Archiv:Der Wald

Aus Aukrug Geschichte Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Wald (zur besseren Lesbarkeit wurden bei der Digitalisierung Überschriften für die Abschnitte ergänzt)

Waldbestand

Alte Berichte und Sagen wissen von dem ungeheuren Waldreichtum unserer Heimat zu erzählen. Es soll ein Eichhörnchen vom Osten nach dem Westen durch unser Land von Baum zu Baum habe springen können. Auch von dem Wald zwischen Böken und Gnutz berichtet die Sage das gleiche. Die große Iloheide war einst vom Wald bedeckt. Er ist das Opfer der Eisenverhüttung geworden in der Zeit, als das Gebiet zwischen Neumünster und Jevenstedt das Eisengewinnungszentrum Holsteins war (um Christi Geburt).

In der ältesten Zeit hatten wir hier Birken- und Espenwald. Es folgte eine Zeit, in der die Kiefer die Herrschaft hatte. Ihre gewaltigen Reste und Stubben finden wir noch heute im „Großen Moor" von Böken nach dem Rethbrok zu. Hier sitzen Stubben von oft mehr als 2 m Durchmesser. Deren Oberfläche ist angekohlt, was wohl von einem Moorbrand herrühren dürfte. Der Kiefer folgte eine Zeit, in der die Eiche der herrschende Waldbaum war. In der Bronzezeit wanderte die Buche hier ein und breitete sich immer mehr aus. Unsere Waldungen haben aber noch immer einen starken Eicheneinschlag.

Bargfeld, Homfeld und Innien haben noch heute reichen Waldbestand. Auch Böken und Bünzen hatten einst mehr Wald, wie die Flurnamen beweisen. Deren Wald muß gar nicht so gering gewesen sein, bedingt sich doch ein Böker Bauer 1862 freie Waldmast für einige Schweine als Verlehnt aus. Bei der Feldaufteilung 1780 werden in Böken noch etwa 40 Tonnen mit Holzbestand genannt. Die Immenwiesen sollen um 1830 für 800 Mk Holz geliefert haben, und die letzten Buchen im Bokhorst wurden um 1860 gefällt. Im Vörsten Horst hatte noch 1890 der scheue schwarze Storch sein Nest. Auch die Bünzer Wassermühle hatte eine Hölzung, aus der der Besitzer 1747 allerdings nur ein Fuder jährlich hauen durfte. Bei der Harmsschen Stelle waren 1706 noch Hölzungen, aus denen sie das Bauholz für die Reparatur des Hauses nach Bedarf hauen und außer dem Feuerungsbedarf noch jährlich 8 Faden Erlen und 1 Faden Birken zum Verkauf hauen konnte (1).

In Bargfeld, Innien und Homfeld waren die Hölzungen schon vor 1585 Eigentum der Bauern. Nur bei dem jetzigen Boie-Ratjen-Hof befand sich eine königl. Hölzung, die 1686 mit 10 Rthlr bewertet wurde. Es war die Hölzung einer halben Hufe. Die andere Hälfte war im Besitz der Hufe. 1597 kaufte der König die Güter des Paul Wittorf im Kirchspiel Nortorf. Es kann sich u. a. dabei nur um die Hölzung handeln, die später als königliche bezeichnet wird. Die Hufe zahlte nun 4 Tonnen Roggen, früher aber nur zwei. Wann sie Eigentum der Hufe geworden ist, weiß man nicht. Bei der Feldaufteilung um 1773 ist sie Eigentum.

Auch die Kirche in Nortorf (2) hatte Anteil an den Böker Hölzungen. Claus Wichmann in Böken hatte 1738 Kirchenhölzungen, die in gutem Stande waren, im Besitz. Auch bei der Schnoorschen Hufe in Innien (Möller) soll damals Kirchenhölzung gewesen sein, was der Besitzer aber bestritt. Überhaupt soll jeder, der Häuerroggen an die Kirche lieferte, Kirchenhölzungen zur Nutznießung gehabt haben.

Das Kloster Itzehoe hatte in Homfeld und Innien Hölzungen, aus denen es bedeutende Mastgelder zog. Nach der Feldaufteilung verkaufte es seinen Anteil an die klösterlichen Hufner, „dergestalt, daß derselbe, anstatt er bisher nur die Weidegerechtigkeit und das Weichholz darauf gehabt, nunmehr auch auf beständig den Grund selbst und das darauf befindliche harte Holz und Busch besitzen soll, für 300 Mk guter grober klingender couranter Münze und jährlich 4 Mk Kanon (3)"

Holzhandel

Schon früh setzte ein reger Holzhandel ein. Die Bünzau, damals viel wasserreicher als jetzt, die Stör und die Elbe bildeten die Ausfuhrstraße, und Hamburg und später auch Holland und England waren die Absatzstellen, ja, Englands Seeherrlichkeit wäre ahne holsteinisches Holz schwerlich entstanden. Der Wald konnte auf die Dauer solche starke Ausfuhr nicht ertragen. Dazu wurde viel Holz zum Hausbau gebraucht. So sah sich die Regierung genötigt gegen die unmäßige Ausbeutung des Waldes einzuschreiten. Dazu erließ sie Ausfuhrverbote in vielfacher Auflage, die aber immer wieder übertreten wurden und deshalb stets erneuert werden mußten. 1550 wurde den Itzehoer Bürgern der Holzhandel durch königliche Verordnung untersagt, „weil solches nicht allein zur Verwüstung unserer Hölzungen gereicht, auch kaum Bauholz zu haben ist". Es durfte weiter kein Bau-und Fadenholz von Itzehoe aus der Stör hinabgeführt werden. Wer dagegen handelte, sollte an Leib und Vermögen gestraft werden und das Holz verlieren. 1575 und 1683 wurde das Verbot eingeschärft.

Holzdiebstahl

Für das Kirchspiel Nortorf wurde eine solche Holzverordnung vom Amtmann Detlef Rantzau am 13.2.1895 erlassen: „Es wird hiermit allen und jeden Untertanen des Kirchspiels Nortorf, so eigene Hölzung haben bei 50 Rthlr Strafe anbefohlen, sich des Holzhauen und Verkaufens des Eichenholzes gänzlich zu enthalten, sondern da jemand einiges Fichtenholz zu seiner Notdurft, es sei in kgl. Abgiften oder sonsten sollte von nöten haben, derselbe sich allhier bei mir, als seinem vorgesetzten Amtmann, einfinden und einen Consens darüber einholen soll". Wer die 50 Rthlr. Brüche nicht zahlen konnte, mußte zu Rendsburg mit dem Karren schieben. 1694 wurde eine Aufnahme des gestohlenen Holzes im Kirchspiel gemacht. Im Aukrug wurden gefunden:

Bünzen: Gl. Heeschen 6 Eichen, Hans Holm 16 Loshölzer und 2 Eichen, Hinrich Ohrt 3 Eichen, Cl. Harders 12 Stück besägtes Holz, Peter Lafien zu einer kleinen Kate 13 Eichen. Böken: Jochim Bargfeld 3, Jochim Stieper 3, Jürgen Vollstedt 3, Hartig Bracker 4, bei der Sagkuhle 13 Eichen, Innien: Ehler Mehrens ... unleserlich, Hans Huß 27, will sein Haus bauen, Ehler Heeschen 15, gekauft 2 große Bäume von Cl. Voß in Krogaspe.

Im Kirchspiel Nortorf wurden 401 Eichen und 49 Buchen als gestohlen aufgefunden.

1692 gab der Kellinghuser Kirchspielvogt einen Bericht über Hans Ratjen in Homfeld (5): „Wie derselbe seiner Haushaltung vorsteht, so besteht sein größter Fehler darin, daß er seine Hölzung schärfer wie seine Nachbarn angreift, indem er in der Zeit von 5 Jahren 60 Eichen und 10 Buchen an andere verkauft und selbige nicht selbsten bearbeitet und gefahren hat. Jedoch ist die Hufe dadurch nicht verdorben, sondern noch im guten Stande. Es ist aber Zeit, daß er sie schont und nicht ferner so stark angreift."

Auch die klösterlichen Bauern durften nur mit Genehmigung des Klosters Bäume fällen. Häufig holten sie die Erlaubnis nicht ein, sondern fällten nach eigenem Gutdünken. Gings gut, so war das Geld verdient, wurde es bemerkt, so folgte Brüche: 1604 berichtet das Klag- und Brücheregister des Klosters Itzehoe:

„Anno 1604 hebben Jasper snor tho Buntzing und Markert Trede tho Humvelde und Jasper Kröger   
tho Humvelde afgedinget, darvor, dat se han wetende der Ebbe dessen boem gehoven hebben und  
schollen ein jeder der Ebbedessen 10 Daler geven. Hier lovede vor Hartig Rung tho Rade, Steffen  
Fock thor Bockhorst, Eler Becken tho Humvelde. Jasper snor den Dingstdach na Micheli sin 10 
Daler uthgegeven".

Auch bei den Klosterbauern war Holzdiebstahl keine Seltenheit. Das Itzehoer Archiv zeigt, daß um 1650 in allen Klosterdörfern jährlich Eichen und Buchen gestohlen waren, wie ein „Verzeichnis des gestohlenen Holzes, welches ao 1653 d. 28. u. 29. April ist gefunden lind mit dem Diebhammer gemerket" (6), uns zeigt: Innien: Claus Loefedantz 5 Eichen u. 1 Buche, gibt 8 Rthlr auf Martini: Tim Warnsholt 8 Eichen und 1 Eiche, gibt 25 Rthlr auf Martini, Hinrich Bracker 4 Eichen, gibt 10 Rthlr auf Mecheli.

Holzstehlen war kein Verbrechen und keine Schande. Bemerkte das Kloster oder das Amt den Diebstahl, so wurde das Dorf verpflichtet, den Täter zu liefern, oder es mußte die Strafe zahlen: Anno 1640 d. 3. 2. ist in dem Wiedenborsteler Holz eine Böeke gehauen, und muß deswegen Strafe erfolgen, und der Täter von die sembtliche Wiedenboßeler geschaffet werden. Sollen alle drei geben 1 Rthlr (7).

Der Staat selbst aber schonte die Wälder nicht besonders, denn er brauchte die besten Eichen als Schiffbauholz. Christian IV. ließ 1609 auf der Stör bei Itzehoe ein großes Kriegsschiff bauen. Die Hälfte des Holzes mußte das Amt Rendsburg, die andere Hälfte das Amt Segeberg liefern. Es wurden aus dem Amt Rendsburg reichlich 500 große Eichen gehauen. Dazu gab die kgl. Innier Hölzung 6 Eichen. Auch der „Leute eigene Hölzung" wurde nicht geschont. Homfeld gab 16, Bargfeld 6, Böken 2, Innien 9 Eichen dazu her (8).

Die vielen Kriege des 17. Jahrhunderts haben denn Waldbestand stark mitgenommen. 1630 und 1631 wurden wenigstens 1885 Eichen zum Hausbau aus dem Rendsburger Wald geliefert (9). Den Wald zwischen Böken und Gnutz haben die Schweden 1657 — 60 abgebrannt. Auch ließen die Schweden unter Torstenson in den Jahren 1643 — 45 in den Hölzungen Bäume „bei Hunderten und Tausenden" fällen. Dann zwangen sie die Bauern, sie nach der Eider oder Stör zu fahren, wo sie sie verkauften (10).

Die Nutzung des Waldes geschah einmal durch die Waldmast des Schweine, die schon behandelt ist, dann aber auch durch Köhlerei und Holzverkauf.

Die Köhlerei

Die Köhlerei wurde auch bei uns stark betrieben, wie die nicht seltenen Flurnamen mit kaln, köln, Kohlstedt usw. beweisen. Auch die als Abgabe an das Kloster Itzehoe vorkommende Lieferung von Holzkohlen durch die klösterlichen Bauern und die „Kohlhauer" der Dörfer Bargfeld und Homfeld an das Amt beweisen es. Zum Verkohlen diente vorzüglich das Weichholz, aber auch junge Eichen und Buchen wurden dazu benutzt. Das Holz blieb bis zur gehörigen Austrocknung den Winter und den nächsten Sommer aufgeschichtet stehen. Bald nach der Ernte nahm das Kohlenbrennen seinen Anfang. Man suchte den Meiler da einzurichten, wo schon früher gebrannt war. Er enthielt gewöhnlich 20 Fuß im Durchmesser, und auf dieser Fläche wurden 6 Faden Holz aufgeschichtet. Diese wurden dann sorgfältig mit Soden von unten bis oben bedeckt. Dann wurde der Meiler oben angezündet und nach einiger Zeit die obere Öffnung ebenfalls mit Soden zugedeckt. Unterhalb der Spitze wurden nun in einiger Entfernung von einander mit einer Stange Löcher in die Rasendecke des Meilers gestoßen, um dem Feuer Zug zu verschaffen. Stieg nun blauer Rauch hervor, so stach man etwa einen Fuß tiefer Löcher und füllte den oberen Teil des Meilers wieder mit Knüppeln nach, bis der Meiler auf die Hälfte heruntergebrannt war. Dann stampfte man den oberen Teil des Meilers dicht, um das fernere Eindringen der Luft zu verhindern und das Feuer nach unten zu leiten. Nach 10 — 14 Tagen war der Meiler ausgebrannt. Dann deckte man frische Erde über den Meiler, um ihn abzukühlen. Das Herausnehmen der Kohlen mußte sorgfältig und schnell geschehen. Dabei wurden fünf Mann gebraucht, während für die vorhergehende Zeit einer die Arbeit leisten konnte. Der mußte aber auch Tag und Nacht in der Nähe des Meilers sein. Sein Obdach war eine kleine Hütte aus Busch und Soden.

Die Holzkohlen wurden von uns besonders nach Itzehoe, Kellinghusen und Neumünster verkauft, wo sie von Schlossern, Grob- und Goldschmieden Abnahme fanden. Um 1800 hörte hier das Kohlenbrennen auf. In Oldenhütten wurden noch 1914 Kohlen gebrannt.

Der Bünzer Hafen

Wie schon erwähnt, ging ein reger Holzhandel die Bünzau und Stör hinab. Bünzen, Willenscharen und Kellinghusen waren die Stapelplätze. Erlaubt war dies eigentlich nicht, denn die Rendsburger Schiffer hatten ein Privileg für den Holzhandel im Amte. „Es ist hierbei dem Hausmann nicht eine geringe Beschwerde (11), daß er sein Holz dem Meistbietenden nicht verkaufen, sondern damit nach der Rendsburgischen Schiffern ihrem Willen richten muß, woraus dann folget, daß der Bauer anstatt was er aus einem Baume haben kann, wohl zwei darum niederzuhauen veranlaßt wird", heißt es 1660 (12). Die vom Amte Rendsburg nach Glückstadt zu liefernden 300 Faden Holz gingen, wenigstens soweit sie von den Kirchspielen Kellinghusen und Nortorf aufgebracht werden mußten, die Stör hinab. Von diesen mußte Kirchspiel Nortorf 83 1/2 Faden nach Kellinghusen oder Willenscharen liefern.

Über den Aukrüger Holzhandel in den Jahren 1749 — 99 gibt uns das schon erwähnte Rechnungsbuch des Hans Ratjen in Homfeld Auskunft. Hans Ratjen hatte, wie alle Homfelder und Innier Bauern, ausgedehnte Hölzungen. Dazu kaufte er Holz in den kgl. Gehegen und von Privatleuten auf und verkaufte es weiter nach Itzehoe, Glückstadt, Krempe und Kellinghusen. 1752 hatte er für 1964, 1753 für 2097 und 1754 für 2150 Mk Holz verkauft. 1759 berichtet er: habe ich nach Bünzen gefahren

40 Faden Böken a 8 Mk 8 ß 340 Mk
33 Faden Böken a 7 Mk 8 ß 247 Mk 8 ß
45 Faden Barken a 6 Mk 270 Mk
8 Faden Heböken a 7 Mk 8 ß 45 Mk
12 Faden Ellern a 5 Mk 60 Mk
Somit hatte er für 962 Mk 8 ß

allein nach Bünzen geliefert.

Die Lieferungen nach Kellinghusen, Willenscharen und direkt nach Itzehoe sind nicht gerechnet, und das war manchmal mehr als nach Bünzen. 1761 lieferte er nach Bünzen 20 Faden Buchen, 27 Faden Birken, 14 Faden Hainbuchen, 8 Faden Erlen und nach Kellinghusen 41 Faden Buchen, 26 Faden Birken, 2 Faden Erlen, 1 Faden Erlenknüppel und 1 Faden Hainbuchen. Die Eichen wurden meistens auf dem Stamm verkauft und mit dem Wagen an Ort und Stelle gebracht. Das nach Bünzen gelieferte Eichenholz ist gewöhnlich Pollholz. Das Inventar der Ratjen-Hufe weist uns den Holzeinschlag eines Jahres mit 133 Faden und einigen Bäumen aus. Dabei ist anzunehmen, daß die Witwe nicht übermäßig viel schlagen ließ, sondern daß dies so ziemlich der normale Einschlag des Jahres war.

Zu beiden Seiten der Bünzer Brücke befanden sich die Stapelplätze, die den Bünzer Bauern gehörten. Für jeden Faden mußte ein Standgeld von 1 ß gegeben werden. Um 1870 waren es 2 Hamburger Schilling. Im Februar 1791 faßten die Bünzer einen Beschluß (13), 4 Schillinge Standgeld je Faden zu nehmen. Wer sich nachweislich weniger Standgeld geben ließ, sollte 4 Mk Strafe an die Dorfschaft zahlen. Das Amtshaus wurde um die Genehmigung dieser Behebung gebeten. Der Beschluß gefiel den Holz liefernden Dörfern Böken, Innien und Heinkenborstel durchaus nicht. Sie beschlossen einen Antrag auf Schiffbarmachung der Bünzau bis zur Innier Brücke. Nach alter Abmachung sollte die Au 12 Fuß breit und 2 Fuß tief gehalten und jährlich zweimal geschaut werden. Eine Verbreiterung der Au auf 14 Fuß und eine geringe Vertiefung bis zur Innier Brücke waren nötig. Innien und Böken wollten das Land zur Verbreiterung kostenlos hergeben und auch die Bünzer für deren Landverlust entschädigen.

Bünzen widersprach natürlich dem Antrag. Die 4 ß waren nach ihrer Meinung nötig, weil die Männer, die die Bolln aufwärts ziehen, das Gras niedertreten und somit die Heuernte schädigen. Innien und Böken hätten vor einigen Jahren den Lauf der Au begradigt, wodurch Bünzen durch Überstau und schlechteres Abfließen des Wassers geschädigt sei. Sie bitten um Ablehnung dieses unnützen und schädlichen Projekts.

Kirchspielvogt Mohr in Nortorf stellte sich auf Bünzens Seite. Die Abgabe für die Holzniederlage sei die wichtigste Nahrungsquelle für Bünzen, die man nicht schmälern dürfte. Bünzen sei in dem durch Verjährung erworbenen alleinigen Besitz der Aufahrt zu schützen. Das Amthaus fand die Erhöhung des Standgeldes übertrieben, zumal die Bünzer mündlich sich geäußert hatten, es stände in ihrer Willkür, nächstens sogar 8 ß zu nehmen. Die Größe der Ladestelle betrage nur 1 Tonne Aussaat. Bei 1 ß Standgeld und nur einmaliger Benutzung brächte der Platz schon etwa 200 Mk ein,eine Summe, die auch bei der besten Kultur des Platzes nicht herauszuwirtschaften sei. Da jetzt die Schiffe häufiger fahren, ist die Erhöhung um so befremdlicher. Freilich würde Bünzen bei der Schiffbarmachung bis zur Innier Brücke sehr verlieren. Es versuchte eine gütliche Regelung herbeizuführen. Innien und Böken boten 2 ß, aber Bünzen wollte darauf nicht eingehen. So ging der Streit an die Regierung. Das Amthaus schlug vor, für die vorderste Reihe 2 ß, für die hinterste 1 ß Standgeld zu genehmigen. Die Regierung in Glückstadt gab das Gesuch mit ihrem Gutachten an die Rentenkammer in Kopenhagen weiter. Sie äußerte die Ansicht, daß Bünzen nicht das Recht habe, solche eigenmächtige Vereinbarung zu schließen, aber auch die anderen Dörfer seien nicht berechtigt, die Schiffbarmachung der Au zu beantragen. Letzteres ist ein Vorrecht des Landesherrn und kann den Untertanen nicht zugestanden werden! Sie schlug die Aufhebung der Bünzer Vereinbarung und Festsetzung eines Standgeldes von 1 ß für den Faden vor.

Die Rentenkammer wollte aber nicht selbst entscheiden. Sie gab die Sache an die Deutsche Kanzlei als oberste Behörde weiter. Diese entschied endlich: Das Gesuch um Schiffbarmachung der Au ist abzuweisen, die Bünzer Beliebung über das Standgeld ist abzuändern. Für die vorderste Reihe sind 2, für die hinterste 1 Schilling Standgeld zu erlegen.

1751 wurde Kellinghusen das Privileg des alleinigen Gebrauchs der Schiffahrt auf der Stör und Bünzau von Itzehoe bis Bünzen verliehen (14). Aber dies wurde zunächst nicht streng durchgeführt. Aukruger Bauern hielten sich Kähne, die als Bolln oder Prahm bezeichnet wurden. Ratjen, Marx Heeschen und Hartwig Staven in Bünzen hatten 1743 bzw. 1754 einen. Heeschen behielt sich 1752 bei der Hofübergabe den halben Prahm und die halbe Schiffsstede vor (51). Den größten Anteil an der Schiffahrt hatte Kellinghusen, das 1830 16 — 18 Bolln hatte (16). Um 1860 kamen noch 10 — 12 verschiedene Bolln nach Bünzen (16a). Dann wurden es immer weniger und mit der Auregulierung 1884 hörte die Schiffahrt auf der Bünzau ganz auf.

Die Fracht von Bünzen nach Kellinghusen betrug zu Ratjens Zeit 1 Mk für den Faden, von Willenscharen dorthin 8 ß. Die Bolln konnten 12 — 15 Faden laden. Sie hatten zwei Mann Besatzung. Stromauf wurden sie mit Seilen gezogen, stromab mit Stangen fortgestoßen. Vielfach brachten sie das Holz an Kellinghusen vorbei nach Grönhude, wo größere Schiffe, Prahm oder Ewer genannt, es übernahmen, um es nach Glückstadt oder Hamburg zu bringen. Die meisten dieser Schiffe waren in Itzehoe beheimatet, das ja das Privileg der Störschiffahrt hatte. 1830 waren es 22 von 26 Fahrzeugen (17).

Wenn auch die Bolln stromauf nicht viel Fracht tragen konnten, so brachten sie doch Kolonialwaren und besonders Salz mit.

Über die Menge des ausgeführten Holzes finden wir verschiedene Zahlen. Eine Klageschrift im Itzehoer Klosterarchiv vom 29. 7. 1819 sagt, daß aus den kgl. Gehegen am Transitweg (Innien-Heinkenborstel) jährlich 20 000 bis 30 000 Faden Holz nach der Stör gefahren und bei Bünzen verladen wurden. 1798 sollen aus Kellinghusen 20 000 Faden ausgeführt sein (18). Die Angaben, besonders die ersteren, sind jedenfalls stark übertrieben. 1828 waren bei der Zollstelle Kellinghusen 6150, 1829 aber 7222 Faden ausgemeldet (19).

Die Bauern lieferten das Holz teils gegen Barzahlung, teils fuhren sie es einfach hin und holten das Geld, wenn sie es gebrauchten. Mit einigen hatten die Händler einen festen Preis abgemacht, andere lieferten für den Preis, den das Holz im Herbst kosten würde. Die Preise stimmten für den Zeitraum des Ratjenschen Rechnungsbuches durchweg mit den vorhin genannten überein. Gegen Ende des Jahrhunderts stiegen sie bedeutend. So kostete 1798 das grobe Buchenholz in Kellinghusen 18 Mk, das Eichenholz 12 Mk. 1797 war es noch für die Hälfte zu haben gewesen (20). In Bünzen gab es damals zwei Holzhändler (21).

Die Homfelder Bauern handelten aber nicht nur mit Holz, sondern bearbeiteten auch teilweise das Holz. In Ratjens Rechnungsbuch finden wir verschiedene Angaben darüber. Er lieferte 90 Stück Krummholz für 195 Mk nach Itzehoe, verkaufte „Banckfelden" für 4 ß, 2 Blangbretter a 1 Mk 6 ß, das Bornbrett 2 Mk, Deichseln für 10 ß das Stück. Auch stellte er Kandisladen her:

1765 d. 4. März hat die Ww Frahms (Itzehoe) empfangen
	Candisholz von uns 	 		500 Kisten
	Claus aus Homfeld 	 		250 Kisten
	Them Riecken aus Mörel 	 		400 Kisten
  		 		          sind 1150 Kisten

		Darauf empfangen 	  200 Mk
               Claus Ratjen fordert 	   24 Mk
                                     sind 224 Mk

Den 26. März haben wir hingefahren 	 	500 Kisten
Them Riechen 	 			 	400 Kisten
				           sind 900 Kisten

Darauf empfangen 			 300 Mk

Außerdem wurden aus Birkenholz Tonnenbänder verfertigt, ebenso in Bargfeld (22). Einen weiteren Verdienst bot das Binden von Birken- und Heidbesen und der "Schrubbers".

Eichenborke (Lohe)

Ein nicht zu unterschätzender Betrag bestand im Verkauf der Eichenborke. Sobald im Frühling das erste Grün an den Eichen erschien, wurden im Eichenschälwald, in den Kratts und Knicks die Eichenknüppel abgehauen. Zu Hause wurde die Rinde mit dem Kopf des Beiles losgeklopft und in großen Stücken abgerissen. Auf Gerüsten wurde die Rinde (Borke) getrocknet. Nach der Trocknung zerschnitt man die Stücke mit der Häckselmaschine in kleine Stücke und verkaufte sie an den Lohmüller in Sarlhusen. Der ließ sie über einen Mühlstein laufen und zur Lohe vermahlen. Diese wurde an die Schuster, die früher das Leder selbst gerbten, verkauft. Die Kirchspiele Nortorf und Kellinghusen durften 1688 nur an die Itzehoer Schuster verkaufen. 1924 wurde in Böken zuletzt geborkt. Die Umstellung der Gerbereien auf ausländische Gerbhölzer machte die einheimische Lohe überflüssig.

Die Jagd

Wild war in älteren Zeiten in unsern Wäldern reichlich vorhanden, aber die Jagd war den Bauern strengstens untersagt. Die Brüchregister der Amtsrechnungen berichten aber oft von unerlaubtem Schießen der Bauern. Die Jagd war ein Recht des Grundherrn, bei uns des Rendsburger Amtmanns und des Klosters Itzehoe. Die Bauern hatten die Verpflichtung, die Schützen von Rendsburg oder Itzehoe abzuholen, die Treiber zu den Klopfjagden zu stellen und Schützen und erlegtes Wild fortzuschaffen. Hatten die klösterlichen Bauern keine Schützen gehabt, so mußten sie 1 Mk Jagdgeld zahlen". Diese Jagden waren für die Bauern wertvoll, solange noch Wölfe auf unseren Feldern vorhanden waren.

Wölfe

Durch die Jagdverordnung von 1736 wurden Prämien für erlegte Wölfe und Raubvögel ausgesetzt. Diese wurden aus der Amtskasse bezahlt. So enthalten die Amtsrechnungen Angaben über erlegte Wölfe und Raubvögel. Die Wölfe scheinen aber trotz der großen Wälder nicht sehr zahlreich im Amte gewesen zu sein, denn es wurden nur viermal Prämien in der Zeit von 1736 — 1800 gezahlt, darunter einmal aus dem Aukrug: 1739 hatten Carsten und Paul Kühl, ersterer aus Vaasbüttel, letzterer aus Bucken im Buckener Holze vier junge Wölfe mit Knüppeln getötet. Um die gleiche Zeit wurde auf einem Moor bei Remmels ein Mädchen von einem Wolfe zerrissen[1]. Ein Holzkreuz bezeichnete noch 1797 die Stelle. 1797 raubte ein Wolf in Embühren aus der heimgetriebenen Schafherde den besten Hammel und verjagte den Schäfer[2]. Die Folge waren erneute Treibjagden. Die Amtsrechnungen berichten aber nicht, daß ein Wolf getötet wurde. Noch 1806 ließen sich in den Ämtern Neumünster und Rendsburg vereinzelt Wölfe sehen. Der letzte Wolf in Holstein soll 1820 vor den Toren Hamburgs geschossen sein.

Wildschweine

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ließen sich wieder Wildschweine im Amte spüren, obgleich man jahrelang keine gesehen hatte. 1809 wurde eins im Haaler Gehege geschossen (26). Noch um 1830 kamen sie vereinzelt vor. Um 1900 wurden im eingehegten Waldhütten Wildschweine gehalten. Gelegentliche Ausbrecher wurden auf den angrenzenden Feldmarken geschossen. Ausgebrochene Wildschweine siedelten sich im Schierenwald am Lockstedter Lager an. Nach 1945 belästigten sie unsere Feldmarken stark. Keine Kartoffelmiete war vor ihnen sicher. Seit 1954 findet man keine Spuren mehr von ihnen.

Hirsche

Seit einigen Jahren spürt und sieht man Hirsche auf unsern Feldmarken. Es sind Streifer, die vom Haaler Gehege nach den Segeberger Forsten wechseln. Um 1800 hatte Böken die beste Hasenjagd im Amte Rendsburg.

Der Holzverkauf

Die Nutzung des Waldes durch den Holzverkauf war eine bedeutende Einnahmequelle der Bauern, und manche Hufe ist nur durch ihren reichen Holzbestand in der Familie erhalten geblieben. Durch Holzverkauf war es möglich, die Steuern und Zinsen zu bezahlen und auch Schulden abzutragen. So hat Jakob Ratjen in Homfeld 1817 das Diekwischenholz abgetrieben und sich von den durch die Zeitverhältnisse bedingten Schulden befreien können. Da die Erhaltung des Waldbestandes für die Hufe von größter Wichtigkeit war, so wurde in den Setzwirtkontrakten besonderes Gewicht darauf gelegt. So durfte Thies Wilken in Böken 1862 keine Eichen zum Verkauf hauen. Aber auch im waldreichen Homfeld finden wir solche Bestimmungen von 1771. Der Setzwirt auf Paul Ratjens Hufe durfte 35 Faden Buchen, 5 Faden Hainbuchen, 40 Faden Birken, 20 Faden Erlen, aber keine Eichen fällen. Ein Kontrakt über Friedrich Ratjens Hufe von 1780 sagt: „Der Setzwirt soll verpflichtet sein, alle Jahr zehn Eichenbäume, die an Orten stehen, wo sie überflüssig sind oder zum Schaden stehen und weggenommen werden müssen, zu verpflanzen und zum Wachsen zu bringen."

Durch die Aufsicht der kgl. Hegereiter und der Waldvögte des Klosters wurde ebenfalls der Waldverwüstung entgegengearbeitet. Trotzdem hat sich der Waldbestand von Jahr zu Jahr verringert, bis der Waldverband Abhilfe geschaffen hat. So hat der Aukrug noch immer bedeutenden Holzreichtum aufzuweisen. Homfeld hat etwa 500, Innien 175 ha Wald aufzuweisen.

Fußnoten

  1. Prov.-Bericht 1797, Seite 232
  2. Prov.-Bericht 1797, Seite 232