Meierei-Genossenschaft Innien

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Die ehemalige Meierei in Innien. Heute ist hier der Parkplatz von MARKANT.

Die Geschichte des genossenschaftlichen Meiereiwesens ist zusammengefaßt in einem eigenen Artikel beschrieben. Über die Meierei-Genossenschaft Innien liegen weitere detaillierte Informationen vor, die die Ausführungen über die Meiereien in Aukrug ergänzen. Sie bestand von 1886 bis 1971.

Gründung

Die Gründung erfolgte ein halbes Jahr später als in Homfeld.

Am 13. Januar 1886 versammelten sich folgende Hufner aus

a) Innien: A . Pries, Hans Jargstorf, H. Ratjen, H. Voß, Claus Carstens , Claus Rohwedder, Hinrich Reese, Claus Gloy, H. Dammann und H . Reimers

b) Bünzen: H. Carstens, Henning Timm, H. Geerdt, J. Braker und J. Rohwer.

zwecks Gründung der Meiereigenossenschaft. In dem Gründungsprotokoll heißt es wie folgt:

"Nach Beratung der Statuten wurde der Vorstand gewählt:

a) aus Innien: Hans Ratjen, Hans Jargstorf, Hinreich Reese

b) aus Bünzen: Henning Timm, Hinrich Carstens und

c) aus Wiedenborstel: Otto Taube.

Als Aufsichtsratsmitglieder wurden gewählt:

Claus Gloy, Innien, und A. Pries.

Zum Vorsitzenden des Vorstandes wählte die Versammlung Hans Ratjen, Innien.

Das Amt des ·Schriftführers wurde Hans Jargstorf übertragen."

Entscheidend ist die im Protokoll enthaltende Feststellung, dass die neue Meierei mit "beschränktem Betrieb" eingerichtet wird, d. h. also, dass sämtliche Mager- und Buttermilch den Mitgliedern zurückgeliefert werden muss. In einer nachfolgenden Versammlung werden die Bauern aus Böken als Mitglieder aufgenommen. H. Hesebek, Böken, wurde zusätzlich in den Vorstand gewählt.

Bau und Betriebseröffnung

Schon am 16. März 1886 lagen von sämtlichen Handwerkern die von ihnen erbetenen Angebote vor. Die Maurer- und Zimmerarbeiten wurden H. Voß, Innien, übertragen; die Tischler- und Schlosserarbeiten je zur Hälfte Tischler Voß, Innien, und Tischler Rohwer, Bünzen. Als Betriebsleiter wurde Meierist Wulf angestellt. Es war leider nicht mehr zu ermitteln, wann die Betriebseröffnung stattfand. Am 6. Februar 1887 verhandelte der Vorstand aber schon mit den Nachbargenossenschaften Mörel, Hohenwestedt und Homfeld wegen eines gemeinsamen Verkaufs der Butter. Sie hofften durch die Zusammenfassung ihrer Angebotsmengen bessere Preise zu erzielen.

Geschäftsbetrieb bis 1965

1891 wird mit der Firma A.L. Mohr, Margarinefabrik, Hamburg, Bahrenfeld, ein Vertrag wegen Rahmlieferung abgeschlossen. Gleichzeitig wird der Firma Mohr vertragsmäßig das Recht eingeräumt, in der Meierei unter Verwendung von täglich 300 - 400 Ltr Magermilch Kunstrahm-Käse herzustellen. Doch zwei Jahre später wird der Käsereibetrieb wieder stillgelegt.

1893 verhandelt man im Rahmen der Mitgliederversammlung erstmalig über die Frage der Bezahlung der Milch nach Fettgehalt.

1904 wird anstelle des ausgeschiedenen Betriebsleiters Wulf der Meierist J. Schöning eingestellt.

1907 wird nochmals über die Bezahlung der Milch nach Fettgehalt verhandelt. Wiederum ohne Ergebnis. Eine in Hamburg-Ottensen bestehende Einkaufsgenossenschaft der Milchhändler wird mit Frischmilch beliefert. Es wird ein Preis von 14 Pfg je Liter vereinbart.

Nachdem Betriebsleiter Schöning 1908 ausgeschieden war, wurde die Neubesetzung des Postens öffentlich ausgeschrieben. Es bewarben sich 92 Meiereifachleute. Neu eingestellt wurde Betriebsleiter A. Hansen, der 1919 auch den Posten eines Rendanten der Spar- und Darlehnskasse übernahm.

In der Inflationszeit (1923) musste der Butterabnehmer - ein Hamburger Butterhändler - die Butter im Voraus bezahlen. Die Bauern erhielten ihr Milchgeld wöchentlich ausbezahlt.

1926 erfolgte ein Umbau der Meierei mit einer Erneuerung der Kesselanlage. Die Finanzierung war nur auf Wechselbasis möglich. Noch 1930 wurde das Milchgeld in bar ausbezahlt. Auch in diesem Jahr wurde ein Antrag, künftig den Überweisungsverkehr einzuführen, erneut abgelehnt.

1940 wird Hans Paulsen als neuer Betriebsleiter eingestellt.

1962 wird die Meiereigenossenschaft Homfeld mit der Meierei Innien verschmolzen. 1969 gehörten der Genossenschaft 70 Mitglieder mit 1.150 Kühen an. Die Jahresanlieferung betrug 4.470 Mill. kg. Mit 38 gegen 12 Stimmen wurde 1964 beschlossen, die Milchanfuhr auf meiereieigene Tankwagen umzustellen . Die bisher verwandten Milchwagen und die für deren Unterstellung in den Dörfern erbauten Milchwagenschuppen wurden verkauft.

1965 wurde die eigene Butterei stillgelegt und beschlossen, den Rahm an das Butterwerk in Hohenwestedt zu liefern. Aus der Meierei mit "beschränktem Betrieb" wurde eine Rahmstation mit der Maßgabe, dass die Magermilch nach wie vor an die Mitglieder zurückgegeben wird. Dieser Beschluß, der zu einer völligen Umstrukturierung des Geschäftsbetriebes führte, bedarf noch einer Erläuterung:

Lieferungen an das Butterwerk in Hohenwestedt

Das Butterwerk Hohenwestedt ist ein Teilbetrieb der Nordbutter GmbH und Co. KG, Rendsburg, die 1959 gegründet wurde, als im Schleswiger Raum zahlreiche kleinere Dorfmeiereien sich dazu entschlossen, ihre Butterei einzustellen, die angelieferte Milch nur zu entrahmen und den Rahm einem zentral zu errichtenden Butterwerk zur weiteren Verarbeitung anzuliefern. Diese Meiereien, die Butter- und Eier-Zentrale Nordmark, Hamburg, ein zentralgenossenschaftlicher Zusammenschluss aller Meiereien unseres Landes, und der schleswig-holsteinische Bauernverband gründeten die vorgenannte Nordbutter GmbH und Co. KG, Rendsburg, deren erste Betriebsstätte in Schleswig als moderne Großbutterei eingerichtet wurde.

Das Werk wurde mit Sahnefrostanlagen ausgerüstet, um die jahreszeitlichen Schwankungen in der Buttererzeugung durch Einfrieren eines Teils der im Sommer gewonnenen Sahne auszugleichen und um dadurch weiterhin eine kontinuierliche Belieferung des Marktes mit einer über das ganze Jahr gleichbleibenden Qualität sicherzustellen. Das war - marktwirtschaftlich gesehen - eine völlig neue Konzeption, um das System der kleinen Dorfmeiereien, das in der Gründungszeit der 80er und 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts entstanden war, nach und nach durch ein rationell geführtes und auf die Marktbedürfnisse der Abnehmer und der Handelsketten eingestelltes meiereiwirtschaftliches Großunternehmen zu ersetzen.

Das Zweite in Hohenwestedt errichtete Werk wurde mit Anlagen für die Aufnahme von Erzeugermilch , für die Herstellung von Butter , Käse, Milchfrischprodukten und Trockenmilch ausgerüstet, wodurch ein beachtlicher Rationalisierungseffekt in der Produktion und im Absatz der Erzeugnisse erreicht wurde. Dadurch war es möglich, die starke Produktionszersplitterung im schleswig-holsteinischen Meiereiwesen zu beseitigen und die Produktion milchwirtschaftlicher Erzeugnisse auf wenige Großbetriebe innerhalb eines bäuerlich bestimmten Unternehmensverbandes zu zentralisieren. In den Werken der Nordbutter wurden 1977 mehr als 500 Mill. kg Milch verarbeitet.

Nur unter Berücksichtigung dieser Erläuterungen ist der Beschluss der Meierei Innien, die innere Struktur des Betriebes grundlegend zu verändern und eine bis dahin selbst ausgeübte Funktion nach außer halb zu verlagern, verständlich, wenn auch zugegeben werden muß dass eine noch weiter gehende Integration in das Butterwerk markt- und absatzwirtschaftlich durchaus möglich gewesen wäre.

Vorerst sollte es aber bei dieser Lösung bleiben. 1967 wurde der Vertrag mit dem Butterwerk dahin gehend, ergänzt, dass außer dem Rahm auch Magermilch geliefert wurde, soweit die Mitglieder auf eine Rücknahme verzichteten.

Auflösung

Vier Jahre später entschlossen Vorstand und Aufsichtsrat sich dann zu einer weitergehenden Maßnahme, die im Endergebnis zu einer Auflösung der Genossenschaft führte, um auf diese Weise den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, selber darüber zu entscheiden, in welchem Betrieb künftig ihre Milch verarbeitet werden soll. Außer dem Butterwerk Hohenwestedt waren die an der Versorgung der Stadt Neumünster maßgeblich beteiligten Meiereigenossenschaften Neumünster und Wasbek interessante Vertragspartner geworden, die auch auf die durch die Auflösung frei werdenden Milchmengen reflektierten. Die Mitglieder haben sich, nachdem die Auflösung der Meiereigenossenschaft Innien am 30. November 1971 einstimmig beschlossen worden war, für die Meiereigenossenschaften Neumünster und Wasbek entschieden.

Siehe auch