Archiv:Forstwirtschaft

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Forstwirtschaft (Ursprünglich im Kapitel Land- und Forstwirtschaft)

Die Forstbetriebsgemeinschaft Hohenwestedt

Vorstand der Forstbetriebsgemeinschaft. Sitzend von links: Geschäftsführer i.R. Helmut Gauger und der Ehrenvorsitzende Hans-Heinrich Ebeling. Stehend von links der neue Vorstand: Klaus Trede-Vierth (Remmels), Klaus Rohwedder-Struve (Silzen), Herbert Eggers (Ehlersdorf), Dietrich Ebeling (Meezen-Waldhütten), Uwe Rohwer (Stafstedt), Volker Kuppe (Wacken), Vorsitzender Claus Ratjen (Aukrug-Homfeld) und Geschäftsführer Jürgen Panten (Hohenwestedt).
Sturmschäden, unterer Stamm Borkenkäferbefall
An dieser Stelle legte der „Waldverband für die Dörfer Homfeld, Innien, Bargfeld, Bünzen, Sarlhusen, Wiedenborstel, Meezen und Hennstedt" 1878 eine Forstbaumschule an. 1880 wurde dieser Stein zwischen der Itzehoer Chaussee und den Behm'schen Teichen aufgestellt und steht noch dort.
Rotfäule und saurer Regen

Vorläufer der Forstbetriebsgemeinschaft war der als Interessenvertretung der Waldbesitzer 1947 wieder gegründete Waldbauernverein (WBV) Hohenwestedt. Vorsitzender war Dr. Alex Gloy. Nach dessen Tod 1970 ist es für 25 Jahre Hans-Heinrich Ebeling geworden. 1970 schloß sich der WBV Wacken an und 1982 kamen die Mitglieder des aufgelösten Forstverbandes Stafstedt hinzu. Anfang 1995 bestand die Gemeinschaft aus 477 Mitgliedern mit 3.766 ha Wald. Damals wie heute dienen Vorträge und Waldbegehungen in enger Zusammenarbeit mit der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer (LWK) der Vermittlung von Fachwissen, und häufig war Oberforstrat Siebenbaum von der LWK als Referent und Berater zu Gast.

1979 wurde der WBV in eine Forstbetriebsgemeinschaft nach dem Bundeswaldgesetz umgewandelt. Die Aufgaben vermehrten sich, und ein eigenes Büro in der Hohenwestedter Beratungsstelle der Landwirtschaftskammer wurde eingerichtet. Deren Geschäftsführer Helmut Gauger übernahm ehrenamtlich die Führung des Büros, in den letzten fünf Jahren dann als teilamtliche Kraft.

Auf der Jahreshauptversammlung 1995[1] ging der Vorsitz auf Claus Ratjen aus Homfeld über, der neben seinem 70 ha großem Milchviehbetrieb 60 ha Wald bewirtschaftet. Der bisherige Vorsitzende Hans-Heinrich Ebeling hatte aus Altersgründen seinen Sitz im Vorstand aufgegeben, ebenso Vorstandsmitglied Hans Vierth aus Osterstedt. Auch Helmut Gauger trat in den Ruhestand; sein Nachfolger als Geschäftsführer wurde Hohenwestedts stellvertretender Bürgermeister Jürgen Panten.

Neu in ,den neunköpfigen Vorstand gewählt wurden Klaus Trede-Vierth (Remmels) und Dietrich Ebeling. Der scheidende 72jährige bisherige Vorsitzende Hans-Heinrich Ebeling hob hervor, er habe viel Freude daran gehabt, für die Interessengemeinschaft der Waldbauern zu arbeiten, aber „es war nicht immer reibungslos. Waldbauern sind hartgesottene Genossen, die machen nicht immer alles Neue mit." Er spielte dabei auf die Neuerungen des Bundeswaldgesetzes in den siebziger Jahren an, das die Umwandlung des damaligen Waldbauernvereins in die Forstbetriebsgemeinschaft erforderlich gemacht hatte.

Für das Holzgeschäft habe es 1994 eine leichte Besserung gegeben, nachdem vorher katastrophale Einbrüche durch Windwurf und Borkenkäferbefall zu verzeichnen waren. Das Altersklassensystem sei dadurch empfindlich gestört worden, es fehlte jetzt ein großer Teil der gewinnbringenden alten Bestände.

An die Politiker stellte Hans-Heinrich Ebeling die Forderung nach besseren forstlichen Rahmenbedingungen und finanziellen Hilfestellungen. Obwohl der Ertrag von Neukulturen erst den späteren Generationen zugutekomme, bezeichnete er deren Schaffung als besonders dringlich.[2]

In seiner Dankrede wies Landesforstmeister Georg Vollquards auf die Finanznöte der Regierung hin, sicherte jedoch weiterhin die volle ideelle und fachliche Unterstützung durch seine Behörde zu.

Der Forst Iloo (Staatsforst Neumünster)

Führung durch den Forst anläßlich des ersten Aukruger Umwelttages 1985 unter Leitung von Forstamtmann Fritz Heidrich

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Forst Iloo gewaltig ausgedehnt. Er umfaßt ca. 1000 Hektar, wovon ein guter Teil zu Böken gehört. Dieses Dorf hatte ursprünglich bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein überhaupt keine Waldgebiete. 1906 gehörten 120 Hektar zu Böken und heute sind es 351 Hektar. Der Böker Wald ist dem Rotwildhegering Iloo angeschlossen.

Anfang dieses Jahrhunderts war der Iloo nur 356 Hektar groß, wovon 1913 100 Hektar abbrannten. Nach dem 2. Weltkrieg litt er sehr durch die von der britischen Militärregierung angeordneten Einschläge im Zuge der Reparation und durch Abholzung zur Abdeckung des Brennstoffbedarfs. Im Rahmen der Flurbereinigung wurde dem Forst Gelände zugeschlagen. Außerdem kaufte die Schleswig-Holsteinische Landgesellschaft stillgelegte Agrarflächen auf und überließ sie dem Staatsforst Neumünster zur Aufforstung.

Holz- und Faschinenhandel Rogge

Horst Rogge beim Rücken eines Buchenstammes
Wilhelm Begemann und Christine Kasten zeigen, wie Wasen gebunden werden.

1992 feierte Horst Rogge das 40jährige Firmenjubiläum. Er wurde 1935 in Westpreußen geboren und wuchs in Homfeld auf. Nach dem Kriege baute sein Vater Kurt Rogge im Pommernweg, er selber später in der Hühnerstraße (An der Bahn).

Die Firma ist ein typischer Ein-Mann-Betrieb. In enger Zusammenarbeit mit dem Förster werden Bäume gefällt, dann aufgearbeitet, mit dem Traktor gerückt und schließlich an zugänglicher Stelle gepoltert (aufgestapelt). Die Stämme werden nach Länge und Durchmesser aufgemessen, klassifiziert und für die Käufer in die Holzliste eingetragen. Der Verkaufserlös geht abzüglich des Hauerlohns an den auftraggebenden Waldbesitzer. Unentbehrliches „Handwerkszeug" ist vor allem der Schlepper, ein Schlüter-Turbo mit 150 PS. Drei Motorsägen bis 75 cm Schnittlänge, Meßband und Meßstock, die Kluppe zum Ermitteln der Stammdurchmesser sowie Sicherheitskleidung ergänzen die Ausrüstung. Als früher die Nadelholzstämme noch entrindet wurden, geschah dies mit dem Schäleisen.

Im Herbst liefert die Firma Rogge Deckbusch aus Fichtengrün für den Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Die Zweige dafür werden mit dem Schnittreißer geschnitten und mittels Rundnadel und Draht gebündelt. Zum Herstellen von Eichenspalt-pfählen dienen Spalthammer und Keile. Mit der Putzmaschine werden Fichten- und Lärchenpfähle für das Marschenbauamt abgefräst und angespitzt. Auch Stangen- und Brennholz wird geliefert.

Nach dem oft harten Tagwerk hat Horst Rogge noch genügend Zeit und Energie für die Übungsabende der Feuerwehrkapelle, wo er seit über 20 Jahren das Tenorhorn bläst, für das Training des Hundes Rex, den Garten — und fürs Feiern. Sprichwörtlich sind Horsts stets gute Laune, seine munteren Geschichten und die Spezialitäten vom selbstgebauten fahrbaren Großgrill. Nachbarn und Freunde schätzen auch ganz besonders die Gastfreundschaft und Küche seiner Frau Lotti, die ihm stets eine tüchtige Hilfe im Betrieb ist.

Faschinen oder Wasen

Das Faschinenbinden gehört mit zu den ältesten Arbeiten in der Forstwirtschaft. Die Reiser und Zweige, die beim Holzfällen anfallen, werden gesammelt und auf Bockpfählen, die kreuzweise zusammengebunden sind, in Wellendicke aufgelegt, mittels besonderer Faschinenknebel (Seilknebel) fest zusammengezogen und an diesen Stellen mit Draht gebunden, früher auch mit Weiden. Christine Kasten erinnert sich, als sie noch ganz klein war, ist sie mit ihrer Mutter in den Wald gefahren. Die hat dann das Buschwerk gesammelt und ihr Opa Timm die Faschinen hergestellt. Auch Wilhelm Begemann hat Faschinen gebunden, und Horst Rogge macht es noch heute. Verwendet wurden sie früher für Faschinendrainagen. Wiedenborstel lieferte sie an die Eisenbahn zum Lokomotivenanheizen. Heute braucht man sie hauptsächlich zum Deichbau und für Uferbefestigungen an der Nordsee.

Fußnoten

  1. Alle Informationen über die Jahreshauptversammlung 1995 stammen aus: Hohenwestedt Anzeiger, 8/95
  2. Den Verfassern der Chronik fiel dazu das alte Lutherwort ein: „Und wenn morgen die Welt unterginge, — heute noch würde ich einen Baum pflanzen."