Schweinegilde Aukrug

Aus Aukrug Geschichte Wiki
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Titelseite der Statuten von 1894. Das Original befindet sich im Museumsarchiv.
Gründungsprotokoll der Schweinegilde Homfeld
Schweinegilde „Aukrug" Sitz Homfeld

Die Schweingilde Aukrug war ein Verein mit Sitz in Homfeld, der von 1893 bis 1994 bestand. Bauern und Bürger taten sich zusammen, um sich gegen den Verlust des Viehs zu versichern. In der Gilde half man einander in Notlagen durch Verlust eines oder mehrerer Schweine. Später bestand die Gilde aus Tradition und feierte den legendären Schweineball.

In dem Abschnitt „Aus der Geschichte des landwirtschaftlichen Vereinswesens" weist Georg Reimer auf die Fülle der genossenschaftlichen Zusammenschlüsse um die Jahrhundertwende im Aukrug hin. Raiffeisenverbandsdirektor i. R. Albert Lüthje behandelt in seiner Schrift: „Das landwirtschaftliche Vereins- und Genossenschaftswesen im Aukrug" ausführlich diese Entwicklung.

Die meisten Genossenschaften sind im Laufe der Zeit aufgegeben worden, weil ihre Aufgabenstellung durch den Wandel in der Landwirtschaft nicht mehr aktuell war. Aber eine dieser alten Genossenschaften oder Gilden hat sich erstaunlicherweise noch einige Jahrzehnte erhalten, und das war die Schweinegilde Aukrug.

Gründung

In dem noch vorhandenen, ununterbrochen geführten Protokollbuch heißt es auf der ersten Seite wörtlich:

„Am 12. Februar 1893 wurde im Lokale der Witwe Westphal eine Versammlung abgehalten behufs Gründung einer Schweine-Gilde. In der Versammlung kam man dahin überein, daß die Gilde sich über den Aukrug erstrecken sollte und wurde der Sitz der Gilde Homfeld.

Zum Altermann wurde gewählt der Meierei-Inspektor I. Boy, zum Stellvertreter für denselben der Käthner Joh. Butenschön und zum Schriftführer und Kassierer der Käthner C. H. Wieben.” In einer 14 Tage später abgehaltenen Versammlung heißt es dann folgerichtig: „In der heutigen Versammlung traten der Gilde bei die Dörfer Innien, Böken, Bünzen und Bargfeld. Zum Taxator für die Dorfschaft Innien wurde gewählt der Insten Heinrich Hein, für Böken der Käthner Christian Vollstedt, für Bünzen der Käthner I. Schött, für Bargfeld der Insten M. Suhr. Ferner wurde beschlossen, daß die Gilde mit dem 1. März dieses Jahres in Kraft trete und wurden die vom Vorstand entworfenen Statuten angenommen."

Schweineball

Ein vergilbtes Exemplar dieser 1894 in der Buchdruckerei I. Petersen, Hohenwestedt, gedruckten Statuten ist noch vorhanden. Unter dem 1. Oktober 1893 heißt es im Protokoll:

㤠2 Feier des Gildetages. Auch wurde beschlossen, den Gildetag jedes Jahr feierlich zu begehen. Der Taxator eines jeden Dorfes sammelt 14 Tage oder 3 Wochen vorher von jedem Interessenten 50 Pfg. zur Bestreitung der Kosten."

Dieser Beschluß ist für den Zusammenhalt der Gilde fraglos von großer Bedeutung geworden, denn aus ihm hat sich die bis in die Gegenwart reichende Tradition gebildet, am 1. Sonnabend im März jeden Jahres den Gildetag durch ein Gildevergnügen, scherzhaft „Schweineball" genannt, festlich zu begehen. Dieses Vergnügen erfreut sich auch jetzt noch großer Beliebtheit.

Auflösung

Wie das Gründungsprotokoll zeigt, wurde die Gilde 1893 gegründet.

Der letzte Vorstand:

  • Vorsitzender: August Waltemathe (seit 13 Jahren)
  • 2. Vorsitzender: Hermann Jonas (seit 8 Jahren, 28 Jahre Vertrauensmann für Böken)
  • Schriftführer und Kassierer in Innien: Herbert Bergmann (seit über 30 Jahren)
  • Kurt Glüsing (26 Jahre Kassierer in Bargfeld und Homfeld)
  • Kurt Stenzel (17 Jahre Kassierer in Meezen, Poyenberg und Hennstedt)

Heutzutage ist die Schweinehaltung unrentabel geworden, und so wurde die Gilde 1994 aufgelöst. Elfriede Rieckers hat dies in einem kleinen Gedicht geschildert:

Am 28. August 1994 trudelten die Mitglieder ein,
Zum Abschlußessen, das mußte sein.
Das Ende ist gekommen,
von der Gilde wird Abschied genommen.
Der Vorsitzende August Waltemathe begrüßt die Gäste
zu dem heutigen Abschlußfeste.
Er gab die Auflösung der Gilde bekannt,
es lohnte sich nicht mehr im Aukruger Land.
Ein Jahr mußte die Auflösung ruh'n,
es konnte noch jemand Widerspruch tun.

Dann lud August zum Essen ein,
dazu kredenzt' er einen guten Wein.
Einig waren sich alle Gäste nach dem Essen:
Die Gilde werden wir nicht vergessen!
Ein Restvermögen war noch vorhanden,
das ließ man im Alten- und Pflegeheim und Kindergarten landen.
Um Mitglieder wird jetzt nicht mehr geworben,
die Schweinegilde „Aukrug, Sitz Homfeld" ist gestorben.