Archiv:Das landwirtschaftliche Vereins- und Genossenschaftswesen im Aukrug

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Titelseite des Heftes von 1978

Inhaltsverzeichnis von: Albert Lüthje: Das landwirtschaftliche Vereins- und Genossenschaftswesen im Aukrug. Heft Nr. 23 des Raiffeisenverbandes Schleswig-Holstein und Hamburg e.V., Kiel 1978

Albert Lüthje zum Gedenken

Albert Lüthje

verstorben am 18. Januar 2001 in Wohltorf, von Hans Rahlf, Bad Segeberg, erschienen im Jahrbuch Kreis Segeberg 2001

Es war still um Albert Lüthje geworden, nachdem er 1996 nach dem Tode seiner Frau Brigitte (sie starb 1992) sein Einfamilienhaus in Bordesholm verließ, um seinen Lebensabend in einem Seniorenheim der Nordelbischen Kirche in Wohltorf bei Hamburg und damit in der Nähe seiner Tochter zu verbringen. Er hatte auch diesen Schritt - wie alle seine Lebens- und Berufsschritte - wohl überlegt vorbereitet. Aber wenn man weiß, wie sehr er an seinem schmucken Einfamilienhaus mit großem Garten (sein Refugium, in dem er immer wieder Kraft Albert Lüthje schöpfen konnte) gehangen hat, dann kann man auch erahnen, dass ihm dieser Schritt nicht leicht gefallen ist. Und dennoch, aufgrund seiner disziplinierten Lebenseinstellung, fasste er auch hier Fuß Er entdeckte hier zudem das Spiel mit seinen Urenkeln, und dabei mag er sich auch noch einmal in seine eigene Kinder- und Jugendzeit zurückversetzt gefühlt haben.

Albert Lüthje wurde am 07. Februar 1906 auf dem Hofe seiner Eltern Richard und Anne Lüthje in Neuengörs geboren. Er wuchs dort zusammen mit 3 Brüdern und einer Schwester auf. Nach Schulbesuch und landwirtschaftlicher Lehre schloß er sich in den zwanziger Jahren der Jungbauernbewegung an, ging 1927 berufsbedingt nach Kärnten, von wo er 1933 nach Schleswig-Holstein zurückkehrte.

1929 heiratet er die Pastorentochter Brigitte Bendixen aus Altengörs; aus der Ehe gingen 5 Kinder hervor. 1933 nahm Albert Lüthje eine Tätigkeit beim Raiffeisenverband Schleswig-Holstein und Hamburg auf, dessen Verbandsdirektor er 1938 wurde. Dieser verantwortungsvollen Aufgabe widmete er sich mit großem Einsatz, beispielhafter Disziplin und viel Erfolg bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1971. Er war - wie sowohl Pastor Barz als auch Verbandsdirektor Bockeimann im Rahmen des würdigen Trauergottesdienstes am 26.01.01 betonten - ein beseelter und engagierter Genossenschaftler.

Er hat in seiner aktiven Zeit vielen Spar- und Darlehnskassen sowie Warengenossenschaften in unseren Dörfern „auf die Beine geholfen“ und verfolgte deren Entwicklung mit wachem und kritischem Auge. Der ländliche Raum und die Landwirtschaft verdanken ihm Wachstum und Stabilität. Man kann sich vorstellen, wie sehr ihn der bereits in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in den Dörfern sich anbahnende Wandel in der Sozialstruktur beschäftigt und auch beunruhigt hat, wurden doch viele der von ihm initiierten Genossenschaften und deren Einrichtungen im Zuge der schon damals einsetzenden „Zentralisierung und Globalisierung“ aus den Dörfern wieder abgezogen.

Unmittelbar nach dem II. Weltkrieg bezog die Familie Lüthje ihr neu erbautes Einfamilienhaus in Bordesholm. Hier in Bordesholm stellte er sich dann auch mit innerer Überzeugung zu Gott der ehrenamtlichen Mitarbeit bei der Ev. Luth. Kirchengemeinde. Er war über lange Jahre aktives Mitglied des dortigen Kirchenvorstandes und auch in oberen Gremien der Landeskirche in Kiel tätig. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1971 widmete sich Albert Lüthje mit nicht minder großem Engagement der Chronikarbeit. Dabei konnte er natürlich aufgrund seiner früheren hauptamtlichen Verbandstätigkeit aus einem überaus reichen und vielfältigen Gedanken- und Erfahrungsschatz schöpfen. Es lag auf der Hand, dass er sich zunächst um die chronistische Aufbereitung der vielfältigen genossenschaftlichen Entwicklungen kümmerte. Es begann 1973 mit der Schrift „Lebendige Kräfte“, in der er über das Werden und Wirken der Raiffeisengenossenschaften in Schleswig-Holstein und Hamburg sachverständig berichtet.

Und es folgte eine ganze Reihe von Chroniken sowie Fest- und Jubiläumsschriften für einzelne ländliche Genossenschaften und Raiffeisenbanken aus Schleswig-Holstein; darunter auch aus Anlaß des 75 jährigen Bestehens der Raiffeisenbank Leezen im Jahre 1976 die Chronik dieses Unternehmens. Am Rande dieser Jubiläumstagung wurde Albert Lüthje von dem damaligen Landrat Graf Schwerin von Krosigk ermuntert, doch auch die geschichtliche Vergangenheit einzelner Dörfer aufzuarbeiten. Albert Lüthje stellte sich auch dieser Aufgabe, zumal er die bis dahin veröffentlichten Raiffeisenchroniken fast immer mit einem dorfgeschichtlichen Vorspann versehen hatte. Dabei sowie bei seiner Familienforschung fand er auch zurück zu seiner Geburtsregion. 1978 veröffentlichte er sein Buch „Das alte Amt Traventhal im Spiegel der Heimatpresse 1864 bis 1914“.

Der damalige Bürgermeister der Gemeinde Weede und Amtsvorsteher des Amtes Segeberg-Land, Werner Wittern, konnte ihn danach dafür gewinnen, noch weiter in die Chronikarbeit für die Dörfer unserer Region einzusteigen . . . und Albert Lüthje nahm sich auch dieser Aufgabe mit Fleiß, Ausdauer und hervorragendem Sachverstand an.

Es ist kaum zu beschreiben, wie oft er mit seinem PKW von Bordesholm aus in unsere Dörfer zu Dorfveranstaltungen und Hausinterviews gekommen ist, die bestehenden Archive, z.B. in Schleswig, besucht und mit Verlagen und Druckereien über das Layout der Dorfchroniken verhandelt hat. Seine Aufzeichnungen verfaßte er dabei zunächst fein säuberlich in Kurzschrift und diktierte sie danach auf Tonband. Fleißige Sekretärinnen erstellten schließlich die erforderlichen Reinschriften.

Es war sein besonderes Anliegen, mit jeder Dorfchronik auch eine Grundaufnahme des gesamten Dorfes zu verbinden. Das betraf nicht nur die vorhandenen Gebäude, sondern auch die darin wohnhaften Familien mit den unentbehrlichen persönlichen Daten. „Denn,“ so sagte er, „alle Dorfbewohner - die Bauern, die Kätner, die Handwerker und die seßhaft gewordenen Eigenheimbesitzer - repräsentieren die Dorfgemeinschaft.“

So entstanden aus der Feder von Albert Lüthje für den Bereich des Amtes Segeberg-Land die folgenden Dorfchroniken:

Erscheinungsjahr Chronik

  • 1981 Weede - ein Dorf im Umbruch
  • 1983 700 Jahre Steinbek
  • 1984 Mielsdorf - ein von Knicks umsäumtes Dorf
  • 1984 Schieren - ein Dorf im Kirchspiel Warder
  • 1985 Die Heimat der Familie Lüthje
  • 1985 Stubben - Chronik eines Holsteinischen Bauerndorfes
  • 1986 Die Geschichte zweier Hufen Rohlff in Groß Gladebrügge
  • 1987 Westerrade - ein Dorf an der Strukau
  • 1987 Chronik Herrenmühle
  • 1987 Klein Gladebrügge und seine Vergangenheit
  • 1988 Blunk - ein Dorf am alten Sachsenwall
  • 1990 Altengörs - Chronik eines alten Slawendorfes
  • 1991 Bühnsdorf einst das größte Dorf der Reinfelder Klosterabtei
  • 1992 Vorarbeiten für eine Chronik Bahrenhof

Der Leser mag daraus erkennen, wieviel unsere Region dem verstorbenen Verbandsdirektor i.R. Albert Lüthje aus seiner vielfältigen Heimat- und Familienforschungsarbeit heraus zu verdanken hat.

Und er tat das alles, ohne je ein Honorar dafür genommen zu haben. „In meiner aktiven Zeit habe ich aus dem ländlichen Raum meine Vergütung bezogen, und in diesem Sinne möchte ich nun als Chronist über meine aktive Zeit hinaus meiner Heimat ehrenamtlich verpflichtet bleiben“, mit diesen Worten wehrte er auch Versuche der Auftragsgemeinden ab, ihrem Chronisten zumindest die entstandenen Unkosten zu ersetzen.

Für sein breit gefächertes Berufs- und Lebenswerk ist Herr Lüthje auch höheren Ortes würdig ausgezeichnet worden. So wurden ihm die Raiffeisenmedaille, das Bundesverdienstkreuz, das Goldene Diakoniekreuz und die Schleswig-Holstein-Medaille verliehen.

Wir werden Verbandsdirektor i.R. Albert Lüthje als einen verehrten und nimmermüden Chronisten unserer Heimat und als einen zuvorkommenden und hilfreichen Menschen in Erinnerung behalten; er hat sich um unsere Heimat verdient gemacht.