Trabergestüt Helenenhof
Das Trabergestüt Helenenhof entstand 1921, als Theodor Frahm aus Kollmoor einen 80 ha großen Ausbau in der Bünzer Heide am Wege nach Wasbek erwarb, den er durch Zukauf auf 120 Hektar vergrößerte. Während des Zweiten Weltkrieges brannte der Hof ab, und Frahm erbaute ein neues Wohnhaus, dessen Front zur B 430 ausgerichtet ist.
Chroniktext 1959
1933 traf Frahm bei einem Besuch in Bökenfeld den Trainer Jan Osterhof. Sie kamen natürlich schnell auf Pferde zu sprechen, und Frahm meinte, für seinen entlegenen Hof an einem Sandweg möchte er ein leichtes und schnelles Pferd haben, um seine Waren schnell an den Markt zu bringen.
Osterhof empfahl ihm, einen Traber zu kaufen, da in Lasbek immer nicht mehr für die Rennbahn geeignete Traber zu haben seien. Frahm fuhr nach Lasbek und erwarb die Stute „Minni Halle" unter der Bedingung, das erste Fohlen abzuliefern. Dieses starb aber und Frahm lieferte das zweite Fohlen ab. Auf der Jährlingsschau 1936 bekam das Fohlen den ersten Preis von 1000 RM. Dazu gab es 250 RM Züchterprämie und einen großen silbernen Pokal. Das behagte Frahm. So begann er die Traberzucht.
Heute hat das Gestüt einen Bestand von 34 Stuten, 2 Hengsten und 34 Fohlen. Insgesamt wurden hier mehr als 350 Fohlen, von denen viele sich auf den Rennbahnen bewährt haben, gezüchtet. Schon mit zwei Jahren kommen die jungen Traber ins Training. Bei entsprechender Eignung müssen die Stuten bis zu 7, die Hengste bis zu 10 Jahren auf der Bahn verbleiben. Dann kommen sie ins Gestüt zur Nachzucht, natürlich nur die erfolgreichen. Für die Rennbahn ungeeignete Traber wurden verkauft. Heute gehen sie an den Schlachter. Auch übermäßig auf den Rennbahnen beanspruchte Traber kommen ins Gestüt zur Erholung. Alle Traber wurden in der Landwirtschaft benutzt. Wenn der große Bruder, der Trecker, mal im Dreck stecken bleibt, so holen die kräftigen Traber ihn heraus. Frahm lässt selber keine Traber auf den Rennbahnen laufen, sondern überlässt sie den Rennstallbesitzern.
Frahmsche Traber haben auf den bedeutendsten Rennbahnen ihre Stärke bewiesen. Über 100 000 Mark haben sie gewonnen. Dabei fallen immer 10 Prozent für den Züchter ab.
Seit vier Jahren ist Bünzen das erfolgreichste Trabergestüt im Bundesgebiet. 1956 gewann der aus Frahms Zucht gekommene Corsaro das Derby und Astalind aus derselben Zucht wurde dabei Dritte. 1957 gewann der von Friedrich Rathjen in Homfeld gezüchtete Rudolf R das Derby. Auch dieser Traber ist ein Nachkomme von Frahms Trabern.
Wenn man die obigen Gewinnzahlen liest, so muss man denken, hier wird ein glänzendes Geschäft gemacht. Es sind aber ganz große Unkosten dabei. Die Mutter von Corsaro, Corona, war nach München zum Decken. Deckgeld 1200 DM, dazu täglich 4 DM Futterkosten auf 8 — 10 Wochen. So kostete Corsaro, bevor er geboren wurde, mindestens 2000 DM. Für den Hengst Bibijunge, der bei Frahm steht, wird 1000 DM Deckgeld gefordert.
Chroniktext 1978
Über die Entstehung des Gestüts in Bünzen hat Georg Reimer schon seinerzeit ausführlich berichtet. Die Chronistenpflicht gebietet es, die weitere Entwicklung dieses bedeutsamen Unternehmens bis in die Gegenwart kurz aufzuzeigen.
Das Trabergestüt "Helenenhof" von Bernhard Frahm hat seinen Entwicklungsgang in den letzten 20 Jahren erfolgreich fortsetzen können. Im "Album des Trabrennsports 1977" wird das Züchterchampionat von 1947 bis 1977 aufgeführt. In diesen 30 Jahren ist das Gestüt "Helenenhof" 14-mal Sieger und Bernhard Frahm der erfolgreichste Züchter im deutschen Trabrennsport. Die im Frahm'schen Gestüt gezüchteten Traber haben bisher die größte Gewinnsumme erbracht, die je auf deutschen Rennbahnen erzielt worden ist, im Laufe der letzten 25 Jahre ca. 15 Millionen DM!
Trotzdem bleibt die Traberzucht ein sehr empfindliches Geschäft, denn kein Züchter kann mit Sicherheit voraussehen, in welchem Maße die Produkte seiner Züchtungen auf der Rennbahn einschlagen und die erforderlichen Gewinnchancen besitzen werden. Erst wenn sich bewährte Blutlinien herausgebildet haben, ist mit gewinnbringenden Verkaufserlösen zu rechnen.
Voraussetzung für eine hochwertige Zucht sind erstklassige Hengste. Die sind aber so teuer, dass sie von einem bäuerlichen Gestüt kaum erworben werden können; man muss sich mit Pachthengsten begnügen. Für eine leistungsfähige Zucht im Frahm'schen Gestüt kommen französische, amerikanische und eigene Hengste von dem erfolgreichen "Bibijunge" infrage. 1977 deckten auf dem Gestüt "Helenenhof" die amerikanischen Hengste Missile Speed mit einer Rennleistung von 1:14,3 und der Hengst Ballon Rouge mit 1:17,4.
Frahms "Helenenhof" ist das einzige bäuerliche Gestüt dieser Größenordnung in Deutschland, das laufend zu den erfolgreichsten zählt. Produkte, die hier geboren wurden, haben auf den Rennbahnen so hohe Gewinne gebracht, wie die selbst mit den Galoppern nicht erreicht worden sind.
Grundüberlegung von Bernhard Frahm ist es, bodenständig zu züchten. 1 1/2-jährig kommen die Traberpferde ins Training. Haben die Mütter sich bewährt, wird das Pferd verkauft und nach Beendigung der Rennzeit wieder zurückgegeben. Das wird gleich im Kaufvertrag festgelegt. Die Blutlinien von "Bibijunge" und "Bünzer Mädel" zählen zu den besten Blutlinien Deutschlands.
In der Fachwelt hat sich das Gestüt Helenenhof einen Namen gemacht als zielbewusster Wegweiser für eine Qualitätsverbesserung in der Zucht, und zwar in Hinsicht auf die technische Besamung. In Zusammenarbeit mit den Tierärzten Dr. Allmeling und Dr. Köhler, Wahlstedt, unternahm man Studienfahrten nach Skandinavien, befragte namhafte Fachleute in Deutschland und schuf die Voraussetzungen, um für die Decksaison 1975 technische Besamungen vornehmen zu können. Im Helenenhof liegen die ersten Erfolge bereits vor. Das Gestüt musste diesen Weg, der in Skandinavien und den USA schon mit größtem Erfolg beschritten worden war, auch wählen, um den vielen gemeldeten Stuten eine optimale Bedeckung zu gewähren.
In Frahms Eigenbesitz befinden sich an Mutterstuten, Jährlingen und Fohlen etwa 70 bis 80 Pferde, davon 25 Mutterstuten.
Bisher wurden die Jährlinge ohne Rennerfahrung verkauft. Jetzt aber, nachdem auf dem Gestüt zwei Trainingsbahnen von 800 und 1200 m erbaut worden sind, die den Maßen der wirklichen Rennbahnen entsprechen, entsteht ein eigenes Trainingszentrum. Die beiden Söhne, Dierk und Folker Frahm, inzwischen gelernte Trainer, können dann mit selbst trainierten Pferden an Rennen teilnehmen, eine nicht unbedeutende Erweiterung der geschäftlichen Möglichkeiten. Insgesamt sind ca. 150 Pferde auf dem Betrieb. Einige 70 sind Pensionspferde oder fremde Pferde im Training.
Die Haupterwerbsquellen dieses Gestüts sind in erster Linie der Verkauf wertvoller Pferde, sodann die Zuchtprämien und schließlich in zunehmendem Maße die Pensionshaltung. Der Verkauf geht vornehmlich nach Bayern, Hamburg und Westdeutschland. Die ganze Zucht wird ausschließlich auf den Rennsport zugeschnitten. Für andere wirtschaftliche Zwecke findet sie keine Verwendung. Das Frahm'sche Trabergestüt "Helenenhof" hat in Deutschland einen anerkannten Ruf und ist für den Aukrug ein Unternehmen besonderer Art, das viele Fachleute, Pferdeliebhaber und Käufer anzieht. Das umso mehr, als Frau Frahm in dem großen, stattlichen Wohnhaus eine gut ausgestattete Ferien-Pension mit 20 Betten und Vollpension eingerichtet hat. Für Liebhaber von Pferden und bäuerlicher Landwirtschaft gewiss ein anziehender Erholungsaufenthalt. Die weiten Flächen des jetzt etwa 150 ha umfassenden Besitzes werden zum großen Teil als Weide für die Traber und für rund 100 Stück Rindvieh zum Gräsen gebraucht. Die restlichen Flächen werden landwirtschaftlich zur Hafer-, Heu- und Strohgewinnung für die Fütterung genutzt.
Chroniktext 1995
Von 1945 bis zum heutigen Tag baute die Familie Frahm das Gestüt Helenenhof zu einer renommierten Zuchtstute aus. Ein großes Fachwissen und die Liebe zur Kreatur waren wichtige Elemente des Erfolgs. Weit mehr als tausend Fohlen erblickten hier das Licht der Welt. Vierzehn deutsche Züchterchampionate und Renngewinne von bisher über 22 Millionen DM sind die stolze Bilanz des Gestüts Helenenhof.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau Rosemarie schrieb Bernhard Frahm von 1954 bis 1982 Trabergeschichte. Es tat sich viel in diesen Jahren. Die Qualität der Mutterstuten und Deckhengste wurde verbessert, so daß die Zuchtstätte konstant in der Reihe der Erfolgreichsten zu finden war.
1982 machte Bernhard Frahm seiner 85-jährigen Mutter ein ungewöhnliches Geschenk: einen vom Gestüt Helenenhof gesponserten Renntag in Hamburg, in dessen Mittelpunkt das nach seinem Vater benannte "Theodor Frahm-Rennen" stand. Im Herbst 1982 starb Bernhard Frahm, 59-jährig. Aus dem "Theodor Frahm-Rennen" wurde das "Bernhard Frahm-Rennen", das jährlich im Mai/Juni ausgetragen wird. Es ist dem Derby-Jahrgang vorbehalten. Der Sieg in einem Derby ist ein Höhepunkt eines jeden Züchters. Der Helenenhof errang diese Triumphe mit "Ditmarsia" und "Corsaro". Ein Sohn Corsaros, "Niton", deckt heute sehr erfolgreich im Gestüt Helenenhof. Sein zweijähriger Sohn "Pik König" gewann 1994 in der BRD und in Italien fast 500.000 DM. Seine beiden Schwestern "Irisante" und "Harniwa" hatten als junge Pferde ebenfalls große Erfolge. Sein Bruder "Schwarzer Stuart" war Pferd des Jahres in Hamburg. Der Name der Mutter ist "Schwarze Arabeske". Sie dürfte die erfolgreichste Stute Deutschlands sein.
In dritter Generation wird die Geburtsstätte zahlloser Klassetraber von Dirk und Volker Frahm fortgeführt. Die Schwester Kirsten Frahm ist Rennsekretärin auf der Hamburger Rennbahn. Dirk Frahm ist Züchtervertreter im Hauptverband der BRD und Vorsitzender im Schleswig-Holsteinischen Züchterverein. 1993 versuchte er mit viel Mut auch in Kiel Rennen zu veranstalten. Die Sache schlug ein, und Trabrennen werden nun alljährlich auf dem Veranstaltungskalender der Landeshauptstadt stehen.
Dirk und Volker Frahm haben je drei Kinder. Es besteht somit die Hoffnung, dass das Gestüt Helenenhof seinen Fortbestand in vierter Generation findet.
Großen Anteil am Erfolg des Gestüts haben auch die langjährigen Mitarbeiter. 1945 kam August Roese mit einem Treck aus Ostpreußen und wirkte 30 Jahre lang als Gestütsmeister. Nach seinem Ausscheiden übernahm Ludwig Dorer sein Amt. Auch er ging nach 30 Jahren in den verdienten Ruhestand.