Imkerei in Aukrug

Aus Aukrug Geschichte Wiki
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Waldemar Bünning und Ehefrau bei ihren Bienen
Rosemarie Ulziffer war eine der ersten Frauen, die Bienen im Aukrug hielten. Sie imkerte bereits 1954.
Bienenstand von Gerhard Schlüter ca. 1964

Die Imkerei in Aukrug hat eine sehr lange Tradition, die sich anhand des umfassenden Archivs des Imkervereins seit Beginn des 20. Jahrhunderts darstellen lässt.

Bienenhaltung in Schleswig-Holstein und Aukrug

Zeidlerei – Historische Darstellung der Waldimkerei aus Adam Gottlob Schirachs Wald-Bienenzucht von 1774
Bienenkörbe des 14. Jahrhunderts
„Alte Bienenzucht in Baumklötzen.“, Bild aus Seite 476 in "Die Gartenlaube" , 1897.

Sicher sind auch vor der 1903 erfolgten Gründung des Vereins in Aukrug Bienen gehalten worden, war doch die Imkerei schon Anfang des 19. Jahrhunderts auch als "Hobby" populär. Schon in der Gründungsphase zählte der Verein 32 Mitglieder mit fast 400 Völkern. Neben den Berufsimkern gab und gibt es Imker, die diese Tätigkeit nebenberuflich ausübten. Früher waren es oft Lehrer, Pastoren und kleine Handwerker, die mit der Imkerei ihr Einkommen aufbesserten. Im Jahr 1838 wurde in Weimar der älteste Imkerverein Deutschlands gegründet. Auch dürfte man schon im 18. Jahrhundert in den Aukrugdörfern von Philipp Ernst Lüders (1702-1786), Hofprediger und Propst in Glücksburg gehört haben. Er gilt als der bedeutendste Reformer der Landwirtschaft in den Herzogtümern in der Zeit der Aufklärung. "Nach seiner Berufung zum Hofprediger in Glücksburg (1730) übersiedelte er 1731 mit 15 Bienenstöcken nach dort. Auch in Glücksburg beschäftigte er sich eifrig mit der Bienenzucht, gab sie aber 1754 - nach 30 Jahren - schweren Herzens auf, weil er, wie er dreißig Jahre später schrieb, „nach einer vierjährigen Weigerung in den Königlichen ökonomischen Dienst treten musste" und deshalb den Bienen nicht mehr „die gehörige Aufwartung geben konnte." Am Ende seines langen, gesegneten und erfolgreichen Lebens legte der begeisterte Bienenvater sein Wissen, seine Erfahrungen und Ratschläge schriftlich nieder. Insgesamt 156 Fragen und Antworten umfasst sein Büchlein, das vor 239 Jahren (1784) in Schleswig erschien, und mit dem er, zwei Jahre vor seinem Tod, die Reihe seiner Schriften beschloss. Es trägt den Titel „Bienenzucht, aus eigener Erfahrung beschrieben" und sollte den Freunden der Imkerei als Wegweiser dienen."[1]

Historisch lässt sich nicht präzise belegen, seit wann sich der Mensch mit Bienen beschäftigt. In der Anfangszeit beschränkte man sich darauf, den Honig zu plündern und damit das Bienennest und auch das Volk zu zerstören. Eine erste imkerliche Betriebsweise bestand darin, die Bienen zum Bau ihrer Nester zu sich zu locken, indem man ihnen Tonröhren, hohle Baumstämme etc. zur Verfügung stellte, in denen sie ihre Waben errichten konnten. So sparte man sich die mühsame Suche nach den Nestern und konnte einzelne Völker darin überwintern lassen, so dass sich die Anzahl im kommenden Jahr schneller vergrößerte[2]. Bei Ausgrabungen zwischen der Weser- und Elbemündung in der Wurtensiedlung Fedderssen Wierde wurde die bisher älteste mitteleuropäische Bienenwohnung gefunden, ein Rutenstülper aus Weidengeflecht aus dem 1. oder 2. Jahrhundert nach Christus. Dokumentiert ist, dass schon im 16. Jahrhundert Bienenwanderungen praktiziert wurden, um den zeitweise herrschenden Blütenmangel am Aufstellungsort durch Umsiedlung in blütenreiche Gegenden ausgleichen. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges kehrte Mitte des 17. Jahrhunderts eine längere Zeit des Friedens und der Ruhe ein, in der sich die Bienenzucht wieder als lohnenswerte Nebenbeschäftigung entwickelte. Im 18. Jahrhundert folgten in Preußen, Hannover und Braunschweig Verordnungen und Maßnahmen zur Förderung der Imkerei. Die preußische Dorfordnung aus dem Jahr 1702 machte z.B. den Bauern das Halten einer bestimmten Anzahl von Bienenstöcken zur Pflicht. Bei Nichteinhaltung drohten empfindliche Strafen. Ob es ähnliche Regelungen im dänisch regierten Holstein gab, ist bisher nicht belegt. 1871 wurde in Schleswig-Holstein der Zentralverein für Bienenzucht gegründet. Einige Jahre später folgte der "Südholsteinische Bienenzuchtverein", der Wanderlehrerbezirke zur Betreuung seiner Mitglieder schuf.

Als Bienenstock (mittelhochdeutsch: bînstoc für ‚Stock[holz, hohl] für Bienen[volk]‘) wird eine von einem Imker zur Verfügung gestellte künstliche Nisthöhle (Behausung) mitsamt dem darin befindlichen Volk von Honigbienen bezeichnet. Die Behausung allein wird Beute, die Gesamtheit der Waben bzw. Zellen wird Gewirk(e) genannt. Das Wort Beute wurde im 8. Jahrhundert zuerst für ein Backbrett oder einen Backtrog und später für den Waldbienenstock benutzt. Trotz der frühen Bezeugung ist weder die Herkunft noch die Geschichte ausreichend klar. Bezeugt ist das mittelhochdeutsche Wort „biuta“ als Bienenstock und das althochdeutsche „biutte“ oder „biot“ als Backtrog oder Bienenkorb. Ursprünglich bezeichnete das Wort „Beute“ in diesem Zusammenhang oft auch den ganzen Bienenbaum. Der 1505 in Sprottau geborene erste deutsche Autor eines Buches über Bienenzucht Nickel Jacob prägte den Begriff der Beute in der frühen Fachliteratur. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich dieser Begriff als Bezeichnung für eine vom Menschen zur Verfügung gestellte Bienenwohnung durch. Zusammenfassend soll eine Bienenbeute, so ist man sich in Imkerkreisen einig, die Entwicklung eines gesunden und starken Bienenvolkes unterstützen und diesem ein möglichst natürliche Behausung bieten.

Die Zeidlerei (auch Zedlerei) ist das gewerbsmäßige Sammeln von Honig wilder oder halbwilder Bienenvölker, das vom Zeidler, einem Waldimker, betrieben wird. Bereits im Mittelalter wurde es in Deutschland ausgeübt. Das Sammeln des Honigs wilder Bienen durch den Menschen ist für die Zeit seit 9000 Jahren belegt. Der Begriff des Zeidlers oder Zeitlers bezeichnet einen besonderen Beruf des Honigsammlers, wie er sich in Europa seit dem Frühmittelalter ausgebildet hat. Der Zeidler hielt, anders als der Imker im heutigen Sinne, die Bienen nicht in gezimmerten Bienenstöcken oder Bienenkörben. Man hieb alten Bäumen künstliche Höhlen (Beuten) in etwa sechs Meter Höhe ein und versah den Eingang mit einem Brett, in das ein Flugloch eingebracht war. Für ihre Arbeit benötigten die Zeidler ein Beil und ein Kletterseil. Eine wichtige Aufgabe des Zeidlers war neben der Herstellung und Pflege der Beuten vor allem der Schutz vor Dieben, wie etwa Bären. Deswegen erhielt der Zeidler diverse Privilegien, unter anderem das Recht zum Tragen einer Armbrust, weshalb er häufig mit einer solchen abgebildet wird.

Klotzbeute

Eine Klotzbeute oder ein Klotzstülper ist eine künstliche Bienenbehausung, die aus einem ausgehöhlten Baumstamm besteht. Klotzbeuten gehören zu den ältesten künstlichen und transportablen Bienenwohnungen. Sie stellen eine Entwicklungsstufe in der Zeidlerei dar und markieren den Übergang zur planmäßigen Bienenhaltung, der Imkerei. Heute sind sie fast nur noch im asiatischen Raum anzutreffen. Von Natur aus brauchen die europäischen Rassen der westlichen Honigbiene zum Überleben eine winter- und wetterfeste Behausung. Dazu eignet sich eine Nisthöhle in einer Größe von etwa 60 Liter, die ganzjährig trocken ist, vor Regen und Schnee schützt und windgeschützt steht. Ursprünglich lebten die Bienen wild in natürlich vorkommenden Baumhöhlen im Wald. In der Frühzeit begannen die Zeidler die betreffenden Baumhöhlen samt Bienen aus den Baumstämmen herauszusägen und an günstigeren Standorten aufzustellen. Mit Beginn der zunehmenden planmäßigen Bienenhaltung wurden Klotzbeuten aus Baumstämmen eigens hergestellt. Dazu wurden geeignete Baumstämme mit Werkzeugen der Länge nach, bis auf Wandstärke von wenigen Zentimetern, ausgehöhlt. In die entstandene Röhre wurden ein oder mehrere Fluglöcher eingeschnitten. Im Inneren der Röhre wurden meist mehrere Holzstöcke quer eingebracht, um den Bienen den Wabenbau zu erleichtern. Diese Klotzbeuten wurden auf einem ebenen Untergrund aufgestellt und mit einem Brett abgedeckt. In einigen Regionen Europas wurden die Klotzbeuten auch liegend aufgestellt. In diese Beuten wurde ein eingefangener Bienenschwarm einlogiert.

Lüneburger Stülper

Lüneburger Heidestülper und viereckiger Kanitzkorb, aus Stroh

Blickt man auf Aufzeichnungen des frühen Mittelalters, finden sich bereits zahlreiche Überlieferungen zum Thema Bienenhaltung. Als Bienenbeute diente hier ein sogenannter Bienenkorb. Diesen nutzen auch die Heideimker, die für ihren geflochtenen Strohkorb, dem Lüneburger Stülper, überregional bekannt waren und deren Bienenkorb über die Zeit sogar zu einem Symbol der europäischen Imkerei aufstieg[3]. Die gesamte Betriebsweise, war darauf ausgelegt, den späten Heidehonig zu ernten. Vermehrt wurde über den Schwarmtrieb und Zwischentrachten wurden hauptsächlich abgewandert um die jungen Bienenschwärme aufzubauen. Die runden Körbe, sogenannte Lüneburger Stülper waren meist hergestellt aus Roggenstroh, das meist mit gespaltenen Wurzeln oder mit Rattan verbunden ist . Im Vergleich zu den runden Stülpkörben, die in den Niederlanden und Teile Nord-Deutschlands benutzt wurden, haben die Lüneburger Stülper eine stärkere Wand, 5 bis 7 cm stark, und sind stärker umwickelt und durchflochten worden. Diese Körbe werden mit grünen Wiesenbutter verschmiert, das ist die weiche schmierbare Substanz, die an einem sonnigen Tag im Frühling auf einer blütenreichen Wiese, den hübschen ranken Körper einer Kuh an der Hinterseite verlässt. Also, Kuh-dung. Diese Substanz sorgt dafür, dass die Körbe gegen Regen geschützt sind und nicht verwittern. Kuhdung ist CO2 Neutral, nach einiger Zeit auch Geruchsneutral, billig und nachhaltig. Die Bienen errichten in diesen Körben Naturwabenbau. Im Herbst wurden überzählige Bienenvölker bei der Honigernte getötet, bzw. als lose Bienenvölker verkauft. Das führte zu einer Auslese einer sehr schwarmfreudigen dunklen Bienen. Dummerweise fielen der Auslese auch die Völker mit den besten Honigerträgen zum Opfer. Denn diese wurden ja abgeschwefelt bzw. getötet um an den Honig zu kommen.[4]

Kanitz Körbe

Gravenhorster Bogenstülper, in: Die Gartenlaube, Eine billige und praktische Bienenwohnung, Heft 41, S. 676a, 1883

Der Kanitzkorb, als erster Schritt zur bienenschonenden Honigernte. Beim Kanitzkorb wurde die Bienenwohnung bereits unterteilt in Brutraum und Honigraum. Im ersten Schritt konnten die Einheiten/Zargen bislang nicht getrennt werden. Später konnte man den Honigraum auch auf den Brutraum aufsetzen. Der Kanitzkorb verlor dabei die runde Form des Stülpers und wurde eckig, um bewegliche Rähmchen aufzunehmen. Allerdings wurden die Waben meist als Spezialanfertigung hergestellt, da jeder Kanitzkorb in der Größe leicht unterschiedlich ausfiel. Da er immer noch aus Stroh hergestellt wurde, war millimetergenaue Arbeit wie bei Holz nicht möglich. Was die Standardisierung der Rähmchen etwas erschwerte.

Im Brutraum gibt es hier keine Rähmchen, sondern die Bienen dürfen sich ihre Waben in Wildbau anlegen. Als Unterstützung wird er lediglich gespeilt. Das heißt, es werden kleine Stäbchen eingezogen. Das bietet die Möglichkeit auch Wildbau aus anderen Völkern einfach aufzustecken, und damit die Wildbauwaben wiederzuverwenden. Auch das Arbeiten mit einem Absperrgitter ist im Kanitzkorb möglich. Es wird einfach mit Klammern oder Reißzwecken befestigt. Auch der Deckel der Beute wird aus Stroh hergestellt, bzw. mit Stroh gedämmt.[5]

Gravenhorster Bogenstülper

Der Gravenhorster Bogenstülper stellt den Übergang von Stabilbau zum Mobilbau dar. Er fand hohe Verbreitung in Ausführungen von 4 bis 16 Waben. Entwickelt wurde er von Johann Heinrich Gravenhorst (1823 - 1898), Imker aus dem Herzogthum Braunschweig, ab ca. 1865. Sein Ziel war es, die Vorteile der Lüneburger Korbimkerei mit den neuen Erfahrungen aus der Arbeit mit Waben in „Mobilbauweise“ zu vereinigen. 1873 erschien sein Werk „Der praktische Imker. Anleitung sich den Bogenstülper, einen anerkannt guten und billigen Strohkorb mit Mobilbau selbst anzufertigen und darin die Bienenzucht mit Nutzen zu betreiben“. Das Buch wurde in insgesamt vier Auflagen (bis 1887) verausgabt. Die Rähmchen sind bogenförmig angeordnet und werden von unten eingeschoben. Zum Abernten werden von einer Seite die Waben rausgenommen und gepresst. Dann wird wieder mit Bogenrähmchen aufgefüllt[6]

Dathe Beute

Eine Erfindung vom deutschen Bienenzüchter August Sittich Eugen Heinrich von Berlepsch: dreistöckige Versuchsbeute, 1860
Wabenrahmen zu Hinterbehandlungskasten von August von Berlepsch im Buch "Die Biene und die Bienenzucht in honigarmen Gegenden nach dem gegenwärtigen Standpunkt von Theorie und Praxis", 1860
Entstehung einer Bienenwabe im Holzrähmchen: Vom gedrahteten Rähmchen über das Rähmchen mit eingelöteter Wachs-Mittelwand zur von den Bienen ausgebauten Bienenwabe
Herstellung der Kunstwabe, Bild aus Seite 479 in "Die Gartenlaube", 1897.

Im Aukruger Imkerverein wurde diese Beute offenbar durch den Bauern und Imker Johannes Reimers eingeführt. Johannes Reimers, geb. 1884, absolvierte im Alter von 18 Jahren vom 15. April bis 15. Oktober 1902 bei Rudolf Dathe in Eystrup eine Imkerausbildung. Er wurde dann Mitbegründer des Aukruger Imkervereins und begann 1907 im Alter von 23 Jahren mit der aktiven Imkerei. Im Jahr 1907 winterte er 18 Korbvölker und 10 Kastenvölker ein. Diese Kastenvölker waren Dathe-Kästen. Die Dathe-Kästen wurden von da an von vielen Aukruger Imkern wegen ihrer relativ einfachen Handhabung noch bis 1971 benutzt. Entwickelt von dem Lehrer und Imker Gustav Dathe aus Eystrup in Niedersachsen.

Gustav Dathe wurde am 15. Mai 1813 in Königshofen bei Eisenach geboren und starb 1880 in Eystrup. Sein Sohn Rudolf Dathe wurde am 20. Oktober 1849 geboren und wandte sich nach seinem Schuldienst ebenfalls der Imkerei zu und übernahm den väterlichen Betrieb. Der Dathe-Stock ist eine Weiterentwicklung des Berlepsch Ständers mit dem Dathe-Rähmchen. Gustav Dahte richtete in Eystrup eine Imker-Tischlerei ein, in welcher Bienenkästen und -geräte handwerklich hergestellt wurden. 1880 wurde das Dathe-Rähmchen mit den Maßen 36 Zentimeter hoch und 22,2 Zentimeter breit als Normalmaß angenommen. Der Dathe-Stock ist eine Hinter-Behandlungs-Beute mit zwei übereinander liegenden Etagen - einem Brutraum und einem Honigraum. Beide Etagen können 12 Rähmchen/Waben aufnehmen, die hintereinander im Hochmaß angeordnet sind.[7]

In der Zeitschrift Die Gartenlaube wurde schon 1897 über die Vorteile der neuen Betriebsweise berichtet: "Dabei ist er aber insofern in großem Vorteil gegen den Imker alter Schule, als er sich die drei bedeutendsten Hilfsmittel der neueren Bienenzucht zu nutze machen kann. Als erstes unter ihnen ist die Wohnung mit beweglichem Bienenbau zu nennen, der der Imker, ohne Bienen und Bau zu schädigen, zu jeder Zeit die Wachstafeln entnehmen und wieder einfügen kann; das zweite Hilfsmittel ist die sogenannte Honigschleuder, eine Centrifugalmaschine, welche den Honig aus den Wachszellen schleudert, und das dritte die Kunstwabe, d. h. der künstlich hergestellte Bienenbau. (...) Unter Benutzung der Vorräte seines Wabenschrankes, der leeren Wachswaben, füllt unser Imker seine Stöcke, sobald die Bienen anfangen, fleißig Honig einzutragen. Diese ersparen dabei die Zeit, die das Bauen der neuen Zellen erfordert. Viel Honig wird aber auch dabei verbaut. Denn um ein Pfund Wachs zu schwitzen, verbrauchen die Bienen 6 bis 20 Pfund Honig. Der leere Wachsbau ist daher von höchstem Werte. Diese Erfahrung hat zur Erfindung der sogenannten Kunstwabe geführt, d. h. zu künstlich hergestelltem Bienenbau aus Wachs. Man erfand Guß- und Preßmaschinen zu dem Zwecke. Mit den ersteren, z.B. der Rietscheschen Gußform, kann sich jeder seine Kunstwaben selbst anfertigen. Die Preßmaschinen, sogenannte Walzwerke, werden von den Kunstwaben-Fabrikanten zur Massenanfertigung der Kunstwaben benutzt, denn der Verbrauch der letzteren ist ganz außerordentlich groß. Einer unserer bedeutendsten Kunstwabenfabrikanten, Otto Schulz in Bukow, der sich hohe Verdienste durch seine Erfindungen und Verbesserungen der Maschinen sowie durch Vervollkommnung der künstlichen Wachswaben erworben hat, verarbeitet in einem Jahre über 9000 Kilo Wachs. Vermittelst einer wahrhaft genialen Erfindung, die er vor ein paar Jahren gemacht hat, fertigt er endlose dünne Wachsblätter, die sich von einer Rolle abwickeln und durch ein Walzwerk laufen, das die Anfänge der Bienenzellen wie der Zellenböden in das Wachsblatt prägt. Die nunmehr soweit fertige Kunstwabe wickelt sich hierauf wieder auf eine zweite Rolle (siehe Illustration auf S. 479), von dieser wird sie abgenommen, dann zurechtgeschnitten und in Rähmchen gelötet, um nun in die Bienenstöcke zu wandern."[8]

Der Übergang von der Imkerei mit Körben zu Kästen war 1935 in den Aukrugdörfern schon weit gediehen. Um diese Zeit wurde weitgehend mit der Wanderbeute, mit Hinterbehandlungsbeute (Blätterstockbeuten), mit ersten Magazinbeuten und zum Teil auch mit Dathebeuten geimkert.

Magazinbeute

Diese Beute wurde im Aukruger Imkerverein von dem Ehren-Imkermeister und Lehrer Friedrich Genz aus Bünzen / Innien in den Nachkriegsjahren ab 1945 stark empfohlen und setzte sich schließlich durch. Heute benutzen fast alle Aukruger Imker das Nachfolgemodell, die Segeberger Magazinbeute. Magazinbeuten bestehen aus oben und unten offenen Holz- oder Kunststoffkisten (Zargen), in die von oben die Rähmchen mit den Bienenwaben eingehängt werden. Eine Magazinbeute setzt sich dann aus mehreren übereinander gesetzten Zargen zusammen, die unten mit einem Boden und oben mit einem Deckel abgeschlossen werden. Der Boden hat ein Flugloch (Schlitz) und der Deckel wird durch eine zusätzliche Abdeckung als Wetterschutz ergänzt. Je nach Volksstärke, die im Jahreslauf stark schwankt, werden eine bis maximal vier oder gar fünf Zargen pro Volk und Beute verwendet.

Im Gegensatz zur Horizontalbeute findet in der Magazinbeute die Volksentwicklung vertikal statt. Im unteren Bereich der Beute, in der Vegetationszeit sind dies meist zwei Zargen, befindet sich der Brutraum, darüber der Honigraum, der je nach Trachtverhältnissen und bereits eingelagertem Honig aus den restlichen Zargen besteht. Häufig wird zwischen Brut- und Honigraum ein sogenanntes Absperrgitter eingesetzt, das ein Bebrüten des Honigraums verhindert. Da die Bienenkönigin nicht durch das Gitter passt, kann sie keine Eier im Honigraum legen. Die Urform des Magazins geht auf den amerikanischen Imker Lorenzo L. Langstroth (1810-1895) zurück, der ein nach ihm benanntes Rähmchenmaß einführte und den Bienenabstand (bee-space) entdeckte, den natürlichen Idealabstand zwischen Waben und Beutenwand.

Vorteile und Nachteile der Bienenbeute aus Holz:
+ Bienenbeuten lassen sich mit Feuer desinfizieren
+ Bienenbeute kann auch gut mechanisch gereinigt werden
+ Eigengewicht schützt vor Sturmverschiebungen
+ auch für Bio-Imkerei geeignet
- Müssen gestrichen oder lackiert werden um sie haltbarer zu machen
- sind schwerer
- Gefahr von Schimmelbildung

Hinterbehandlungsbeute

„Einheitsblätterbeute“ von Alberti (Alberti-Blätterstock, Normbeute 52) mit Wabenrähmchen im “Kaltbau” (Sagittalebene), wie sie in der DDR verwendet wurde.

Diese Beute wurde im Aukruger Imkerverein in den Nachkriegsjahren bis in die 1970er Jahre von mehreren Imkern benutzt, z. B. von Werner Imkamp aus Bünzen und Waldemar Bünning aus Tönsheide. Dann wurde sie allmählich von den Magazinbeuten abgelöst. Die Hinterbehandlungsbeute, auch Blätterstock genannt, gehört zu den in der Imkerei verwendeten, künstlich hergestellten Behausungen von Honigbienen, den sogenannten Bienenbeuten. Sie ähnelt in der Bauart einem kleinen Schrank und wird im Gegensatz zur heute weitverbreiteten Magazinbeute nicht von oben sondern von der Rückseite aus bedient.

Hinterbehandlungsbeuten fanden früher große Verwendung im Bereich der Imkerei mit Bienenhäusern und -ständen, die bis zu ihrem Niedergang in den 1970er-Jahren vor allem im deutschsprachigen Raum weit verbreitet waren sowie in der Wanderimkerei mit Bienenwagen (Wanderwagen). Infolge des verstärkten Aufkommens der in anderen Ländern meist von jeher gebräuchlichen Magazinbeute wurden Bienenhäuser und Wanderwagen und damit auch die Hinterbehandlungsbeuten überflüssig. Eine Ausnahme bildete die DDR, wo es bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 fast ausschließlich Bienenhäuser und Bienenwagen gab. Heute sind Hinterbehandlungsbeuten kaum noch anzutreffen.

Der Hauptvorteil dieser Beuten-Bauart liegt in der bequemen Handhabung. Wo bei Magazinbeuten mühevoll Zargen abgestapelt werden müssen, sind bei der Hinterbehandlungsbeute alle Etagen des Bienenstocks direkt zugänglich. Es können auch problemlos mehrere Bienenvölker übereinander gestapelt werden, ohne dass der Zugang erschwert wird. Diese kompakten Beuten finden sich daher bisweilen noch auf Wanderwagen. Die Nachteile der Hinterbehandlungsbeute liegen in erster Linie in der Unflexibilität. Der Raum ist fest vorgegeben, und so kann es passieren, dass das Volk aus der Beute „herauswächst". Des Weiteren müssen zur Honigernte alle Waben einzeln herausgenommen werden, wohingegen bei Magazinbeuten einfach die kompletten Zargen des Honigraumes entnommen werden können. Die räumliche Beschränkung ist der Hauptgrund für ihren Niedergang und den Wechsel zur modernen Magazinbeute[9].

Segeberger Beute

Segeberger Beute: Zarge mit Rähmchen mit eingelöteter Mittelwand
Eine Drohnenwabe

Die Segeberger Kunststoffmagazinbeute ist eine der meistgekauften Kunststoffmagazinbeuten in Deutschland. Diese hervorragende Beute wurde schon vor mehr als 40 Jahren von Imkermeister Petersen und Imkermeister Schundau entwickelt. Die original Segeberger Beute besteht aus Styropor. Man kann sie daher auch Segeberger Styroporbeute nennen. Die Beute wird mit Rähmchen im Deutsch Normalmaß (DNM oder DN) bestückt. In der Variante Classic besitzt sie einen Flachboden, ein ALU-Lüftungsgitter, drei Ganzzargen für je 11 Rähmchen, sowie sechs Rähmchenschienen aus Plastik. Den Deckel kannst Du glatt oder mit Futterloch bekommen. Das Gewicht der Segeberger Beute Classic beträgt leer ca. 9 Kg (Leergewicht) und hat eine Höhe von 90 cm, beim Hochboden eine Höhe von 97 cm. Die Außenmaße der Beute sind 50 x 50 cm.

Ihr wesentlicher Vorteil zu den anderen Varianten ist, dass die Teile gut austauschbar sind. So können problemlos Teile vom Honigraum auch im Brutraum verwendet werden, da alle Zargen gleich aufgebaut sind. Eine Magazinbeute besteht in der Grundausführung aus einem Boden, einer oder mehreren Zargen und einem Deckel. Der Boden hat meist ein Gitter für eine gute Durchlüftung und darunter die Möglichkeit, eine Bodeneinlage einzuschieben. Die Zargen gibt es in ganzer und halber Höhe. Eine sogenannte Halbzarge mit halbhohen Rähmchen kann man für den Honigraum verwenden. Der Vorteil ist, dass eine volle, aber nur halbhohe Honigzarge leichter zu heben ist. Als Halbzarge gibt es auch Futterzargen, die einen speziellen Einsatz zur Aufnahme von flüssigem Futter besitzen. Sie können zur Wintereinfütterung verwendet werden. [10]

Vorteile und Nachteile Styroporbeuten
+ Bienenbeuten sind leicht
+ müssen nicht extra behandelt werden um vor Verwitterung geschützt zu werden
+ niedrigerer Futterverbrauch durch bessere Isolierung
- kein Abflammen der Bienenbeute möglich
- mechanische Reinigung ist nur eingeschränkt möglich

Die Imkerei von 1903 bis 1932

"Als herausragendes Ereignis soll hier die Schaffung der Gemeinschaftsmarke der Deutschen Imker angeführt werden. Der Berliner Honighändler H. Gühler hat sich bereits 1892 mit einem Hauptproblem seines Geschäftes intensiv beschäftigt, nämlich dass zu seiner Zeit außerordentlich viel Honig gefälscht, also mit Zucker und Glucose versetzt und so der Kundschaft angeboten wurde. Diese Fälschung war von den Chemikern seinerzeit nicht nachweisbar. Eine 1899 von der Leipziger Bienenzeitung an den Bundesrat gerichtete Petition mit der Bitte, eine reichsgesetzliche Regelung des Verkehrs mit Honig herbeizuführen, schlug fehl bzw. wurde vom Reichskanzler im Jahr 1901 abgelehnt.

In einer außerordentlichen Vertreterversammlung der Vereinigung deutscher Imkerverbände am 4. Juni 1925 gelang es, eine Regelung zum „Schutz und Überwachung des Deutschen Honigs“ als Naturprodukt der Bienen einzuführen. Künftig sollte der deutsche Honig durch ein Einheitsglas, ein Bürgschaftsschild, einen Deckel aus vernickeltem Weißblech und einem Sicherheitsfaden bereits äußerlich kenntlich gemacht werden: Das Imker-Honigglas war entstanden und kennzeichnet, trotz kleiner Änderungen im Erscheinungsbild von 1930, 1970 und 1993 noch heute das Produkt „Deutscher Honig“.

1912 wurde eine Kommission des Bienenwirtschaftlichen Zentralvereins Hannover gebildet, um einem drastischen Rückgang an Imkern und Völkern entgegenzuwirken. Seine Arbeit erzielte aber wegen des Beginns der Ersten Weltkrieges keinen Erfolg. Dank der engagierten Imker konnte ein völliger Einbruch jedoch verhindert werden. Die Bienenzucht erfuhr im Spätsommer 1917 eine besondere Förderung dadurch, daß von der Reichszuckerstelle für jedes Bienenvolk 6,5 Kg Zucker zur Einfütterung freigegeben wurden, obwohl diese Art der Überwinterung noch nicht Allgemeingut war. Im Gegenzug wurden die Imker 1918 verpflichtet, etwa ein Fünftel ihrer Honigernte zum gesetzlichen Höchstpreis an Lazarette und Krankenhäuser abzugeben.

Die Rückentwicklung der Imkerei stagnierte zum Ende der 1920-er Jahre. Die Imker erhielten schließlich durch den Reichserlass Nr. IV im Jahr 1930 eine weitere Förderung. Es wurden pro Bienenvolk 7,5 Kg Zucker gewährt"[11].

Die Imkerei 1933 bis 1945

„Das Einheitsglas ist unsere Waffe.“, in: Deutscher Imkerführer (1934)
Aufruf "Nun Imker an die Arbeit". Quelle: Bienen-Vater (1938)
„Du bist nichts, Dein Volk ist alles!“ – Fünfte Reichskleintierschau 1939 zu Leipzig
Vermerk im Aukruger Kassenbuch vom 4. Januar 1945 mit dem Stempel der Reichsfachgruppe Imker. Der Text lautet: Rechnerisch richtig befunden, für die Revision müssen das Bankbuch und die Mitgliederliste mit eingesandt werden. Gemäß Anordnung der Rfgr. ist schon seit einigen Jahren das neue Kassenbuch zu verwenden, welche vor einigen Jahren ausgegeben wurden. Für das neue Rechnungsjahr ist das neue Kassenbuch zu gebrauchen. Ramsdorf, 4.1.1945, Greve. Revisor.[12]
Überschrift von „Führer befiehl – wir folgen dir!“, in: Deutscher Imkerführer (1941)

"Die Imkerei erfuhr bereits schon seit Anfang der Dreißigerjahre eine Belebung, als erneute Veränderungen durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 spürbar wurden. Die von den Nationalsozialisten durchgeführten Gleichschaltungen griffen nicht nur in das Leben aller Traditions-, Geselligkeits- und Sportvereine ein, sondern insbesondere auch in Vereine der Kleintierzucht. Die Kleintierzucht war mit der Gründung des Reichsnährstandes am 13. September 1933 einer zwangsweisen Zusammenführung aller in der Ernährungswirtschaft tätigen Personen und Betriebe unterworfen. Dies galt ebenso für die Imkerei. Die Imkerorganisationen wurden als Reichsfachgruppe Imker dem Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter im Reichsnährstand unterstellt. Die Reichsfachgruppe Imker gliederte sich in die Landes-, Kreis- und Ortsfachgruppen. (...) Durch die zwangsweise Eingliederung des Deutschen Imkerbundes e.V. änderte sich sein Name in Reichsfachgruppe Imker. Dieser und seine Gliederungen wurden zwangsweise in den Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter eingegliedert. Danach war auch die Berufung der Beisitzer bzw. Vorsitzenden und Obmänner für die verschiedenen Fachgruppen erforderlich geworden. Ebenso wurde angeordnet, einen Vorsitzenden der Kreisfachgruppe als Verbindungsmann zwischen den Ortsfachgruppen und der Kreisbauernschaft zu berufen. Dabei wurde der Vorsitzende der Ortsfachgruppe favorisiert. (...) Mitte 1934 waren die Benennungen vieler Vereinsvorstände immer noch nicht erfolgt, als die Reichsfachgruppe Imker im Juli 1934 den Landesfachgruppen nun einzuhaltende Vorschriften über die Benennung der Führerschaften mitteilte. Danach wurden „die Vorsitzenden, Beisitzer und Obmänner der Kreis- und Ortsfachgruppen auf Vorschlag des zuständigen Vorsitzenden der Landesfachgruppe Imker vom Vorsitzenden der zuständigen Kreisgruppe des Reichsverbandes Deutscher Kleintierzüchter im Benehmen mit der betreffenden Bauernschaft berufen. Bei den Vorgängen waren folgende Richtlinien des Reichsverbandes Deutscher Kleintierzüchter zu beachten: Der in Aussicht genommene Leiter musste hinsichtlich seiner politischen Einstellung einwandfrei beurteilt werden, die Leitung durfte nur einem Fachmann mit vorheriger Mitgliedschaft in einem bisherigen Verband übertragen werden, falls dieser nicht zu finden ist, im Ausnahmefall auch jemand, der bisher noch nicht Mitglied war, aber unter Berücksichtigung des ersten Punktes.“

Aus ernährungspolitischen Gründen wurde die Imkerei unter den Nationalsozialisten auch finanziell gefördert, was Auswirkungen auf die Imkerzahlen hatte. Förderungen erhielt die Bienenzucht auf verschiedene Art. Wie in den letzten Jahrzehnten auch, erhielten die Imker finanzielle Zuschüsse. Zur Aufgabenausübung der Seuchenbekämpfung wurde 1934 in den jeweiligen Kreisvereinen erstmalig ein Bienensachverständiger bestellt. Auch rief man zur "Erzeugerschlacht" auf, die Parole für 1936 lautete z.B. "Jeder Imker mindestens ein Bienenvolk mehr!". Diese Kampagne führte in Schleswig-Holstein von 1933 bis 1943 zu einem Anstieg der Bienenvölker von 40.000 auf 100.000 Völker. Die Zahl der Imker nahm von ca. 4.000 auf 8.000 zu.

Für den Honigvertrieb musste ab 1936 das Deutsche Einheitsglas genutzt werden. Durch gesetzliche Regelungen wurden 1936 alle Konkurrenzgläser vom Vertrieb ausgeschlossen und deren Verwendung nach dem 5. Mai 1936 unter Strafe gestellt. 1936 erfolgte der Erlass Nummer 86 des Reichsforstmeisters und des preußischen Landforstmeisters, der festlegte, dass für das Aufstellen von Bienenstöcken auf forstfiskalischen Grundstücken zur Förderung der volkswirtschaftlichen Bienenzucht künftig keine Gebühr erhoben werde. Ferner sollten die Förster ihre besondere Aufmerksamkeit auf den Anbau von Bienennährpflanzen an geeigneten Standorten legen.

Die Polizeiverordnung vom 11. Dezember 1937 zum Schutz der Bienen verbot zudem das Spritzen und Bestäuben mit arsenhaltigen Mitteln in der unmittelbaren Nähe von Bienenstöcken. 1937 erschien schließlich der Vierjahresplan für die deutsche Bienenwirtschaft. Sein Zweck war für diese Zeit ebenfalls charakteristisch. (...) Mit finanzieller Unterstützung sollte, neben der ebenso von diesem Vorhaben betroffenen Kleintierzucht der Ziegen, Geflügel und Kaninchen, ein weiteres Standbein für die Ernährung des Volkes in Hinblick auf den sich abzeichnenden Krieg geschaffen werden. Die Imkerei diente vielen Menschen als zusätzliche Einnahmequelle, aber auch als Ergänzung der eigenen Nahrung, vor allem in den Kriegsjahren.

Ähnlich wie in den Jahren 1917/18 erfuhr die Bienenzucht wieder eine besondere Förderung dadurch, dass für jedes Bienenvolk 6 Kg „Notstandszucker“ zur Verfügung gestellt wurden. Sämtliche Bienenhalter waren laut Verordnung über die öffentliche Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen vom 27.08.1939 verpflichtet, pro Volk eine bestimmte Menge Honig gegen Entgelt abzuliefern. Bei Nichterfüllung der Honigablieferungspflicht drohten empfindliche Strafen bis zur Enteignung.

Die Zwangsbewirtschaftung galt jedoch nicht nur für Zucker und Honig, sondern betraf auch das Bienenwachs. Die Überwachung erfolgte bis zum Jahr 1944 durch die Reichsfachgruppen. Von da ab waren die Reichsfachgruppen dem Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter unterstellt. Die Zwangsbewirtschaftung betraf aber auch andere Produkte und war mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht beendet, sondern wurde unter gleichen Bedingungen noch einige Jahre weitergeführt.

Zur besseren Verteilung dieser Güter wurden die Lebensmittelmarken eingeführt. Aber auch die Imker wurden zur Wehrmacht eingezogen, und die Bienenstöcke lagen brach. Nur in wenigen Fällen wurden sie von den Frauen übernommen"[13].

Die Imkerei ab 1945

Honigetikett zum 95-jährigen Bestehen des Imkervereins 1998

Die Imkerei erfuhr als Folge des zweiten Weltkrieges bis Ende der 1940er Jahre einen merklichen Rückgang. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, bedurfte es der Neustrukturierung der imkerlichen Organisationen. Im Jahr 1945 war der Reichsfachverband Deutscher Kleintierzüchter e.V., Reichsfachgruppe Imker, in Berlin offiziell aufgelöst worden. Danach konnten die einzelnen Landesverbände wieder ihre Arbeit aufnehmen. Es bildete sich im Herbst 1945 der Verband Nordwestdeutscher Imker in Celle. Gleichzeitig bzw. innerhalb der 2 Folgejahre wurden aus den einzelnen Ortsfachgruppen des Reichsnährstandes wieder die einzelnen Ortsvereine gebildet, die in den Kreisimkervereinen ihren Zusammenschluss fanden. (...) In der Britischen Besatzungszone stand über den Landesverbänden der Verband Norddeutscher Imker im Zentralverband Deutscher Imker. Im Wesentlichen waren die Imker damit organisatorisch vergleichbar der vorher bestandenen Hierarchie der Reichsfachgruppe Imker organisiert; eben nur mit neuen Namen.

In der Britischen Zone wurde dies von der Militärregierung genau so angeordnet. Mit zu den ersten Aufgaben der neuen Organisationen gehörte die Zuckerversorgung der Bienenvölker. In der Britischen Besatzungszone wurde der notwendige Futterzucker bereits im Herbst 1945 freigegeben. (...) Am 25. Mai 1950 trat eine Bundesverordnung des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über bienenschädliche Pflanzenschutzmittel in Kraft, die 1972 mit der Verordnung zum Schutz der Bienen vor Gefahren durch Pflanzenschutzmittel (Bienenschutzverordnung) modifiziert wurde. Es galt also, alle Kräfte dafür einzusetzen, die Imkerei in den Wirren der Nachkriegsjahre überhaupt zu erhalten. Der Beschaffung von Zucker und von dringend gebrauchten Materialien galt die Hauptaufgabe der gesamten imkerlichen Organisation[14].

Gegenwartsprobleme: Varroa, Faulbrut und JKK

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich Vieles gewandelt, nicht nur die allgemeine Einstellung der Menschen zur Natur. Die Verminderung der Bienenweide durch Strukturänderung und Flurbereinigungen in der Landwirtschaft, die zunehmende Verstädterung und Umweltverschmutzung ließ die Zahl der Bienenvölker auch in Schleswig-Holstein stetig zurückgehen. Im Jahre 1872 gab es in Schleswig-Holstein 144.000 Völker, 1978 zählte man 40.000, 1981 nur noch 29.000 Bienenstöcke[15].

Drei Themen finden sich in den Protokollbüchern, die wiederholt und intensiv auf den Versammlungen behandelt wurden. Seit 1979 die Varroa-Milbe und seit 1987 die Amerikanische Faulbrut, deren Verbreitung man in den Berichten schon ab 1963 befürchtet hatte. Die Ausbreitung des Jakobskreuzkraut beschäftigt die Aukruger Imker seit 2015.

Varroa-Milbe – vom Nobody zum weltweiten Imker-Schreck

Kontrolle der Waben
Erste Durchsicht nach dem Winter
Varroamilbe auf einer Biene im Rasterelektronenmikroskop
Das Wochenprotokoll zur Dokumentation einer guten Hygienepraxis umfasst auch die regelmäßige Schädlingskontrolle
Rolf bei der Wochenkontrolle

Unser allergrößtes Problem zieht sich wie ein „roter Faden“ seit Ende der 1970er-Jahre durch alle Versammlungen und andere Zusammenkünfte: Varroa! 1979 taucht die „Varroamilbe“ erstmals in den Versammlungsprotokollen auf (nicht aktuell in Aukrug, aber in der Diskussion). Es wird seit der Einschleppung dieser Milbe nach Deutschland mit stets wechselnden Medikamenten versucht, die Bienenvölker am Leben zu halten; mit wechselndem Erfolg. Es brechen immer wieder, trotz stetiger Bekämpfung, Völker zusammen. Die Milbe ist in der Lage, sich stets an ein Medikament zu gewöhnen und damit resistent zu werden. Auf lange Sicht gesehen kann uns wahrscheinlich nur eine genetisch veränderte Bienenrasse aus der Misere helfen, die fähig ist, in Koexistenz mit der Milbe zu leben. Varroafreie Völker wird es nach heutigem Wissen nicht wieder geben. Bis wir eine solche Biene haben, müssen wir konsequent mit wechselnden Strategien weitermachen; das kann noch Jahrzehnte dauern. Zurzeit arbeiten wir hauptsächlich neben biologischen Methoden (Völkerführung - Betriebsweisen) mit organischen Säuren wie Ameisensäure, Oxalsäure und Milchsäure, mit unterschiedlichen Anwendungszeitpunkten. Die systemischen Mittel, die varroaspezifisch zur Bekämpfung entwickelt wurden, sind alle wirkungslos geworden. Als eine der ersten Gegenmaßnahmen musste 1980 Gemüll[16] aller Bienenvölker wegen Varroakontrolle bei den Seuchenwarten Schmidt und Wörpel abgegeben werden. Noch war in Aukrug die Varroa akut nicht aufgetreten. 1981 gab es bereits Seuchenfreiheitsbescheinigungen bezüglich Milbenfreiheit?! Für Varroauntersuchungen wurden von jedem Imker 1,- DM pro Volk an die Seuchenwarte gezahlt. Friedrich Genz (damals 94 Jahre) hielt 1984 einen Vortrag über die Varroamilbe. Im Kreis Rendsburg-Eckernförde wurden im Jahr 1991 insgesamt 10.283 DM für Varroabehandlungen ausgegeben. 2003 verloren die Imker des Vereins 33 Völker (vermuteter Hauptgrund: Varroa). Als neue Bekämpfungsmethoden wurden ab 2005 die Behandlung mit Ameisensäure und die Drohnenbrutentnahme eingeführt, trotzdem verlor Klaus Hans zwei Jahre später seine letzten vier Völker im Varroakampf. Auch 2008 gab es hohe Verluste durch Varroa mit Totalverlusten bei Gunnar, Klaus und Henrik.

Jahrtausende lang ein Schattendasein

Klein, quer oval, rotbraun gefärbt, mit dem bloßen Auge gut erkennbar, ausgestattet mit Sägezahn-ähnlichen Mundwerkzeugen, lebte sie lange versteckt ein Schattendasein ausschließlich in Honigbienenvölkern in Südostasien. Entdeckt wurde sie vor über 100 Jahren von Edward Jacobson auf der Insel Java in Apis cerana indica Bienenvölkern. Einzelne Exemplare schickte er damals an das Museum in Leiden, Südholland. Im Jahre 1904 nahm sich der Zoologe Oudemans dieser an und beschrieb sie als eine neue Milbenart. Benannt hat er die circa 1,6 Millimeter große Milbe nach ihrem Entdecker Varroa jacobsoni.

Heute weiß man: Es existierten zudem schon damals noch weitere Varroaarten in Asien in Völkern dort heimischer Honigbienenarten. In ihrer Heimat lebt die Milbe Varroa jacobsoni zusammen mit der östlichen Honigbiene in einer gut eingespielten Wirt-Parasit-Beziehung. Dafür waren unzählige Generationen wechselseitiger Anpassung notwendig. Die Milbe, die sich ausschließlich nur in den Honigbienenvölkern vermehren kann, ist jedoch damit auch gänzlich abhängig von ihrem Wirt. Ihre Reproduktion in der Bienenbrut ist dort ausschließlich auf die saisonal begrenzt aufgezogene Drohnenbrut beschränkt. Die übrige Zeit müssen sich diese Milben auf den erwachsenen Bienen aufhalten. Das schaffen sie, indem sie Blut von den erwachsenen Bienen saugen. Die östliche Honigbiene Apis cerana ist eine andere Art als „unsere“ westliche Apis mellifera. Sie haben sich vermutlich seit der letzten Eiszeit, vor mindestens 10.000 Jahren, räumlich voneinander getrennt.

Die hiesigen Honigbienen besaßen über Jahrtausende eine andere, mit dem bloßen Auge nicht erkennbare Milbe, die Tracheenmilbe. Sie lebt und vermehrt sich in den Atemwegen der erwachsenen Bienen. Über viele Imkergenerationen hinweg verursachte diese Milbe noch im letzten Jahrhundert erhebliche Völkerverluste auch in Deutschland. Heute scheint sie hier fast ausgerottet.

Ursprünglicher Wirtswechsel geschah unbemerkt in Asien

Außer der Entdeckung und Erstbeschreibung der Varroamilbe vor über 100 Jahren, blieb es dann lange Zeit gänzlich ruhig um diese Milbe. Der Grundstein für einen Wechsel vom unauffälligen Nobody zum „Imker-Schreck“ war aber damals schon vor ihrer Entdeckung in Asien unbemerkt gelegt. Den Anfang machten Verbringungen von Bienenvölkern der westlichen Art in das Verbreitungsgebiet der östlichen Honigbiene gegen Ende des 18. und mit Beginn des 19. Jahrhunderts, als man diese von der Ukraine und Baschkirien am Ural in den Osten Kasachstans verbrachte. Mit dieser westlichen Honigbiene waren höhere Honigerträge zu erzielen und sie waren einfacher in ihrer Handhabung. Sie wurde vermehrt und breitete sich schließlich bis an die Pazifikküste in die Gegend um Wladiwostok aus. Das reicht nahe an die koreanische Grenze, mitten hinein in das natürliche Verbreitungsgebiet der östlichen Honigbiene Apis cerana. Mit dieser Einschleppung der fremden Honigbienenart wurden auch deren typischen Krankheitserreger verschleppt.

Darunter litten die asiatischen Honigbienen. Andererseits konnte nun die Varroamilbe unbemerkt auf einen neuen Wirt, die westliche Honigbiene Apis mellifera, wechseln. 1964 wurde die Varroa-Milbe in Iman festgestellt, eine sowjetische Stadt im Gebiet Primorije, nahe der Grenze zu China. Sie schädigte die von Menschen dorthin eingeschleppten westlichen Honigbienenvölker massiv. Damals begannen in der ehemaligen Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) Forschungsarbeiten zur Bekämpfung der Varroose, wie man die Krankheit heute nennt.

Blutsaugendes „Biest“

Die Varroamilbe lebt vom Fettkörper (Speicherorgan) und dem Blut (Hämolymphe) der Bienen und vermehrt sich in deren Brutzellen auf Kosten des Bienennachwuchses. Mit ihren messerscharfen Mundwerkzeugen kann die weibliche Milbe die Haut der Bienenlarve und -puppe anstechen. Dies gelingt ihr auch bei erwachsenen Bienen, wenn sie sich dazu mit ihrem flachen Körper zwischen die Hinterleibs-Segmente der Biene zwängt.

Beim Anstich können gefährliche Viren und Bakterien übertragen werden oder diejenigen Viren, die schon in den Bienen schlummern, aktiviert werden. Im Milbenspeichel ist ein Enzym enthalten, das die Blutgerinnung der Biene hemmt. So können auch die Milbennachkommen an der offenen Wunde in der Bienenpuppe ihre Nahrung aufnehmen. Die Vermehrung in der Brutzelle ist optimal an die sich entwickelnde Biene angepasst. Sie wird sogar durch Duftstoffe der Bienenlarve synchronisiert. Bieneneiweiße dienen der Versorgung der Milbennachkommen. Geschwisterpaarungen sind die Regel. Die Milbe bevorzugt Drohnenbrut gegenüber der Arbeiterinnenbrut, weil ihr damit drei Tage länger Zeit für die Entwicklung ihrer Nachkommen bleibt. Im Gegensatz zur asiatischen Honigbiene bietet die westliche fast das ganze Jahr hindurch Reproduktionsmöglichkeiten für die Milbe. Ohne die Abhilfe durch den Imker gehen Bienenvölker bei uns unweigerlich an der Varroamilbe ein.

Augen besitzt die Milbe keine. Sie kann aber Bienen und -larven am Geruch unterscheiden. Mit ihren vier Beinpaaren und kleinen Haftlappen ist sie zwar auf der Einzelbiene und auf Kurzstrecken auf der Wabe äußerst mobil. Zum weiteren Transport oder gar zur Ausbreitung braucht sie jedoch die erwachsene Biene, auf der sie so als "Hitchhiker" Neuland betreten kann. Imker und die Globalisierung haben die rasante Ausbreitung dieser invasiven Art beschleunigt.

In Deutschland angekommen, folgte dann eine nahezu weltweite Ausbreitung

Die Varroamilbe hat sich in den letzten 40 Jahren nahezu weltweit ausgebreitet. In Europa wurde sie erstmals 1967 in Bulgarien nachgewiesen, 1971 in Tschechien und 1976 im früheren Jugoslawien. Diese Milben hatten – wie oben beschrieben – ihren Ursprung in den Regionen, in die man die westliche Honigbiene mehr als ein Jahrhundert zuvor verbracht hatte und damit den Milbenwechsel zwischen den beiden Bienenarten ermöglichte. Damit war auch der umgekehrte Weg für die Milbe geebnet. 1977 fand man die ersten Varroamilben in Deutschland, zunächst begrenzt in Hessen. Der Sprung hierher gelang der Milbe jedoch auf direktem Wege aus Asien, zunächst unbemerkt, auf dorthin für Forschungszwecke eingeführte Apis cerana Bienenvölker. Alle Bemühungen, sie wieder loszuwerden, waren damals erfolglos. Anfangs mussten Varroa-befallene Völker vernichtet werden, bis man feststellte, dass diese Strategie die Ausbreitung der Milbe allenfalls verzögern, aber nicht stoppen kann.

Selbst wenn es den beschleunigten Weg für die Varroamilbe direkt von Asien nach Deutschland nicht gegeben hätte, wäre sie dennoch über kurz oder lang hier angekommen. Ihre schnelle Verbreitung verdankt die Milbe der Tatsache, dass Bienenvölker stetig Kontakt zu anderen Völkern unterhalten. Werden Bienenvölker durch die Varrooschädigung immer schwächer, sind sie ein willkommenes Ziel räubernder Bienen stärkerer Völker aus der Umgebung. Sie schleppen nicht nur den fremden Honig zurück in den eigenen Stock, sondern auch alle Krankheitserreger einschließlich der Milben. Der weltweite Handel, das Verbringen von Bienenvölkern über Grenzen hinweg, begünstigen natürlich die Ausbreitung dieses „Biests“.

Die Milbe mit weltweitem Siegeszug ist eine andere Varroamilbe

Molekularbiologische Untersuchungen ermöglichen heute, die Wege der invasiven Arten im Nachhinein zu rekonstruieren. Im Jahre 2000 zeigte sich, dass es sich bei der am weitesten verbreiteten Bienenmilbe nicht um die ursprünglich von Oudemans 1904 beschrieb Varroa jacobsoni handelt, sondern um eine eigene Art. Sie wurde aufgrund ihrer zerstörerischen Fähigkeiten dann neu in Varroa destructor umbenannt. Die weltweit zu beobachtende genetische Uniformität dieser Varroamilbe zeigt, dass sie offensichtlich seinerzeit mit nur einigen wenigen Individuen von Apis cerana auf Apis mellifera übergegangen ist. Die weltweite Ausbreitung der Varroamilbe gelang ihr in kürzester Zeit. Die Grundlagen dafür haben Menschen schon Jahrhunderte zuvor geebnet. Bis auf Australien und die widrige Antarktis, in der keine Honigbienen leben, ist heute kein Kontinent mehr frei von dieser invasiven Art. Der Sprung von Varroa nach Australien ist vielleicht nur noch eine Frage der Zeit. Das wäre fatal, denn nicht die dortigen Imker müssten mit erheblichen Verlusten rechnen (siehe externer Link A). Alle dort noch wild lebenden Honigbienenvölker würden nach einer Varroa-Invasion ausgelöscht werden, wie es in allen Ländern und Kontinenten der Fall war [17]

Bienen in Gefahr: Imker im Kampf gegen die Amerikanische Faulbrut

Walter und Reimer...
...bei der Faulbrutbeprobung
AFB Sperrgebietskarte 2023
Typische Merkmale der Amerikanischen Faulbrut:
1. eingefallene Zelldeckel
2. fadenziehender Schleim

Die Amerikanische Faulbrut (auch Bienenpest genannt, Histolysis infectiosa perniciosa larvae apium, Pestis americana larvae apium) ist eine Erkrankung der Bienenbrut. Nach dem Tod der Larve zersetzt Paenibacillus larvae die gesamte Körperstruktur der Larven zu einer zähen, braunen, schleimigen Substanz, die später zu einem dunklen Schorf eintrocknet, in dem sich die Sporen des Erregers befinden. Die Amerikanische Faulbrut stellt keinerlei Gefährdung für die erwachsene (adulte) Biene, den Menschen oder andere Lebewesen dar. Die Bezeichnung „amerikanisch“ bezieht sich nicht auf ein Ursprungsgebiet, sondern auf die Nationalität des Erstbeschreibers, den Amerikaner G. F. White; die Krankheit tritt weltweit auf[18]

Im Aukruger Protokollbuch findet sich schon 1963 eine Warnung vor ausländischen Honigresten in Behältern (wegen „Bösartiger Faulbrut“) und eine Information des Vorsitzenden Genz: Bösartige Faulbrut in Hamburg u. Lübeck und als vermutete Ursache: Auslandshonig in unsauberen Kübeln?! 1974 folgte ein weiterer Vortrag von Friedrich Genz: Krankheiten im Bienenvolk — im Mittelpunkt die Bösartige Faulbrut. Zitat: „Veranlassung dazu war der Vorfall in Bünzen: Im vergangenen Herbst hatten die dortigen Bienenvölker im großen Umfang Zugang zu Auslandshonig." Im von 1989 vorliegenden Bericht von Hans Hartmann werden auch wiederholt auftretende Fälle von Bösartiger Faulbrut in Schleswig-Holstein geschildert. Zitat: „Da schon einige Faulbrutfälle aus S.-H. bekannt sind, werden wir jetzt neben der Varroa verstärkt mit der Bösartigen Faulbrut zu kämpfen haben“. Auch wurden die Bienenvölker des Vereins damals auf Faulbrut untersucht. 1996 soll es laut Bericht von der JHV des Kreisimkervereins im Land 250 faulbrutbefallene Völker gegeben haben. Im Kreis selber trat erst 1998 die Bösartige Faulbrut auf (in Rickert, Damendorf und Groß Wittensee). In der Aukruger Nachbargemeinde kam es 2002 zur Ausbreitung der Faulbrut bei K. Berger. Der Befall wurde möglicherweise durch vernachlässigte Völker in Wasbeker Feld ausgelöst, deren Imker Helmut Kröger zuvor verstorben war. 2003 traf es mit Gunnar Pahlke den ersten Imker in Aukrug, zwei Jahre danach verlor Dieter Wörpel sechs Völker über Winter, vermutlich als Nachwirkung eines Faulbrutbefalls. Nachdem man sich ab 2006 mit der Amerikanische Faulbrut (AFB) als Schwerpunktthema beschäftigt und neue Erkenntnisse über unterschiedliche Faulbruterreger gewonnen hatte, folgte als Empfehlung die regelmäßige Futterkranzprobenuntersuchung. Für das Jahr 2008 dokumentieren die Protokolle Faulbrut-Sperrbezirke in Neumünster und Eckernförde, ausgelöst durch die Nachlässigkeit des Kreisveterinäramtes. Außerdem trat die Faulbrut bei Imker Mehrens in Gnutz auf. In diesem Jahr (2023) wurde der Imkerverein mit einem AFB-Befund im Ortsteil Innien konfrontiert; es wurde ein Sperrbezirk im Umkreis von einem Kilometer eingerichtet.

Übertragung

Die infektiöse Form von Paenibacillus larvae sind die Sporen. Diese können über kontaminierten Honig oder Waben in gesunde Bienenvölker kommen. Eine Übertragung der Sporen über kontaminiertes Werkzeug ist außerdem möglich. Außerdem können Bienen, die ein schwaches, an AFB erkranktes Volk ausräubern, Sporen in gesunde Völker tragen. Durch Körperkontakt und Futteraustausch werden die Sporen im Bienenvolk verteilt und gelangen über kontaminiertes Larvenfutter zu der Bienenbrut.

Infektionsverlauf

Die Sporen werden über das Futter von der Bienenbrut, den Larven, aufgenommen. Nur sehr junge Larven können durch die Sporen innerhalb der ersten 36 Stunden infiziert werden. Danach sind die Larven resistent. Auch adulte Bienen können nicht mehr infiziert werden. In den Därmen der Larven keimen die Sporen aus und die vegetativen Bakterien vermehren sich, bis der Darm komplett mit Bakterien gefüllt ist. Es kommt zum Durchbruch durch das Darmepithel und somit zum Tod der Larve. Nach dem Tod zersetzt P. larvae die Bienenlarve vollständig zu einer fadenziehenden Masse, die später zu einem Faulbrutschorf eintrocknet, der die infektiösen Sporen enthält. Die Sporen können nun über die Ammenbienen zu weiteren Bienenlarven gelangen und diese infizieren. Der Kreislauf beginnt erneut. Wird die Larve vor der Verdeckelung der Brutzelle von Bakterien getötet, so wird sie von den ihrem Putztrieb folgenden Arbeiterinnen häufig entfernt. Wird die Brutzelle aber noch verdeckelt, so stirbt die Larve in der Zelle und wird durch P. larvae zu einer fadenziehenden Masse zersetzt (Streichholzprobe).

Bekämpfung

Bei einem AFB-Ausbruch droht durch Verflug und Räuberei die Infizierung weiterer Bienenvölker in einem weiten Gebiet. Daher ist sie in Deutschland und einigen anderen Ländern eine anzeigepflichtige Tierseuche. Nach der amtlichen Feststellung der Krankheit durch das zuständige Veterinäramt wird ein Faulbrut-Sperrbezirk mit mindestens einem Kilometer Radius um den betroffenen Bienenstand eingerichtet. Eine Belastung seiner Bienenvölker mit AFB-Sporen kann der Imker jährlich durch Futterkranzproben bestimmen lassen. Der Nachweis von Sporen in den Proben bedeutet aber nicht, dass die AFB auch schon ausgebrochen ist. Erst wenn auch ein klinischer Befund besteht (schleimiger Zelleninhalt, Streichholzprobe positiv), sind Maßnahmen zu ergreifen. Eine AFB-Sanierung bedeutete früher meist die Vernichtung aller Völker auf dem Stand durch Abschwefeln (Abtöten der Bienen) und Verbrennen des Materials. Heute wird, wenn die Ausbreitungstendenz begrenzt ist und der Imker die entsprechenden Möglichkeiten hat, auf Kunstschwarmverfahren und Beutendesinfektion (Bienenstockdesinfektion) gesetzt. Auch Kunststoffstöcke können effektiv desinfiziert werden. Allerdings muss auch weiterhin jegliches schon einmal bebrütetes Wabenmaterial aus den befallenen Völkern vernichtet oder zumindest einem wachsverarbeitenden Betrieb als sogenanntes Seuchenwachs angeliefert werden. Durch einen Einschmelzvorgang mit festgelegten Parametern (Temperatur, Druck und Dauer) werden dort alle enthaltenen Sporen abgetötet.

In einigen Ländern wird die AFB auch mit Antibiotika bekämpft. Drei Antibiotika sind im Gebrauch: Oxytetracyclin, Tylosin und Lincomycin.[8] Diese wirken jedoch ganz überwiegend nur bakteriostatisch (nur Lincomycin wirkt in höheren Konzentrationen bakterizid), so dass die Erreger in der aktiven Wachstumsphase größtenteils nur gehemmt und nicht abgetötet werden. Außerdem bleiben die infektiösen Endosporen als eine Dauerform unbeeinträchtigt. Die Endosporen sind im eingetrockneten „Faulbrutschorf“ millionenfach in jeder der befallenen Brutwabenzellen vorhanden und können mehr als 50 Jahre überdauern. Bei unzureichenden begleitenden Hygienemaßnahmen kommt es immer wieder zum Ausbruch der Krankheit. Die Endosporen werden auch über den weltweiten Honighandel verbreitet.

Alternative Bekämpfungsmethoden werden derzeit erforscht. Deren Wirksamkeit konnte jedoch bisher noch nicht im Feld bei Faulbrutausbrüchen gezeigt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Phagentherapie zur Behandlung der Amerikanischen Faulbrut.[19]

Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut: Meiden – Dulden – Bekämpfen

Broschüre des Landes Schleswig-Holstein: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut: Meiden – Dulden – Bekämpfen

Die weitere Ausbreitung von Jakobs-Kreuzkraut (JKK) stellt insbesondere Tierhalter und Naturschützer vor Herausforderungen: JKK bildet nämlich giftige sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PAs). Diese können die Gesundheit landwirtschaftlicher Nutztiere gefährden. Auch aus Sicht des vorsorgenden Verbraucherschutzes kann JKK problematisch sein, weil es zu einer PA-Belastung von Honig führen kann. Daher hat das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium ein umfangreiches Programm zum Umgang mit JKK aufgestellt. Es reicht von der Bekämpfung der Pflanze über die Beratung von Imkern bis hin zu Forschungsprojekten.

Jakobs-Kreuzkraut-Kompetenzzentrum

Für Imker kann JKK dann zu einem Problem werden, wenn die Honigbienen das von Juli bis September blühende JKK als Trachtpflanze nutzen. Dem Bienenvolk selbst schadet das JKK zwar nicht, über den Eintrag von Pollen und Nektar PA-haltiger Pflanzen kann es jedoch zu einer PA-Belastung von Sommerhonigen kommen. Um Imkerinnen und Imker zu unterstützen, hat die Stiftung Naturschutz im Jahr 2014 mit dem Imker-Telefon eine Beratung etabliert, wie sie mit JKK umgehen und mögliche Einträge in den Honig vermeiden können. Darüber hinaus hat die Stiftung Naturschutz im Mai 2015 ein Jakobs-Kreuzkraut-Kompetenzzentrum eingerichtet, das alle JKK-Aktivitäten der Stiftung plant, initiiert und koordiniert. Dazu gehören auch die Konzeptionierung und Durchführung von Forschungsprojekten, die in Kooperation mit vielen Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen durchgeführt werden, sowie die Bündelung und Auswertung von Erkenntnissen anderer Forschergruppen und Praktiker aus dem In- und Ausland.

Das Pilotprojekt "Blüten für Bienen"

Aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes hat das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium 2014 gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz eine umfangreiche Reihenuntersuchung schleswig-holsteinischer Sommerhonige auf PAs durchgeführt. Seit 2015 werden die Untersuchungen im Rahmen des Pilotprojektes "Blüten für Bienen" fortgeführt. Das vom Umwelt- und Landwirtschaftsministerium mit rund 395.000 Euro geförderte und von der Stiftung Naturschutz in Kooperation mit dem Imker-Landesverband und der Christian-Albrechts-Universität durchgeführte Pilotprojekt "Blüten für Bienen" dient nicht allein der Beprobung heimischer Sommerhonige: Untersucht werden vielmehr die Zusammenhänge zwischen dem Trachtangebot (JKK und Alternativen) im Umfeld von Bienenständen, den Schleuderterminen der von diesen Ständen gewonnenen Sommerhonige und ihren PA-Gehalten. Ziel der Untersuchungen war es, Imkerinnen und Imkern Handlungsempfehlungen zum Umgang mit JKK zu geben – etwa zu Mindestabständen und Schleuderterminen –, um so die mögliche PA-Belastung von Honig zu verringern[20].

Honig baut Giftstoffe in kurzer Zeit ab

2014 machte ein Zufallsbefund Dr. Aiko Huckauf, Leiter des JKK Kompetenzzentrums bei der Stiftung Naturschutz, stutzig. "Im Rahmen unseres Projekts 'Blüten für Bienen' untersuchen wir jedes Jahr Honige auf Pyrrolizidinalkaloiden* (PA)", erklärt der promovierte Chemiker, "2014 war ein sehr hoch belasteter Honig darunter. Um Messfehler auszuschließen, wurde er nach einigen Wochen erneut untersucht. Und da waren die Werte sehr viel niedriger." Zufall oder Folge eines Abbaus? Um das herauszufinden, wurden - finanziert vom Kieler Umweltministerium - Proben derselben belasteten Honige von vier unabhängigen Laboren in regelmäßigen Abständen analysiert. Untersucht wurde die oxidierte Form von PA, weil sie die Hauptlast der PA durch das Jacobskreuzkraut darstellt. „Die Ergebnisse waren überraschend eindeutig. Schon nach 40 Tagen waren die Werte drastisch gesunken, nach vier Monaten gar nicht mehr messbar“, erklärt Huckauf. (...) Unklar ist noch, in welche Abbauprodukte sich die PA im Honig verwandeln. „Das sind hochkomplexe Untersuchungen, die das BfR jetzt durchführen muss“, fordert Huckauf. Er sieht aber starke Hinweise dafür, dass mit dem Abbau auch eine Entgiftung einhergeht. Dass es überhaupt zu einem Abbau kommt, schreibt der Chemiker den Enzymen der Honigbiene zu. „Die enzymatischen Aktivitäten hören mit dem Schleudern des Honigs nicht auf[21].

Meilensteine

Hinterbehandlungsbeuten im Bienenhaus
1904
Laut Kassenbuch zählte der Imkerverein 32 Mitglieder. Die Ringwälle im Bünzer Bauernwald als alte Bienenkorbstandplätze sind heute noch zu sehen.
1922
Die neu gegründete Imkergenossenschaft hatte nur einige Jahre Bestand.
1937
Innerhalb des Imkervereins bildete sich ein Züchterring innerhalb des Vereins, in dem Waldemar Bünning und Max Ritter große Erfolge durch die Heranzucht des Stammes „Nigrä" auf Tönsheider Gelände hatten.
1944
Hertha Michalke, geb. Ritter, wurde als gelernte Imkerin Kreis- und Gausiegerin, nahm in Posen am Reichssiegerinnenwettkampf teil und kam mit einer Siegerurkunde wieder nach Hause.
1979
Die Varroamilben werden zum ersten Mal auch in Aukrugs Bienenvölkern festgestellt.
1995
Die Bienen AG der Aukrug Schule wird etabliert und von Reimer Reimers bis 2010 betreut.
1998
Die Bienen AG erhält den Jugendumweltpreis der Gemeinde Aukrug.
2000
Bestanden bis in die 1950er-Jahre die Bienenwohnungen vorwiegend aus Stroh, wurde neben Holz zunehmend Kunststoffe für die verschiedensten Beutenformen eingesetzt.
2017
Mitglieder des Imkervereins restaurieren zusammen mit dem Museumsverein den "Immenschur" auf dem Gelände "Ole Hus", betreuen ihn seitdem und bieten in Abständen Informationen an.
2022
Der von Aukruger Imkern produzierte Honig wird in der Regel in 500-Gramm-Gläsern mit dem Logo des Deutschen Imkerbundes verkauft und unterliegt strengen Kontrollen. Der Verkauf des Honigs erfolgt weitgehend privat.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Siegfried Anger: Propst Ph. E. Lüders als Imker", in: Die Heimat, 1984
  2. Fritz Jürgens:Die Sache mit den Bienchen und den Blümchen - Das Bienenhaus von Wahlstorf (Kr. Plön)
  3. 7500 Jahre Bienenbeute, Bienenstock und Bienenkorb
  4. Quelle: www.degoederaat.nl, www.imkerpate.de
  5. Quelle: www.imkerpate.de
  6. Zusammengefasst von Achim Busekros, Imkerverein Aukrug und Umgebung
  7. Quelle: Reimer Reimers, Imkerverein Aukrug
  8. C. J. H. Gravenhorst.: Skizzen aus dem Imkerleben, in Die Gartenlaube (1897). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1897, Seite=479
  9. Quelle: Reimer Reimers, Imkerverein Aukrug
  10. Quelle: www.imkerpate.de
  11. Zitiert aus: Walter Horn: 100 Jahre Imkerverein Goslar
  12. Auszug aus dem Kassabuch 1904-1956, transkribiert von Claus Johann Harms.
  13. Zitiert aus: Walter Horn: 100 Jahre Imkerverein Goslar
  14. Zitiert aus: Walter Horn: 100 Jahre Imkerverein Goslar
  15. Kieler Nachrichten vom 10. Februar 1982, Seite 7
  16. Übers ganze Jahr lösen sich durch die Bewegungen und die sonstigen Aktivitäten der Honigbienen im Bienenstock viele Materialien von den Bienenwaben und fallen nach unten durch. Diese nennt man insgesamt „Gemüll“.
  17. Die Varroa-Milbe – vom Nobody zum weltweiten Imker-Schreck
  18. White, G. F. (1906): The bacteria of the apiary with special reference to bee diseases, Technical Series, No.14, S. 50 ff.
  19. Bee Killers: Using Phages Against Deadly Honeybee Diseases. auf YouTube, abgerufen am 5. Juni 2016.
  20. Umgang mit Jakobs-Kreuzkraut
  21. Neues zu Jakobskreuzkraut - Honig baut Giftstoffe in kurzer Zeit ab