Erlenhof

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Das ehemalige Frauenheim
Der Erlenhof heute, von Südwesten her gesehen
Der Erlenhofchor
Basketball gegen die Mannschaft der Betreuerinnen

Der Erlenhof ist eine Einrichtung der Behindertenhilfe des Landesvereins für Innere Mission in Schleswig-Holstein. Lediglich das ursprüngliche Gebäude und der dazugehörige Landkomplex weisen auf das frühere Frauenheim für gefährdete Mädchen hin, das hier 1900 vom Landesverein gegründet wurde.

Der jetzige "Erlenhof" ist eine völlige Neugründung, die am 1. April 1968 entstanden ist. Er hat vom früheren Frauenheim nur Gebäude und Grundstück übernommen, aber Sinn und Zweck sind gegen früher völlig verändert.

War das Frauenheim eine Maßnahme der Fürsorgeerziehung, so war der Erlenhof zunächst ein Heim für geistig behinderte Mädchen. Er enthielt laut Chronik von 1978 ein Internat für 92 Mädchen und Werkstätten für Behinderte mit 112 Arbeitsplätzen. 20 Behinderte, junge Männer und junge Mädchen, werden zusätzlich mit Bussen von auswärts zur Arbeit herangefahren. Unter den 92 Heimbewohnerinnen waren 1978 noch 10 Mädchen vom ehemaligen Frauenheim. Träger dieser Sozialeinrichtung ist der Landesverein. Der Staat ist zur Unterstützung verpflichtet. Landessozialamt im Sozialministerium und Landesverein handeln zusammen einen kostendeckenden Pflegesatz aus. Der Aufnahmewunsch musste von den Eltern oder einer entsprechenden Behörde durch einen Antrag über das zuständige Kreissozialamt an das Landessozialamt gerichtet werden und ging von dort zur Entscheidung an das Heim. Die Einweisung erfolgte immer nur aufgrund eines freiwilligen Ersuchens.

Aufgenommen wurden nur solche Mädchen, die sich selbst anziehen und ohne Hilfe zu essen vermochten, gemeinschaftsfähig waren und ein Mindestmaß an wirtschaftlich verwertbarer Arbeit leisten konnten. In den Werkstätten des Heimes sollten die Mädchen nach ihrer Befähigung normal arbeiten und auch etwas verdienen. Der überwiegende Teil ihres Lohnes wurde für Unterkunft und Verpflegung einbehalten und der Rest mit einem zusätzlichen Taschengeld ausgezahlt. Die Einnahmen im Jahr 1977 betrugen etwa 460.000 DM, und davon wurden rund 80 Prozent an Lohn ausgeschüttet.

Das Durchschnittsalter der Mädchen im Erlenhof betrug damals 24 Jahre, das Mindestalter 16; die älteste Bewohnerin war 51. Um die Mädchen an eine nutzbringende Arbeit heranzuführen, wurden ihnen Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten in 4 Bereichen angeboten:

  1. Gärtnerei: 15 Arbeitsplätze. Dazu stehen 3,5 ha beregenbares Gartenland, 600 qm Gewächshaus- und 200 qm Frühbeetfläche zur Verfügung. Es werden Gemüsezucht, Hydrokulturen und Blumenzucht betrieben. Die Verwertung geschah durch große Handelsketten und im Einzelverkauf in der üblichen Preisberechnung.
  2. Wäscherei: 11 Arbeitsplätze. Es konnten täglich 1000 kg Trockenwäsche bearbeitet werden. Bedient wurden Hotels, Heime, Pensionen und Einzelkunden.
  3. Industriearbeiten: 78 Arbeitsplätze. Einfache Wäschenäherei, Montagearbeiten der Elektroindustrie, Stanz- und Verpackungsarbeiten für verschiedene Industriebetriebe.
  4. Hauswirtschaft: 6 Arbeitsplätze. Anfallende Arbeiten im Internatsbereich.

Um die Freizeit der Mädchen sinnvoll zu gestalten, wurden ihnen 13 Hobby-Gruppen angeboten. Sie konnten sich je nach Interesse für eine oder mehrere Gruppen eintragen lassen: z. B. Sportgruppen für Korbball, Tischtennis, Gymnastik; Gruppen für Volkstanz und Laienspiele; Gruppen für Handarbeit und Basteln, Chorsingen und Orff-Musik; Gruppe zum Schreibunterricht; religiöser Gesprächskreis mit dem damaligen Pastor Bröker.

Drei Sachbereiche sind in der Organisation zu unterscheiden:

  1. Leitung und Wirtschaftsbereich mit 13 Mitarbeitern,
  2. Wohnbereich mit 11 Mitarbeitern, 2 Lehrern auf Honorarbasis und 3 Berufspraktikanten,
  3. Werkstattbereich mit 13 Mitarbeitern.

Verantwortlicher Leiter war Diakon Peter Schulz. In seiner Amtsführung war er dem Direktor des Landesvereins, Pastor le Coutre in Rickling, verantwortlich. Ihm standen als begleitende Dienste ein Diplom-Psychologe, ein Diplom-Pädagoge und eine Ärztin zur Seite, die regelmäßig das Heim besuchten. Dem Heimleiter stand in seiner Tätigkeit ein Heimrat zur Seite, der aufgrund des erlassenen Heimgesetzes von den Behinderten gebildet werden musste, und außerdem ein Elternbeirat, der der Heimleitung Wünsche und Beschwerden vorzutragen hatte.

Etwas früher als die Gemeinde Aukrug feierte der Erlenhof am 1.4.1993 sein 25-jähriges Bestehen. Er begann seine Arbeit am 1. April 1968 als Einrichtung der Behindertenhilfe unter der Trägerschaft des Landesvereins für Innere Mission. Vorgängerin war das Frauenheim von 1900 bis 1968 unter gleicher Trägerschaft. (Siehe letzte Ausgabe der alten Chronik, S. 222 und 425ff.)

Namensgebung

Der Name „Erlenhof“ ist eine Neuschöpfung des damaligen Leiters, Diakon Peter Schulz, und nimmt Bezug auf den Erlenbruch an der Westseite des Geländes. Peter Schulz trat nach fast 23jähriger Tätigkeit (1968-Ende 1990) in den Ruhestand und übergab die Leitung ab. 1.1.1991 dem Diakon Volker Zimmermann. In den 25 Jahren seines Bestehens hat sich der Erlenhof zu einem beachtlichen Gebäudekomplex entwickelt.

Werkstätten

  • 1973 Ausstattung der Wäscherei mit modernen Maschinen
  • 1974/75 Errichtung von zwei 300 qm großen Gewächshäusern plus Beregnungsanlage für das Freiland
  • 1974 Erster Werkhallenbau
  • 1980 Zweiter Erweiterungsbau der Werkhalle auf 1600 qm Gesamtfläche
  • 1990/91 Neubau und Modernisierung der Wäscherei

Wohnstätten

  • 1969 Neubau eines Bettenhauses für 40 Personen
  • 1972 Umbau u. Renovierung des Haupthauses
  • 1972 Inbetriebnahme eines beheizten Schwimmbeckens
  • 1981 Errichtung der Wohnstätte Nortorf für 14 Personen
  • 1984 Errichtung der Wohnstätte Bünzen für 6 Personen
  • 1988 Neubau zweier Wohnhäuser für je 20 Personen auf dem Erlenhofgelände (Um diese Häuser bauen zu können, wurde von Herrn Butenschön aus Innien Land gekauft. Der nicht bebaute Teil — etwa 1 ha — wurde der Gärtnerei zugeordnet.)
  • 1991 Umbau der „Alten Wäscherei“ zu einem Esssaal und Veranstaltungsraum

Die Neu- und Umbauten haben die Kapazität des Erlenhofs erheblich erweitert und dienten dem einzigen Zweck, den gesetzlichen Auftrag als Rehabilitationseinrichtung so gut wie möglich zu erfüllen.

Die Werkstätten des Erlenhofs sind anerkannt nach dem Gesetz zur Sicherung der Eingliederung Schwerbehinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft. Aufgrund dieser Anerkennung sind alle Beschäftigten kranken-und rentenversicherungspflichtig.

1995 wurden 105 Personen in den Wohnstätten und 180 Personen in den Werkstätten betreut. Dafür standen 90 Mitarbeiter zur Verfügung, von denen die Hälfte in Aukrug wohnte. So ist der Erlenhof im Laufe der Zeit auch ein wichtiger Arbeitgeber für Aukrug und Umgebung geworden.

Siehe auch