Feste und Bräuche
Amtsvorsteher Claus Gloy schilderte Georg Reimer die Feste und Bräuche der Region. Die Bäuerliche Wohnkultur und die Bestattungskultur in Aukrug sind in eigenen Artikeln beschrieben.
Fastnacht (Faßlam)
Im Brüchregister 1616 bei den Amtsrechnungen heißt es: Homfeld hat 4 Tonnen Vastelabendbier getrunken, da ihnen nur zwei erlaubt, brücht 10 Mk. Die Feier des Fasselabend war also schon damals Brauch. Diese Feier war zur Hauptsache für die verheirateten Ortsbewohner bestimmt. Sie wurde ebenfalls in einem Bauernhause abgehalten bei Bier und Branntwein.
Das Zeichen zum Beginn des Tanzes wurde gegeben, indem die Musikanten vor der Haustür einige Weisen spielten. In älteren Zeiten waren als Musikinstrumente Violine, Klarinette und Baß, manchmal auch die große Trommel in Gebrauch. Ein Tänzer legte beim Beginn eines Tanzes einen Schilling auf den Teller am Musikantentisch. Dafür tanzten alle. Beim nächsten Tanz zahlte ein anderer, und so gings fort, bis alle ihren Schilling bezahlt hatten. Man sorgte dafür, daß sich keiner davon drückte. Beim Abtreten küßten sich die Paare.
Umsingen
Am nächsten Nachmittag trafen sich die Dorfsleute, um von Haus zu Haus mit Gesang und Harmonikabegleitung zu ziehen. Überall gab es ein Glas Branntwein. Auch wurde Schwarzsauer, Sauerspeck, Eier oder Mettwurst geboten. Gerne versuchte man, in einem Hause diese Sachen zu entwenden, um sie im nächsten Haus anzubieten. Manche Hausfrau hat dann von ihren Schätzen genossen, um erst am nächsten Tag zu entdecken, daß ihre eigenen Vorräte zusammengeschmolzen waren. Sie mußte dann über ihre findigen Nachbarn lachen., denn übelnehmen gab es dabei nicht. Aber sie beschloß, bei nächster Gelegenheit dem Verdächtigen den gleichen Streich zu spielen. Es wurde an dem Tage übermäßig viel Scherz getrieben, und wehe dem, der sich nicht hierauf verstand. Insten und Tagelöhner machten mit. Die Bauern sorgten dafür, daß sie ziemlich freie Zeche hatten. Standesunterschiede merkte man nicht. Solches Umsingen (Mandagmaken) gab es meistens nach jedem Fest. Mit dem ersten Weltkrieg hörte dies auf.
Hinseln
Wenn eine junge Frau zum ersten Mal an einer öffentlichen Gesellschaft teilnahm und nach Hause gehen wollte, so wurde sie von den Anwesenden begleitet und mußte in ihrem Hause Kaffee kochen, dazu Brot, Butter, Schinken, Speck, Wurst u. a. auf den Tisch stellen. Nach dem Kaffee wurde Branntwein eingeschenkt. Dieses nannte man Hinseln.
Niebursbeer
Junge Bauern, die eben verheiratet waren, mußten den jungen Leuten des Dorfes 5-10 Kannen Branntwein und eine Tonne Braunbier geben, wobei in seinem Hause getanzt wurde. Das nannte man Niebursbeer.
Hochzeit (Köst, Etenköst)
Wenn ein Paar aus dem Bauernstande Hochzeit feiern wollte, so wurden die Verwandten sowie Bekannten in den umliegenden Ortschaften hierzu eingeladen. Dies geschah, indem die Braut mit einer Frau per Wagen in dem Orte umherzog und zur Hochzeit einlud und gleichzeitig den Brautschatz sammelte, wozu in der Regel einige Handvoll Federn gegeben wurden, die in einen mitgeführten Kissenbezug gesteckt wurden. Oder ein „Köstenbitter" hoch zu Roß besorgte die Einladungen. Am Tage vor der Hochzeit wunde von den Nachbarn Butter in Stücken von 8 - 10 Pfund gebracht. Sie waren mit Blumen und Verzierungen schön geschmückt und standen zur Schau (Botterbeersdag).
Zur Bereitung der Speisen (Weinsuppe sowie Suppe von Rindfleisch und Reis mit Butter wurde auf dem Hofplatz oder im Garten eine Grube von einigen Metern Länge, einem Meter Breite und 3/4 m Tiefe ausgehoben. Darüber wurden eiserne Standen gelegt und die großen kupfernen Kessel darauf gestellt. Anstatt Kartoffeln und Klößen wurde mit Suppenfleisch belegtes Weißbrot gegessen.
Einige Tage vor der Hochzeit war „Ausschub". Die Mobilien und Haushaltungsgegenstände wurden dann von dem Hause der Braut ins Haus des Bräutigams gebracht, wozu entsprechend Wagen aus dem Orte genommen wurden. Zwei Frauen wurden dazu eingeladen. Sie hatten die Aufgabe, im Hause der Braut möglichst viele und wertvolle Gegenstände auf die Wagen zu bringen, ohne daß man es merkte. Bei der Heimführt saßen Bräutigam und Braut auf dem vordersten Wagen, die beiden Frauen auf dem folgenden. Eine hatte ein Spinnrad mit Wocken, die andere eine Haspel, die sie unter Gesang in drehende Bewegung setzten. War der Zug im Orte angekommen, so standen die männlichen Einwohner mit Flinten bereit und empfingen die Wagen mit Schüssen. Vor der Hofstelle das Bräutigams standen einige Männer, die durch Abgabe von Schüssen die Wagen zwangen, abzubiegen und dreimal um einen Dorfplatz herumzufahren, währenddessen fortwährend geschossen wurde. Dieses wurde „Krinkfahren" genannt.
Am Hochzeitstage fuhren das Brautpaar mit den Brautjungfern und Brautführern (Hanschenknechte) zur Kirche. Hierbei hatten die letzteren einen Strauß im Knopfloch und saßen auf den Wagenstühlen, während die Brautjungfern hinten im Wagen, im „Kälberloch", lagen und mit seidenen Tüchern winkten. Der Brautwagen war mit vier Pferden bespannt. Die Braut bekam von der Pastorin eine Braunkrone aufgesetzt. Auf der Rückfahrt von der Kirche wurde der Brautwagen „geschnürt", d. h. man spannte ein Seil über den 'Weg, und der Bräutigam mußte die freie Durchfahrt mit einer Flasche Branntwein erkaufen. An der Tür des Hochzeitshauses wurde das neue Ehepaar von den nächsten Nachbarn mit einem Glas Branntwein begrüßt. Der Bräutigam trank der Braut zu, und diese mußte, nachdem sie auch getrunken hatte, das Glas rückwärts über ihren Kopf werfen. Wenn dann das Glas zerbrach, so wurde dies für ein gutes Omen gehalten.
Jetzt ging der Hochzeitszug mit Musik ins Haus, und die Gäste nahmen die angewiesenen Plätze ein. Es ging nach Rangordnung der Verwandtschaft und Bekanntschaft. Das Essen begann mit Gesang und Gebet. Die Hochzeitsgäste hatten für Löffel, Messer und Gabel selbst zu sorgen. Viele hatten sehr schöne silberne Bestecke, oft Hochzeitsgaben des Bräutigams, während die Braut ihm eine Meerschaumpfeife mit Silberbeschlag schenkte, (scherzweise bezeichnet man die Teilnahme an der Hochzeit noch heute als „mit den groten Lepel eten").
Nach der Mahlzeit wurden dem Brautpaar die Hochzeitsgeschenke überreicht. Verwandte gaben meistens silberne Löffel, die übrigen Gäste meistens 1 Rthlr. Die Gaben wurden sorgfältig notiert, damit man wußte, was man gelegentlich wieder zu schenken hatte.
Die Trauung fand stets in der Kirche statt, zu der der Ort, in dem das junge Paar zu wohnen kam, gehörte. Grund: Die Gebühren für die Trauung gehörten zur Einnahme der Pastoren.
Während der Mahlzeit wurde auf einem Teller von der Hebamme, Köchin, Schüsselwäscherin und den Musikanten, jeder für sich, gesammelt. Jede Person erhielt von jedem Gast einen Sechsling oder einen Schilling.
Nach der Mahlzeit wurde getanzt. Der erste Tanz war der ,Schaffertanz, ausgeführt von dem Bedienungspersonal: Hausmädchen, Köchinnen, Schaffern u. a. Danach folgte der Brauttanz. Hierbei tanzten das Brautpaar und zwei weitere Paare aus der nächsten Verwandtschaft, während die Brautjungfern sich um den Tanzkreis herumstellten, wobei sie zwischen jedem Fingerpaar, also in jeder Hand vier brennende Talglichter hielten und diese nach dem Takt der Musik schwenkten. Nachts um zwölf und drei Uhr wurde der Tanz wiederholt. Bei dieser letzten Aufführung wurde die Braut dem Bräutigam von verheirateten Frauen in ein dunkles Zimmer entführt, wo sie zwischen den Frauen versteckt wurde und vom Bräutigam gesucht werden mußte. Nachher gab es für die Frauen Wein, für die Männer standen mit Bier gefüllte Zinnkannen und Schnapsflaschen auf den Tischen. Einzelne Gäste aus entfernteren Orten blieben den nächsten Tag noch da. Nun wurde mit Musik von Haus zu Haus gezogen, auf der Diele getanzt und getrunken.
Auf diesen Hochzeiten waren mitunter 3-400 Paare. So 1851, als Jochim Kaack in Böken sich verheiratete, 375 Paare. Etwa 20 Musikanten mußten aufspielen. Selbst Kuhstall und Hofraum mußten als Eßsaal dienen.(1)
Die großen Hochzeitsfeiern und Taufschmausereien waren durch eine Verordnung vom 14. Oktober 1778 verboten. Trotzdem fanden sie immer wieder statt. Pastor Kähler in Nortorf (2) berichtet dazu (1844) „In der Nortorfer Gemeinde haben diese (großen Hochzeiten) sich gleichwohl bis auf unsere Zeiten, nur unter einer anderen Firma erhalten. Es ist hier nämlich nicht ungewöhnlich, daß ein Brautpaar, welches eine große Hochzeit zu geben beabsichtigt, sich ganz in der Stille trauen läßt, dann aber bei der Polizei sich die Erlaubnis, einen Ball geben zu dürfen gegen Erlegung einer Abgabe an die Armenkasse zu verschafften sucht, und hierauf nicht selten mehrere Hundert Gäste zu der Hochzeit, die oft 8-14 Tage nach der Trauung anberaumt wird, einladen läßt. Es versteht sich von selbst, daß die Gäste mit Geschenken kommen und daß die so veranstalteten Feste nichts anderes sind als eine Geldspekulation, und ebenso deutlich springt es in die Augen, daß das Verbot der großen Hochzeiten lauf diese Weise umgangen wird, seinen Zweck aber mit nichten herreicht."
„Für die Prediger ist diese Unsitte mit einer, freilich vorteilhaften, aber keineswegs zu billigenden Belästigung verbunden.
Das hiesige Kircheninventarium bestimmt nämlich, daß die Bräute von der Frau des Predigers, der die Trauung verrichtet, geschmückt werden sollen. In den gewöhnlichen Fällen wird dieser Schmuck nicht verlangt, der Bräutigam entrichtet aber dann die niedrigste Gebühr mit 1 Rthlr vorm. Court. Soll aber auf die Trauung eine große Hochzeit oder Ball folgen, so wird die junge Frau dem Herkommen gemäß von der Frau Pastorin geschmückt, nachdem sie sich vorher mit derselben über den Preis des Schmuckes, der sich bis auf 6 Rthlr Court beläuft, einig geworden. Von Anfang an war mir dieser Gebrauch hohen Grade zuwider, in der neuesten Zeit ist er mir völlig unerträglich geworden. Nun könnte meine Frau der Zumutung, den Schmuck zu besorgen, durch einfache Weigerung sich entziehen; aber abgesehen davon, daß dadurch der erwähnte Vorteil ihr entzogen und einer anderen würde zugewandt werden, ist es wohl nur zu gewiß, daß die einmal herrschende Unsitte dessen ungeachtet fortbestehen würde. Die Regierung sollte es verbieten."
Doppelhochzeiten waren wenig beliebt. „Wat en Stück Arbeit, twe mal Köstgra un man enmal wat to eten", sagte ein alter Bauer in solchem Fall.
Jott
An Winterabenden gingen die Bauern mit ihren Frauen auf Nachbarschaft zur Unterhaltung bei Kaffee und Kartenspiel. Die jungen Leute des Dorfes gingen alsdann nach einem Hause, wo die Bauersleute auf Nachbarschaft waren und vergnügten sich bei Tanz und Pfänderspielen (Klappteller). Diese Zusammenkünfte wurden Jott geannt.
Pastor Kähler sah darin ein großes Übel. Er berichtet 1844: „Endlich drängt mich auch das Gewissen, noch einer dritten Unsitte zu gedenken, die nicht so leicht und sobald wie die beiden erwähnten Mißbräuche zu meiner Kunde gekommen, aber desto tiefer gebeugt und mein Herz mit Kummer erfüllt hat. Die Schullehrer dieser Gemeinde haben mich zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß in den meisten Dorfschaften die jungen Leute, Jünglinge wie Jungfrauen, so oft die Herrschaften oder Eltern abends bei einem Nachbarn in Gesellschaft gegangen sind, sich in einem Hause zahlreich versammeln, um hier ihre Saufgelage zu halten oder anderen Ausschweifungen sich hinzugeben. Viele gutgesinnte Herrschaften seufzen schmerzlich über dieses Unwesen, haben es aber, vereinzelt dastehend, nicht abschaffen können. Ja, es sind Fälle vorgekommen, daß Herrschaften, welche ihre Dienstboten von der Teilnahme an diesen Zusammenkünften, welche hier allgemein Jords genannt werden, zurückzuhalten, sich ernstlich angelegen sein lassen, von diesen aufs heftigste verfolgt wurden, und so allgemein ist die Teilnahme an dieser Unsitte — kaum noch Dienstboten zu bekommen im Stande waren."
Kindsfoot, Kindelbeer
Im Nortorfer Kirchenarchiv fand ich eine Notiz von 1738, die den Begriff Kindsfoot erläutert:
- Beköstigung der Helferinnen bei der Geburt,
- die eigentliche Kindsfoot und
- Kindelbier (= Kindtaufsschmaus mit vielen Gästen und Musik).
Wenn in einem Hause ein Kind geboren war, wurde die Nachbarschaft benachrichtigt. Die Frauen gingen hin, um der Wöchnerin ihren Glückwunsch zu bringen. Es wurde Kaffee und Butterbrot gereicht, nachher Branntwein angeboten, wobei oft recht heitere Zustände hervorgerufen wurden. Es wurde a. B. von den Frauen über ein brennendes Licht, das auf die Erde gestellt war, gesprungen. Diejenige, welche dabei das Licht auslöschte, mußte ein Glas Branntwein leeren. Man tanzte auf den Tischen usw. So war es noch um 1890 in Bünzen. Diese Veranstaltung nannte man Kindsfoot.
Wenn ein Tagelöhner in Not geraten war, so ward ihm aufgegeben, bei Anlaß einer Geburt ein Fest zu geben, wozu das Dorf erschien wie bei Hochzeiten. Es gab Kaffee, Brot und Kuchen. Ein Tanz schloß die Feier. Der Veranstalter erhielt von den Gästen Geld, oft einen Taler. Dieses Fest nannte man Kindelbeer.
Pastor Kähler schreibt dazu 1844: „Was zuförderst die Kindtaufen betrifft, so sind in der Verordnung vom 14. Oktober 1778 alle Gastereien, wo mehrere als die Gevattern und etwa beiderseitige Eltern zur Mahlzeit gezogen werden, sowie alle Gevattergeschenke für den Geber wie für den Annehmer bei 10 Rthlr Schl. H. Court. Strafe verboten. Gleichwohl kommt es hier nicht selten vor, daß bei den in dieser Gemeinde üblichen Haustaufen alle Stuben nebst der Diele mit Gästen angefüllt sind, welche nach vollzogener Taufhandlung an den Tischen Platz nehmen. Jetzt weiß ich, was ich anfangs nur vermuten konnte, daß diese Gäste mit Geschenken sich einfinden, durch welche der Gastgeber für die auf die Bewirtung verwandten Kasten reichlich entschädigt zu werden hat."
Hundert Jahre früher mußte jedes Kind spätestens am dritten Tage nach der Geburt in der Kirche zu Nortorf getauft werden.
Maigrön (Maigrevn, Maigraf)
Mit diesem Namen wurde ein Tanzvergnügen bezeichnet, des im Anfang des Frühjahres abgehalten wurde.
Die Jugend des Dorfes beschloß, dieses Fest zu feiern. Es wurden nun ein Redner (Maikönig, Maigraf) und eine Rednerin (Maikönigin) gewählt. Am Abend vorher wunde ein Doppelkranz gewunden, aus welchem von der Mitte aus ein Stiel zum Zwecke der Befestigung hervorragte. Am Nachmittage des Festtages versammelte sich die Jugend in dem Hause, wo der Kranz gebunden war. Er mußte möglichst weit vom Festhause abliegen. Der Kranz stand in einem Butterfaß (Butterkarrn). Die jungen Mädchen mit weißen Schürzen, Miedern mit kurzen Ärmeln (Spenser) bildeten einen Reigen, tanzten um den Kranz und sangen dabei. Danach erfaßte die Maikönigin den Kranz und trug ihn unter Vorantritt der Musik und Gesang der Mädchen durch dass Dorf zum Festhausse. Hier hatte der Maikönig auf dem First am Giebel sich aufgestellt und einen Strick zum Heraufziehen des Kranzes in der Hand. Nachdem der Kranz am Strick befestigt war, sangen die Mädchen: „Wir winden dir den Jungfernkranz". Die Maikönigin hielt eine kurze Ansprache an den Maikönig, worauf dieser in längerer Rede antwortete und die Königin aufforderte, ihm den Kranz zukommen zu lassen. Nun versuchte er den Kranz hochzuziehen, aber es war noch ein anderer Strick an dem Kranz, durch den die Mädchen das Hochziehen hinauszögerten. Wenn der Maikönig ihn nicht hochbekam, mußte er eine weitere Rede halten und die Maikönigin ihm antworten, bis nach Reden und Gegenreden der Kranz auf den First gelangte und dort befestigt wurde. Eine im Kranz befestigte Flasche Wein wurde später vom Maikönig und der Maikönigin geleert als Lohn für ihre Mühe. Darauf folgte der Tanz.
Tanzvergnügen
Außer diesen Vergnügen wurde höchstens einmal im Jahr ein Tanzvergnügen abgehalten. Diese Vergnügen hießen „Tom Beer" oder „Gelach". Sie wurden bei Bier und Branntwein gefeiert. Es wurde auf der Lehmdiele ohne Bohlenbelag, manchmal mit Häcksel bestreut, getanzt. Im Winter wurde gelegentlich ein Eisboßeln veranstaltet. Die unterliegende Dorfschaft mußte dann den Kaffee bezahlen. Anschließend wurde getanzt.
Maifeuer
Am Abend vor dem 1. Mai wurde auf den Höhen im Gebiet von der Stör und Bünzau bis zur Gieselau ein Feuer abgebrannt. In Böken war dies noch bis 1914 üblich. Am Bastredder war „Uprümelsch" zusammengefahren. Die jungen Leute des Dorfes, Bauernsöhne und -töchter, Knechte rund Mägde, gingen mit einem „Fiefkannsholt", mit 5 Liter Köm dorthin und zündeten das Feuer an. Dabei wurde gesungen und der Branntwein ausgetrunken. Gelegentlich fand das Maifeuer auch am Fünfwegekreuz an der Chaussee statt. Hier war der alte Hexentanzplatz des Aukrugs, denn Hexen tanzen bekanntlich gerne am Fünfwegekreuz. Hier ist der ursprüngliche Platz des Maifeuers zu vermuten. 1914 wußte man nichts mehr von der ursprünglichen Bedeutung des Maifeuers, es war eben ein alter Brauch, an dem man festhielt. Nach 1914 wurde kein Maifeuer mehr angezündet.