Archiv:Vorwort (1959)
Vorwort zur 2. Auflage
Mehr als 40 Jahre sind vergangen, seitdem die „Geschichte des Aukrugs" erschien. Sie kam damals in fast alle Häuser und ist längst vergriffen. Dauernde Nachfragen nach einem Exemplar kamen an mich. Die verflossenen 40 Jahre haben viel neues Material auch über den Aukrug zutage gefördert. So musste das ganze Material neu bearbeitet werden. Auf wortgetreuen Abdruck mancher Urkunden konnte verzichtet werden, da dies in der 1. Auflage geschah. Neu sind die Abschnitte: Aus der Geschichte des landwirtschaftlichen Vereinswesens. Die letzten 100 Jahre in der Entwicklung der Landwirtschaft. Tabellen über Bodenbenutzung und Viehbestand in Böken von 1724-1950. Übersicht über Land und Beschlag 1724. Größe der Bauernhöfe von 1770-1859. Mannzahlregister 1789 u. a., ebenso die über Sagen und Hausinschriften.
Das obige Vorwort zur 2. Auflage ist noch von dem Verfasser entworfen aber nicht mehr vollendet worden. Mit ganzer Hingabe hat er bis unmittelbar vor seinem plötzlichen Tode die Früchte einer jahrzehntelangen unermüdlichen Forschungsarbeit zusammengetragen, um die „Geschichte des Aukruges" (1. Auflage) zu einer Darstellung der geschichtlichen Verhältnisse Mittelholsteins zu erweitern. So hat er versucht, auch alles das an historischen Beispielen heranzuziehen, was über den Bezirk der fünf Aukrugdörfer hinaus bedeutsam sein könnte, um unsere Vorstellungen vom Leben und Schaffen sowie von der staatlichen und kirchlichen Verwaltung der dörflichen Bevölkerung früherer Zeiten in Holstein zu klären und zu vertiefen. Diese Arbeit als sein nebenberufliches Lebenswerk selbst noch der Öffentlichkeit vorlegen zu können, war seine ganze Hoffnung und für ihn die Krönung seines Forschens.
Die Schwierigkeiten der Finanzierung verzögerten die Herausgabe. Auf seinem Krankenbett, unmittelbar vor seinem sanften Hinscheiden, erfreute ihn die Mitteilung von der beschlossenen Unterstützung durch die lnnier Spar- und Darlehnskasse, die die Drucklegung ermöglichte. Es sollte seine letzte große Freude sein! Dann legte ihm eine höhere Fügung die nimmermüden Hände zur Ruhe. Still und bescheiden, wie er gelebt hat, so ist er auch gestorben. Ihm zur ehrenden Erinnerung sei nun das Werk seinen vielen Freunden und Bekannten sowie einer interessierten Öffentlichkeit übergeben.
Innien, den 2. Juni 1959 Heinrich Bünger