Frauenheim für gefährdete Mädchen

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1910
Postkarte
Speisesaal
Bootfahren

Das Frauenheim für gefährdete Mädchen bestand von 1900 bis 1968 und war eine Erziehungsanstalt für gefährdete Mädchen, die sich im Gebäude des heutigen Erlenhofes befand.

Geschichte

Am 1. Mai 1900 wurde das Frauenheim vom Landesverein für innere Mission in Innen in einem Hause an der Bahn mit zwei Schwestern und acht Betten eröffnet. 1901 wurde der jetzige Bau errichtet und bezogen, am 5. Oktober offiziell eingeweiht. Die Betreuung der zunächst 16 Mädchen übernahmen die Flensburger Diakonissen. 1906 erfolgte ein Anbau und Georg Reimer berichtet, dass 1913 sechs Schwestern für insgesamt 40 bis 45 Mädchen sorgten. Diese "armen Mädchen suchte man", so schrieb er damals, "durch Arbeit, Erziehung und Unterricht zu brauchbaren Erd- und Himmelsbürgern zu machen"[1]

Hauptarbeitsgebiet des Landesvereins für Innere Mission in Schleswig-Holstein war von 1900 bis 1932 die Erziehungsarbeit. Die Einrichtung des Frauenheims in Innien machte den Anfang. Aufgenommen wurden sogenannte "gefallene Mädchen": von der Familie ausgestoßene, geächtete junge Frauen. Sie waren an einer Gesellschaft mit engen Moralvorstellungen, nach denen Frauen ein eigenständiges Leben weitgehend verwehrt war, „gescheitert“. Das Rendsburger Wochenblatt kündigte am 6. März 1900 die Errichtung eines Frauenheims in der Nähe von Neumünster an. Dem Artikel zufolge soll es eine Anstalt werden, "in der versucht wird, die aus Korrektionsanstalten, Gefängnissen und sogar aus dem Zuchthause entlassenen Frauen oder Mädchen wieder auf den richtigen Weg zu bringen."[2]. Zur Eröffnung berichtete die gleiche Zeitung, dass der Bau 50.000 Mark gekostet hätte und dass im ersten und einzigen Frauenheim der Provinz "Frauen und Mädchen, die auf der Bahn des Lasters und Verderbens wallen und sich bessern wollen, die rettende Liebeshand geboten werden soll".[3]

Da leider bisher keine Berichte von Zeitzeugen vorliegen, können wir heute nur durch Presseberichte erahnen, dass der Umgang mit den Mädchen und Frauen außerordentlich autoritär war. Bis zum Ersten Weltkrieg finden sich allein drei Meldungen über entlaufene "Zöglinge" und "Insassen", so hieß es beispielsweise 1913: "Entlaufen ist heute ein Insasse des Frauenheims (...) doch es gelang einer Schwester und ein paar Mädchen bald, den jungen Wildling einzufangen. (...) Das Frauenheim gewährt den Mädchen viele Annehmlichkeiten (gemeinsame Spaziergänge, Aufenthalt im Walde, Bootfahren, gute Kost, gemeinsame Feiern und Geschenke an Festen und Geburtstagen, Unterricht in Wissenschaften, im Gesang, usw.) man solle daher denken, daß die Mädchen nicht an Weglaufen denken würden. Zur Erziehung der Mädchen ist aber neben der Liebe Ernst nötig, und es fällt diesen zuchtlos aufgewachsenen Mädchen schwer, sich an die Zucht des Hauses zu gewöhnen."[4]

Als Arbeitsfeld wurde als Erstes eine bereits elektrisch betriebene Lohnwäscherei eingerichtet. Die Zöglinge hatten die Verpflichtung zur Weiterbildung: Mit einer fundierten hauswirtschaftlichen Ausbildung sollte die Grundlage für die Vermittlung in Stellungen gelegt werden. Nach dem Krieg wurde die Arbeit fortgesetzt, 1968 aber aufgegeben.

Die Arbeit in Innien wurde nach entsprechenden Umbau- und Neubaumaßnahmen übergeleitet in eine Betreuungseinrichtung für geistig behinderte junge Mädchen. Das Haus wurde umbenannt in "Erlenhof - Internat mit beschützender Werkstatt". Heute ist der Erlenhof Wohn- und Werkstätte für behinderte Frauen und Männer.[5]

Siehe auch

Einzelnachweise