Siloturm - übrigens ein neues und sehr markantes Wahrzeichen unseres Aukrugs - sind die äußeren Kennzeichen dieser genossenschaftlichen Betriebssparte.
Von 1896 bis 1924 war Claus Gloy Vorsitzender des Vorstandes der von ihm gegründeten Spar- und Darlehnskasse Innien. Von 1897 bis 1921 war er Mitglied des Verbandsausschusses des Verbandes der schleswig-holsteinischen landwirtschaftlichen Genossenschaften e. V., Kiel, dessen Präsident, Freiherr von Heintze, in seinem Nachruf darauf hinweist, dass der Verstorbene als Verbandsausschußmitglied tatkräftig an dem Aufbau unserer heimischen Genossenschaftsorganisation mitgearbeitet und sich um die Förderung der Genossenschaften, insbesondere der Spar- und Darlehnskassen, große Verdienste erworben habe. Am 16. Mai 1928 wurde Claus Gloy durch Verleihung der Freiherrn von Heintze Medaille geehrt.
32 Jahre lang gehörte er als Mitglied dem Aufsichtsrat der Schleswig-Holsteinischen Landesgenossenschaftsbank e. G. m. b. H., Kiel, an. Ein verdienstvoller überzeugter Genossenschafter, dessen segensreiches Wirken weit über die Grenzen des Aukruges hinausgriff.
1907 schied C. Rickers, Homfeld, wegen Fortzugs aus dem Aufsichtsrat aus. Ihm folgte Heinrich Heeschen aus Homfeld, und nach seinem Tod 1912 wurde Heinrich Ratjen in den Aufsichtsrat gewählt.
1916 zeichnete die Kasse 20 000 und 1917 und 1918 je 30 000 M Kriegsanleihe. An bedürftige Soldatenfrauen wurden während des 1. Weltkrieges laufend Unterstützungen gezahlt, ebenso an den Frauenverein Innien.
Ende 1919 schied W. Ovens nach 20-jähriger Tätigkeit aus seinem Amt als Rendant aus, und Molkereiverwalter Hansen, Innien, übernahm die Geschäftsführung. Ihm folgte 1923 August Jensen, Innien. Er stammte aus Stafstedt und war dort Geschäftsführer eines Mühlenbetriebes. Eine schwere Kriegsverletzung belastete seine Gesundheit. Er leitete die Kassengeschäfte fast 25 Jahre bis zu seinem 1947 erfolgten Tode.
Am 7. 2. 1946, dem 50. Gründungstage des Unternehmens, konnte Detlef Ratjen, Bargfeld, als einzig noch lebender Mitbegründer feierlich geehrt werden.
Fusion mit der Bezugs- und Absatzgenossenschaft
Am 12. 3. 1947 wählten Aufsichtsrat und Vorstand den Genossenschaftsbankangestellten Hans-August Jensen, Sohn des bisherigen Rendanten, zum Geschäftsführer und bestellten ihn zum Vorstandsmitglied unter Zustimmung des Verbandes, der damaligen Militärregierung und der Entnazifizierungsbehörde mit nachträglicher Genehmigung der Mitgliederversammlung. Im gleichen Jahr wurde mit Zweidrittel-Mehrheit die Verschmelzung der Spar- und Darlehnskasse mit der seit 1885 bestehenden Bezugs- und Absatzgenossenschaft beschlossen.
Es folgte 1952 der Bau eines Lagerhauses gegenüber dem Bahnhof. 1953 übernahm Hans Bach, Angestellter der Landesgenossenschaftsbank in Kiel, die Geschäftsführung und Hans-August Jensen die Leitung des Warenlagers unter gleichzeitiger Ausscheidung aus dem Vorstand, in den nun an seine Stelle Hans Bach gerufen wurde.
Die Bedeutung dieses Geld- und Wareninstitutes nahm immer mehr zu. Es wurde nicht nur von den Landwirten, sondern in zunehmendem Maße auch vom Handel und Gewerbe in Anspruch genommen. Dieser Entwicklung trug man Rechnung durch die Wahl des Sattlermeisters Willi Stahl, Innien, in den Aufsichtsrat.
In der politisch und wirtschaftlich so wechselhaften Zeit ihres nunmehr 82-jährigen Bestehens blieb die Spar- und Darlehnskasse unerschüttert. Sie hat ihren Mitgliedern und Kunden durch zwei katastrophale Geldentwertungen sicher hindurchgeholfen; Mitglieder- und Kapitalbestand sowie Waren- und Gesamtumsatz vergrößerten sich stetig.
Folgende Zahlenübersicht mag das verdeutlichen:
1949 | 1959 | 1969 | 1977 | |
---|---|---|---|---|
Mitgliederzahl: | 257 | 215 | 254 | 334 |
Eigenkapital: | 20 100 | 140 500 | 387 400 | 604 300,— DM |
Warenumsatz: | 451 800 | 1 278 000 | 1 875100 | 3 132 000,— DM |
Gesamtumsatz: | 27 265 000 | 36 150 000 | 74 486 000 | 148 250 000,— DM |
Personal: | 3 AK | 10 AK | 12 AK | 12 AK |
1952 bis 1961 Bau und Erweiterungsbauten des Warenlagers.
1954 Bau eines Bankgebäudes. Bis dahin waren die ganzen Jahrzehnte hindurch Geschäftsführung und Bankbetrieb in den Privaträumen des jeweiligen Rendanten.
1954 zugleich die Errichtung einer Kartoffeldämpfanlage.
1966 Bau eines Getreidesilos mit Vermahlungseinrichtung.
1974 Erstellung einer Düngerhalle und Pensionierung des erfolgreichen Geschäftsführers Hans Bach.
In dem Geschäftsbericht auf der Mitgliederversammlung vom April 1974 wurde hinsichtlich des Düngergeschäftes eine gewisse Stagnation festgestellt, die zu der Überlegung führte, dass der Bau einer Halle zur Lagerung und zum schnellen Umschlag von losem Dünger erforderlich sei. Auf Empfehlung der Hauptgenossenschaft wurde von der Versammlung der sofortige Bau einer Lagerhalle beschlossen. Der Düngerverbrauch nahm erheblich zu. Die Entwicklung führte zu großen Düngerstreuern mit loser Ware, die nur eine leistungsfähige ortsansässige Firma liefern konnte. Ab 1975 besitzt die Genossenschaft zwei eigene Großflächenstreuer, mit denen der lose Dünger unmittelbar auf die Koppeln gebracht wird.
Mit Ablauf des Geschäftsjahres, am 31.12.1974, legte der Geschäftsführer Hans Bach sein Amt aus Gesundheits- und Altersgründen nieder.
Hans Bach, gebürtiger Stettiner, kam nach dem Kriege nach Kiel und war dort Abteilungsleiter in der Hauptgenossenschaft. Durch seinen beruflichen Werdegang war er mit der genossenschaftlichen Bank- und Warenwirtschaft bestens vertraut. Als Folge einer Umstellung in der hiesigen Genossenschaft wurde er nach Zustimmung der Mitgliederversammlung mit der Geschäftsführung beauftragt und in den Vorstand gewählt.
Unter seiner zielstrebigen und umsichtigen Leitung hat die Genossenschaft einen großen Aufschwung genommen. Er hat es gleich zu Beginn seiner Tätigkeit in kühner Entschlusskraft durchgesetzt, dass ein eigenes Bankgebäude errichtet wurde. Ein besonderes Anliegen war ihm die Ausbildung des Nachwuchses. Mehrere Abteilungsleiter haben hier ihre Volontärzeit absolviert. Hans Bach hat sich Vertrauen und Anerkennung erworben, und sein 1976 erfolgter Tod hat weithin große Anteilnahme ausgelöst.
Umfirmierung in Raiffeisenbank Aukrug
Aufgrund einer Empfehlung des Spitzenverbandes, alle Raiffeisenkreditgenossenschaften zu einer einheitlichen Namensgebung zu veranlassen, beschloß die Mitgliederversammlung vom Mai 1975 die Umfirmierung der Genossenschaft in „Raiffeisenbank AG Aukrug".
Jürgen Sievers, 1935 in Kiel geboren, trat 1952 in die Banklehre bei der Genossenschaftlichen Zentralbank in Rendsburg, verbrachte seine Angestelltenjahre in Husum und Kiel und war ab 1961 Geschäftsführer einer Raiffeisenbank in Weddingstedt und später in Wacken.
Die Buchhaltung der Bank ist seit 1975 einer modernen elektronischen Datenverarbeitungszentrale in Kiel angeschlossen. Mit Spezialmaschinen werden sämtliche Buchungsvorgänge auf einen Belegstreifen gebracht, der nur von Computern weiterverarbeitet werden kann. Diese Belegstreifen werden mit einem eigens dafür eingerichteten Kurierdienst am späten Nachmittag in die Datenzentrale nach Kiel gebracht. In der Nacht erfolgt dort die Verarbeitung, und um 5.00 Uhr am nächsten Morgen befinden sich alle Unterlagen mit den einzelnen Kontoauszügen für die Kunden schon wieder auf der Bank in Aukrug.
1977 Beschluß eines Erweiterungsbaues des Bankgebäudes. Das Bauvorhaben wurde nötig durch die zunehmende Erweiterung des Geschäftsverkehrs und durch eine Verordnung der Bundesregierung, für alle Banken das sogenannte „Vier-Augen-Prinzip", d. h. die Einstellung von zwei vollberechtigten Direktoren, durchzuführen. Auch die elektronische Datenverarbeitung erfordert neue Arbeitsräume und nicht zuletzt den Ausbau dringend erforderlicher Dienstleistungen (Nachttresor, verbesserte Sicherheitsanlagen und Räume zur Kundenbetreuung im allgemeinen Wettbewerb um den Kunden).
Von der Größe und Bedeutung einer Bank gibt u. a. die Bilanzsumme Ausdruck. Sie betrug für die Raiffeisenbank Aukrug 1976 12 Millionen DM, das Guthaben der Kunden 10,5 Millionen und zusammen mit den verwalteten Wertpapieren sogar 11,4 Millionen DM.
Wenn man bedenkt, daß Aukrug etwa 3000 Einwohner hat, so bedeutet das, daß pro Kopf der Bevölkerung von unserer Raiffeisenbank ein Geldbetrag von 3800 DM verwaltet wird. Aus allem ergibt sich, daß die Raiffeisenbank aus dem wirtschaftlichen Leben der Gemeinde Aukrug nicht wegzudenken ist. Sie fühlt sich als finanzielle Betreuerin aller Schichten der Bevölkerung und hat ihren Gemeinsinn in mancherlei Spenden, u. a. auch in der maßgebenden Finanzierung des Georg Reimerschen Buches „Geschichte des Aukruges" unter Beweis gestellt. Seit einigen Jahren ist der auch als Gemeindevertreter in der tiffentlich-keit bekannte Landwirt Klaus Detlef Ratjen, Bargfeld, als Nachfolger des geschätzten früheren Bürgermeisters von Homfeld, Paul Ratjen, Vorsitzender des Vorstandes, dem weiter der frühere Landwirt und jetzige Angestellte Claus Butenschön, Innien, und der Meiereiverwalter Heinrich Asmus angehören. Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Landwirt Hans Carstens, Sohn des geschätzten langjährigen Amtsvorstehers des Amtes Innien.
Mitglieder des Aufsichtsrates sind:
- Landwirt Hans Holm, Bünzen;
- Bauunternehmer Erwin Kruse, Bünzen;
- Landwirt Klaus-Friedrich Rathjen, Homfeld;
- Bäckermeister Erwin Butenschön, Innien.
Für die Geschäftsjahre 1970 bis 1980 konnte die Raiffeisenbank auf eine erfreulich günstige Entwicklung zurückblicken. Sie erwies sich als leistungsfähiger Partner für Landwirtschaft und Gewerbe, ganz besonders aber auch für die Arbeitnehmerschaft im Aukrug. 1979 wurde das Dienstleistungsangebot um die Vermittlung von Reisen erweitert. Dem Geschäftsführer Jürgen Sievers stand ab Anfang 1979 Eckard Schuldt als zweiter hauptamtlicher Geschäftsführer zur Seite. Die Bank erfüllte damit das geforderte „Vier-Augen-Prinzip".
Statt des geplanten Umbaus des alten Bankgebäudes wurde der Mitgliederversammlung 1978 ein Neubauplan auf einem von Peter Lipp zu erwerbenden Grundstück vorgelegt und von ihr genehmigt (Kostenvoranschlag 1,097 Mill. DM). Das alte Gebäude wurde verkauft. Im neuen Haus wurde der Geschäftsbetrieb am 21. Juni 1980 aufgenommen. Das Gebäude mit seiner geräumigen kundenfreundlichen Halle paßt sich gut in die Umgebung ein.
Fusion mit der Raiffeisenbank Einfeld
1981 fusionierten aus Rationalisierungsgründen die Raiffeisenbanken Aukrug und Einfeld, wobei die Aukruger Bank die übernehmende und die Einfelder die übertragende war. Das Einfelder Warengeschäft wurde durch den Bezugsverein Bordesholm übernommen. In den Vorstand der nunmehr vereinigten Bank wurden von Einfelder Seite Jürgen Koepsell und Heinrich Wulf gewählt, in den Aufsichtsrat Niels Thullesen, Klaus Schröder und Robert Worch. Der Einfelder Geschäftsführer Werner Carstens ging in den Ruhestand, Jens Carstens wurde dort Zweigstellenleiter der für 0,5 Mill. DM modernisierten Bank. Jürgen Sievers und Eckard Schuldt führten das vereinigte Unternehmen mit jetzt 700 Mitgliedern und einer Bilanzsumme von ca. 30 Mill. DM.
Das Warengeschäft
Im März 1981 wurde der Bau einer Mehrzwecklagerhalle für 0,4 Mill. DM auf dem Gelände der Aukruger Warenabteilung beschlossen. Die gewählte Bauart ermöglicht das Be- und Entladen im geschlossenen Raum und entspricht damit den behördlichen Auflagen hinsichtlich des Umweltschutzes. Dünge- und Futtermittel sowie auch Kohlen wurden jetzt zunehmend lose verkauft. Einige Groß-Düngerstreuer wurden zum Verleihen angeschafft; es entstand die „Düngerkette". Im Warengeschäft setzte sich die stetige Aufwärtsentwicklung trotz des laufend verschärften Wettbewerbs fort. Der Umsatz stieg auf 4,4 Mill. DM (1981). Die bis dahin gezahlten Warenrückvergütungen auf die Warenumsätze wurde durch Dividendenzahlung auf Geschäftsguthaben ersetzt. In den letzten Geschäftsjahren wurden durchschnittlich Renditen zwischen 7% und 8% ausgeschüttet. Auf der Mitgliederversammlung 1987 wurde von Vorstand und Aufsichtsrat ein Kooperationsvertrag mit der Raiffeisen-Hauptgenossenschaft vorgeschlagen, ohne jedoch die erforderliche 3/4-Mehrheit zu finden. So verblieb das Warengeschäft in der Regie der Bank.
Die Fusion mit der Raiffeisenbank Nortorf
In den achtziger Jahren stieg das Interesse der Kundschaft an einer qualifizierten Beratung und Betreuung aus einer Hand. Dem wurde Rechnung getragen durch die Zusammenarbeit mit der DG-Bank, der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank, der Bausparkasse Schwäbisch Hall, der Versicherungsgruppe R+V und der Genossenschafts-Rechenzentrale. Die positive Geschäftsentwicklung läßt sich an den beiden Graphiken ablesen. Dennoch wurde auf der Mitgliederversammlung am 23.11.1989 der Vorschlag zur Verschmelzung mit der Raiffeisenbank Nortorf vorgelegt und eingehend erörtert. Diesmal sollte Aukrug der beitretende Partner sein. Eine Fusion zweier gesunder Unternehmen würde das wirtschaftliche Fundament stärken, führe zu rationellerer Arbeitsteilung und zum zeitgemäßen Ausbau der genossenschaftlichen Bank- und Warenleistungen. Sie diene damit dem Auftrag gemäß § 1 der Satzung, Erwerb und Wirtschaft der Mitglieder zu fördern. Mit 87 Ja- und 4 Gegenstimmen wurde einer Fusion zugestimmt. Am 31.12.1989 wurden die Bilanzsummen beider Banken zusammengeführt. Mit dem entsprechenden Eintrag bei den Amtsgerichten im Juni 1990 war die Raiffeisenbank eG Aukrug erloschen.