Archiv:Aus der Geschichte des landwirtschaftlichen Vereinswesens

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Aus der Geschichte des landwirtschaftlichen Vereinswesens (zur besseren Lesbarkeit wurden bei der Digitalisierung Überschriften für die Abschnitte ergänzt.)

In der durch die politischen Veränderungen so lebhaft bewegten Zeit Ende der sechziger Jahre zog auch durch unsere Dörfer neues Leben. Die Jahre bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs sind auf landwirtschaftlichem Gebiet eine Zeit des genossenschaftlichen Zusammenschlusses, auch im Aukrug. Es bestanden hier um 1910 nicht weniger als ein Viertelhundert Genossenschaften und Vereine: Der Landwirtschaftliche Verein a. d. Bünzau 1869, der erste schleswig-holsteinische Waldverband 1875, der Landwirtschaftliche Konsumverein 1885, die Sparkasse a. d. Bünzau 1869, Genossenschaftsmeiereien in Innien, Bargfeld und Homfeld 1886, vier Dreschgenossenschaften, davon eine mit Buschhacker, Dorfwasserleitungen in Innien 1893 und Böken 1908, eine Viehverwertungsgenossenschaft, Elektrizitätswerk 1908, Volksbibliothek 1908, Kuhgilde, Schweinegilde, Ziegenzuchtverein, Bünzau Ent- und Bewässerungsgenossenschaft, Mastbrookaugenossenschaft, um nur die wichtigsten zu nennen. Die Pläne und Vorbesprechungen zu den meisten dieser Genossenschaften wurden in den Versammlungen des Landwirtschaftlichen Vereins an der Bünzau zuerst erörtert[1].

a) Der „Landwirtschaftliche Verein an der Bünzau"

Der Landwirtschaftliche Verein an der Bünzau wurde am 30. März 1869 in der Harmsschen Gastwirtschaft in Bünzen gegründet. Die Anregung dazu ging von dem Privatförster Christiansen[2] aus Kellinghusen aus, der sich viel im Aukrug aufhielt, ohne hier seinen Wohnsitz zu haben. 21 Bauern aus Innien, Bargfeld, Bünzen, Böken, Homfeld und Wiedenborstel traten zur Gründung zusammen. Bald erweiterte sich der Kreis und reichte bis Brokstedt, Kellinghusen und Hennstedt. Der Versammlungsort, der zwischen Bünzen und Bargfeld wechseln sollte, war bald in diesen Dörfern, bald in Brokstedt, Kellinghusen, Hennstedt, Sarlhusen oder Wiedenborstel. Der Jahresbeitrag betrug 20 Schilling Courant. Im Winter sollte jeder Monat, im Sommer alle Zwei Monate eine Versammlung stattfinden. Als Name des Vereins wurde bestimmt Landwirtschaftliches Casino an der Bünzau. Christiansen wurde „fast mit Einstimmigkeit zum ersten Präsidenten" gewählt. Schriftführer wurde Lehrer Johann Ahmling in Bünzen. Die Protokolle des Vereins sind, mit Ausnahme der Jahre von 1895-1902, erhalten und recht ausführlich geführt. Aus ihnen kann man vieles aus der Entwicklung der Landwirtschaft herauslesen: Einführung von Kunstdünger, Maschinen, Übergang von der Wechselweide zur Dauerweide, Heidekultur. Aus der Fülle des Materials kann ich nur einiges herausgreifen.

1869 am 15. Mai wurde ein Vortrag über den Flachsbau, der damals schon im Rückgang begriffen war, gehalten. Es wurde ihm ein Reinertrag von 160 — 180 Mark die Tonne nachgesagt. Die Mitglieder zeichneten 20 Tonnen Land zu seinem Anbau. Ein Fabrikherr sollte für die Abnahme des Flachses gewonnen werden, aber noch lieber möchte er hier eine Flachsfabrik errichten!

Am 18. Juni des gleichen Jahres wurde die Errichtung einer Ländlichen Fortbildungschule angeregt. Die Lehrer, die damals noch selbst Landwirte waren, erklärten sich sofort bereit, auf ein Jahr unentgeltlich den Unterricht zu erteilen. Es war an Abendkurse gedacht. Dieser Vorschlag fand ungeteilte Zustimmung. Am 23. Oktober wurde die Errichtung beschlossen und am 10. November, abends 6 Uhr, wurde sie im Bargfelder Schulhaus feierlich eröffnet. Es sollte in Geschichte, Erdkunde, deutscher Sprache, Naturwissenschaften und Mathematik unterrichtet wanden. Jeder Lehrer übernahm ein bestimmtes Fach, und danach wechselte auch das Unterrichtslokal. Anfangs war der Besuch recht gut, wurde aber bald schwächer. Schließlich ging die Fortbildungsschule aus Mangel an Teilnehmern ganz ein. Erst nach fast 80 Jahren ist dieser Plan Wirklichkeit geworden durch gesetzlichen Zwang.

Der gleiche 23. Oktober 1869 gab dem Aukrug die Gründung der Sparkasse in Innien (s. weiter unten). Im gleichen Jahr wurde ein Vortrag mit Experimenten über Bodenuntersuchungen gehalten.

1871, am 21. Januar war die Frage gestellt: Welche Mittel und Wege führen am schnellsten zur rationalen Be- und Entwässerung der Wiesen an der Bünzau, und wie ist der Schiffahrt auf der Au, die jetzt daniederliegt, aufzuhelfen? Beraten wurde die Frage auf zwei Versammlungen. Auf den letzten Teil der Frage wußte man anscheinend keine Antwort, und gerade die später durchgeführte Entwässerung des Bünzautals gab der Schiffahrt auf der Au den Todesstoß. Der „Schiff- und Ladeplatz Bünzen" hörte auf „ein Handels- und Stapelplatz", das Ein- und Ausfuhrtor des Aukrugs zu sein. Da fast gleichzeitig die Bahn durch den Aukrug gebaut war, hatte dies für den Aukrug keinen Nachteil.

Gleichzeitig (21.1.1871) wurde das Projekt einer Pferdebahn oder Chaussee zwischen Meezen, Homfeld, Mörel, Heinkenborstel über Bünzen nach Neumünster eingehend erörtert. Man hoffte dadurch für die waldreichen Dörfer die Abfuhr des geschlagenen Holzes, die auf den damaligen Sandwegen mit den größten Schwierigkeiten verbunden war, zu erleichtern.

Zur Gründung der Landwirtschaftlichen Schule in Hohenwestedt zeichnete der Landwirtschaftliche Verein für Aktien. (1871).

Am 29. Januar 1870 wurde der Anschluß an den „Landwirtschaftlichen Generalverein" beschlossen und am 5. November dieses Jahres wurde der Name des Vereins in „Landwirtschaftlicher Verein an der Bünzau" abgeändert.

1871 legte Christiansen den Vorsitz nieder und Hartwig Breyholz in Wiedenborstel trat an seine Stelle. Er setzte sich schon im gleichen Jahr stark für die Heidekultur ein, empfahl auch den Anbau von Serradella. Auf Anregung von Lehrer Ahmling wurde in Bünzen eine Obstbaumschule des Vereins angelegt. Die Leitung hatte Ahmling, der auch das Propfen der Bäume besorgte. Aus dieser Anlage entstammten noch um 1910 die meisten der älteren Obstbäume auf unseren Gehöften, ja noch heute sind einige davon erhalten.

1872 wurde zum ersten Male im Vereinsgebiet, in Sarlhusen, eine Jungviehschau abgehalten. In einer Versammlung dieses Jahres wurde erklärt: „Es ist ein Irrtum, wenn man meint, daß sich eine ländliche Landwirtschaft durch Kornbau hält; es muß dies durch Viehhaltung geschehen. Dadurch wird sie aufblühen". Die Ringelwalze wurde empfohlen. Parzellierungen, die damals erst aufkamen, wurden in gewissem Umfange als empfehlenswert erachtet.

Die Sparkassensache rief 1873/74 einen Streit im Verein hervor, in dessen Verlauf Breyholz den Vorsitz niederlegte. In einer Versammlung am 22. April 1874 zu Hennstedt wurde der Aukrug aus dem Verein ausgeschlossen. Dieser Beschluß befreite den Verein von den weit entfernt wohnenden Mitgliedern, denn die Aukrüger nahmen nun unter dem alten Namen die Vereinstätigkeit wieder auf und Breyholz blieb Vorsitzender. 1876 wurde eine Düngereinkaufsgenossenschaft gegründet, die sich im nächsten Jahre an die Hohenwestedter anschloß. 1885 wurde sie in den Landwirtschaftlichen Konsumverein umgewandelt und war von da an selbständig. Seit 1875 tagte der Landwirtschaftliche Verein in Innien. Von 1877 an wurden viele Versammlungen der Melioration des Bünzautals gewidmet[3].

Am 27. Januar 1877 wurde Claus Glöy aus Innien zum Vorsitzenden gewählt. Er hat die Geschicke des Vereins bis 1922 geleitet. Glöy war einer der ersten Schüler der Hohenwestedter Landwirtschaftsschule und erst 27 Jahre alt, als er zum Vorsitzenden gewählt wurde. Er wurde nun die Seele des Vereins und steckte voller Pläne. Er beherrschte auch die Kunst, die richtigen Leute zur Ausführung seiner Pläne zu finden, und verstand es ausgezeichnet, die Mitglieder des Vereins zur Bekanntgabe ihrer „Beobachtungen und Erfahrungen des letzten Sommers" anzuregen, wobei er immer eine rege Aussprache herbeizuführen verstand. Großen Wert legte er auf die Teilnahme der Lehrer an den Versammlungen, seit sie selbst nicht mehr durch Landwirtschaft einen Teil ihres Gehalts verdienen mußten. Die Dorflehrer mußten die Belange der Bauern kennen, sie mußten mit der Wirtschaft und der Gedankenwelt der Bauern vertraut sein. Sie erhielten deshalb stets eine Einladung zu den Versammlungen, obgleich kein Lehrer im Aukrug seit 1897 mehr Landwirt im Nebenberuf sein mußte. Ich kam 21 Jahre alt in den Aukrug und bin Amtsvorsteher Claus Gloy zum größten Dank verpflichtet. Er hat mich auf die Bahn des Heimatforschers gebracht und mir die finanziellen Möglichkeiten dazu verschafft.

1879 stellte der Verein einen Antrag zur Errichtung einer Poststation in Innien, die 1881 als Postagentur eröffnet, 1908 in ein Postamt und 1923 wieder in eine Agentur verwandelt wurde. Im gleichen Jahre besorgte der Verein auf genossenschaftlichem Wege einige Ladungen Stroh aus der Marsch für 13 Mark je 1000 Pfd.

Manche der Versammlungen von 1869-1884 galten der Errichtung von Meiereien, die 1886 in Bargfeld, Homfeld und Innien entstanden.

1887 begannen die Klagen über die Notlage der Landwirtschaft, während noch 1884 erklärt wurde „Es muß freilich eingestanden werden, daß durchweg hier bei uns das Raubsystem angewandt ist, durch den direkten Kornverkauf sowohl als durch Düngervergeudung. Dem kann aber entgegengesetzt werden, daß dem Landmann die jetzige Konjunktur insofern günstig ist, indem das produzierte Korn jetzt durch Fütterung für das Vieh vorteilhafter verwertet wird als durch direkten Verkauf, und selbst ein Kornankauf noch als rentables Geschäft dasteht, wodurch der Boden wieder bereichert wird an Nährstoffen, und zudem die richtige Anwendung der künstlichen Dungstoffe als ein nicht zu unterschätzender Faktor zur Hand gegeben ist." „Es könnte bei richtiger Handhabe des Angeführten in mancher Wirtschaft wohl die Klage über mäßige Erträge des Bodens zum Schweigen gebracht werden." Aber auch diese Besprechung von 1887 ergab, daß von einem Notstande oder einer Notlage der Landwirtschaft im allgemeinen hier im Bezirke nicht die Rede sein könne."

In den folgenden Jahren traten Düngungs- und Viehzuchtfragen in den Vordergrund der Verhandlungen. Manche bedeutenden Anregungen wurden aus diesen Versammlungen mitgenommen und verwertet. Die Behandlung dieser Fragen erforderte aber einen Fachmann als Redner. Die Folge war, daß nun die Vorträge aus den eigenen Reihen immer seltener wurden. Glöy versuchte aber doch auch junge Leute zu Vorträgen heranzuziehen, denn nur die eigene geistige Arbeit erzieht den Bauern zum kritischen Beobachter und befähigt ihn, seinen Standpunkt auch in Reden und Verhandlungen klar zu vertreten". So war Glöys Meinung.

Aus den späteren Jahren möchte ich nur kurz die wichtigsten Ergebnisse der Verhandlungen anführen: 1880 Anschluß an den Hohenwestedter Rindviehzuchtverein, 1886 die Einrichtung eines Ferkelmarktes in Innien beantragt, der versuchsweise für 1887 und 88 genehmigt wurde, aber wenig Beteiligung fand. Er wurde am ersten Dienstag jeden Monats abgehalten. 1889 eine Hengststation in Innien eingerichtet, 1894 der Anschluß an den Landwirtschaftlichen Kreisverein vollzogen, 1896 eine Spar- und Darlehnskasse gegründet, 1902 ein Margarethenschrank gekauft, 1903 die Eintragung ins Vereinsregister vorgenommen, 1905 Auftrag zur Herausgabe einer Geschichte des Aukrugs erteilt, 1908 eine Volksbibliothek ins Leben gerufen und das Elektrizitätswerk gegründet, 1913 eine Beihilfe zum Druck der Geschichte des Aukrugs bewilligt, 1918 eine Schwesternstation eingerichtet, 1925 die Beschaffung einer Saatreinigungsanlage „Schule" geplant.

Die Protokolle ergeben aber auch manche Nachrichten über die verschiedensten Neuerungen im Landwirtschaftlichen Betrieb des Aukrugs. 1887 stand die Frage der landwirtschaftlichen Lehrlinge auf der Tagesordnung, wurde aber zurückgestellt und kam nicht wieder. Man wußte wohl nichts damit anzufangen. Auch die Hebung der Dorfschule bewegte den Verein. In 13 Punkten faßte er seine Forderungen, wie die Bauern die Dorfschule fördern könnten, zusammen. 1875 wurde die Gründung einer Kranken- und Sterbekasse erwogen.

Im Laufe der Jahre sind die Sommerversammlungen eingegangen. Dafür wurden gelegentlich Wagenfahrten oder Reisen zur Besichtigung landwirtschaftlicher Betriebe unternommen. 1933 wurde der Landwirtschaftliche Verein a. d. Bünzau, wie alle anderen landwirtschaftlichen Vereine aufgelöst, das Vermögen eingezogen und dem letzten Vorsitzenden, Detlef Ratjen, Bargfeld, die treuhänderische Aufbewahrung der Akten auferlegt. Nach dem Zusammenbruch 1945 wurde der Landwirtschaftliche Verein a. d. Bünzau wieder ins Leben gerufen. Er tagt aber nur einmal im Jahr, wodurch er noch nicht wieder seine alte Bedeutung, der Wegweiser für das Leben im Aukrug zu sein, erlangt hat. Die Landjugendgruppe des Aukrugs versucht z. T. im Sinne des alten Landwirtschaftlichen Vereins weiterzuarbeiten und die Jungen und Mädchen zu kritisch denkenden Menschen zu formen.

b) Die Sparkasse an der Bünzau in Innien[4]

In der Septemberversammlung 1869 regte der auch um den Kirchenbau in Innien sehr verdiente Henning Gloy an, „jeder Besitzer möge seine Dienstboten anhalten, jährlich einen Teil ihres Lohnes in eine hier zu errichtende Sparkasse zu legen". In der nächsten Versammlung am 23. Oktober 1869 wurde der Beschluß gefaßt: „Das Casino an der Bünzau eröffnet eine Spar- evtl. Creditkasse und ist solidarisch für das anvertraute Geld haftend. Es wählt das Casino für diese Kasse eine Administration, bestehend aus 5 Personen. Diese wählt unter sich den Vorsitzenden, Rechnungsführer und Kassierer." Gewählt wurden Jochim Kaack aus Böken, Hans Detlef Ratjen aus Bargfeld, Timm Boie aus Innien, Breyholz aus Wiedenborstel und Christian Hingst aus Bargfeld. Rechnungsführer wurde Lehrer Rabe in Böken. In der nächsten Versammlung wurde ein Statut angenommen. Das Protokoll bemerkt dazu, daß dies wohl der erste Fall sei, daß ein landwirtschaftlicher Verein eine Sparkasse gründe. Im ersten Geschäftsjahr waren 2299 Thaler eingegangen, davon 1100 Thaler von Dienstboten, also für den Anfang ein guter Erfolg. Im Sommer 1873 zeigte es sich aber, daß die Aufsichtsbehörde die Kasse in der bisherigen Weise nicht bestehen lassen konnte. Das Amtsgericht wollte die Kasse vom Verein trennen. Ein neues Statut wurde entworfen. Dieses sah einen Fonds vor, zu dem nur die Mitglieder des Landwirtschaftlichen Vereins zeichnen durften. Die Zeichnung durfte nicht unter 20 Thaler betragen. Es sollte nun mit dem Amtsgericht verhandelt werden, ob auf dieser Grundlage die Kasse des Vereins weiter bestehen durfte. Die erfolgte Verhandlung blieb ohne Erfolg. Im Dezember 1873 und im März 1874 verhandelte der Verein die Sparkassensache weiter. Man wollte durchaus die Sparkasse dem Verein erhalten. In der Märzversammlung ging es sehr erregt zu. Alle Vorschläge aus der Versammlung wurden abgelehnt, sogar die früher gefaßten. Die Folge dieser Abstimmungen war, daß Breyholz den Vorsitz des Landwirtschaftlichen Vereins niederlegte. In der nächsten Versammlung in Hennstedt scheint der Aukrug nur durch den Schriftführer Ahmling vertreten gewesen zu sein. Es wurde einstimmig beschlossen: „Da die Aukrüger die Sparkasse des Ldw. Vereins wider die Absicht der Gründer von dem Landwirtschaftlichen Verein a. d. Bünzau genommen und für sich behalten wollen, so beschließt die Versammlung des Landw. Vereins in Hennstedt, den Aukrug mit seinen Mitgliedern aus dem Landw. Verein auszuschließen, und das Protokoll vom 23. Dezember 1873 „die Errichtung einer Spar- und Leihkasse des Landw. Vereins a. d. Bünzau aufrecht zu erhalten". Dadurch sollte alles wieder eingerenkt werden. Der Aukrug aber ließ sich nicht zwingen. Die Mitglieder aus dem Aukrug bildeten einen eigenen Landwirtschaftlichen Verein, der den alten Namen behielt. Damit war auch die Verbindung von Verein und Sparkasse gefallen.

Sieben Bauern aus dem Aukrug übernahmen jetzt die Sparkasse und sie oder ihre Nachkommen bildeten bis 1949 die Verwaltung der Sparkasse. Es waren Henning Glöy, Jacob Reimers, Timm Boie, Hans Rohweder und Hans Jargstorff aus Innien, Hans Detlef Ratjen aus Bargfeld und Jochim Kaack aus Böken. Die Kasse hat segensreich gewirkt und ihre Überschüsse für viele Sachen im Aukrug zur Verfügung stellen können.

1949 wurde die Innier Sparkasse mit der Hohenwestedter Kirchspielssparkasse vereinigt. Diese unterhält seitdem eine Nebenstelle in Innien.

c) Der erste schleswig-holsteinische Waldverband[5]

Der Aukrug darf sich rühmen, vor mehr als 80 Jahren als erstes Gebiet einen Waldverband ins Leben gerufen zu haben. Freilich gab es Jahrhunderte vorher sogenannte „Holzschulen" in Dithmarschen und im Kirchspiel Schenefeld. Das waren aber nicht Vereinigungen, um neue Waldungen anzulegen, sondern eidliche Verpflichtungen des Dorfes, selbst kein Holz zu stehlen und Holzdiebe anzuzeigen. Der Aukrüger Waldverband hatte ein ganz anderes Ziel: Er wollte den Wald pflegen, neue Waldungen anlegen und Heideflächen bewalden.

Um 1870 sah es in unseren Waldungen schlecht aus. Man ließ wachsen, was wachsen wollte, fällte Bäume, die das meiste Holz brachten, achtete nicht auf einen geschlossenen Waldbestand. Man verwüstete die Wälder weiter, wie man es Jahrhunderte vorher schon getan hatte.

Nadelholz gab es damals noch sehr wenig im Kreise Rendsburg. Um 1780 waren in Nienkattbek Kiefern[6] angepflanzt, die 1883 in Brusthöhe einen Durchmesser von 1-2 Fuß hatten. Etwa 1846 hatte der Landwirtschaftliche Verein des Amtes Rendsburg bei Nienjahn 120 Tonnen mit Nadelholz bepflanzt. Im Aukrug hatte Jakob Ratjen in Homfeld 1850 den Buchenbestand einer Tonne Land abgetrieben[7] und im nächsten Jahr die Fläche mit Fichten bepflanzt. In den sechziger Jahren waren daraus Weihnachtsbäume für 25 Pf. das Stück verkauft, und später für 600 M Latten geschlagen worden. 1907 wurde der Bestand für 2025 M verkauft. Hauen und Abfuhr gingen zu Lasten des Käufers. In 50 Jahren war ein Ertrag von 3000 M erzielt. In Böken war der letzte Buchenbestand auf dem Bokhorst um 1880 gefällt. Böken und Bünzen hatten dann keinen Waldbestand mehr.

Nun kam Ende der sechziger Jahre der Privatförster Christiansen in unsere Gegend. Seinen Vornamen nennt das Protokoll des Waldverbandes nicht. Er war ein Mann von ungewöhnlichen Fähigkeiten, hatte aber in seiner Laufbahn als Förster gründlich Schiffbruch gelitten und kümmerte sich um seine eigenen Verhältnisse äußerst wenig, zeigte aber eine ausgesprochene Neigung, interessante und brauchbare Pläne zu schmieden und dadurch anderen vorwärts zu helfen.[8] 1869 gründete er das „Landwirtschaftliche Casino an der Bünzau", aus dem sich der Landwirtschaftliche Verein entwickelte. Einige Jahre war er Präsident des Vereins. Anfang 1871 legte er das Amt ohne Begründung nieder und schied auch als Mitglied aus. Nun war er für seine große Aufgabe frei. Er durchwanderte unsere Wälder und sah ihre Verwahrlosung, sah, wie falsch der Holzeinschlag betrieben wurde, sah, daß große Heideflächen und Waldblößen, die forstlich gut anbaufähig waren, ungenutzt dalagen. „Unbekümmert um menschliche Eigenheiten, um Wind und Wetter, um Hunger und Durst, um Mangel jeglichen Komforts und ausgestattet mit einer eigenen Gabe, andere für seine Ideen zu gewinnen, machte er sich an die zugänglichsten Waldbesitzer heran, zeigte ihnen theoretisch und vor allem praktisch, was eigentlich Waldbau und Waldpflege sei, wie man pflanzen und schlagen, überhaupt, wie man eine intensive Forstkultur treiben müsse." Er nahm dabei die Gastfreundschaft seiner Klienten, die ihm in weitestem Umfang geboten wurde, sehr gerne an, hatte er doch kein eigentliches Zuhause, sondem lebte und übernachtete da, wo er gebraucht wurde. Sein Ziel, dem er unaufhörlich nachstrebte, war „Wartung und Pflege der vorhandenen Waldbestände und Schaffung neuer Waldgründe". Es ist erstaunlich, welchen Einfluß er in kurzer Zeit auf die Waldbesitzer gewann, die rationeller Forstkultur zugänglich waren. Durch interessante Unterhaltung hat er bei allen denkenden Waldbauern ein forstwissenschaftliches Verständnis herangebildet. Durch seine dauernden Streifzüge durch die Waldungen kannte er die einzelnen Hölzungen meistens besser als der Besitzer selbst. Er war immer zur rechten Zeit da, um die nötigen Arbeiten anzuordnen und zu beaufsichtigen. Schade, daß dieser befähigte Mann es in geordneten Verhältnisse nicht aushalten konnte. Nach wenigen Jahren mußte er seine Tätigkeit im Waldverband verlassen. Das Protokoll des Waldverbandes gibt keine Gründe für sein Ausscheiden an. Es spricht ihm den Dank des Waldverbandes aus, und die Sparkasse bewilligte ihm eine Gratifikation. Er soll sich später im Kirchspiel Kellinghusen aufgehalten haben.

Die ersten, die Christiansens Ansichten als richtig anerkannten, waren Hartwig Breyholtz und sein Besitznachfolger Otto Taube in Wiedenborstel, Hans Detlef Ratjen in Bargfeld, Claus und Jakob Ratjen in Homfeld. Sie alle haben in einer Zeit, wo für Vereins- und Genossenschaftsleben fast jegliches Verständnis fehlte, alles darangesetzt, eine Waldbaugenossenschaft ins Leben zu rufen. Das war um so schwerer, als diese Genossenschaft anfänglich nur Geldausgaben brachte und einen Nutzen erst in viel späterer Zeit bringen konnte. 1875 war endlich das Ziel erreicht. Mit Hilfe des Heidekulturvereins konnte der „Erste schleswig-holsteinische Waldverband" am 25. März gegründet werden. Er hat in den Jahren seines Bestehens Großes für die Erhaltung, Pflege und Vergrößerung unserer Wälder geleistet. Über Ziel und Arbeitsweise des Waldverbandes gibt das Heidekulturvereinsblatt 1875, S 114 ff, Auskunft:

Statut des Waldverbandes für die Dörfer Homfeld, Innien, Bargfeld, Bünzen, Sarlhusen, Wiedenborstel, Meezen und Hennstedt.

§ 1. Der Zweck des Waldverbandes ist, die vorhandenen Holzbestände zu erhalten, durch einen rationellen Betrieb zu verbessern und durch Beforstung von Heiden und schlechten, entfernt liegenden Acker- und Wiesenländereien zu vermehren.

§ 2. Der Verband wird geleitet durch einen gewählten Vorstand, aus drei Mitgliedern bestehend, welche unter sich die Geschäfte als Leitung, Geschäftsführung und Cassenverwaltung verteilen. Außerdem werden zwei Revisoren gewählt. Jedes Jahr wird ein Vorstandsmitglied und ein Revisor neugewählt. Über den Austritt entscheidet in den ersten Jahren das Los, später die Amtsdauer.

§ 3. Jährlich im Februar wird eine General-Versammlung vom Vorstande durch Cirkular berufen. In dieser Versammlung werden alle geschäftlichen Angelegenheiten erledigt, besonders der Wirtschaftsplan für das nächste Jahr entworfen. In der Generalversammlung haben die Mitglieder, welche mit über 50 ha dem Verbande angehören, 4 Stimmen, über 30 ha 3 Stimmen, über 15 ha 2 Stimmen und mit 15 ha und darunter 1 Stimme.

§ 4. Jedes Mitglied hat das Areal, mit welchem es dem Verbande angehören will, genau zu bezeichnen und anzugeben. Es zahlt für jeden Hektar 1 M an die Verbandskasse und hat nach Verhältnis seines Beitrages auch Anspruch auf Unterstützung des Verbandes. Die Beiträge werden pränumerando bezahlt rund müssen im laufenden Jahre verwandt werden. Bis zur Verwendung werden dieselben bei der Sparkasse belegt. Jedes Mitglied verpflichtet sich, vor Ablauf von 9 Jahren nicht aus dem Verbande zu treten. Diese Verpflichtung wird bei Vererbung und beim Verkauf übertragen. In außergewöhnlichen Fällen kann die Generalversammlung früher diese Verpflichtung aufheben. Ebenso entscheidet die Generalversammlung über die Aufnahme neuer Mitglieder aus den bezeichneten Dörfern.

§ 5. Der Verband wird in 3 (später 2) Culturdistrikte geteilt und jährlich nur in einem Distrikte die zu Culturen disponiblen Summen verwandt. Die Culturdistrikte werden nach Fläche möglichst gleichmäßig festgestellt. Die Reihenfolge der Distrikte wird zuerst durch das Los entschieden.

§ 6. Für die Leitung und Beaufsichtigung der technischen Arbeiten wird alljährlich von der Generalversammlung auf Vorschlag des Vorstandes ein Forsttechniker gewählt; dieser wird nach einer näheren Vereinbarung aus der Kasse des Verbandes honoriert. Derselbe hat mit dem Vorstande die Kulturpläne vorzubereiten und später auszuführen, muß auch den Mitgliedern bei Durchforstungen und bei Feststellung der Betriebspläne zur Disposition stehen.

§ 7. Jedes Mitglied des Verbandes muß Mitglied des Haide-Culturvereins für Schleswig-Holstein sein, um die Vorteile genießen zu können, welche dieser Verein seinen Mitgliedern bietet.

§ 8. Der Verband constituiert sich, sobald 500 ha gezeichnet sind. Jedes Mitglied hat die Statuten zu unterschreiben.

In den Waldverband sind bereits eingetreten:

Aus Bargfeld
H. D. Ratjen mit 30 ha
Chr. Hingst mit 30 ha
J. Harder mit 20 ha
Aus Böken
M. Lahann mit 8 ha
J. Kaack mit 20 ha
J. Lepsin (Lobsien) mit 2 ha
Aus Innien
H. Rohwer (Rohweder) mit 10 ha
T. Boie mit 10 ha
H. Jargstorff mit 5ha
Chr. Pries mit 8 ha
Aus Bünzen
J. Harms mit 30ha
E. Rohwer mit 10 ha
H. Carstens mit 10 ha
H. Timm mit 10 ha
C. Kracht mit 2 ha
Aus Homfeld mit Bucken
J. Rathgen mit 70 ha
H. Rathgen mit 40 ha
C. Rathgen mit 60 ha
C. Heeschen mit 15 ha
E. Rieckers mit 25 ha
J. Hölk mit 25 ha
H. Göttsche mit 5 ha
Aus Sarlhusen
Gutsbesitzer Hansing mit 50 ha
Aus Wiedenborstel
Hofbesitzer Taube mit 80 ha
Aus Meezen
R. Reimers mit 12 ha

(In der Überschrift scheint Böken ausgelassen zu sein, da das Mitgliederverzeichnis gleich 3 Mitglieder nennt.)

Die Mitglieder waren verpflichtet, dem Heidekulturverein anzugehören. Bei der Gründung dieses Vereins[9] in Rendsburg am 20.12.1871 werden aus dem Aukrug als Mitglieder genannt: Hans Detlef Ratjen, Christian Hingst, Jochim Harder, Claus Beckmann und Timm Mehrens aus Bargfeld, Timm Boie und Chr. Pries aus Innien, Eggert Rohwer, Johann Harms und Chr. Kracht aus Bünzen und Jochim Kaack aus Böken. Im nächsten Jahre traten weitere 13 Bauern aus dem Aukrug dem Heidekulturverein bei. Das ist ein Zeichen, wie Christiansens Anregung gewirkt hatte.

Weitere Waldverbände waren 1876 in Wacken (63 Besitzer mit 529 ha) und für Silzen, Poyenberg und Lockstedt im Entstehen. Von Wacken sind einige Jahresberichte im Heidekulturvereinsblatt erschienen, von Silzen keine. Der erste schleswig-holsteinische Waldverband hat dort bis 1914 seine Jahresberichte veröffentlicht.

1876 hatte der Waldverband 37 Mitglieder. Der zweite Jahresbericht konnte schon die ersten Erfolge melden: 231 000 Kiefern, 61 000 Fichten, 180 000 Buchen, 16 000 Birken, 5000 Eichen, 3000 Eschen und 2000 Erlen waren angepflanzt. 12 ha Heide und große Waldblößen waren bepflanzt.

Der Jahresbericht von 1878 gibt die Fläche der Verbandsmitglieder mit 647 ha an. Davon waren 180 ha Hochwald (Eichen und Buchen), 220 ha Mittelwald (Erlen, Birken, Hainbuchen, Eschen mit Eichen als Oberständern), 45 ha Nadelwald, 12 ha Eichenschälwald, 25 ha gedüngte Düne und 181 ha Heide.

Den Erfolg der ersten zehn Jahre gibt der Jahresbericht von 1885. Es waren bis dahin angepflanzt 1 376 500 Kiefern, 183 500 zweijährige Fichten, 696 000 verschulte Fichten, 3500 Lärchen, 1000 Edeltannen, 109 000 Buchen, 20 000 verschulte Eichen, 100 000 Erlen, 96 000 Eichen, 55 000 Birken, 9 ha Heide und 31 ha schlechtes Ackerland waren bepflanzt und dazu 140 ha Waldblößen.

Aufgeforstet waren in Bargfeld 17 ha Heide, 9 ha Acker von 3 Bauern, in Bünzen 19 ha Heide und 9 ha Acker von 6 Bauern, in Homfeld 23 ha Heide und 9 ha Acker von 6 Bauern, in Bucken 3 ha Heide von 2 Bauern, in Böken 10 ha Heide und 8 ha Acker von 3 Bauern, in Wiederborstel 8 ha Heide von 2 Bauern, Gut Sarlhusen 10 ha Heide und 5 ha Acker.

In den nächsten Jahrzehnten ging die Arbeit in gleicher Weise weiter. Das Heidekulturvereinsblatt 1906 S. 106, gibt eine Übersicht über das vom Waldverband erreichte Ziel:

Waldbestand 1874 1906
Bargfeld 40 ha 85 ha
Homfeld 300 ha 450 ha
Innien 150 ha 200 ha
Böken 120 ha
Bünzen 85 ha
490 ha 930 ha

In den 30 Jahren hatte sich das Waldgebiet des Aukrugs also fast verdoppelt.

Zur Leitung der Forstarbeiten bestellte der Verband Christiansen als Vereinsförster. Er schied aber am 1.1.1877 aus. Ihm folgte der kgl. Förster Pagelsen aus Mörel und diesem der klösterliche Förster Danielsen aus Itzehoe. Als dieser wegen der weiten Entfernung den Posten aufgab, ernannte der Waldverband keinen Nachfolger. Aber die Provialforstmeister Emeis, Vater und Sohn, kamen alljährlich zu Waldbegehungen und -beratungen zu uns. Wenn meine Schulzeit es erlaubte, habe ich gerne daran teilgenommen. Ich erinnere noch gut, wie Emeis sen. einmal den Platz, wo jetzt das Krankenhaus Tönsheide steht, als die schönste holsteinische Heide bezeichnete.

Um die nötigen Forstpflanzen zu haben, legte der „Waldverband 1878 eine Baumschule an. Jakob Ratjen aus Homfeld stellte das Land zur Verfügung. Die Baumschule lag an der Itzehoer Chaussee hinter Behms Wald. Ein 1880 gesetzter Stein mit der Inschrift: „Den Wald zu pflegen, bringt allen Segen" erinnert an die Stelle. Claus Ratjen und nach ihm Jakob Ratjen, beide aus Homfeld, waren die Leiter der Baumschule. 1879 konnte sie schon 184 000 Fichten und 114 000 Kiefern abgeben. Die Baumschule reichte aber bei weitem nicht aus, um den Bedarf an Forstpflanzen zu decken. Aus den Baumschulen der Forsten und den Halstenbeker Baumschulen mußten jährlich viele Tausende besorgt werden. Als um 1900 die Arbeitskräfte für die Baumschule knapp wurden und Handelsware reichlich und preiswert angeboten wurde, ließ der Waldverband die Baumschule eingehen.

Der erste Vorsitzende des Waldverbandes war Otto Taube in Wiedenborstel, der auch mit seiner klaren Handschrift das Protokoll recht ausführlich führte. Er starb am 10.3.1888. Ihm folgte als Vorsitzender Johannes Hölk auf Bucken. 1916 legte Hölk den Vorsitz nieder. Der erste schleswig-holsteinische Waldverband hatte damit sein Ende erreicht.

Wie führend der Waldverband ein diesen Jahren im Kreise Rendsburg war, mögen einige Angaben aus dem Heidekulturvereinsblatt zeigen. Neu aufgeforstet wurden:

Jahr im Kreis Rendsburg davon im Aukrug
1895 43,75 ha 32,75 ha
1901 60,82 ha 24,00 ha
1905 77,75 ha 45,75 ha
1906 122,94 ha 58,00 ha

1905 kam der Dampfpflug in den Aukrug. Es wurden im Böker Tell der Iloheide 50 ha auf 75 cm tief umgebrochen und 1906 schon 36 ha davon mit Rottannen im Gemisch mit Kiefern gepflanzt. Ebenso ging es in den anderen Dörfern des Aukrugs.

Schon vorher hatte der Waldverband die Tiefkultur versucht. 1880 schaffte er einen Rigolpflug, der von 8 Pferden gezogen wurde und die Heide 52 cm tief umpflügte, an. Hölk auf Bucken hat ihn viel benutzt.

Als die Erfolge der Emeisschen Rabattenkultur im Ilohforst bekannt wurden, folgten Claus und Jakob Ratjen in Homfeld dem Vorbild. An der Homfelder Chaussee im Diekwischenholt sieht man noch die tiefen Gräben, die gezogen wurden, um den „Voßborrn" zu brechen und Luft in den Untergrund dringen zu lassen, um ihn aufzulösen.

Die erste Nutzung der jungen Fichtenkulturen erfolgte nach 7 bis 8 Jahren durch den Verkauf von Weihnachtsbäumen. 1896 gingen vom Bahnhof Innien 25, 1913 aber schon 75 Waggons Weihnachtsbäume ab, hauptsächlich nach Berlin. 1900 wurde zum erstenmal Tannenbusch zum Frostschutz an Gärtnereien verladen. Der Jahresbericht von 1902 berichtet von einem ersten Versuch, die Nadelholzpflanzungen mit Thomasmehl, Kainit und Chilesalpeter zu düngen.

Es dürfte auch interessieren, wann zuerst ausländische Nadelhölzer in unseren Waldungen angepflanzt wurden: 1893 Weymouthskiefer, und Douglasfichte, 1903 japanische und sibirische Lärchen und Sitkafichten.

Was die Großväter und Vater in den Jahren geschaffen, kommt nun den Enkeln zugute. Sie danken ihren Vorfahren durch sorgfältige Erhaltung und Pflege des ererbten Waldes. Sie lassen sich gerne von den Nachfolgern des ersten schleswig-holsteinischen Waldverbandes, den Waldbauvereinen, beraten und hoffen, daß über die Arbeit der Waldbauvereine einmal ebenso erfolgreich berichtet werden kann. Sie halten es noch heute mit Otto Taubes Wort: „Fichtenkultur ist keine Entenfütterung mit Kaviar".

Das Protokoll des ersten schleswig-holsteinischen Waldverbandes habe ich dem Hohenwestedter Waldbauverein übergeben.

Von besonderer Bedeutung für unsere Heidekultur wurde der Ilohforst auf unserer Nachbarfeldmark Timmaspe. Dort befand sich eine ausgedehnte sumpfige Heide, die Ilohheide. Durch ihre Lage bildete sie einen Herd kalter Nebel und starker Nachtfröste. Da sie zudem starke Schichten von Ortstein enthielt, war ihre Kultivierung recht schwierig. 1876 kaufte die Provinz Schleswig-Holstein eine Fläche von 298 ha. Es galt zunächst, das Land zu entwässern. Ein Hauptabzugsgraben und mehrere kleinere Graben wurden angelegt. Die Arbeit mußten Strafgefangene erledigen, für die Baracken gebaut wurden. Ein Teil des Geländes wurde mit einem von 12 — 18 Pferden gezogenen Rigolpflug etwa 50 cm tief umbrochen. In der übrigen Fläche saß der Ortstein so tief, daß ein anderes Verfahren zu seiner Beseitigung angewendet werden mußte, die sog. Rabattenkultur von Emeis. „Parallelgräben in 8 m Abstand von Grabenmitte zu Grabenmitte wurden angelegt, oben 1,20, in der Sohle 1 m breit und in einer Tiefe von 0,90-1 m. Die steilen Grabenwände waren nötig, um den gesunden Unterboden zu fassen und zur Oberdeckung der Erddämme zu gewinnen." Die Arbeiten wurden von 1878-1880 ausgeführt. 1895 wurden weitere 40 ha zugekauft, die vorher nicht zu haben waren. Jetzt wurde der Dampfpflug angewendet und die Heide etwa 75 cm tief umgebrochen. Der ganze Forst, der gut gedeiht, umfaßte jetzt 356 ha. Bei der Försterei stehen gewaltige Sitkafichten und Douglastannen. Im Mai 1913 brannte etwa ein Drittel des Forstes ab. Jetzt ist die kahle Fläche wieder bepflanzt.

Wertvoll ist der Forst einmal durch die Beseitigung der Heide geworden. Damit sind die Nachtfröste, die früher unsere Gegend sehr stark heimsuchten, weniger geworden. Aber auch für die Tannenanpflanzungen der Bauern ist er vorbildlich gewesen. Ohne sein Beispiel wäre die Anlage von Tannenwäldern nicht in dem Umfange, wie wir sie jetzt sehen, geschehen.

d) Die Bünzau-Entwässerungs-Genossenschaft[10]

Durch den Aukrug fließt die Bünzau. Sie hat mit ihren Zuflüssen, die ein weites Gebiet, das von Grauel und Meezen bis Bargstedt, Nortorf und Krogaspe reicht, zu entwässern. Das Aubett ist nur schmal, und dabei flossen die Auen und Bäche in vielen Krümmungen dahin, wie das bei Auen mit geringem Gefälle immer der Fall war. Schon vor 1800 waren zwischen Böken und Bünzen Begradigungen vorgenommen worden, um schnelleren Wasserabfluß zu schaffen. Pastor Domeier in Nortorf berichtet in den Provinzial-Berichten 1790, daß die Bünzau sehr oft ihre Ufer übersteigt und das Wiesental in einen See verwandelte, so im Juni 1789. Dieser Übelstand machte sich durch schlechte Reinigung des Aubetts immer mehr bemerkbar.

Schon 1871 setzte der Landwirtschaftliche Verein a. d. Bünzau eine Kommission ein, die Vorschläge zur Abstellung dieses Übelstandes machen sollte. Es sollte die Au begradigt und die großen Wassermassen zur Berieselung der Wiesen verwendet werden. 1876 und 1877 tauchte der Plan erneut auf, und der nasse Sommer 1878, in dem in 16 von der Au abhängigen Dörfern der erste Schnitt vollständig und der zweite zum größten Teil weggeschwemmt wurde, gab dem Gedanken guten Boden. 1877 wurde eine Kommission zur Bearbeitung dieser Frage ernannt. Am 22. März 1879 beschloß der Landwirtschaftliche Verein a. d. Bünzau, „ein Gesuch an den Heidekulturverein zu richten, daß derselbe die Nivellierung des Tales und die Vorarbeiten übernehmen möchte, ohne jedoch von Seiten der resp. Anlieger dadurch zur Ausführung des Projekts verpflichtet zu sein". Darauf ließ der Heidekulturverein durch den Landmesser Wiese aus Neustadt ein "generelles Nivellement des Bünzautales zum Zwecke einer besseren Ent- und Bewässerung" aufnehmen. Als das geschehen war, beantragten ca. 50 Interessenten aus Homfeld, Innien, Böken, Bünzen, Bargfeld, Sarlhusen, Willenscharen, Gnutz und Heinkenborstel, daß der Verein auch einen speziellen Plan nebst Kostenanschlag auf seine Kosten anfertigen lassen möge". Sie verpflichteten sich gleichzeitig, falls der Kostenanschlag nachwies, daß die Ausführung des Projekts vorteilhaft ist, und wenn ihnen das erforderliche Kapital aus der Landeskulturrentenbank dargeliehen wird, sofort zu einer öffentlichen Genossenschaft zusammenzutreten und das Projekt auszuführen, widrigenfalls sie sich zum Ersatz aller dem Heidekulturverein verursachten Kosten bereiterklären.

Die Länge des Aubettes mit der Buckener Au betrug 22,2 km, mit der Fuhlenau 35.4 km. Durch die Begradigung sollte der Lauf auf etwa 1/3 verkürzt werden. Die Kosten der Anlage wurden auf 30 000 Mark angesetzt.

Am 27. Januar 1882 wurde die Bildung der Genossenschaft beschlossen. Ihr traten sofort 55 Mitgliedern bei. Im Oktober 1882 wurde das Statut der Genossenschaft vom Minister genehmigt. Die Ausführung des Planes beschränkte sich aber auf das Gebiet von der Einmündung der Fuhlenau bis zur Einmündung in die Stör. Die Kosten beliefen sich auf 21 000 Mk.

Diese Auregulierung hat den Abfluß des Wassers beschleunigt, aber trotzdem treten noch oft Überschwemmungen der Wiesen auf. Die Stauwehren an der oberen Au waren nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr in Gebrauch; Bargfeld und Sarlhusen bauten moderne Stauwehren aus Beton. 1908 wurde die Buckener Au reguliert und nach 1920 auch die Fuhlenau und die Buckener Au nochmals. Dadurch strömen die Wassermassen wieder schneller ab. Obgleich die Bünzau 1933-34 durch den Arbeitsdienst auf 11 m verbreitert wurde, kann sie zeitweise nicht die Wassermassen fassen. Der Durchfluß durch den Bahndamm ist nicht groß genug dafür. Wenn nun, wie geplant, auch die Höllenau begradigt wird und dadurch eins der letzten noch nicht regulierten Autäler in seiner Schönheit verschwinden muß, wird es wieder Überschwemmungen geben, und eine weitere Verbreiterung der Bünzau notwendig werden. Wie wird sich das auf den Grundwasserstand unserer sowieso nicht zu feuchten Ländereien an den Auen auswirken?

e) Die Gnutz-Bökener Entwässerungsgenossenschaft[11]

(die sog. Mastbrockenau)

1873 plante Gnutz, das Wasser der Höllenau zur Verbesserung seiner Wiesen im Mastbrock abzuleiten und zu benutzen. Es wurde eine Genossenschaft für Gnutz und Böken gegründet. 1875 fand unter Anleitung des Wiesenbaumeisters J. Staaken aus Wasbek, der bei Petersen in Wittkiel bei Kappeln dessen Wiesenbaumethode gelernt hatte, die Anlage der Mastbrockenau statt. Sie ist also ein künstlich angelegter Wasserlauf, der von der Höllenau bei Timmaspe abgeleitet und oberhalb von Böken beim Bokhorst wieder in die Höllenau zurückgeleitet wird. Staaken berichtete im Heidekulturvereinsblatt 1873 und 1876 über seine Arbeit. Er hat vom Oktober bis Dezember 1875 ca. 175 ha Wiesen neu eingerichtet, mit Entwässerungsgräben versehen und z. T. auch zum Stauen eingerichtet. Das von der Regierung genehmigte Statut stammt von 1876. Danach liegen in dem bewässerbaren Gebiet von 74,34 ha auf Bökens Gebiet 28,41 ha. Es waren sechs Stauwehren eingerichtet, die heute z. T. noch bestehen. Den Hauptwert hat die Mastbrockenau dadurch, daß sie eine gute Entwässerung dieses Gebiets ermöglicht und vielen Dauerweiden gutes Trinkwasser für das Vieh liefert. Die großen Heideflächen, die einst in diesem Gebiet lagen, sind fast restlos verschwunden und in Dauerweiden oder Wiesen verwandelt worden.

f) Die Meiereien[12]

Die erste Versammlung des Landwirtschaftlichen Vereins a. d. Bünzau beschäftigte sich mit der Frage nach besserer Milchverwertung. Sie wurde auf jedem Bauernhof gesondert bearbeitet, und Butterhändler holten Butter und evtl. auch Käse ab. Oft wollte das Abbuttern nicht gelingen. Es war auch eine schwere und zeitraubende Arbeit. In der Aussprache wurden Meiereien empfohlen, aber zur Anlage einer solchen wurde noch keine Stellung genommen. Es handelt sich um sog. Wassermeiereien, die Eigentumsmeiereien auf größeren Höfen waren. An eine Genossenschaftsmeierei dachte man noch nicht. Erst 1879 ward das Wort Meierei wieder im Protokoll erwähnt. Es war kürzlich die Zentrifuge in die Milchwirtschaft eingeführt worden. Für die hiesigen Betriebe ließ sie sich nur bei einem Zusammenschluß zu einer Meierei verwerten. Dafür war die Versammlung aber nicht zu haben. „Der ungleiche Fettgehalt der Milch ergibt Schwierigkeiten. Der Meiereibesitzer kann doch nicht alle Milch gleich hoch bezahlen." 1880 heißt es im Protokoll des Landwirtschaftlichen Vereins, daß Sammelmeiereien für den Gründer gefährlich, Genossenschaftsmeiereien aber als schädlich zu bekämpfen seien, da sie die Jungviehaufzucht gefährden. Doch der Gedanke ruhte nicht. 1881 heißt es schon, daß in Homfeld Sinn für eine Anlage einer Meierei vorhanden sei. Es wurde in Aussicht genommen, im Sommer die Meiereien in Brammer und Hütten zu besehen. 1884 hielt der junge Jochim Ratjen aus Bargfeld einen Vortrag über die Genossenschaftsmeierei und 1885 Taube aus Wiedenborstel ebenfalls. Der Vater des genannten Jochim Ratjen aus Bargfeld, Hans Detlef Ratjen, erbot sich, für eigene Rechnung eine Meierei zu bauen. Zur Weiterarbeit wurde eine Kommission gewählt. Im März 1886 hielt Dr. Schrads aus Kiel einen Vortrag über diese Frage. Inzwischen hatte man in Zarpen 1881 durch den Gedanken, die Magermilch an die Erzeuger zurückzugeben, der wichtigste Grund zur Bekämpfung der Meiereien, die Gefährdung der Jungviehaufzucht, beseitigt. Darauf wurden im Sommer 1886 Meiereien in den Dörfern Innien, Bargfeld und Homfeld gebaut. Während sich zuerst noch einige Besitzer weigerten, der Genossenschaft beizutreten, sahen sie doch bald die Vorteile ein.

g) Die Scheunenbrandgilde in Innien

Am 11. Mai 1816 wurde in Innien eine Scheunenbrandgilde ins Leben gerufen (Klosterarchiv Itzehoe). Sie gewährte Versicherung gegen Brandschäden an Scheunen und ihrem Inhalt an Heu, Stroh und Ackergeräten. Bedingung der Aufnahme von Scheunen war, daß in ihnen keine Feuerstätten waren. Jährlich wurde eine Gildeversammlung am Montag nach dem 1. Mai in Innien abgehalten. Sie begann vormittags um 10 Uhr im Gildehaus, wohl Gloy, in dem eine vom Kloster genehmigte Gastwirtschaft war. Verspätetes Erscheinen kostete 4 ß, gänzliches Fehlen, ohne einen Bevollmächtigten zu stellen 3 Mk Strafe. Der Vorstand bestand aus dem Ältermann, der in Innien wohnen mußte und 4 Jahre diente, 8 Achtmännern und einem Gildeschreiber, der auch in Innien wohnen mußte, und solange diente, „als es ihm oder der Gilde gefällt". Am Gildetage bekam der Vorstand auf Kosten der Gilde eine Mahlzeit, für die 10 Mk Courant gerechnet wurde. Abends 22 Uhr wurde die Versammlung geschlossen. Die Gilde durfte sich auf einen Kreis um Innien erstrecken, der 3 Meilen Radius hatte. Die Versicherung geschah klassenweise zu 2, 3, 4, 5 und 6 Mk Prämie. Die Entfernung der versicherten Scheune von den Scheunen anderer Besitzer mußte mindestens 10 Ruten betragen. 1841 wurde sie neu errichtet und noch 1886 erhielt er ein neues Statut. Ältermann war damals Timm Boie, Gildeschreiber Henning Gloy. Nach dem Übergang an Preußen ging sie bald ein.

h) Die Spar- und Darlehnskasse

Gegen Ende vorigen Jahrhunderts waren die Gedanken Friedrich Wilhelm Raiffeisens, des Begründers des ländlichen Genossenschaftswesens, auch im Aukrug lebendig und beschäftigten die geistig beweglichen und weitblickenden Bauern. Man wollte die brachliegenden Geldmittel des Aukruges sammeln, um sie den Landleuten zur Verfügung zu stellen, die Geld zu wirtschaftlichen Verbesserungen in ihren Betrieben gebrauchten. Der Gedanke der reinen Not- und Hilfsgemeinschaft stand im Vordergrund, als sich am 7. Februar 1896 21 Landleute des Aukrugs zur Gründung eines Spar-und Darlehnskassenvereins zusammenfanden. Den Vorstand bildeten C. Gloy, Innien, H. Jargstorff, Innien C. W. Glindemann, Böken. Dem Aufsichtsrat gehören an: C. Richers, Homfeld, M. D. Ratjen, Bargfeld, J. Harms, Bünzen.

Die ersten Wahlen erfolgten einstimmig.

Der Verein ist dem Raiffeisenverband Kiel angeschlossen und untersteht geldmäßig der Landesgenossenschaftsbank Kiel. Er betrieb anfangs keinen Warenverkehr. Ein solches ergab sich erst durch die am 1. Januar 1948 erfolgte Zusammenlegung mit dem Landwirtschaftlichen Konsumverein von 1885. Unerschüttert durch die wechselvollen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse der bisher vergangenen 63 Vereinsjahre konnte die Kasse ihre Bedeutung für den Aukrug immer mehr steigern, wie eine Gegenüberstellung verschiedener Summen aus dem Geschäftsgang der Genossenschaft beweist.

1949 1958 1959
Mitglieder 257 206 215
Eigenkapital 20.100 121.000
Warenumsatz 451.800 1.240.000
Gesamtumsatz 27.265.000 34.165.000

Fußnoten

  1. 1. Protokolle d. Landw. V. a. d. Bünzau 1889 - 1895 u. ab 1905.
  2. 2. Über Christiansen s. Abschnitt Waldverband.
  3. 3. S. Abschnitt: Die Bünzauer Entwässerungs-Genossenschaft
  4. 1. Protokolle d. Ldw. V. a. d. Bünzau.
  5. 1. Protokoll des W. von 1875 - 1918 erhalten.
  6. 2. Heidekulturvereinsblatt 1883, S. 187.
  7. 3. Ebenda 1907.
  8. 4. Ebenda 1908, S. 197 ff.
  9. 5. Ebenda 1872.
  10. 1. Prot. d. Ldw. Vereins a. d. Bünzau.
  11. 1. Heidekulturvereinsblatt 1875.
  12. 1. Prot. d. Ldw. Vereins a. d. Bünzau.