Ehemalige Gewerbebetriebe in Aukrug
Die Liste ehemaliger Gewerbebetriebe basiert auf der Chronik von 1995, die bereits einige Kurzdarstellungen von Aukruger Betrieben enthielt.
Bauunternehmung Erwin Kruse
Am 2. Januar 1969 gründete der Zimmermeister Erwin Kruse ein Bauunternehmen mit Sitz in Böken. Er übernahm die 1911 gegründete Firma Hans Rathjen. Die Betriebsräume und das Büro in Böken wurden gepachtet und die vorhandenen Maschinen gekauft. Sechs Mitarbeiter wurden übernommen. Somit war der Grundstock für die neue Firma gelegt. Der Chef machte die Angebote, beschaffte die Aufträge und war natürlich auch Bauleiter. Edith Kruse übernahm alle anfallenden Büro-und Schreibarbeiten. Otto Prühs aus Kiel war für die Zeichnungen und Abrechnungen verantwortlich. Die ersten Arbeiten waren Tagelohn-Aufträge. Ab 1970 ging es mit der Firma rasant bergauf, der erste Großauftrag — das Betten- und das Heimleiterhaus auf dem Erlenhof — wurde fertiggestellt. Mehrere Einfamilienhäuser wurden schlüsselfertig gebaut. Die Familie Kruse zog in das eigene Wohnhaus in Bünzen ein. Büroräume wurden im Erd- und später im Kellergeschoß eingerichtet.
1974 begann ein neuer Abschnitt. Der Hof Carstens in Bünzen wurde käuflich erworben. Im Mai 1975 zog die Firma in diesen umgebauten Hof ein, und es folgte die Eröffnung des „EK-Haus-Musterzentrums mit Baumarkt". Werbung und Marketing rückten auch für kleinere und mittlere Betriebe immer mehr in den Mittelpunkt. Ein Unternehmen der Größe der Firma Kruse mußte Werbung und Marketing mit den Bordmitteln der eigenen Qualitätsarbeit machen. Das ist geglückt. Die Firma beschäftigte mittlerweile 25 Mitarbeiter. 1977 legte Erwin Kruse vor der Handwerkskammer Flensburg seine Maurermeister-Prüfung ab, somit hatte die Firma einen Chef, der Zimmerer und Maurer ausbilden konnte. Eines der schönsten Gebäude im Aukrug, die Raiffeisenbank, wurde 1979 gebaut. Seit 1980 bietet die Firma parallel zu dem herkömmlichen Bauprogramm das „Heide-Haus" an, ein Typenhaus betont ländlicher Gediegenheit in verschiedenen abwechslungsreichen und lebendigen Ausführungen.
Wegen der schlechten Auftragslage 1983 entschloß sich die Firma, zur Erhaltung der Arbeitsplätze Aufträge in Hamburg anzunehmen. Die elektronische Datenverarbeitung zog ins Büro ein. Kalkulationen, Arbeitsvorbereitungen und die Lohnbuchhaltung wurden über den Computer gefahren. Trotz schlechter Baukonjunktur wurde das Gelände „Rüm" 1984 erschlossen. Der Verkauf der 17 Grundstücke zog sich über zehn Jahre hin. Es hatte dem Unternehmen keinen Nutzen gebracht, aber Arbeitsplätze erhalten.
1989 hatte Olaf Kruse zwischenzeitlich sein Diplom als Bauingenieur gemacht. Olaf und Erwin Kruse gründeten die „Bauplanungsgesellschaft Kruse KG". Die neue Firma übernahm Planungs- und Verkaufsarbeiten jeglicher Art. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurden Planungen durchgeführt. 1992 wurde Erwin Kruse bei der Architekten-und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein als Architekt eingetragen. Jetzt wurden schlüsselfertige Häuser als Generalunternehmer mit eigener Planung gebaut. 50 Mitarbeiter waren bei der Firma beschäftigt.
Die Firma Kruse feierte am 2. Januar 1994 ihr 25jähriges Jubiläum. In den Festreden wurde sie als Aushängeschild für das Aukruger Gewerbe bezeichnet, und wer das neu eingerichtete Geschäftsgebäude kennt, kann das nur bestätigen. Sehr gut gelungen war auch die Jubiläumsschrift, welche 25 Jahre solider Handwerksarbeit der Firma in Wort und Bild dokumentiert. Das Jubiläum fiel in eine wirtschaftlich schwierige Zeit. Es konnte nur gefeiert werden, weil Erwin Kruse sich durch Rückschläge nicht entmutigen ließ und tatkräftig und optimistisch die Zukunft ins Auge faßte. „Wenn ich meine Familie betrachte", meinte er, „so können die nächsten 25 Jahre kommen. Wir sind gerüstet."
Im Schlußwort der Festschrift stellen Edith und Erwin Kruse fest: Das Wohl der Firma steht und fällt mit der Einsatzbereitschaft aller Mitarbeiter und insbesondere aller langjährigen Gesellen, Vorarbeiter, Poliere und leitenden Angestellten. Gemeinsames Ziel muß es sein, die Bindung zu den Kunden und Lieferanten immer wieder zu pflegen und lebendig zu halten. Auch dies zeichnet einen leistungsfähigen Handwerksbetrieb aus.
Erwin Kruse war bis 1982 18 Jahre lang Vorsitzender der Ortshandwerkerschaft bzw. des Gewerbevereins. Von 1975 bis 1990 gehörte er dem Aufsichtsrat der Raiffeisenbank an. Ab 1986 ist er Vorstandsmitglied der Innung des Baugewerbes Kreis Rendsburg und derzeitiger Vorsitzender des Prüfungsausschusses für das Maurerhandwerk.
Gartenbaubetrieb Schneede
Heinrich Schneede und seine Frau Anna gründeten die Firma am 3. November 1885. Damals wurde noch mit Pferd und Wagen über Land gefahren. Einen besonderen Schwerpunkt bildete der Handel mit Sämereien. In Innien bauten sie ein Haus und kauften auch noch einige Wiesen, auf denen sie eine kleine Landwirtschaft betrieben. 1911 übernahm der Sohn Wilhelm den Betrieb. Als Heinz Schneede 1949 aus russischer Gefangenschaft heimkehrte, führte er mit seiner Frau Christine den Betrieb weiter. Der gelernte Gärtnermeister betrieb eine Baumschule, handelte mit Obstbäumen, nahm Gruppenpflanzungen vor und widmete sich sehr stark der Friedhofsgärtnerei, Kranzbinderei sowie Blumen- und Pflanzenzucht. Bis 1970 wurde nebenbei noch die Landwirtschaft betrieben, fünf Anglerkühe wurden gemolken.
1979 übernahmen Klaus-Wilhelm und Marianne Schneede den Betrieb und bauten ihn weiter aus. Alte Gewächshäuser wurden abgerissen und neue gebaut. Seit 1984 werden Wochenmärkte mit Blumen, Pflanzen und Sämereien beschickt. Arbeit ist genug vorhanden. Das Ehepaar, die Eltern, eine Auszubildende und eine Floristin sind vollbeschäftigt. Saisonbedingt sind auch noch Aushilfskräfte notwendig. Im Jahre des einhundertjährigen Bestehens eröffnete die Firma Schneede einen modernen Blumen- und Pflanzenladen. 1987 wurde das Bestattungsunternehmen der Firma Michaelsen übernommen.
Taxenbetrieb Gerhardy
Ein Gewerbeunternehmen in den Dienstleistungen ist der Taxenbetrieb von Maria und Jens Gerhardy. Tag und Nacht sind die beiden einsatzbereit und stehen mit einer Taxe und einem Kleinbus zur Verfügung. Krankentransporte zu Ärzten und Krankenhäusern, Fahrten von und zu Feierlichkeiten oder auch Ausflüge sind ein Teil ihres Dienstes. Eine Besonderheit war 1994 eine Reise mit acht Aukrugern in die alte Heimat Ostpreußen.
Holz- und Faschinenhandel Rogge
1992 feierte Horst Rogge das 40jährige Firmenjubiläum. Er wurde 1935 in Westpreußen geboren und wuchs in Homfeld auf. Nach dem Kriege baute sein Vater Kurt Rogge im Pommernweg, er selber später in der Hühnerstraße (An der Bahn).
Die Firma ist ein typischer Ein-Mann-Betrieb. In enger Zusammenarbeit mit dem Förster werden Bäume gefällt, dann aufgearbeitet, mit dem Traktor gerückt und schließlich an zugänglicher Stelle gepoltert (aufgestapelt). Die Stämme werden nach Länge und Durchmesser aufgemessen, klassifiziert und für die Käufer in die Holzliste eingetragen. Der Verkaufserlös geht abzüglich des Hauerlohns an den auftraggebenden Waldbesitzer. Unentbehrliches „Handwerkszeug" ist vor allem der Schlepper, ein Schlüter-Turbo mit 150 PS. Drei Motorsägen bis 75 cm Schnittlänge, Meßband und Meßstock, die Kluppe zum Ermitteln der Stammdurchmesser sowie Sicherheitskleidung ergänzen die Ausrüstung. Als früher die Nadelholzstämme noch entrindet wurden, geschah dies mit dem Schäleisen.
Im Herbst liefert die Firma Rogge Deckbusch aus Fichtengrün für den Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Die Zweige dafür werden mit dem Schnittreißer geschnitten und mittels Rundnadel und Draht gebündelt. Zum Herstellen von Eichenspalt-pfählen dienen Spalthammer und Keile. Mit der Putzmaschine werden Fichten- und Lärchenpfähle für das Marschenbauamt abgefräst und angespitzt. Auch Stangen- und Brennholz wird geliefert.
Nach dem oft harten Tagwerk hat Horst Rogge noch genügend Zeit und Energie für die Übungsabende der Feuerwehrkapelle, wo er seit über 20 Jahren das Tenorhorn bläst, für das Training des Hundes Rex, den Garten — und fürs Feiern. Sprichwörtlich sind Horsts stets gute Laune, seine munteren Geschichten und die Spezialitäten vom selbstgebauten fahrbaren Großgrill. Nachbarn und Freunde schätzen auch ganz besonders die Gastfreundschaft und Küche seiner Frau Lotti, die ihm stets eine tüchtige Hilfe im Betrieb ist.
Faschinen oder Wasen
Das Faschinenbinden gehört mit zu den ältesten Arbeiten in der Forstwirtschaft. Die Reiser und Zweige, die beim Holzfällen anfallen, werden gesammelt und auf Bockpfählen, die kreuzweise zusammengebunden sind, in Wellendicke aufgelegt, mittels besonderer Faschinenknebel (Seilknebel) fest zusammengezogen und an diesen Stellen mit Draht gebunden, früher auch mit Weiden. Christine Kasten erinnert sich, als sie noch ganz klein war, ist sie mit ihrer Mutter in den Wald gefahren. Die hat dann das Buschwerk gesammelt und ihr Opa Timm die Faschinen hergestellt. Auch Wilhelm Begemann hat Faschinen gebunden, und Horst Rogge macht es noch heute. Verwendet wurden sie früher für Faschinendrainagen. Wiedenborstel lieferte sie an die Eisenbahn zum Lokomotivenanheizen. Heute braucht man sie hauptsächlich zum Deichbau und für Uferbefestigungen an der Nordsee.