Viertshöher Moor

Aus Aukrug Geschichte Wiki
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Alte Torfpresse im Viertshöher Moor

Das Viertshöher Moor ist ein Moor in der Nähe des Ortsteiles Böken.

Das etwa 20 Hektar große Gebiet ist ein ehemaliges Hochmoor, in dem bis in die Nachkriegsjahre Torf abgebaut wurde. Noch heute sind im Süden des Moores ringförmige Wälle erkennbar, in denen bis etwa 1860 Torfkohle hergestellt wurde. Diese wurde ähnlich wie Holzkohle durch das Bedecken und Anzünden des aufschichteten Torfes hergestellt.

Für den Torfabbau wurde der Wasserstand gesenkt, sodass die typische Hochmoorvegetation größtenteils verschwand und sich Birken ausbreiteten. 2001 begann die Renaturierung des Moores durch den Naturschutzring Aukrug e.V., der dafür den Wasserstand um 1,5 m anstaute, damit sich die Restbestände der Torfmoose, Schwingrasen und Wollgräser wieder ausbreiten konnten. Touristisch erschlossen ist das Gebiet durch einen Rundwanderweg.

Torfkohlen

Jeder kennt den Gebrauch von Holzkohle oder Holzkohlebrikett beim Grillen. Warum nehmen wir sie dazu? Weil wir eine rauchfreie Glut zum Garen des Fleisches benötigen. Sie soll genügend Hitze liefern und lange genug vorhalten, dabei wenig Asche bilden.

All das hat man seit der Antike auch bei handwerklichen Tätigkeiten benötigt. Beim Schmelzen von Metallen, Glas und Destillation (Paraffinherstellung). Bei uns war der erste zu vermutende Einsatz bei den Rennfeueröfen der Eisenzeit. Jedoch haben uns schwedische Archäologen nachgewiesen, dass dieses Verfahren auch mit getrockneten Holzscheiten geht. Die Brennwerte der Stoffe sind unterschiedlich:

Holz hat, wenn es gut getrocknet ist, einen Brennwert von 15 MJ (Megajoule) / kg.

Braunkohle‚ als Brikettform, hat einen Brennwert von 20 - 22 MJ/kg. Damit vergleichbar ist Holzkohle und Torfkohle. Braunkohle entwickelt jedoch einen unangenehmen Geruch beim Verbrennen.

Steinkohle insbesondere Anthrazit hat einen Brennwert von 30 MJ.

Je höher der Brennwert ist, desto größer ist die erforderliche Flammtemperatur. Bei Holz beträgt sie 200-300°, bei Braunkohle, Holz- und Torfkohle 300-400° und bei Steinkohle 480-550°.

Entscheidend ist aber die Verfügbarkeit. Über Steinkohle und damit auch Koks, Gas und Anthrazit, die möglichst schwefelarm war, verfügte man erst mit dem Bergbau und der Eisenbahn. Bis dahin kannte man bei uns nur Holz und Torf. Wenn man also höhere Temperaturen, eine saubere Verbrennung und möglichst wenig Asche benötigte, gab es nur die Möglichkeit Holzkohle. Bei der normalen Verbrennung von Holz erreicht man die große Hitze nur durch Zufuhr von Luft (Gebläse). Dabei verbindet sich der größte Teil des Kohlenstoffes jedoch mit dem Sauerstoff der Luft und entweicht als Gas. Dieses Gichtgas hat einen ungenutzten Heizwert.

Bei der Herstellung von Holzkohle lässt man die Verkohlung unter Sauerstoffmangel stattfinden und erhält dadurch den Kohlenstoff bis zu 90 %. Diesen hohen Anteil benötigt der Schmied bei der Härtung von Eisen (Aufkohlung). So ist der Beruf des Köhlers eine weitverbreitete Tätigkeit. Das Produkt konnte auch wegen des geringeren Gewichts deutlich besser transportiert werden. Aber auch hierdurch wurde Raubbau am Wald betrieben. Wir kennen Streitigkeiten unter den Kupferhämmern, wo es um die Waldnutzung ging, wenn sich ein neuer Betrieb gründete. Ähnlich wie bei den Mühlenrechten der Streit um das Oberwasser. Energie war vor der Kohlenutzung knapp geworden und so versuchte man sich auch am Torf. Wie das geht, zeigt ein Film der Volkskunde. Die archäologische Landesaufnahme verzeichnet unter der Nr. 61 am Moor bei Viertshöhe 70 ringförmige Hügel mit zentraler Eingrabung. Die Hügel haben durchschnittlich einen Durchmesser von 7,00 m bei einer Höhe von ca. 0,50 m. Sie wurden damals als durchgrabene Grabhügel gedeutet. Heute wissen wir, dass es Reste von Torfmeilern sind.

Wie der Film aussagt, konnte mit zwei Leuten ein Meiler in einem Tag errichtet werden. Die Verkohlung und Abkühlung war erst nach zwei bis vier Wochen beendet. Man kann nicht ausrechnen, ob mehrere Meiler gleichzeitig betrieben wurden. Die Zeit zum Stechen, Aufsetzen (Ringeln) und Trocknen des Torfes muss eingerechnet werden, weil das Voraussetzung für den Meiler war. Entscheidend wird der Absatz gewesen sein. Und da muss man die benachbarte Glashütte als Abnehmer sehen. Darüber berichtet Georg Reimer 1959 in: Die Geschichte des Aukruges: Eine weitere Nutzung der Moore geschah durch das Brennen von Torfkohlen. Noch heute beweisen die ringförmigen Hügel am Südrande des Großen Moores bei Viertshöhe, auf deren Grund jetzt noch Torfkohlen zu finden sind, wie stark der Betrieb gewesen ist. Es ging beim Torfverkohlen ähnlich wie bei der Holzverkohlung zu. Der schwarze trockene Torf wurde in Haufen geschichtet, mit Soden bedeckt und angezündet. Unter geringem Luftzutritt ging die Verkohlung vor sich. Die gewonnenen Torfkohlen wurden in Kohlensäcke gefüllt und gewöhnlich nach Itzehoe, später auch nach Neumünster verkauft. „In allen Schmieden wird mit Torfkohlen gearbeitet. Ja, Schmiede, Rotgießer und Juveliere versichern, daß sie lieber mit Torf- als mit Holzkohlen arbeiten.“ Die Kohlensäcke wurden zu zwei Salztonnen gerechnet. Ein Sack Kohlen kostete um 1800 in Böken 20 - 32 ß, während Holzkohlen etwa 1 Rthlr kosteten (= 48 ß). Das Verkohlen von Torf war viel einfacher als die Holzköhlerei. Es waren weniger Leute erforderlich, und die Gefahr des Verbrennens bestand kaum dabei. Es wird uns berichtet, daß ein Bauer um 1790 über 100 Mk aus Torfkohlen gelöst hatte. Vor 100 Jahren wurden hier noch Torfkohlen hergestellt. 1856 hat der 1910 verstorbene Johann Steuermann noch einen Meiler Torfkohlen gebrannt. Die Preise waren aber bedeutend gesunken, so daß er nur 5-6 13 für den Sack bekam. Die Steinkohle war Herr über diesen Industriezweig geworden. Nach 1860 wurden hier keine Torfkohlen mehr hergestellt. [1]

Im Jahre 1973 wurde in der Landeszeitung ein Bericht veröffentlicht, der hier auszugsweise wiedergegeben wird:

Torfmeiler im Aukrug entdeckt. Auch Torfkohlen wurden hier gebrannt. Die Reste der Meiler findet man noch am Rande des Moores bei Viertshöhe. Um 1790 erlöste ein Bauer daraus in einem Jahr 100 Mark. Um 1860 hörte das Verkohlen des Todes auf. An dem Moor auf dem Gasvierth wurde nach 1725 eine Glashütte errichtet, an der die Bauern Anteil hatten. Sie verfertigten gute grüne Glasware. Scherben und Schlacken findet man noch dort. Als Feuerung diente der auf dem Moor gewonnenen Torf. 1742 war die Glashütte schon eingegangen, doch wird noch 1745 in einem Hufenkontrakt der Hufenanteil an ihr mit übertragen. Sie hatte auf 10 Jahre die Berechtigung zur Nutzung des Moores. Infolge der unordentlichen Haushaltung des Glasermeisters ging sie schlecht, und schließlich sollen die Bauern, wie die mündliche Überlieferung berichtet, die Glasbrenner vertrieben haben.

Vergleichbare Köhlerringe gibt es verstreut in ganz Schleswig-Holstein. Besonders im Norden bei Bramstedtlund sollen mehrere liegen, was ich noch nicht überprüft habe. Hier war der Auftraggeber die Kupfermühle in Wassersleben. Zurzeit ist die Gruppe in Böken die größte bekannte Fundstelle und vielleicht auch die schönste. [2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Exkursionsführer am Tag des offenen Denkmals 10.09.2006 in Aukrug
  2. Lehrfilm von Arnold Lühning (Schleswig): Mitteleuropa, Schleswig - Brennen von Torfkohle. Kurzbeschreibung: Die Gewinnung von Torfkohle im Meilerbrand für Schmiedezwecke spielte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in den großen Moorgebieten an der deutsch-dänischen Grenze bei Bramstedtlund eine erhebliche wirtschaftliche Rolle. Der Altbauer und Amtsschreiber H.C.Davidsen, der 1924 den letzten Meilerbrand durchgeführt hatte, zeigt noch einmal an einem kleinen Meiler, wie die Arbeit vonstattenging: Gewinnung von Grasplaggen, Anzünden des Feuers, Aufschütten des trockenen Torfs zum Meiler über dem Feuer, Abdecken des in Glut stehenden Meilers mit Grasplaggen und Sand, nach ca. 4 Wochen Öffnen des Meilers und Entnahme der Torfkohle.Produktionsjahr 1973 Hersteller: B.Topel (Schleswig) Veröffentlichung und Vertrieb: IWF Wissen und Medien gGmbH