Rehazentrum im Naturpark Aukrug

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Altbau von 1931
Einfahrt der Klinik
Ehemaliges „Nachfürsorgeheim“ Heidhof
Postkarte vom Krankenhaus Tönsheide

Das Rehazentrum im Naturpark Aukrug ist eine Rehabilitationsklinik in Tönsheide. Die Klinik ist ein Haus der Deutschen Rentenversicherung Nord und verfügt insgesamt über 221 Betten. Behandelt werden orthopädische, psychosomatische und Atemwegserkrankungen.

Sanatorium Tönsheide

Während des Ersten Weltkrieges wurde auf dem zu Wiedenborstel gehörenden Teil der Homfelder Feldmark nahe des von der Chaussee nach Wiedenborstel abgehenden Weges ein Gefangenenlager gebaut. Gegen Ende des Krieges wurde die Bracken des Lagers als Lungenheilanstalt für ehemalige Kriegsgefangene und Kriegsheimkehrer genutzt. Etwa 500 m nördlich dieses Lagers war eine besonders schöne Heidefläche, die Forstdirektor Carl Emeis Georg Reimer gegenüber als die schönste Heidefläche Holsteins bezeichnete. Auf dieser Heidefläche wurde das Sanatorium Tönsheide erbaut. Laut damaliger Information der Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holsteins waren die günstigen klimatischen Verhältnisse (Trockenheit, geringste Niederschlagsmenge) und der vorhandene große Wald die wesentlichen Gründe, dort ein aus Wald und Heide bestehendes größeres Gelände für die Errichtung einer Lungenheilstätte anzukaufen. Nach einer Bauzeit von rund drei Jahren konnte im Juni 1931 die Lungenheilstätte Tönsheide mit der Nebenstation Tannenfelde in Betrieb genommen werden. Die Meyerinksche Villa in Tannenfelde wurde bereits seit 1925 als Erholungsheim für tuberkulöse Frauen betrieben. Das neue Haus, das den Namen Sanatorium Tönsheide erhalten hatte, wurde im Juni 1931 eröffnet und in Betrieb genommen.

Tuberkulosekrankenhaus Tönsheide

1932 wurde das Sanatorium Tönsheide offiziell als Krankenhaus deklariert – Grund hierfür war ein Umstieg auf aktive Tuberkulosebehandlungs-Maßnahmen. Mit Einführung der sogenannten großen Thoraxchirurgie erhielt die Heilstätte die Bezeichnung Tuberkulosekrankenhaus Tönsheide der Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holstein. Joachim Hein, der Direktor des Krankenhauses Tönsheide von 1934 bis 1966 war, entwickelte maßgeblich die Kollapstherapie zur Behandlung von Tuberkulose weiter, wofür er das Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bekam sowie zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Lungenkrankheiten und Tuberkulose und Ehrenmitglied des Robert-Koch-Instituts ernannt wurde.[1]

1935 wurde der Heidhof in Betrieb genommen, dessen Fassade mit Arbeiten des Kunsthandwerkers Alwin Blaue ausgestattet ist. Die Nebenstation Heidhof diente als sogenanntes Nachfürsorgeheim im Rahmen der Arbeitstherapie. Im Laufe der Zeit kamen noch weitere Gebäude wie ein Schwesternwohnheim, Wohnungen für Familien des Personals, ein Rentnerwohnsitz für pensionierte Mitarbeitende und einige mehr dazu. Bald schon war das Krankenhaus auf Tönsheide international bekannt als eines der führenden Tuberkulose-Heilstätten und es gab einen Andrang von Assistenzärzten und Fachpersonal, um dort lernen zu dürfen.

Auf Heins Initiative hin erließ Hamburg 1945 das Schirmbildgesetz und Schleswig-Holstein 1947 das Gesetz über die Röntgenreihenuntersuchung. Neben stationären Schirmbildgeräten kamen bis Ende der 1980er Jahre mobile Schirmbildgeräte in sogenannten „Röntgenbussen“ zum Einsatz, die für Schleswig-Holstein in Aukrug stationiert waren. So konnte eine Tuberkulose rechtzeitig erkannt werden und eine weitere Ausbreitung durch Ansteckung minimiert werden. Der Bedarf einer solchen Methode wurde vor allem im Zweiten Weltkrieg deutlich.

Reservelazarett Tönsheide

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Krankenhaus Tönsheide zu einem Reservelazarett. In schwierigen Verhandlungen konnte erreicht werden, dass wenigstens ein Teil des Krankenhauses für die zivile Versorgung von Tuberkulose-Kranken erhalten blieb. Aber auch viele Soldaten kehrten infiziert in das Krankenhaus zurück.

Kurklinik Aukrug

Blick auf die Außenanlage

1973 wurde das Krankenhaus dann zur Kurklinik Aukrug, nachdem eine wirksame Behandlungsmethode gegen Tuberkulose entwickelt worden war und der Bedarf einer Einrichtung zurückging. Die Klinik wurde weiter ausgebaut mit u. a. einer Gymnastikhalle, einem Bewegungsbad, einer Kegelbahn und Minigolfanlage.

Fachklinik Aukrug

Von 1985 bis November 2022 wurde die Einrichtung als Fachklinik Aukrug bezeichnet. 61 Hektar des Klinikgeländes wurden als Naturschutzgebiet Tönsheider Wald ausgewiesen und sind seitdem besonders geschützt.[2]

Modernisierungsprojekt Aukrug 25

In der Fachklinik Aukrug wurden bisher jährlich rund 2.800 Rehabilitanden untergebracht und behandelt. Da die teilweise immer noch aus den 1930er-Jahren stammenden Gebäude nicht mehr den Anforderungen einer zeitgemäßen Unterbringung von Patienten entsprach, erarbeitete die Klinikleitung und die Deutsche Rentenversicherung Nord unter dem Projektnamen „Aukrug 25“ ein Konzept zur Modernisierung der Klinik. Ziel sind ein wirtschaftlicher und zukunftsfähiger Klinikbetrieb und damit der Erhalt der mehr als 100 Arbeitsplätze in der Region. Der Neu- und Umbau wird laut Aussagen der Rentenversicherung den Fortbestand der Klinik für die nächsten Jahrzehnte sichern. Entstehen wird ein modernes und lichtdurchflutetes Gebäude, das den Erwartungen der Zeit gerecht wird. Mit einer Investitionssumme von rund 50 Millionen Euro bekenne sich die Rentenversicherung Nord als Träger der Klinik zum traditionsreichen Standort.[3]

Deutsche Rentenversicherung Nord

Die Deutsche Rentenversicherung Nord (DRV Nord) mit Sitz in Lübeck ist mit ihren 23 Beratungsstellen die regionale Ansprechpartnerin in allen Fragen der Rente, Altersvorsorge und Rehabilitation in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Die DRV Nord ist als Träger der gesetzlichen Rentenversicherung für insgesamt rund 2,3 Millionen Versicherte zuständig und zahlt knapp 1 Million Renten. Darüber hinaus betreibt sie vier eigene Rehabilitationskliniken in Aukrug, Bad Malente, auf Amrum und Sylt (Stand November 2022).

Literatur

  • Wehner, Christoph: Tuberkulosekranke in Heilstätten der LVA Schleswig-Holstein im „Dritten Reich“ : Medizinische Versorgung und soziale Praxis zwischen 1933 und 1945", sv:dok, Juni 2020, ISBN 9783981834338

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Dr. Werner Stecher: Fachklinik Aukrug 1931 - 1978 Die Geschichte der Fachklinik Aukrug - Zugleich ein Beitrag zum Sieg über die Tuberkulose, Hrsg. Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holstein
  2. Naturschutzverordnung „Tönsheider Wald“
  3. Grundstein für Neubau der Fachklinik Aukrug gelegt