Forstbetriebsgemeinschaft Hohenwestedt


Vorläufer der Forstbetriebsgemeinschaft Hohenwestedt war der als Interessenvertretung der Waldbesitzer 1947 wieder gegründete Waldbauernverein (WBV) Hohenwestedt. Damals wie heute dienen Vorträge und Waldbegehungen in enger Zusammenarbeit mit der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer der Vermittlung von Fachwissen.
Geschichte
Erste Schleswig-Holsteinischen Waldverband
1906 stand im Vereinsblatt des Heidekulturvereins: „Ende der 1860er Jahre kam ein Mann in die Gegend des Aukrugs […]. Christiansen sah, wie hier die Bauernwälder schlecht gepflegt waren, […]. Bucken und Bünzen waren ohne Wald.“
24 Waldbauern gründeten daraufhin am 24. Juli 1874 den Ersten Schleswig-Holsteinischen Waldverband. Der Zweck des Verbandes war in Paragraf 1 des Statuts festgehalten: „Der Zweck des Waldverbandes ist, die vorhandenen Holzbestände zu erhalten, durch einen rationellen Betrieb zu verbessern und durch Beforstung von Heiden und schlechten, entfernt liegenden Äckern und Wiesenländereien zu vermehren.“
Nachdem besagter Christiansen den Aukrug verlassen hatte, stand für die forstfachliche Beratung und Betreuung der Vereinsförster des Heidekulturvereins und spätere Forstdirektor Carl Emeis mit Rat und Tat den Waldbauern zur Seite. Auf der Generalversammlung im Januar 1881 wurde der Grundstein für die Holz-Absatzgenossenschaft des ersten Schleswig-Holsteinischen Waldverbandes gelegt mit der Begründung: „Auch die Landwirte in der Marsch schicken ihre Ochsen nach Hamburg an einen Kommissionär […]. Warum könnte der Waldverband auf genossenschaftlichem Wege seine Walderzeugnisse nicht auch durch einen Kommissionär verkaufen lassen? […]“
Um die Aufforstungstätigkeiten im Verbandsgebiet weiter zu steigern, wurde 1895 beschlossen, dass ein „Dampfpflug […] gegen eine wohlfeile Miete zum Zwecke der Aufforstung in Tätigkeit gesetzt werde.“ Nach der Jahrhundertwende ließ das Interesse am Waldbau nach. Es wurden sogar die für die Waldbegründung vorgesehenen Flächen zu Weiden und Äckern umgebrochen und Weihnachtsbaumkulturen angelegt.
Auf der Mitgliederversammlung im Frühjahr 1907 warnte der Vorsitzende, Johannes Hölk, vor der Weihnachtsbaumwirtschaft, sie sei „in ihrer jetzigen Form ein Raubbau, der uns Wüste schafft“. 1911 stellte er erneut fest: „Früher lieferte der Wald gute Erträge. Der Holzhandel blühte hier […]. Tannenbaumkultur ist die Losung. Doch das ist Raubbau […]. Wir lassen unseren Nachkommen Wüsten als Erbe.“ 1913 gingen 70 Ladungen aus den Fichtenanpflanzungen, deren erste Lichtung als Weihnachtsbäume verwandt wurde, vom Bahnhof Innien besonders nach Berlin.
Mittlerweile hatte der Holzhandel stark nachgelassen. Die Holzpreise waren schlecht und die Holzmengen zu gering. Aus Rentabilitätsgründen wurde die Baumschule geschlossen. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges ruhten die Tätigkeiten des Ersten Schleswig-Holsteinischen Waldverbandes. Erst nach dem Krieg und den wirtschaftlich schwierigen Jahren lebte der Gedanke des Waldverbandes wieder auf.
Waldbesitzerverband und Forstabteilung
1919, als der Schleswig-Holsteinische Waldbesitzerverband gegründet wurde, wurde bei der Landwirtschaftskammer (LKSH) eine Forststelle eingerichtet. Ehemalige Waldbauern des Verbandes gründeten 1925 und 1926 die Waldbauvereine Innien und Hohenwestedt. Sie traten dem Waldbesitzerverband bei und schlossen Abkommen mit der LKSH über eine ständige Forstberatung. Die letzten Mitgliederversammlungen der Waldbauvereine fanden 1934 statt. In einem Protokollbuch steht: Verbot des Waldbauvereins durch die NS-Regierung.
Aufforstung und Waldpflege nach 1945
Nach dem Krieg, im Herbst 1947, lud der Waldbesitzerverband für Schleswig-Holstein zur Gründung des Waldbauvereins für Hohenwestedt und Umgegend ein. Zum Vorsitzenden wurde Heinrich Reimers, Silzen, gewählt. Seine wichtigste Aufgabe war, den Mitgliedern seine Erfahrungen in der Aufforstung und Waldpflege zu vermitteln.
Als Geschäftsführer wurde der spätere Oberlandwirtschaftsrat Hans Horstmann, Hohenwestedt, gewählt. Ihm ist es zu verdanken, dass die forstliche Unterrichtung der bäuerlichen Jugend in den Lehrplan der Landwirtschaftsschule Hohenwestedt aufgenommen wurde. Nach 27 Jahren stellte er 1975 sein Amt zur Verfügung. Ihm folgte bis 1995 Helmut Gauger, Hohenwestedt.
Auf der Mitgliederversammlung im Januar 1948 regte Oberforstmeister Hans Siebenbaum als besondere Aufgaben eines Waldbauvereins zwei Waldbegehungen je Jahr an. So wurden seit 1948 bis zum heutigen Tage zahlreiche Waldbegehungen in Schleswig-Holstein sowie Exkursionen und Lehrfahrten im Bundesgebiet durchgeführt, um Erkenntnisse und Informationen über Waldbau, Waldpflege und Holzverwertung zu gewinnen.
Mit der Einrichtung der Forstabteilung bei der LKSH 1952 erhielt der Waldbauverein eine regelmäßige forstfachliche Beratung und Betreuung, zunächst durch den Kammerförster Peter Könnecke und später durch Hans Duggen. Wegen des enormen Mitgliederzuwachses, dem Verein gehörten 140 Mitglieder mit über 1.600 ha Waldfläche an, beschaffte der Verein 1949 den Mitgliedern für die Bodenvorbereitung und Waldpflege Streifen- und Krümelpflüge, Untergrundlockerer und später auch Schlepper und Motorsägen.
Nach dem plötzlichen Tod von Alex Gloy wurde Hans-Heinrich Ebeling, Waldhütten, 1970 Vorsitzender des Vereins. Ihm lag die Weiterbildung mit Waldbesichtigungen und Lehrfahrten besonders am Herzen. Für den Waldbau forderte er, nicht nur standortheimische, sondern eher standortgerechte Bäume zu pflanzen. Die Douglasie war sein Favorit. Weitere Themen auf den Versammlungen waren, um nur einige zu nennen, neben dem Holzmarkt die biologische Bekämpfung forstschädlicher Insekten und die Methode, der Versauerung der Böden mit Bodenschutzkalkungen entgegenzuwirken.
Forstbetriebsgemeinschaft
1970 schloss sich der WBV Wacken an und 1982 kamen die Mitglieder des aufgelösten Forstverbandes Stafstedt hinzu. 1979 wurde der Waldbauernverein in eine Forstbetriebsgemeinschaft nach dem Bundeswaldgesetz umgewandelt. Die Aufgaben vermehrten sich, und ein eigenes Büro in der Hohenwestedter Beratungsstelle der Landwirtschaftskammer wurde eingerichtet. Deren Geschäftsführer Helmut Gauger übernahm ehrenamtlich die Führung des Büros, in den letzten fünf Jahren dann als teilamtliche Kraft. Anfang 1995 bestand die Gemeinschaft aus 477 Mitgliedern mit 3.766 ha Wald.
Auf der Jahreshauptversammlung 1995[1] ging der Vorsitz auf Claus Ratjen aus Homfeld über, der neben seinem 70 ha großem Milchviehbetrieb 60 ha Wald bewirtschaftet. Der bisherige Vorsitzende Hans-Heinrich Ebeling hatte aus Altersgründen seinen Sitz im Vorstand aufgegeben, ebenso Vorstandsmitglied Hans Vierth aus Osterstedt. Auch Helmut Gauger trat in den Ruhestand; sein Nachfolger als Geschäftsführer wurde Hohenwestedts stellvertretender Bürgermeister Jürgen Panten.
Neu in ,den neunköpfigen Vorstand gewählt wurden Klaus Trede-Vierth (Remmels) und Dietrich Ebeling. Der scheidende 72-jährige bisherige Vorsitzende Hans-Heinrich Ebeling hob hervor, er habe viel Freude daran gehabt, für die Interessengemeinschaft der Waldbauern zu arbeiten, aber „es war nicht immer reibungslos. Waldbauern sind hart gesottene Genossen, die machen nicht immer alles Neue mit." Er spielte dabei auf die Neuerungen des Bundeswaldgesetzes in den 1970er-Jahren an, das die Umwandlung des damaligen Waldbauernvereins in die Forstbetriebsgemeinschaft erforderlich gemacht hatte.
Für das Holzgeschäft habe es 1994 eine leichte Besserung gegeben, nachdem vorher katastrophale Einbrüche durch Windwurf und Borkenkäferbefall zu verzeichnen waren. Das Altersklassensystem sei dadurch empfindlich gestört worden, es fehlte jetzt ein großer Teil der gewinnbringenden alten Bestände.
An die Politiker stellte Hans-Heinrich Ebeling die Forderung nach besseren forstlichen Rahmenbedingungen und finanziellen Hilfestellungen. Obwohl der Ertrag von Neukulturen erst den späteren Generationen zugutekomme, bezeichnete er deren Schaffung als besonders dringlich.[2]
Am 10. Februar 1995 stellte sich der langjährige Vorsitzende, Hans-Heinrich Ebeling, für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung. Sein Nachfolger, Claus Ratjen, Aukrug-Homfeld, übernahm das Amt mit folgenden Worten: „Waldbau ist eine generationsübergreifende Aufgabe, die ich schon vom Vater und Großvater übernommen habe.“ Weiterhin führte er an, dass zu einem gesunden Mischwald auch Fichten gehörten, womit er deutlich machte, dass neben den Schutz- und Erholungsfunktionen auch der Bewirtschaftung des Waldes ein angemessener Platz einzuräumen sei. Seine Amtszeit war gekennzeichnet durch die Gründung der Kooperationsgemeinschaft Forstbetriebskontor Hohenwestedt und die Gründung der Betriebsgemeinschaft Forst w. V. sowie die Zertifizierung nach PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) als Zwischenstelle.
Gleichzeitig mit Hans-Heinrich Ebeling beendete auch der Geschäftsführer, Helmut Gauger, seine Tätigkeit. Jürgen Panten, Hohenwestedt, war sein Nachfolger, und von 1998 bis 2019 übernahm Uwe Tertin, Aukrug-Innien, die Geschäftsführung. Ihm folgte Hans-Joachim Rathjen, Aukrug-Böken. Am 12. März 2022, nach 28 Jahren als Vorsitzender, beendete Claus Ratjen seine Amtszeit. Sein Nachfolger ist Dietrich Ebeling, Sohn des vorletzten Vorsitzenden des Vereins[3].
Vorsitzende
- 1947 - 1970: Dr. Alex Gloy
- 1970 - 1995: Hans-Heinrich Ebeling
- 1995 - 2022: Claus Ratjen
- seit 2022: Dietrich Ebeling
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Alle Informationen über die Jahreshauptversammlung 1995 stammen aus: Hohenwestedt Anzeiger, 8/95
- ↑ Den Verfassern der Chronik fiel dazu das alte Lutherwort ein: „Und wenn morgen die Welt unterginge, — heute noch würde ich einen Baum pflanzen."
- ↑ Waldbauern der FBG Hohenwestedt feiern 150-jähriges Bestehen