Windkraftnutzung in Aukrug

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Innier Windmühle um 1920
Lageplan Bünzen 1875. Der Standort der Windmühle befindet sich heute mitten auf der B 430

Die Windkraftnutzung in Aukrug hat eine lange Geschichte, in der von 1863 bis heute acht Anlagen eingesetzt wurden oder im Betrieb sind.

Windmühle Bünzen

Der Pächter der Wassermühle in Bünzen bekam um 1860 das Recht, neben der Mühle eine Windmühle mit nicht mehr als vier Gängen zu erbauen. Käufer der Mühle war Marx Jacobs aus Beringstedt. 1863 kaufte er die Windmühle in Thienbüttel bei Nortorf, ließ sie abbrechen und neben der Bünzer Wassermühle wieder aufbauen.

Es war eine (Zwickstell-) Holländermühle, Achtkant, mit Steert und Segelflügel. Den Namen verdankt dieser Windmühlentyp den holländischen Mühlenbauern, die auch die drehbare Kappe erfunden haben. Die Kappe sitzt auf Schleifbohlen, die mit Schmierseife beweglich gehalten wurden. Im Gegensatz zur frühreren Bockwindmühle musste nur die Kappe in den Wind gedrecht werden, nicht die gesamte Mühle. Der hierzu benutzte Steert (niederdeutsch für „Schweif“ oder „Schwanz“) ist ein langer Balken an der Rückseite der Kappe, der bis zur umlaufende Galerie („Zwickstell“) reichte und das Ausrichten der Flügel gegen den Wind („Krühen“) ermöglichte. Bis zur Erfindung und Einführung der Windrose war dies das vorherrschende System der Windrichtungsnachführung.

1891 erwarb Hermann Carstens die Wassermühle, er brach die Windmühle 1892 ab und verkaufte sie nach Mecklenburg-Vorpommern.

Mit Mühlensprache oder Flügelsprache bezeichnet man die Kommunikationsform, die es dem Betreiber (Müller) einer Windmühle ermöglicht, durch die Stellung der Mühlenflügel (im ruhenden Zustand) verschiedene weit sichtbare Signale zu übermitteln. Besonders die Innier Müllerin Anna Siem soll laut Überlieferungen ihre Mühle verlässlich ausgerichtet haben.

Windmühle Innien

Bargfelder Str. 14

Die Windmühle Innien, plattdeutsch Inner Möhl genannt, wurde 1878 vom Mühlenbauer Johannes Peters für den Müller Johannes Kuhlmann in Innien an der Straße nach Bargfeld gebaut. Es war ein Erdholländer, Achtkant mit Steert, mit drei Stockwerken und drei Mahlgängen.

Im gleichen Jahre wurde Anna Siem geboren. 1907 erwarb ihr Mann Gustav Siem die Mühle und betrieb sie zusammen mit seiner Frau bis zu seinem Tod 1950. 1932 brachen die Flügel bei einem Sturm, und die Mühle wurde auf Motorbetrieb umgerüstet. Nachdem ein Sturm die Flügel zum zweiten Mal herunter geschmettert hatte, wurde sie nicht wieder aufgebaut. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude in der Bargfelder Str. 14 (heute Familie Teichmann) ist erhalten. Anna Siem wurde 103 Jahre alt.

Windmotor von Hans Rathjen in Homfeld

Der Windmotor auf der Titelseite der Chronik von 1995 erschien als Motiv ursprünglich auf einer Postkarte aus dem Jahr 1901
Auf dem Bild von 1904 erkennt man, dass der Windmotor in bzw. auf der Scheune montiert wurde.
Eine weitere Postkarte aus dem Jahr 1904

Der 1893 erbaute Windmotor von Hans Rathjen in Homfeld war für die damalige Zeit eine noch wenig bekannte technische Sensation. Zwar berichtete das Polytechnischen Journal bereits 1881 über zahlreiche Verbesserungen an Windturbinen[1], deren Erfinder und neu errichtete Anlagen mit deren Techniken in Berlin (1880), Gützkow (1879), Hamburg (1887), Sternberg (1879) und Gadow bei Lanz (1879)[2], doch waren solche Anlagen ausgesprochen selten im Vergleich zu klassischen Windmühlen. Ein Artikel aus der gleichen Zeitschrift aus dem Jahr 1901 schildert die damaligen Entwicklungen:

„Wenn es z.B. schon ziemlich feststeht, dass in etwa 50 Jahren in England eine Erschöpfung der dort geförderten Kohle eingetreten sein wird, und wenn in manchem industriereichen Lande schon jetzt eine nahezu völlige Ausnutzung der vorhandenen Wasserkräfte stattfindet, so ist es mehr als bloss eine Frage der Wirtschaftlichkeit, die den Menschen zwingt, sich nach anderen Kraftquellen umzusehen. So fangen namentlich die in den Luftströmungen unserer Erde sich äussernden ungeheuren Energiemengen an, mehr und mehr Beachtung zu finden, und wenn auch das Bestreben, Teile dieser Energiemengen auszulösen und in motorische Kraft umzusetzen, bereits vor 500 Jahren eine praktische Lösung im Baue der Bockwindmühlen gefunden hat, so blieb es doch erst der neuesten Zeit vorbehalten, einen Windmotor zu erzeugen, der weitergehenden Ansprüchen Rechnung trägt. – Seit auf der Weltausstellung in Philadelphia der amerikanische Windmotor auf dem Weltmarkt erschien, haben die Bemühungen der Konstrukteure um Vervollkommnung dieser Motorgattung nicht mehr geruht, und es dürfte von Interesse sein, an Hand der auf der letztjährigen Weltausstellung vorgeführten Windmotoren zu konstatieren, welche Früchte bis jetzt ein solches Bestreben gezeitigt hat.“

E. Lufft: Windmotoren auf der Pariser Weltausstellung, Band 316, Jahrgang 1901, S. 247 online

Das Windrad wurde 1854 von Daniel Halladay entwickelt, hatte einen Rotor mit meist um die 30 (bis ca. 150) Rotorblättern, entwickelt bis zu 1 kW Leistung und war technisch wegen der geringen Drehzahl ein Langsamläufer. Es erreichte einen Wirkungsgrad von bis zu 30 %. Nach der Entwicklung in Nordamerika verbreitete sich die einfache und robuste Bauart rasch und wurde häufig auf Farmen in Nord- und Südamerika, Australien und Teilen von Afrika verwendet. 1889 gab es in den USA bereits 77 Hersteller von Western-Mills, die jährlich mehrere Tausend Anlagen verkauften und deren Erfolg die Europäischen Tüftler und Erfinder motivierte. Einige Jahre später erschien im Polytechnischen Journal als Kleine Mitteilung eine Zusammenfassung über die Entwicklung der Stahlwindturbinen:

„Während sich in Amerika Tausende von Windrädern in Thätigkeit befinden, und ihre Kraft nicht nur zum Wasserpumpen, sondern auch zum Betrieb von Mahlmühlen, Dreschmaschinen, Futterschneiden, Steinbrechern u.s.w. vortheilhaft Verwendung findet, wird bei uns die Kraft der Luftbewegung, von den Windmühlen, deren Zahl ebenfalls keine grosse ist, abgesehen, noch sehr wenig ausgenutzt. Es sind früher bei uns Windmotoren gebaut worden, die aber wenig Gutes boten, da sie aus Holz und wenig vortheilhaft construirt waren und daher nur wenig leisteten und leicht reparaturbedürftig wurden. In neuerer Zeit machen sich die Stahlwindturbinen der Deutschen Windturbinenwerke Heinrich Rother in Dresden vortheilhaft bemerkbar. Dieselben sind gänzlich aus Stahl und schmiedbarem Eisenguss hergestellt, die Flügel aus Wellblech und schraubenförmig gebogen. Eine vollkommene Ausnutzung der Windkraft wird unterstützt durch Vermeidung aller Reibung, indem sämmtliche Lager auf Rollen und Kugeln laufen; man gewinnt das Zutrauen, dass der Motor wirklich die angegebene grosse Kraft leistet. Für Maschinenbetrieb scheint dies der einzige verwendbare Windmotor zu sein, da durch eine selbstthätige successive Regulirung der Flügel je nach Windstärke ein gleichmässiger Gang herbeigeführt wird, während bei allen anderen Windmotoren die Zahl der Umdrehungen fortwährend je nach Stärke des Windes wechselt und nur die Einrichtung getroffen ist, dass bei zu starkem Wind die Flügel plötzlich ausgeschaltet werden und der Motor dann ganz stehen bleibt. Durch Verschiebung der Regulirung lässt sich der Rother'sche Motor auf eine bestimmte Tourenzahl einstellen, in der er dann constant verharrt. Der Vortheil des Windmotors liegt in dem kosten- und concessionslosen Betriebe, der keinerlei Wartung bedarf, und wird deshalb derselbe vorzüglich zum Wasserheben benutzt; die Rother'sche Windturbine eignet sich ausserdem noch sehr gut zum Betrieb vieler anderer Maschinen. Es dürfte bei dem leichten Gang dieser Windturbine, die auch bei schwachem Winde arbeitet, selten vorkommen, dass die Arbeit wegen Mangel an Wind nicht geleistet werden könnte. Diese Stahlwindturbine „Germania“ wird in 18 Grössen von 4 bis 15 m Raddurchmesser mit Leistung von 3 bis 40 gebaut, und zwar System A mit Windfahne für Pumpenbetrieb und System B mit Windrose für Maschinenbetrieb. Für kleine Anlagen zum Wasserpumpen baut diese Firma den Stahlwindmotor „Komet“, dessen Flügel feststehend sind. Diese Räder, auch durchweg aus Stahl und Eisen hergestellt, werden in Grossen von 2½ bis 4 m Raddurchmesser mit einer Leistung von 1½ bis 3 gebaut. Auf der Wanderausstellung der Deutschen Landwirthschaftsgesellschaft zu Dresden 1898 stellte die Firma eine solche Windturbine von 7½ m Raddurchmesser für Maschinenbetrieb, System B Nr. 26, mit einer Leistung von 10 aus. Dieselbe war auf einem eisernen Thurmgerüst von 22 m Höhe aufgestellt und betrieb gleichzeitig eine Rohrpumpe von 400 mm Cylinderdurchmesser mit einer Förderung von 80000 l in 1 Stunde, eine doppelt wirkende Saug- und Druckpumpe von 120 mm Cylinderdurchmesser mit einer Förderung von 10000 l in 1 Stunde auf 120 m Höhe, ferner eine Futterschneidemaschine.“

Polytechnisches Journal: Kleinere Mittheilungen - Stahlwindturbine, Band 309, Jahrgang 1898, S. 180 online

Als Lieferant für den Windmotor in Aukrug-Homfeld kommen nach bisherigen Kenntnisssen nur vier Hersteller in Betracht. Eine Windkraftmaschine nach den Plänen von Daniel Halladay läßt sich nach Sichtung der vorliegenden Bilder auschließen, auf denen man deutlich eine runde Form und zwei Metallringe zur Befestigung der Blätter erkennen kann. Der Amerikaner Halladay stellte sein System auf der Weltausstellung 1876 in Philadelphia vor. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Windräder mit dieser Technik in der Praxis schon längst zur Stromerzeugung und zum Wasserschöpfen bewährt. Das Windrad reguliert sich selbst nach Windstärke und Windrichtung. Das Rad ist in Segmente unterteilt, die nach hinten klappen können; die wirksame Flügelfläche wird kleiner. An den Segmenten sind Gewichte befestigt, die sich mit dem Rad drehen. Bei stärker werdendem Wind leitet ihre Fliehkraftwirkung die Klappbewegung ein. Die vielen beweglichen Teile der Konstruktion erfordern regelmäßige Wartung. Trotz einer Neigung zu Betriebsstörungen war das Halladay-System zunächst auch in Europa weiter verbreitet als das weniger störanfällige Eclipse-System, das von den Deutschen Windturbinenwerken in Dresden entwickelt und eingesetzt wurde[3]

Die größte Dichte mit vier Firmen gab es in Dresden: Carl Reinsch, Rudolf Brauns, Gustav Robert Herzog und Louis Kühne. Nachdem 1911 Reinsch und Brauns zu den Vereinigten Windturbinenwerken (VWW) fusionierten, zog sich Louis Kühne weitgehend aus dem Geschäft mit der Windkraft zurück und widmete sich fortan ausschließlich der Produktion von Zentralheizungen[4]. Die Werbeanzeigen deuten auch darauf hin, dass er ausschließlich "amerikanische" Halladay-Windmühlen produzierte. Die Sächsische Stahlwindmotoren-Fabrik von Gustav Robert Herzog produzierte Windmotoren erst nach 1900 und scheidet als möglicher Lieferant aus.

Karl Reinsch
Die Fabrik von Karl Reinsch, gegründet 1859 für die Fertigung von landwirtschaftliche Maschinen, produzierte auch Windmotoren und Wasserpumpen, Reinsch war Inhaber des oben erwähnten Patentes und setzte sich 1886 zur Ruhe. Seit 1887 war der Inhaber der Fabrik für Maschinen, Windmotore und Pumpen der aus Chemnitz stammende Friedrich Richard Stahlknecht (1845–1928).[5] Der Besitzer der Fabrik Carl Reinsch wechselte 1900 erneut. Nun wurde es der aus Dörnthal stammende Kaufmann Ernst Anton Gey (1868–1941).[6][7]. Die letzten Inhaber der Windturbinenfabrik Carl Reinsch waren ab 1910 der aus Lübeck stammende Wirtschaftsberater und Finanzmakler Henry Hornung Petit (1866–1944)[8] und Otto Georg R. Stertz.[9] Neben einigen Aussichtstürmen wurde eine Vielzahl an Windturbinenmodellen produziert. Den so genannten Reinsch-Motor mit bis zu 60 verstellbaren Rotorblättern gab es in Durchmessern von 3,4 bis 20 m.[10] Die Herstellung der Windmotoren wurde in Inseraten wie folgt dargestellt: 1888> 1.000 Anlagen, 1892 = 1.500 Anlagen, 1896 > 3.500 Anlagen, 1905 > 4.000 Anlagen. Die durchschnittliche Jahresproduktion betrug im Zeitraum 1888/1892 = 125 Anlagen, von 1892/1896 = 500 Anlagen und ging auf jährlich rund 50 Anlagen im Zeitraum 1896/1905 zurück. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass auch die Homfelder Anlage im Jahr 1893 von Karl Reinsch aus Dresden kam.
Wilhelm Rudolph Brauns
Wilhelm Rudolph Brauns wurde am 9. April 1851 als Sohn des Leipziger Buchhändlers und Verlegers Gustav Brauns geboren.[11] Rudolph Brauns arbeitete zunächst in Hamburg und Berlin. Er beteiligte sich an der Firma Deutsche Windturbinen-Werke Rother und Wentscher, die von Heinrich Oskar Rother in Dresden geführt wurde. 1898 zog Brauns mit seiner zweiten, aus Fischbach bei Eisenach stammenden Ehefrau Ottilie Helene geborene Nagel (1864–1916)[12] nach Dresden um und wurde Inhaber der Rotherschen Firma. Aus Deutsche Windturbinen-Werke Heinrich Rother in der damaligen Pfotenhauerstraße 71 in der Johannstadt wurde Deutsche Windturbinen-Werke Rudolph Brauns (DWW).[13] Produziert wurde damals unter anderem die Stahlwindturbine vom Typ Germania, die es in 18 Größen von 4 bis 15 m Raddurchmesser gab. Auf der Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft 1898 in Dresden stellte das Unternehmen eine Germania-Windturbine von 7,5 m Raddurchmesser für Maschinenbetrieb auf einem 22 m hohen Turm aus.[14] Brauns plante um 1910 die neue Windturbine vom Typ Herkules nach dem Eclipse-System von Leonard H. Wheeler, von denen später auch ein Modell in Aukrug auf dem Hof Kütemann zum Einsatz kam (siehe unten).

Prospekt- und Werbematerial 1881-1920

Isidor Leeb
Ein wenig bekannter Hersteller kam aus Niederbayern: Isidor Leeb. Seine Urenkelinn vermutetet 2022, dass er durch die Windturbinen auf der Weltausstellung in Philadelphia im Jahr 1867 auf neue Ideen gekommen sei. Der gelernte Schmiede- und Hufschmiedemeister sah darin eine Chance, auch wenn er zunächst ein hohes Risiko einging. „Er war ein gewiefter Geschäftsmann und sehr schnell ziemlich erfolgreich“, erzählte Leeb-Schwarz. Er baute die Anlagen nach amerikanischem Modell nach. Im Jahr 1884 stand das erste Windrad an seiner alten Schmiede. Isidor Leebs Firma verkaufte um die 600 Windkraftanlagen bis zum Jahr 1939 – vor allem in Oberbayern und in Oberösterreich. Waren die ersten noch überwiegend aus Holz, wurden sie später aus Eisen und Stahl gefertigt[15].
J.M. Voss
Als vierter Verdachtsfall noch zu wenig erforscht sind die Anlagen von J.M. Voss in Heide, der als früher Hersteller von großen Eclipse-Windturbinen in Deutschland erwähnt wird. Offenbar war der Vorgänger der heutigen Firma Köster bekannt für seine "Adler"-Windpumpen, die ab 1900 bis in die 1920er-Jahre in Deutschland und den Niederlanden weit verbreitet waren.

Windmühle auf dem Hof Kütemann

Luftbild der Windmühle
Ausschnitt
Werbung für die Herkules Stahlwindturbine im Rendsburger Wochenblatt 1910

Die Windmühle auf dem Hof Kütemann wurde von meinem Opa Ernst Heinrich Kütemann erbaut[16]. Wann die Mühle in Betrieb genommen wurde, ist leidet nicht mehr zu ermitteln. Ernst Heinrich Kütemann übernahm den Bauernhof 1907 von seinem Vater Heinrich Kütemann. Der Übergabevertrag ist noch vorhanden, auch der Kaufvertrag von 1881 liegt vor. In der Böker Heide und in Prehnsfelde wurden damals Colonisten angesiedelt um das Land urbar zumachen, unter der Leitung vom preußischen Oberregierungsrat Prehn, sie kamen meist aus Nordrhein-Westfalen. Heinrich Kütemann kam aus Frotheim bei Lübbecke. Mein Vater hatte auch noch Kontakt zu der dortigen Familie. Nun zu den technischen Daten.

  • Fundament: Vier Pfeiler jeweils 1x1m. 4m Höhe dann Stahlkonstruktion
  • Durchmesser der Rose: 9 Meter
  • Zwei Windleitbleche 6 und 3 Meter lang
  • Die Mühle stand mitten im Wirtschaftsgebäude
  • Leistung: 15 KW bei 4 Windstärken.
  • Der Antrieb lief über - Zahnrad - Welle - Zahnrad - Riemenscheibe dann Transmission
  • Angetrieben wurden: Dreschmaschine, Schrotmühle, Rübenschneider, Wasserpumpe mit Druckkessel

Bei der Dreschmaschine handelte es sich zunächst um eine Abstreifdreschmaschine bei der die Garben auf eine mit Zacken versehene Trommel gehalten wurden. Ich kann mich noch daran erinnern, die Maschine stand noch lange bei uns in der Scheune.

Danach wurde eine Trommeldreschmaschine angeschafft, die stand stationär im Grundfach (Scheune mit etwas tiefergelegtem Fußboden) hinter der Dreschmaschine befand sich eine Strohpresse, beide wurden von der Mühle angetrieben. Nach Berichten von meinem Vater kam es vor, daß bei nachlassendem Wind das Dreschen unterbrochen werden mußte, aber meist reichte es locker.

Ich selbst habe mit dieser Dreschmaschine noch lange gearbeitet‚ bis auch bei uns der Mähdrescher kam. Ich brauchte für den Antrieb einen 15 PS Elektromotor und einen 10 PS E-Motor für die Presse!! Die Schrotmühle muß auch noch kurz erwähnt werden, die hatten enorme Ausmaße:

  • Durchmesser der Riemenscheibe 1,5m
  • Durchmesser der Mühlsteine 1,5m

Der Trichter reichte bis zum Kornboden, wo die Säcke standen, man konnte locker 10 Säcke Korn hineinkippen. Irgendwann, ich glaube, es war 1948, gab es auch bei uns Strom, ab 1946 trieb die Mühle auch einen Generator an, der Strom wurde aber nur für Beleuchtung genutzt. Danach war die Mühle überflüssig, aber sie drehte sich fast immer. Wenn die Rose sich aus oder in den Wind drehte, war das mit starken Geräuschen und Erschütterungen verbunden. Wir gewöhnten uns daran. Kurz unterhalb der Rose gab es einen Rundgang mit einem Geländer‚ wir waren oft da oben und haben die Aussicht genossen.

Die Geräusche und Erschütterungen wurden mit den Jahren immer heftiger, mein Vater entschloss sich deshalb 1960 für den Abbau, aber wie? Er wurde sich mit dem Schmied aus Böken einig, das Geschäft war einfach und übersichtlich: Er baut die Mühle ab und bekommt dafür das Eisen. Der Abbau allerdings war sehr abenteuerlich. Zunächst wurden die Blätter der Rose abgeschraubt und vom Dach geworfen, danach die Eisen, an denen sie angeschraubt waren. Alles wurde runtergeworfen und aufgeladen, blieb noch der Turm. Zwei der 4 Winkeleisen sägte man ab, die anderen beiden wurden nur angesägt‚ oben am Turm befestigte man ein Stahlseil, das andere Ende an einer großen starken Eiche, dazwischen eine Seilwinde mit einem langen Hebel. Die Konstruktion war genial. Der Turm neigte sich langsam und blieb dann hängen, jetzt konnten sie die Konstruktion auseinander schrauben, runter werfen und aufladen.

Allerdings ganz so reibungslos verlief der Abbau dann doch nicht, einer der Mitarbeiter verlor bei der Demontage einen Finger. Mit ein bißchen Schwund muss man rechnen. So, das war ein kurzer Bericht über unsere Windmühle, die über einen Zeitraum von ca. 30 Jahren die Energieversorgung auf unserem Betrieb sicherstellte und auch als Wahrzeichen in „de Böker Heid" galt.

Die Herkules Stahlwindturbine

Aus den Beschreibungen von Karl-Heinz Kütemann, den Daten und den vorliegenden Fotos läßt sich die Anlage eindeutig als eine Herkules Stahlwindturbine der Firma Vereinigte Windturbinenwerke (VWW) aus Dresden identifizieren, die angesichts der Größe etwa Anfang bis Mitte der 1920er-Jahre errichtet worden sein dürfte. Wenn man sich Werbeanzeigen, Produktbeschreibungen und Verkaufszahlen genauer anschaut, kann man feststellen, daß die damalige Windenergietechnik weit fortgeschritten war. Viele Windturbinen der VWW wurden exportiert, vor dem Ersten Weltkrieg insbesondere in die deutschen Kolonien. In den 1920er Jahren wurden dann Wasserpumpen mit Windrädern vom Typ Hercules.Metallicus in großer Stückzahl durch die Firma R. S. Stokvis & Zonen Ltd. Rotterdam in den Niederlanden vertrieben. Dieser Import begann schon 1904 im kleinen Maßstab mit zwei frühen Windturbinen Herkules.[17] Die in den 1920er Jahren importierten Windräder hatten größtenteils einen Durchmesser von 8 bis 12 m und wurden zur Entwässerung der Köge (Polder) eingesetzt.

Die zwei Windleitbleche (Windfahnen) beruhen auf dem sogenannten Eclipse-System von Leonard H. Wheeler. Die Verbesserungen, die Wheeler entwickelte, mündeten in einem Patent, das am 10. September 1867 als US-Patent Nr. 68674 erteilt wurde.[18] Es hatte drei Ansprüche: Der Hauptanspruch bestand darin, dass ein Regelmechanismus das Rad in einem optimalen Winkel hält, der sowohl auf der Windgeschwindigkeit als auch auf der Windrichtung basiert. Wheeler entwickelte einen Mechanismus, der das Rad bei niedrigen Windgeschwindigkeiten in den Wind richtete, es jedoch bei starkem Wind so drehte, dass es schräg zum Wind zeigte. Dies wurde mittels einer für den neuen Typ charakteristischen zweiten Fahne erreicht, die gegen die Hauptrichtungsfahne arbeitete. Erreicht wurde das durch Gewichte und eine Reihe von Riemenscheiben, welche die zwei Fahnen in einer optimalen Position hielten. Bei Sturm konnte sich das Rad komplett aus dem Wind drehen und anschließend wieder selbstständig ausrichten.

Zum Vergleich: Die 9-Meter große Windrose in Bökenfeld, ebenfalls mit 30 Blättern.

Besonders für Standorte ohne Anschluss an die öffentliche Stromversorgung waren die "modernen" Windräder für die autarke Wasserwirtschaft und Stromproduktion im Inselbetrieb bedeutsam. So wurden vor Ausbau der flächendeckenden Elektrizitätsversorgung durch die Überlandzentrale in den 1920er Jahren vor allem auf größeren Höfen in den Marschen an der Westküste Schleswig-Holsteins zu hunderten sogenannte „Texasräder“ aufgestellt, um die Betriebe mit Strom zu versorgen. Zwischen 1860 und 1960 produzierten in den USA rund 1000 Hersteller über 1100 verschiedene Typen, die auch in viele andere Staaten insbesondere auf dem amerikanischen Kontinent, aber auch nach Europa exportiert wurden. Alleine für das Jahr 1910 ist unter anderem der Export von 15.000 derartiger Anlagen aus den USA nach Argentinien nachgewiesen. 1930 wurden knapp 100 Hersteller mit rund 2300 Beschäftigten gezählt. Auch nach Europa und Deutschland wurden Exemplare sowie Produktionslizenzen exportiert, dort setzten sie sich jedoch nicht durch, hatten doch hiesige Anbieter den Markt schon frühzeitig mit leistungsfähigen Alternativen beliefert.

Windpark Aukrug-Viertshöhe

Windpark Aukrug-Viertshöhe im Oktober 2021

Der Windpark Aukrug-Viertshöhe im Ortseil Böken wurde am 17. Dezember 2019 vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räum (LLUR) in Flintbek genehmigt und im Juli 2021 in Betrieb genommen. Die Wegebaumaßnahmen erfolgen bereits im Herbst 2020.[20] Der Windpark wird von den Gemeindewerken, den Grundstückseigentümern und der Unternehmensgruppe "WindStrom" in einer Gesellschaft betrieben.

Errichtet wurden vier Windenergieanlagen des Typs Vestas V136 mit einer Nennleistung von je 4,2 Megawatt und einer Nabenhöhe von 112 Metern. Der Rotordurchmesser beträgt 136 Meter, die Rotorfläche ist mit 14.527 m² etwas größer als zwei Fußballfelder[21] und die Gesamthöhe 180 Meter; die Anlagen sind damit die höchsten Bauwerke in Aukrug. Der Netzanschluss erfolgt über ein dafür neu gebautes Umspannwerk (UW) in Krogaspe.

Mit der Gesamtleistung von 16,8 Megawatt produziert der Windpark eine Strommenge, die dem Bedarf von etwa 11.000 Haushalten entspricht[22]. Jeden Tag wird demnach durchschnittlich der Jahresbedarf von 30 Haushalten erzeugt, jede Stunde der von 1,25 Haushalten. Wenn an einem windigen Tag alle Anlagen unter Volllast[23] laufen, ist die Stromproduktion mehr als dreimal so hoch, das heißt, dass der Windpark in ungefähr 15 Minuten oder jeweils eine Mühle in einer Stunde den Jahresbedarf eines Durchschnittshaushaltes in Netz einspeist. Um die Leistung einer einzigen dieser vier Anlagen zu verdeutlichen, hier ein paar Beispiele[24]:

  1. Eine Windkraftanlage braucht theoretisch bei Vollast etwa 10 Umdrehungen oder 50 Sekunden, um ein Elektroauto vom Typ VW ID. 3 mit der 58 kWh-Batterie zu laden[25].
  2. Eine Windkraftanlage kann unter optimalen Bedingungen bis zu 380 E-Fahrzeuge gleichzeitig laden[26].
  3. Eine Windkraftanlage kann bis zu 1750 Wärmepumpen gleichzeitig versorgen.[27]
  4. Um die Energiemenge einer Windkraftanlage zu erzeugen, bräuchte es im Sommer ca. 1100 und im Winter ca. 4000 Photovoltaik Anlagen auf Einfamilienhäusern[28].

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Karl Reinsch in Dresden patentierte 1880 beispielsweise eine "Selbsttätige Regulirungsvorrichtung an Windrädern" online
  2. Ueber Neuerungen an Windrädern. (Patentklasse 88. Fortsetzung des Berichtes S. 249 Bd. 235.) Mit Abbildungen auf Tafel 7, online
  3. Karl Allwang: Kraftmaschinen: Von der Muskelkraft zur Gasturbine, 2012
  4. 1911 finden sich letzte Werbungsannoncen für Windturbinen; Kühne wird aber auch schon 1907 nicht mehr im Buch von Neumann geführt (siehe Friedrich Neumann: Die Windkraftmaschinen: Windmühlen, Windturbinen und Windräder. 3. vollständig neubearbeitete Auflage. Voigt, Leipzig 1907.)
  5. Adreß- und Geschäfts-Handbuch der königlichen Residenz- und Hauptstadt Dresden. Band 33.1887 2. Theil, VIII. Abschnitt, S. 385.
  6. Adreßbuch für Dresden und seine Vororte. Band 1900, V. Theil Handelsregister, S. 42.
  7. Sterbeurkunde Dresden C 1970/1941 erneuert 276/1949.
  8. Sterbeurkunde C Dresden 714/1946.
  9. Adreßbuch für Dresden und seine Vororte. Band 1910, Teil V Handelsregister, S. 50.
  10. Friedrich Neumann: Die Windkraftmaschinen: Windmühlen, Windturbinen und Windräder. 3. vollständig neubearbeitete Auflage. Voigt, Leipzig 1907. S. 133 und 138 (Reprint 2013, ISBN 978-3-8262-3066-0).
  11. Heiratsurkunde Berlin B 1073/1886.
  12. Sterbeurkunde Dresden C 1592/1916.
  13. Handelsregister Band 47 Bl. 8275; Archivalie im Bestand 11045 Amtsgericht Dresden, Archivaliensignatur 1289 (Datierung 1897–1937).
  14. Anonymus (1898): Stahlwindturbine. Polytechnisches Journal, Band 309, S. 179 (Digitalisat).
  15. Jeder große Bauer hatte eine Anlage: Die Geschichte der Windkraft in Bayern
  16. Text von Karl-Heinz Kütemann, Originaltitel "Unsere Windmühle"
  17. Mark Ravesloot: Windmotoren in Friesland. Een studie naar de opkomst en ondergang van dit bemalingswerktuig in de provincie. 820808-681-070. Stichting Windmotoren Friesland. Documentatie Centrum 2009/003. Wageningen University 2009 (PDF), S. 38.
  18. Patent US68674: Improvement in Wind-Wheels, 1867-09-10, Leonard H. Wheeler
  19. Herkules-Windmühle in Zaandam
  20. Erste Arbeiten für den Windpark, Landeszeitung vom 9. September 2020
  21. Ein Fußballfeld Standardmaß von 105 m mal 68 m eingebürgert. Damit beträgt die Fläche eines Fußballfelds 7140 m².
  22. Laut Herstellerangaben produziert eine Vestas V136 (4,2 MW) bei einem Kapazitätsfaktor (Auslastung) von 30% im Jahr rund 11 Mio. kWh
  23. Das sind 100% der Nennleistung, was nur selten vorkommt, da Windturbinen grundsätzlich nicht auf einen möglichst hohen Kapazitätsfaktor ausgelegt sind, sondern darauf, bei bestimmten Windgeschwindigkeiten möglichst viel Strom zu erzeugen
  24. Berechnungsidee entdeckt und gemopst bei Klimaschutz Haerten
  25. Annahmen für diese wirklich rein theoretische Beechnung: Windkraftanlage: 4,2 MW Leistung. Bei optimalem Wind 4200 kWh Energie pro Stunde, 70 kWh pro Minute, 1,16 kWh pro Sekunde. Bei 12 Umdrehungen pro Minute: 5,8 kWh pro Umdrehung. Batteriekapazität E-Auto: 58 kWh
  26. Annahmen: Wallbox, 11kW Ladeleistung, Ladedauer ca. 4.5h
  27. Annahmen: Wärmepumpe, Leistungsaufnahme von 4 kW
  28. Annahmen: Jahresertrag: 10 – 12 Mio. kWh, ca. 1,1 Mio. kWh pro Monat Photovoltaikanlage, 7,5 kWp, Jahresertrag 8000 kWh (Sommer: 1000 kWh pro Monat, Winter: 275 kWh pro Monat)