Schneekatastrophe 1978/1979

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Anhaltender orkanartiger Schneesturm aus Ost deckte Schleswig-Holstein bei der 'Schneekatastrophe 1978/1979 hoch ein, in weiten Teilen Angelns und Fehmarns brach die Stromversorgung zusammen.

Doch sechs Wochen später, in der Nacht zum Donnerstag, dem 15. Februar, kam es noch dicker. Schon vorher hatte es trotz ständigen Räumens durch den Gemeindearbeiter auf den Straßen starke Schneeverwehungen gegeben, aber niemand rechnet damit, daß es noch schlimmer werden kann. Es wurde schlimmer, aber durch den vorbildlichen Einsatz von vielen aktiven Helfern sowie von Amt und Gemeinde wurde eine Katastrophe zumindest in unserem Gebiet verhindert. Hier ein kurzer Abriß der Ereignisse:

Donnerstag, 15. Februar:

Die Signale stehen auf Halt

Den ganzen Tag über hält das starke Schneetreiben an. Bis auf die Bundesstraße nach Neumünster sind alle Verbindungen abgeschnitten, örtliche Hauptstrecken können nur mit Mühe freigehalten werden, die Nebenstrecken und Zufahrten zu den Außengehöften sind dicht, Milchwagen kommen teilweise bis Sonntag nicht zu allen Gehöften durch. Die Schwenkschaufler der Ziegelei Jöns und der Raiffeisenbank arbeiten in Innien, Fred Wüstenberg und Rudi Rathjen konzentrieren ihren Einsatz auf die Ortsverbindungen sowie auf Bünzen, Bargfeld und Homfeld. In Böken arbeitet ein Schwenkschaufler der Firma Heer. Der Schneepflug der Gemeinde wird abwechselnd durch die Allradschlepper der Landwirte Pohlmann und May geschoben.

In Innien sind gegen Mittag schon Landwirte, Feuerwehr und andere Helfer in feiwilligem Einsatz. Gemeindevertreter Struve organisiert in Böken und Viertshöhe die Selbsthilfe, damit die Milch über die Koppeln hinweg abtransportiert werden kann. Mittags ist im Amt Lagebesprechung. Anwesend sind die Vorsitzenden der Ortsbeiräte, die Amts- und Gemeindewehrführer, Amtmann Maaß, Fred Wüstenberg, Rudi Rathjen, mehrere aktive Helfer und der stellvertretende Bürgermeister Reimers (Bürgermeister Jensen ist im Urlaub). Die Ortsbeiräte berichten über die Ortsteile, Reimer Reimers gibt einen Überblick der Gesamtlage.

Freitag, 16. Februar:

Das Wetter hat sich beruhigt. Bis auf wenige kritische Stellen sind die Straßen des Ortes befahrbar. In Bargfeld ist der Hof von Ernst Wilhelm Rathjen abgeschnitten. Hein Asmus und Hans Carstens organisieren die „Aktion Seitenweg", die durch Mithilfe des Ziegeleischwenkschauflers gelingt. Im Laufe des Tages wird auch die Zufahrt von Klaus-Henning Rohwer nach Innien geräumt. Die Viertshöher Landwirte können die Milch über die Koppeln zum Treffpunkt in Böken bringen. Frühmorgens wird der Weg nach Bökenfeld freigeschoben. Rolf Rohwedder hat hier mit dem Planierschild unermüdliche Vorarbeit geleistet. In Bünzen ist Heers Schwenkschaufler mit Bünzer Landwirten und der Feuerwehr im Einsatz. Durch wirksame Mithilfe von Hermann Carstens gelingt es, die Milch von Hinnerk Harms an die Bundesstraße zu bringen.

Sonnabend, 17. Februar:

Die Bundesstraße nach Hohenwestedt ist wieder frei. Durch intensive Bemühungen von Amtmann Maaß ist es gelungen, einen großen Schwenkschaufler der Firma Kalies zu bekommen, der sich Homfeld, die Bargfelder Straße und die Lohkoppel vornimmt. Bis auf den Weg zu Kütemann werden in Bökenfeld alle Zufahrten freigelegt. In Bünzen wird die Straße bis Hinnerk Harms geräumt.

Sonntag, 18. Februar:

In Bargfeld wird der Weg zum Hof von Ernst Wilhelm Rathjen weitgehend geräumt, in Bünzerfeld werden Horstmann und Brinkopp erreicht. Die Straßenmeisterei schafft den Durchbruch nach Nortorf.

19.- 22. Februar:

Noch hält das Fahrverbot für Privatfahrzeuge an, die Schneeräumarbeiten gehen weiter. Die Schule beginnt wieder am Dienstag.

Freitag, 23. Februar:

Hermann Carstens und Detlef Ratjen organisieren die Räumung des Innier Ortskerns, die mit Hilfe weiterer Landwirte, dem Schaufellader Fred Wüstenbergs, dem Schwenkschaufler der Raiffeisenbank und dem Gemeindegeräteträger am 24.2. beginnt. Der Landtagsabgeordnete Heinz Wilhelm Fölster ist mit im Einsatz. Gemeinde (Drög) und Kreisbauernverband (Natt) spendieren ein abschließendes Essen für alle Beteiligten in der Böker Gaststätte „Treffpunkt".

Eine Beerdigung unter schwierigsten Bedingungen

Genau auf dem Höhepunkt der Schneenot, am Donnerstag, dem 15. Februar, sollte in Innien eine Beerdigung sein. Sie fand trotz hohen Schnees und heftigen Schneetreibens wie vorgesehen um vierzehn Uhr statt. Etwa 15 Trauergäste waren zur Trauerfeier durchgekommen. Der Sarg konnte von der Leichenhalle die Straße entlang zur Kirche transportiert werden. Nach der Trauerfeier gelangte der Trauerzug zwischen hohen Schneewänden hindurch zur Grabstelle. Das war nur möglich, weil der Kirchendiener Werner Hauschildt mit einem Helfer und drei Schuljungen den ganzen Vormittag eine Schneise zwischen Kircheneingang und Friedhof bis zum Grab freigeschaufelt und -gehalten hatten.