Archiv:Aus dem Vereinsleben

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Aus dem Vereinsleben

a) Männergesangverein

(„Gesangverein für Innien und Umgebung von 1882")

Nachdem die unruhigen zwei Jahrzehnte der Loslösung Schleswig-Holsteins aus dem dänischen Machtbereich und der Eingliederung in das preußisch-deutsche Staatswesen vorüber waren sowie der deutsch-französische Krieg 1870/71 die ersehnte Errichtung des deutschen Kaiserreiches gebracht hatte, trat in den Aukrugdörfern die Ruhe des Friedens mit der gewohnten Tagesarbeit wieder ein.

Die Bevölkerung des Aukrugs hatte an den nationalen Bewegungen lebhaften Anteil genommen und ihren Blutzoll entrichtet:

Joachim Muxfeldt aus Innien fiel bei Friedrichstadt am 4.10.1850 im Befreiungskampf gegen Dänemark. Hans Ibs aus Bünzen, C. Jargstorff aus Innien und Hans Lüneburg aus Bargfeld fielen in den blutigen Kämpfen bei Gravelotte; O. Rehder aus Homfeld bei Belfort im Kampf gegen Frankreich.

Alle starben sie für den Gedanken der nationalen Freiheit und Selbständigkeit Deutschlands. Aus dem Gefühl der Zugehörigkeit zur großen deutschen Lebensgemeinschaft regte sich auch in den Bewohnern des Aukrugs das Bestreben nach Geselligkeit und die Freude am deutschen Liedgut, dem Volkslied der Romantik wie den patriotischen Gesängen der deutschen Nationalbewegung. Im Protokollbuch des „Gesangverein für Innien und Umgebung von 1882" steht auf der ersten Seite in sorgfältiger, ausdrucksvoller Schrift der bezeichnende Satz:

„Wo man singt, da laß dich fröhlich nieder,

böse Menschen haben keine Lieder!”

Dann heißt es in genauer Abfassung weiter:

„Behufs Gründung eines Männergesangvereins für Innien und Umgebung ward von seiten verschiedener gesanglustiger Männer daher ein freundliches Ersuchen an die Bewohner des sog. Aukrugs gerichtet, derwegen an einer auf den 13. Dezember 1882, abends 6.00 Uhr anberaumten Versammlung im Lokale des Gastwirts Reimers in Innien teilnehmen zu wollen. Von allen in dieser Versammlung Anwesenden ward, soweit es nicht schon durch Beitrittserklärung (Unterzeichnung eines Circoulair's geschehen) einstimmig der Wunsch ausgesprochen, sobald wie möglich eine Liedertafel zu errichten. Zwecks dieses, und um Statuten zu entwerfen, ward ein provisorischer Vorstand gewählt, bestehend aus den Herren: Diekgräf-Homfeld, Harms, Prieß und Kuhlmann-Innien, und eine abermalige Versammlung auf den 18. Dezember 1882, abends um 6.00 Uhr im Vereinslokale festgesetzt."

In den am 18. Dezember beschlossenen Statuten steht in § 1 wörtlich: „Zweck des Vereins ist Vereinigung gesangfähiger Kräfte von Innien und Umgebung zu einer geschlossenen Gesellschaft, um durch regelmäßige Übungen und Vorträge sich im Männergesang auszubilden und mit dem musikalischen Genuß gesellige Freude au vereinigen."

Es heißt dann weiter, „alle Einwohner Inniens und Umgebung, die einen unbescholtenen Ruf haben, können als Mitglieder in den Verein aufgenommen werden ..." Man legte von vornherein auf absolute Honorigkeit Gewicht und damit auf die gesellschaftliche Bedeutung neben der Gesangsausübung.

Bezeichnend für die soziale Auffassung der damaligen Zeit ist die Bestimmung: „Dienstboten, die einen unbescholtenen Ruf haben und aktives Mitglied zu werden wünschen, kann der Antrag nur gestattet werden, so sie die spezielle Einwilligung ihres Dienstherrn beibringen." Man unterscheidet aktive und „soziale", d. h. passive Mitglieder und ist offensichtlich bemüht, eine einwandfreie, zuchtvolle Gesellschaft zu repräsentieren. So erklärt sich der Passus im § 6 der Statuten:

„Bei grober Verletzung von Anstand und Sitte durch ein oder durch mehrere Mitglieder kann der Vorstand dem oder den Betreffenden gebieten, augenblicklich das Lokal zu verlassen." Die Gründer nahmen es ernst mit ihrem Vorhaben, indem sie schon fünf Tage später, am 23. Dezember, also am Tag vor Heiligabend, die aktiven Mitglieder und den Dirigenten zu einer Zusammenkunft einberiefen, um die „Stimmenprüfung und Eintheilung zum vierstimmigen Männergesang" vorzunehmen. Dirigent war H. Böge, Hohenwestedt.

Der erste gewählte Vorstand wurde gebildet aus dem

  • Vorsitzenden Lehrer Dammann, Innien;
  • Schriftführer und Kassierer O. Kuhlmann, Innien;
  • Beisitzer Lehrer Diekgräf, Homfeld und
  • Vertreter der sozialen Mitglieder F. Mehrens, Bargfeld.

Der erste Übungsabend fand am 6. Januar 1883 statt. Es gehörten dem Verein bei seiner Gründung 28 aktive und 28 soziale Mitglieder an. Die Vereinstätigkeit muß zunächst recht rege gewesen sein, denn schon 1884 legten sich die Sänger eine Vereinsfahne zu.

Im Laufe des Jahres 1886 wurden die Protokolleintragungen aber spärlicher und hörten 1887 mit der Angabe eines Mitgliederbestandes von 40 passiven und 14 aktiven Mitgliedern ganz auf. Ab 1889 hat der Verein anscheinend ganz geruht, denn erst 1895 erfolgte folgende Eintragung in das Protokollbuch:

„Dieweil der Gesangverein zu Innien und Umgegend bereits sechs Jahre geschlummert, und jetzt wieder von neuem aufgerichtet ist. So ward die erste Versammlung am 10. Juni 1895 im Schulhaus zu Innien."

21 Personen erklärten ihren Beitritt als aktive Mitglieder. Sie wählten einen Vorstand (wörtlich nach dem Protokoll):

„Als Direktor (gemeint ist wohl Dirigent) Herr Lehrer Gierth. Vorsitzender August Pries, Schriftführer B. Witt, Beisitzer M. Mester, Revesoren Johannes Staben, Fritz Bock, Fahnenträger M. Radjen. Als passives Mitglied wurde Johannes Jarstorf im Vorstand gewählt. Der Quartalbeitrag beträgt pro Mitglied 80 Pfennig."

Das gesellschaftliche Interesse am Gesangverein scheint groß gewesen zu sein, so läßt es die verhältnismäßig hohe Mitgliederzahl vermuten, hingegen scheint es mit der Bereitschaft zum Singen und zum Besuch der wöchentlichen Übungsabende gehapert zu haben, denn die Zahl der aktiven Sänger geht schnell zurück. 1898 sind es nur noch 121

1899 sind die einstweilig letzten Protokolleintragungen gemacht, und dann folgt die nächste Aufzeichnung erst am 6. September 1913!

Es scheint aber der Vereinsbetrieb nicht vollkommen geruht zu haben, denn im Protokoll von 1913 findet sich kein Hinweis auf eine Neugründung. Auf einen gewissen Neuanfang deutet aber die Wahl eines Gesamtvorstandes hin.

  • 1. Vorsitzender wird Johannes Behrens, Getreidehändler und Begründer des Auhofes;
  • 2. Vorsitzender wird Johannes Rathjen,
  • Kassierer und Schriftführer Heinrich Brüggen,
  • Vertreter der Passiven Claus Harms, Bünzen.

Aber, kaum wieder zum Leben erwacht, zwingt der 1. Weltkrieg 1914-18 zur Einstellung der Sangestätigkeit, denn die aktiven Sänger müssen in den Krieg.

Erst Anfang 1921, am 22. Febr., kamen die noch vorhandenen aktiven Sänger von früher zu einer Versammlung im Vereinslokal Johannes Lipp, Hotel Aukrug-Tivoli, zusammen und beschlossen, am Sonnabend, dem 26. Febr. 1921, mit dem ersten Gesangsabend unter der Leitung des neugewählten Dirigenten, Lehrer Rohde, Gnutz, zu beginnen. Der Kassierer und Schriftführer, Heinrich Brüggen, war im Kriege gestorben, und Gastwirt Johannes Lipp wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Kassierer der Strafgelder wurde Johann Gosch. 29 aktive Sänger begannen einen neuen Abschnitt der Vereinsgeschichte unter der Leitung des schon 1913 gewählten Vorsitzenden Johannes Behrens. Dirigent Rohde trat bald zurück und Lehrer Clausen, Bargfeld, übernahm das Amt und verwaltete es zehn Jahre bis 1931. Im Juni 1924 fand in Innien ein großes Kreis- und Sängerfest statt. Am Chorsingen im Gehölz von Heinrich Ratjen, Homfeld, nahmen 450 Sänger teil!

Ab 1924 ist Heinrich Strauß Schriftführer. 1929 erfolgte der Beitritt zum Deutschen Sängerbund. Am 13. Januar 1932 wurde Hermann Ratjen, Bargfeld, 1. Vorsitzender, Johann Gosch 2. Vorsitzender und Lehrer Walter Zillen, Homfeld, Dirigent. 1933 fand ein Kreissängerfest im Gemeindegarten statt. 1934 trat Zillen zurück, und Lehrer Brandenburg, Innien, übernahm das Amt. 1935 wurde nach dem Austritt von Hermann Ratjen aus dem Verein Johann Gosch sein Nachfolger. Am 29. Jan. 1936 erfolgte die derzeitig letzte Protokolleintragung.

Die gewaltige sozial- und machtpolitische Bewegung dieser Zeit ließ wohl die Pflege eines kunstvollen, unpolitischen Gesanges ersterben. Erst unter dem 28. Dez. 1948 erscheint in Form eines Versammlungsberichts eine neue Protokolleintragung.

Es heißt darin, daß der Verein seit 1939 wegen des 2. Weltkrieges neun Jahre geruht habe und nun die nachfolgenden Sangesbrüder und Heimatvertriebenen trotz der noch herrschenden l.tot den Verein neu ins Leben gerufen hätten:

Otto Rathjen, Johs. Lipp, Hermann Rathjen, Bargfeld; Jacob Wiens, Otto Bruse, Heinrich Hauschildt, Eduard Steffen, Louis Lockner, Fritz Kaschening, Hans Lohse sen., Heinrich Staben, Max Brüggen, Max Ritter, W. Wichmann, H. Strauß, Carsten Stöterau, Otto Blohm und Alfred Dornblut.

Es wurden einstimmig in den Vorstand gewählt als: 1. Vorsitzender Heinrich Strauß, als 2. Vorsitzender und Kassierer Hans Lohse, ab 1950 Fritz Genz, ab 1952 Otto Rathjen; als Schriftführer Otto Bruse und als Dirigent Berufsmusiker Johs. Ruge, Osterstedt, der 1953 von dem pensionierten Polizeibeamten Otto Godow abgelöst wurde. Godow führte den Taktstock energisch und mit Erfolg 14 Jahre, bis er 1967 aus Altersgründen zurücktrat. Sein Nachfolger wurde Konrektor Konrad Rieckmann.

Von 1958 bis 1976 war Friseurmeister Albert Nielsen ein sehr korrekter, gewissenhafter Kassenführer.

1956 trat Otto Bruse an die Spitze des Vereins und sein Bruder Walter wurde Schriftführer. Die Zahl der aktiven Sänger stieg auf über 30 und blieb in dieser Zahl konstant.

Der 2. Vorsitzende wechselte im Laufe der Jahre von Anton Sattler auf Hans Helmut Rathjen, von dem auf Hans Zadow und ab 1972 ist Hans Helmut Rathjen ständig 2. Vorsitzender des Vereins. In den drei Jahrzehnten, 1948 bis 1978, hat der Männergesangverein alle geistigen Wandlungen und Veränderungen der Zeit gut überstanden und sich zu großer Geschlossenheit und hoher öffentlicher Anerkennung entwickelt. Es haben sich immer angesehene Bürger gefunden, die bereit waren, aus Freude an Gesang und Geselligkeit sich dem Verein zu widmen. Es verdienen, besonders genannt zu werden:

Der ehemalige Getreidehändler Johannes Behrens, der von 1913 bis 1932 den Verein geleitet hat; der frühere Schmiedemeister Heinrich Strauß, der viele Jahre hindurch als Schriftführer und dann noch als 1. Vorsitzender für den Verein tätig gewesen ist. Ihm folgt dann mit gleichem Einsatz Verwaltungsamtsrat Otto Bruse, der gleich nach dem 2. Weltkrieg erst als Schriftführer und dann als 1. Vorsitzender über 20 Jahre hindurch dem Verein seinen Stempel aufgedrückt hat. Heinrich Strauß und Otto Bruse ist es gelungen, die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten zu integrieren und ihnen das Gefühl völliger Zugehörigkeit zu vermitteln. So konnte Otto Bruse mit berechtigtem Stolz vor der Generalversammlung am 13. Febr. 1965 darauf hinweisen, daß die hiesige Einwohnerschaft den Verein in zunehmendem Maße als einen Kulturträger des Aukruges anerkenne.

Es spannt sich ein großer Bogen von den Männern der ersten Stunde im Jahre 1882, Lehrer Diekgräf, Homfeld; Harms, August Prieß und Otto Kuhlmann, Innien, zu den gegenwärtigen Vereinsleitern Otto und Walter Bruse und den Repräsentanten der neuen Generation, Uhrmachermeister Hans Helmut Rathjen, Innien, und Wolfgang Harms. Der erfolgreichen Sangesgemeinschaft ist es zu wünschen, daß sich im Laufe der kommenden Jahrzehnte immer wieder sangesbegeisterte Bürger finden, die fähig und bereit sind, den Verein kraftvoll in das neue Jahrhundert hineinzuführen.

Mit Hilfe der Lehrer Gierths, Clausen, Zillen, Brandenburg und jetzt Rieckmann im Aukrug hat sich das schwierige Problem, in dem ländlichen Bereich befähigte Dirigenten zu finden, zufriedenstellend, ja zum Teil ausgezeichnet lösen lassen. Aber auch die auswärtigen Dirigenten, H. Böge, Hohenwestedt; Musikmeister Johs. Ruge, Osterstedt, und der tüchtige frühere Militärmusiker Otto Godow haben mit großer Hingabe erfolgreich das wichtige Amt wahrgenommen. Die Aukruger sollten wie bisher auch in aller Zukunft ihrem Männergesangverein die Treue halten!

b) Turn- und Spiel-Verein Aukrug TSV

Einen sehr bedeutsamen Faktor im Kulturleben des Aukruges bildet der Turn- und Spielverein Aukrug von1922. Über seine Gründung und die ersten schwierigen Jahre des Vereins hat einer der Gründer, der damalige Seminarist (Schüler einer Lehrerbildungsanstalt) Hermann Michaelsen aus Innien, einen sehr anschaulichen, chronikartigen Bericht geschrieben und damit ein Protokollbuch angelegt, das einen großen vereins- und zeitgeschichtlichen Wert besitzt.

Es beginnt mit dem mottoartigen Vorspruch:

„Wir wissen nichts von arm und reich,

Von Titeln, Rang und Stand,

Turnbrüder sind in allem gleich,

Ihr Gut heißt Vaterland."

Dieser Spruch ist kennzeichnend für die Auffassung der Jugend in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Der junge zukünftige Lehrer Michaelsen, dem man in seinen Ausführungen immer wieder den begeisterten Turner und Sportler anmerkt, machte in seiner Einleitung einige aufschlußreiche Bemerkungen über die damalige Einstellung der Jugend im Aukrug:

„Im voraus möchte ich bemerken, daß es sehr schwer ist, in Innien einen Verein zu gründen, da die jungen Leute sehr schwer für eine Sache zu begeistern sind, und wenn sie einmal Feuer gefangen haben, so sind sie meistens in einem Jahre wieder auf dem alten Standpunkt angelangt, das beweisen verschiedene Vereine (Jungbauern, Reiterverein und ,Stahlhelm` [paramilitärische politische Vereinigung]), die alle schmählich zugrunde gegangen sind."

Im Sommer 1922 kamen die „sportbegeisterten Jünglinge" (Ausdruck des Gründungsberichtes) Paul Ulrich (Elektrikerlehrling), Karl Haaks (Meiereilehrling) und Hermann Michaelsen auf den Gedanken, einige Kameraden zum Fußballspiel zu sammeln. Sie mußten den Gedanken aber fallenlassen, da es ihnen infolge der Inflation (Geldentwertung) nicht möglich schien, Fußballstiefel zu beschaffen (!).

Deshalb entschloß man sich zu Faustball und Schlagball, weil die dazu nötigen Bälle und Geräte in der Schule vorhanden waren.

Am 12. Juli 1922 kamen 15 „Jünglinge" in Rolfs Kaffee (heute Bäckerei Butenschön) unter der Leitung des Junglehrers Heinrich Rühsen zur Gründung eines Spielvereins zusammen und beschlossen, Lehrer Brandenburg in Innien um den Vorsitz und die Ausleihung der Schulbälle zu bitten. Die jungen Leute waren so mittellos, daß sie nicht in der Lage waren, auch nur die geringsten Anschaffungen zu machen (!). Die Bauern verhielten sich bezeichnenderweise völlig ablehnend, was sich aus dem sarkastischen Satz eines Landwirts zu seinem Sohn erkennen läßt: „Wenn du Sport driben wist, kannst mal üm de Koppel rieden!"

Nur einer machte eine rühmliche Ausnahme, und das war der damalige Bauer und Gemeindevorsteher Hinrich Glindemann aus Innien, der immer eine Koppel zum Spielen und Üben zur Verfügung stellte, wenn die andern Bauern das verweigerten. Nur einige Kaufleute und Handwerksmeister unterstützten die sportfreudigen jungen Leute, indem sie sich für einige Vorstandsposten zur Verfügung stellten. So bestand der erste gewählte Vorstand aus

  • Lehrer Brandenburg, Innien, 1. Vorsitzender
  • Futtermittelhändler Hans Lohse, Innien, 2. Vorsitzender
  • Tischlermeister Hans Mahrt, Innien, Kassierer.

Die aktiven Sportler waren meistens Lehrlinge und junge Gesellen aus Innien, nur aus Böken waren von Anfang an zwei junge Leute dabei, Hans Michaelsen und Landwirt Albert Friedrichs.

Dem jungen Verein wurde der Anfang nicht leichtgemacht: Ablehnung der Bauern, keine Geräte, kein Sportplatz, keine Geldmittel. Im Winter mußte dabei jeder Sportbetrieb ausfallen. Erst ein im April 1923 gewagtes Vereinsfest mit Wettspielen am Nachmittag und Theatervorführung am Abend bei vollbesetztem Hause sicherte die Stellung des Vereins in der Öffentlichkeit und brachte einen Überschuß in die Kasse, von dem man nun endlich einige Bälle, Schlaghölzer und Kugeln kaufen konnte.

1924 wollte man das Geräteturnen aufnehmen, hatte aber nicht ein einziges Gerät. Da beschloß man, sich bittend an die Bevölkerung des Aukrugs zu wenden und hatte damit Erfolg, so daß man in der Lage war, ein Spannreck, zwei Kokosmatten und einige Leichtathletikgeräte zu beschaffen. Nun konnte man das ganze Jahr turnen. Das Amt des Vorturners übernahm energisch und erfolgreich der Landmann Christian Runge in Böken. Das Interesse wuchs, und man konnte sogar eine Frauenriege gründen. Die ersten Turnerinnen des Aukrugs waren Magda Gloy (jetzige Frau Fräckem), eine ausgezeichnete, begeisterte Turnerin, Anni Truls, Inge Matthiesen, Mila Kaack, Else Stühmer und Grete Haaks.

1925 schloß sich der junge Verein der Deutschen Turnerschaft an. Der alte Vorstand legte wegen Arbeitsüberlastung seine Amter nieder, und an Stelle von Lehrer Brandenburg übernahm nun Leutnant z. S. a. D. Adolf Beinlich aus Innien die Leitung und Führung des Vereins und der Kasse.

Er hat sich um die Entwicklung des Vereins ungemein verdient gemacht und war unter der Bezeichnung „Turnvater Jahn" wegen seines Einsatzes für das Turnen und seines Vollbarts allgemein bekannt und geschätzt.

Neuer Vorstand:

  • Adolf Beinlich, 1. Vorsitzender
  • Hans Michaelsen, Schriftführer
  • Heinrich Strauß, Turnwart
  • Christian Runge, Vorturner
  • Hermann Michaelsen, Spielwart
  • Andreas Auch, Kassierer.

Sehr eingehend und mit bewundernswerter Begeisterung für den Verein und die Deutsche Turnerschaft schildert der unermüdliche, leider infolge Lehrerüberhangs stellungslose Hermann Michaelsen die weitere Entwicklung des TSV.

So begann man schon 1926 mit dem Ausbau eines vom Gemeindevorsteher Glindemann zur Verfügung gestellten Platzes und konnte dabei nicht ahnen, daß es noch fast 50 (!) Jahre dauern sollte, bevor eine wirkliche Sportanlage zur Verfügung stehen würde.

Eine eifrige Trainingsarbeit und Vorbereitungen zu den Sportwettkämpfen mit den anderen Turnvereinen an der Westbahn führten zu beachtenswerten Leistungen, zum Beispiel:

  • Schlagballweitwurf: Hans Süphke und Hans Seehaber 87,50 m
  • Hochsprung: Hans Gosch 1,50 m
  • 100-m-Lauf: Hans Brüggen 12,2 Sek.

Das Gefühl, mit dem Verein Mitglied der großen brüderlichen Gemeinschaft DT zu sein, steigerte den Wunsch nach einer eigenen Vereinsfahne. Das Geld dazu mußte mühsam erspart werden. Am 9. und 10. Juni 1928 wurde das große Fest der Fahnenweihe begangen. Der Pressebericht spricht von „herrlichstem Festschmuck" im Ort Innien und von mehr als 30 Ehrenpforten. 18 auswärtige Vereine nahmen teil. Sie versammelten sich mit ihren Fahnen im Garten des Vereinslokals „Aukrug-Tivoli". Der Gauoberturnwart hielt die „Weiherede auf deutsches Turnen, Heimat und Vaterland". Gewiß ein bedeutungsvoller Augenblick für die damalige Jugend!

Die neue Fahne wurde von fünf entsandten Vereinsmitgliedern zum Deutschen Turnfest in Köln 1928 mitgenommen. Überhaupt gewinnt man aus dem Studium der Vereinsgeschichte und des Protokollbuchs den Eindruck eines ungemein regsamen turnerischen und sportlichen Lebens, getragen von dem Geist treuer Turnbruderschaft und echter vaterländischer Gesinnung.

Es wird bewundernswert deutlich, daß man nicht nur den Körper stärken, sondern auch ethische Werte pflegen wollte. So schloß der Spielwart Hermann Michaelsen seinen Jahresbericht 1928 mit den Worten:

„Möge uns die Arbeit im Dienste des deutschen Turngedankens zu reichem inneren Gewinn, zur Lebenserhöhung und Kräftevermehrung im Dienste für unseres Vaterlandes Wohl und Zukunft werden."

Die das Vereinsleben leitenden und tragenden Persönlichkeiten waren zu dieser Zeit:

  • Adolf Beinlich als 1. Vorsitzender und Kassierer
  • Willi Wiechmann als Männerturnwart
  • Werner Beinlich als Frauenturnwart
  • Hermann Michaelsen als Spielwart
  • Hans Michaelsen als Schriftführer
  • Luise Steen für die Frauenabteilung
  • Georg Lohse für das Männerturnen und
  • Heinrich Sell für die Spiele.

Willi Wiechmann errang 1929 das silberne Sportabzeichen.

1930 stand im Zeichen der finanziellen Vorbereitung für einen Turnhallenbau. Der Jahresbericht hebt in lobender Anerkennung die Unterstützung durch den Gemeindevorsteher Braasch und die unermüdliche und aufopfernde Arbeit des 1. Vorsitzenden „Vater Beinlich" hervor, der 1000 RM, für die damalige Zeit eine hohe Summe, als Vereinsleistung zusammenbringen mußte und auch schaffte, „bei der Starrköpfigkeit der meisten Landwirte hier bei uns ein großartiges Stück Arbeit", sagt bezeichnenderweise die Chronikeintragung.

Im August 1930 konnte die Halle geweiht werden. Landrat Stelzer, Schulrat Busemann, der die Festansprache hielt, Amtsvorsteher Reimers, Böken, und Pastor Tramsen waren als Ehrengäste erschienen.

Der Turnbetrieb hatte unter der vorbildlichen Leitung von Willi Wiechmann eine gute Entwicklung genommen. So turnten 1929 an 58 Abenden insgesamt 911 Männer und an 67 Abenden 513 Damen! Sehr schmerzlich wurde 1930 der Abschied von dem Vereinsgründer und Spielwart Hermann Michaelsen empfunden, der nun endlich eine Lehrerstelle in Oldenburg antreten konnte. Sein Name ist aus der Geschichte des Vereins nicht wegzudenken. Ohne seine Tatkraft wäre der Verein schon in den ersten Jahren nach der Gründung gescheitert.

So begeistert auch die Zustimmung der Mitglieder an dem Gedanken der Deutschen Turnerschaft DT war, die Bevölkerung des Aukrugs scheint nicht so sehr beeindruckt gewesen zu sein, deshalb wohl der etwas bittere Satz im Jahresbericht 1932: „Nur durch unsere Feste verdienen wir Lob und Anerkennung im Aukrug."

Der Jahresbericht 1932 ist der letzte von dem langjährigen Schriftführer Hans Michaelsen. Er hat die patriotischen Gesichtspunkte in ihnen besonders hervorgehoben, wohl um die Treue zum Vaterland in der DT gegenüber dem Alleinanspruch des Nationalsozialismus zu betonen. Der Schluß des Berichts: „Mit einem Gut Heil! auf unseren vorbildlichen Führer Adolf Beinlich (!) ..." läßt die Gegensätzlichkeit der Auffassungen erkennen.

Ein kurzes Protokoll über die Monatsversammlung vom 3. Juni 1933 von Toni Balkwitz ist die letzte Eintragung. Der Gedanke der freiwilligen Deutschen Turnerschaft war erstickt worden durch die Diktatur des Dritten Reiches. Dann folgt unmittelbar dahinter auf derselben Seite eine Dateneintragung

„den 19. März 1938” mit angefangenem, nicht vollendetem Satz: „Nach langer Kleinarbeit, nach langem stillem Kampf, …"

Man kann nicht mehr ergründen, was der Schreiber ausdrücken wollte und es dann doch unterlassen hat. Ein jeder mußte vorsichtig sein mit dem, was er dachte und erst recht mit dem, was er schreiben wollte!

Es muß aber in der Zeit nach 1933 der Turnbetrieb noch weitergegangen sein, denn das Protokoll der Neugründung des Vereins vom 17. 11. 1945 nennt Willi Wiechmann, Böken, den Eröffnungsvorsitzenden der Versammlung, „unseren sehr verdienten bisherigen 1. Vorsitzenden". Es muß also der TSV Aukrug wohl noch nach der letzten ordentlichen Protokolleintragung vom 3. Juni 1933 weiterbestanden haben, ohne daß Protokolle geführt worden sind, denn bis 1933 war immer noch „Vater Beinlich" 1. Vorsitzender. In der Zwischenzeit muß irgendwann Willi Wiechmann zum Vorsitzenden gewählt worden sein.

Bei der Neugründung verzichtete er aber auf eine Wiederwahl, und Zimmermeister Heinrich Voß, Innien, wurde zu seinem Nachfolger gewählt. 2. Vorsitzender wurde Hans August Jensen, damaliger Geschäftsführer der Spar- und Darlehnskasse Innien, Kassierer Klaus Reimers, Böken, und Schriftführer Rudolf Carstens, Bünzen. Zu Fachwarten wurden gewählt:

  • Herbert Popp, Innien, als Turnwart
  • Carl Reimers, Böken, als Spielwart.

Die Vereinsarbeit wurde nach Beendigung von Krieg und Diktatur mit großer Aktivität aufgenommen. Man war sichtlich bestrebt, an die Formen des traditionellen Turn- und Spielbetriebs aus den Jahren der Zugehörigkeit zur DT wieder anzuknüpfen. So beschloß man als eine der ersten Maßnahmen die Abhaltung des traditionellen Wintervergnügens am 31.12.1945. Man beabsichtigte vor allem, damit einen Werbeabend zu veranstalten, um das Interesse der Bevölkerung für den Turn- und Spielbetrieb des Vereins zu wecken. Gewiß war es auch das Verlangen der Jugend, nach den langen bitteren Jahren des Krieges endlich wieder unbeschwert fröhlich sein zu können, zumal man sich hier im Aukrug in jenem kleinen Gebiet Deutschlands befand, das von den Zerstörungen des Krieges einigermaßen verschont geblieben war.

Es wurde ein großes Fest, und man tanzte auf beiden Sälen (Aukrug-Tivoli und Bahnhofshotel) bis über 3.00 Uhr morgens hinaus. Man spürt noch die nachklingende Freude des Schriftführers Rudolf Carstens, wenn er in seinem Vereinsbericht von einem „Bombenerfolg" spricht.

Man war aber nicht nur eifrig auf dem Vereinsvergnügen, sondern auch bei der Vereinsarbeit. Eine Laienspielgruppe (Hermann Kröger) wurde gegründet, Kinderturnen (R. Affeldt) aufgenommen, Handballmannschaften aufgestellt, Bildung einer Instrumentalgruppe angeregt. Ein gelungener „gemütlicher Abend" für Mitglieder mit Kaffeetafel und anschließendem Tanz schloß die Reihen enger zusammen.

Aber so reibungslos, wie sich das die meisten gedacht hatten, vollzog sich der Übergang vom Krieg zum Frieden in unserem besiegten und besetzten Heimatland doch nicht; die englische Militärregierung hatte das Wort und verordnete eine Entnazifizierung, das hieß, daß alle früheren Mitglieder der Nazipartei aus führenden Stellungen ausscheiden mußten. Die Vereinstätigkeit wurde verboten und die Zusammensetzung des Vorstandes beanstandet.

Erst Anfang Juni 1946 konnten Heinrich Voß, Klaus Reimers und Hermann Kröger in Rendsburg die Aufhebung des Verbots erwirken. Es mußte aber der Vorstand neu gewählt werden, weil ihm Hans August Jensen und Rudolf Carstens nicht mehr angehören durften. Heinrich Voß blieb 1. Vorsitzender, Hermann Kröger wurde 2. und Klaus Reimers Schriftführer und Kassierer. Der Turn- und Spielbetrieb ging in altgewohnter Weise weiter.

Das 2. Wintervergnügen des Vereins am 1. 1. 1947 hatte wiederum einen großen Zuspruch, so daß die beiden Säle kaum ausreichten. Turnerische Vorführungen, Theateraufführung der Laienspielgruppe und Tanz bis an den frühen Morgen erfreuten die Besucher. Aus den Protokollaufzeichnungen geht erfreulichermaßen hervor, daß bei Vereinsfahrten und Spartenausflügen alle Teilnehmer kameradschaftlich zusammenstanden und kein Unterschied zwischen Flüchtlingen und Einheimischen gemacht wurde. Ein beachtenswertes Zeichen echter Volksgemeinschaft!

Am 7.9.1947 wurde das 25jährige Vereinsfest mit großer auswärtiger Beteiligung, tadelloser Organisation und einem Festmarsch mit 300 aktiven Teilnehmern durch den mit Ehrenpforten geschmückten Ort begangen. 34 Mannschaften kämpften in den Handball- und Faustballspielen um den Sieg, und mehr als tausend Zuschauer umsäumten die Plätze.

Das Fest war eine gelungene Veranstaltung, und die starke Beteiligung der Bevölkerung ließ erkennen, daß das Interesse am Sport erfreulich gestiegen war und der TSV über die Grenzen des Aukrugs hinaus seine sportliche Bedeutung gefestigt hatte.

Immer dringender wurde der Ruf nach einem ständigen Sportplatz. Die Vereinstätigkeit wurde vielgestaltiger. Immer neue Sparten mußten gebildet werden: Boxen, Schachspiel, Tischtennis, Gesang. Die Leitung eines so umfangreichen Vereinsbetriebes wurde schwieriger. Streitereien konnten nicht ausbleiben. Die Zusammensetzungen des Vorstandes wechselten. Ende 1948 wurde Hans August Jensen 1. Vorsitzender, Heinrich Voß 2. Vorsitzender und Herbert Popp Kassenwart. Nach der Währungsreform (Juni 1948) wurde das Geld knapper und das Eintreiben der Beiträge schwieriger. Die Reisen der leistungsstarken Handballmannschaft kosteten viel Geld. Es kam zu Schulden, die schließlich aus dem angesparten Sportplatzfonds gedeckt werden mußten.

Zwar schien es Anfang 1949 gelungen, die Sportplatzfrage durch ein 25jähriges Übereinkommen mit dem Sattlermeister Willi Stahl allmählich einer Lösung zuzuführen, aber es erwies sich als sehr zeit- und geldraubend, die Koppel zu entwässern und bespielbar zu machen.

Die wackeren Handballer konnten die Kreismeisterschaft 1948/49 erringen und damit dem Verein neues Ansehen verschaffen. Durch tatkräftige Eigenleistung wurde im Sommer 1949 der provisorische Sportplatz bespielbar, und Vereinsleitung und Sportler konnten hoffnungsvoll in das Jahr 1950 gehen, zumal ein Zuschuß für die Herrichtung des Platzes zugesagt war und die Finanzschwierigkeit gebessert schien. Allein es gab herbe Enttäuschungen. Die Handballer blieben glücklos und mußten absteigen. So großartig das Sportinteresse angestiegen war, so schnell sank es wieder zusammen. Von über 300 Mitgliedern erschienen zur Generalversammlung Januar 1951 nur 16 (!). Sie wurde dadurch beschlußunfähig. Es gelang weder im Verlauf des Jahres 1951 noch 1952, das sportliche Interesse zu wecken und die allgemeine Resignation zu überwinden. Immer war der Zuschuß noch nicht genehmigt, und nun trat offenbar eine große Finanzkrise ein, die den Verein zu sprengen drohte.

Eine Generalversammlung am 25. 3. 1955 beschloß trotzdem die Fortführung des Vereins und wählte einen neuen Vorstand:

  • Schulleiter Gerhard Schlüter zum 1. Vorsitzenden
  • Landwirt H.-W. Fölster zum 2. Vorsitzenden
  • Gemeindesekretär Walter Bruse zum Schriftführer
  • Amtssekretär Otto Bruse zum Kassenwart.

Aber auch der neue Vorstand hatte keine glückliche Hand und konnte dem Verein keine neuen Impulse geben. Die Handballmannschaft kam völlig zum Erliegen. Erst mit dem 1960 gewählten Vorstand in der Zusammensetzung

  • Hauptlehrer Carl Reimers, Bünzen, 1. Vorsitzender
  • Landwirt H.-W. Fölster, Bargfeld, 2. Vorsitzender
  • Gärtnermeister Hermann Kröger, Bünzen, Schriftführer
  • Rentner Kurt Pahlke, Innien, Kassenwart
  • und den zu Beisitzern mit beratender Stimme gewählten Herbert Golchert und Friedrich-Otto Rathjen

kam neues Leben in den Verein. Der 1. Vorsitzende war unter der Jugend sehr populär. Er ging mit Optimismus an die Arbeit, das Vereinsleben zu aktivieren. Schon im August 1960 konnte wieder ein Sportfest im Aukrug abgehalten werden, das in seiner gelungenen Durchführung einen ersten Schritt zur Wiederherstellung des früheren Ansehens bedeutete.

Es bestand ein harmonisches Gefüge zwischen jung und alt, zumal Sparten entstanden, die auch manche sportfreudigen Männer und Frauen in den Verein führten. So fanden sich schon im Jahre 1958 mehrere Gleichgesinnte in dem Bestreben zusammen, eine Schützengruppe zu gründen. Die Initiative ging von dem damals in Innien wohnhaften Heinz Selke aus, dem sich Helmut und Jürgen Paulsen, Anton Sattler, Anton John, Johannes Rohwer und Jürgen Oellerking hinzugesellten.

Diese Gruppe gehörte zunächst zum Kyffhäuserverband, schloß sich aber 1961 dem TSV an, der sie als Schützensparte in seinen Vereinsbetrieb eingliederte. Nach einigem Wechsel übernahm Wolfgang Groß die Leitung, der es verstand, die Sparte immer mehr zu konsolidieren und sie innerhalb des TSV zur Anerkennung zu bringen.

Nach seinem Fortgang übernahm Werner Busch mit großer Tatkraft die Leitung. Die Mitgliederzahl stieg bald auf 60. Alle Schützen zeigten sich so engagiert, daß sie sich bald bereit fanden, eine Schützentracht anzuschaffen. Der Schießbetrieb wurde vielseitiger, so daß verschiedene Gruppen eingerichtet werden mußten, die von besonders qualifizierten Mitgliedern als „Schützenmeister" geleitet wurden.

Die Sportschützen erfreuen sich in der Öffentlichkeit eines großen Ansehens und können mit Stolz auf ihre moderne Schießanlage hinweisen.

Das Projekt eines Sportplatzes auf der Stahl'schen Koppel war leider in den Finanznöten und der Führungskrise des Vereins steckengeblieben. Es war inzwischen eine sich gut entwickelnde Fußballmannschaft gegründet worden, aber Rasensport und Leichtathletik konnten sich nicht ohne einen geeigneten Sportplatz und der Turnbetrieb nicht in einer unbeheizten und schlecht erleuchteten Halle entwickeln. Das Ansehen des Vereins war in den letzten Jahren doch so gesunken, daß Amts- und Gemeindevertretung nur sehr zögernd bereit waren, den Sport im Aukrug tatkräftig zu fördern. Erst nachdem der Kreis Rendsburg Unterstützung zugesagt hatte, fanden sich die fünf Gemeinden endlich 1962 bereit, eine Warmluftheizung für 12 000,- DM in der Halle installieren zu lassen.

Eine würdige Feier zum 40jährigen Bestehen am 10.2.1962, die durch die eindrucksvolle Mitwirkung des Männergesangvereins einen besonders festlichen Rahmen erhielt, förderte das Ansehen des TSV in der Öffentlichkeit. Durch die Verleihung silberner Ehrennadeln für langjährige verdienstvolle Mitarbeiter erhielt die Feier eine besondere Bedeutung. Trotz der 243 Mitglieder fehlte es immer noch an den notwendigen finanziellen Mitteln. Der geringe Beitrag und die bescheidenen Überschüsse bei festlichen Veranstaltungen reichten nicht aus, die täglichen Ausgaben des Turn- und Sportbetriebes zu begleichen, geschweige denn für den Bau eines Sportplatzes oder gar einer Badeanstalt einen finanziellen Beitrag zu leisten. Man konnte nur immer wieder bohren, beantragen und die Notwendigkeit begründen. Auf dem Festball im Anschluß an das Jubiläumssportfest im Sommer 1962 wurde Zimmermeister Heinrich Voß zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Im nächsten Jahr gelang es der Vereinsleitung, vom Vater des Ehrenvorsitzenden, dem Zimmermeister Hans Voß, auf 6 Jahre ein Sportplatzgelände an der Straße nach Bünzen zu pachten und das Amt Innien von der Notwendigkeit der Errichtung eines Schwimmbades zu überzeugen. Im September 1964 konnte endlich ein in seiner Ausstattung bescheidener, aber in den Ausmaßen genügender Sportplatz eingeweiht werden.

Amtmann Hermann Carstens, Böken, gab der neuen Sportanlage die offizielle Bezeichnung „Aukrug-Stadion".

Willy Stahl, Gustav Krohn, Max Brüggen, Hans Gosch und Carl Reimers erhielten als Anerkennung für ihre intensive Mitarbeit am Wiederaufbau des Vereins die goldene Vereinsnadel und der Kassierer Paul Röpke die Bronzenadel.

Heinz-Wilhelm Fölster war wegen Überlastung als 2. Vorsitzender auf eigenen Wunsch ausgeschieden, und Bundesbahnsekretär Walter Butenschön wurde sein Nachfolger. Er entwickelte sich bald zu einem sehr engagierten Mitarbeiter. Nach der von ihm neu ausgearbeiteten Vereinssatzung wurde neben dem Turnrat ein Ältestenrat gebildet, der gleichsam das Amt eines Ehrenrates übernehmen sollte.

Unter der umsichtigen und zielstrebigen Leitung des Vorstandes nahm das Vereinsleben einen sichtbaren Aufschwung. Der Mitgliederstand war Ende 1966 auf 388 gestiegen. Man erkannte die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den 5 Gemeinden des Amtes Innien, und es kam zu einer gemeinsamen Sitzung von Vertretern des Amtes und der Gemeinden mit dem Vereinsvorstand zur endgültigen Klärung der Sportplatzfrage.

Am 2.1.1968 konnte der 1. Vorsitzende dem Verein bekanntgeben, daß das Amt Innien sich bereiterklärt habe, die Trägerschaft des Sportplatzes zu übernehmen. Aber trotzdem gab es noch manche schwierige Verhandlung, und die Klagen über eine zu geringe Unterstützung des Vereins durch die Gemeinden hörten noch immer nicht auf.

Eine große Freude weckte die Eröffnung des großzügig angelegten Schwimmbades. Trotz Wechsel im Vorstand (der bewährte Hermann Kröger gab sein Schriftführeramt auf, das schließlich ab 1970 von dem Meiereiverwalter Heinrich Asmus , Bargfeld, geführt wird, und Walter Butenschön mußte wegen beruflicher Versetzung ausscheiden; sein Amt übernahm Hermann Carstens, Bünzen) entwickelte sich der Verein in erfreulicher Weise zu immer größerer Tätigkeit. Die Mitgliederzahl stieg Anfang 1971 auf 461. Auf einer Turnratssitzung am 1. 4. 1970 wurde sogar die Planung eines Sportlerheimes bekanntgegeben. Eine sportliche Zusammenarbeit mit der Schallmeß-Batterie Kellinghusen wurde eingeleitet, und es konnte eine allgemeine Verbreitung und Verbesserung des Sportbetriebes festgestellt werden.

Wertschätzung und Bedeutung des TSV in der Gemeinde und darüber hinaus nahmen in erfreulicher Weise zu. Das Kinderturnen unter der Leitung von Herbert Golchert, Hausmeister des Gemeindegebäudes mit Turnhalle und Gästehaus, und der Lehrerin Frau Necker fand großen Anklang, ebenso die Damengymnastikgruppe, erfolgreich geführt von der Konrektorin Frau Rieckmann.

Die Fußballabteilung entwickelte sich immer mehr, gewann den 2. Platz in der Kreisklasse und konnte schließlich sogar in die Bezirksliga aufrücken, allerdings nur vorübergehend; auch die Jugendmannschaften konnten durch regelmäßiges Training ihre Leistungen beachtlich steigern. Unter der umsichtigen Leitung von Horst Hauschildt entwickelte sich die Sparte Leichtathletik, die zeitweise 80 Teilnehmer zählte, zu einer lebhaften Tätigkeit. So konnte es sogar erreicht werden, daß hiesige Leichtathleten unter besonderem Training mit Heinrich Lamp in der Bestenliste des Deutschen Leichtathletikverbandes genannt wurden, und zwar die Schüler Thomas Althaus und Joachim Rehder, Landesmeister im 3x 1000-m-Lauf und Teilnehmer an der Deutschen Meisterschaft 1973 in Osnabrück mit 8:37,4 Minuten. Schiller Rudolf Althaus, Landesmeister im 2000-m-Lauf und Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Koblenz mit einer Leistung von 6:11,6 Minuten.

1975 Deutsche Meisterschaft in Bielefeld, Einzellauf 2000 m von Jörg Rogge.

1977 Jörg Rogge Landesmeister in 3000 m, dazu Hans-Joachim Rathjen Meister im Hallenweitsprung mit 7,28 m.

Durch die einsatzfreudige, beispielgebende Arbeit des Vorstandes und der Spartenleiter konnte sich ein guter sportlicher Geist entwickeln, der immer mehr Kreise der Jugend anzog.

Während im Laufe der Vereinsentwicklung, der Auffassung der Zeit entsprechend, das Geräteturnen an Bedeutung verloren hatte, nahmen die Spiele und die Leichtathletik im Vereinsleben einen immer größeren Raum ein. Das kam durch die Gründung einer leichtathletischen Abteilung im Jahre 1963 zum Ausdruck. Seit diesem Zeitpunkt wurde bei den Wettkämpfen des TSV nach den Richtlinien des DLV (Deutscher Leichtathletik Verband) gewertet. Die ersten Leiter dieser Abteilung waren Walter Butenschön und Conrad Rieckmann.

1970 übernahm der junge Horst Hauschildt die Leitung. Er war ein vorbildlicher Sportler, der es mit Fleiß, Beharrlichkeit und unermüdlichem Einsatz verstand, allmählich die Jugend des Aukruges zu interessieren und schließlich auch zu aktivieren. Unter Anleitung eines Trainers aus Neumünster wurde das leichtathletische Training nach modernen Methoden aufgebaut, und bald zeigten sich die ersten Erfolge bei sportlichen Veranstaltungen. Das förderte die Breitenarbeit, die im Sport so ungemein wichtig ist. Deshalb heißt es auch im § 1 der Richtlinien der Leichtathletikabteilung im TSV: „Als wichtigste Aufgabe der Leichtathletikarbeit ist die Förderung des Breitensports zu sehen. Den Jugendlichen soll die Möglichkeit sportlicher Ertüchtigung geboten werden."

Im Juni 1971 riefen Gemeinde, TSV und das Patenschaftsbataillon zu einer „Demonstration für den Volkssport" in Gestalt eines Aukrug-Volkslaufes auf, zu dem alle Bewohner der Gemeinde eingeladen waren. Für alle Beteiligten sollte die Teilnahme ein sportliches Erlebnis werden, um zu erkennen, daß Sport nicht nur eine Sache der Spitzenkönner, sondern eine Notwendigkeit für alle ist. In der Landesbestenliste des Schleswig-Holsteinischen Leichtathletikverbandes war der TSV 58mal vertreten!

Der junge, sportfreudige Hans-Joachim Rathjen wurde 1972 für seinen Einsatz und seine Leistungen vom Verein zum „Sportler des Jahres" gewählt.

1974 errang er die Landesjunioren-Meisterschaft im Speerwerfen und die Landesvizemeisterschaft im Weitsprung. Der Leistungssport liegt vornehmlich in den Händen von Heinrich Lamp. So werden Leistungssport und Breitensport gleichermaßen gepflegt. Damit ist der TSV auf dem richtigen Wege, und es ist nur zu begrüßen, wenn in diesem Jahr unter der Leitung von Amtmann Günter Maaß die neu gegründete Tennisabteilung auf eigenem Platz ihren Sportbetrieb aufnehmen und damit zusätzliche Bevölkerungskreise der Sportbetätigung zuführen kann.

So bleibt dem TSV Aukrug für die Zukunft eine große und schöne Aufgabe, zu deren Erfüllung ihm aufrichtig Tatkraft und Erfolg zu wünschen sind.

Inzwischen wurde der Verein von einem schweren Schlag getroffen. Im Juli 1971 starb ganz plötzlich an einem Herzschlag der ungemein verdienstvolle kämpferische Leiter und 1. Vorsitzende, der Hauptlehrer Carl Reimers. Von dem Augenblick an, an dem er die Leitung übernommen hatte, war es mit dem Verein bergauf gegangen. Er hatte alle Zeit und Kraft, die ihm neben seinem Beruf blieb, selbstlos für die Entwicklung des TSV und die Förderung des Sports und der Jugend im Aukrug eingesetzt. Ohne sein Geschick, seinen Einsatz und seine Zielstrebigkeit wäre die erfolgreiche Entwicklung des Vereins nicht denkbar gewesen. Er hat sich im wahrsten Sinne des Wortes um den TSV verdient gemacht!

Im Jahr darauf verstarb Hermann Kröger, ein altes, treues Mitglied, das als langjähriger Schriftwart und selbstschöpferischer Leiter der Laienspielgruppe dem Verein gedient hatte.

1972 wurde ein neuer Vorstand gewählt, und zwar

  • Hermann Carstens, Bünzen, zum 1. Vorsitzenden
  • Ingo Struve, Innien, zum 2. Vorsitzenden
  • Kurt Pahike, Innien, zum Kassenwart und
  • Heinrich Asmus, Bargfeld, zum Schriftwart,

außerdem

  • Fritz Johannsen, Innien, zum Spielwart und
  • Herbert Golchert, Innien, zum Männerturnwart.

Die 50jährige Jubiläumsfeier des Vereins wurde im Rahmen einer großen Aukrug-Festwoche vom 11. bis 17.9.1972 begangen. Vogelschießen der Kinder, Wettschießen um die Aukrug-Plakette, Volkskönigsschießen, Fußballspiele, darunter ein Spiel mit der Landtagsmannschaft, Leichtathletikwettkämpfe um den Carl-Reimers-Gedächtnispokal, Jugendfußballspiele gaben eine eindrucksvolle Darstellung von der Vielseitigkeit und Ernsthaftigkeit des sportlichen Strebens im Verein.

Amtsfeuerwehrtreffen, Landjugend-Laienspiel, Laternenumzug, Platzkonzert der Feuerwehrkapelle, Darbietungen des Männergesangvereins umrahmten den sportlichen Teil des großen Festes, das eine ganze Woche hindurch den TSV und sein 50jähriges Bestehen in den Mittelpunkt des öffentlichen Lebens im Aukrug stellte.

Als ein schönes Beispiel des Gemeinschaftsdenkens im Aukrug muß dabei hervorgehoben werden, daß sich der Männergesangverein dieser Aukrug-Festwoche durch seine 80-Jahr-Feier anschloß und sie mitzugestalten bemüht war.

Die Gemeinde nahm durch ihren Bürgermeister Hans August Jensen und den Gemeinderat an der Festlichkeit teil, die Patenschaftsbatterie aus Kellinghusen erfreute jung und alt mit der beliebten Erbsensuppe, und auf einer repräsentativen Abendveranstaltung wurde der unermüdlich tätige und allgemein geschätzte Männerturnwart Herbert Golchert mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.

Die Vereinsarbeit nahm auch nach dem Jubiläumsfest in allen Sparten einen erfreulichen Fortgang, obgleich der Verein im Dezember durch die völlige Zerstörung der Holzbaracke noch einen schweren Schlag erlitt. Durch die Unvorsichtigkeit einer schottischen Militäreinheit brannte die große Holzbaracke mit allen Geräten des Vereins vollständig ab. Es war ein fast unersetzlicher Verlust! Nur mühsam gelang es mit Hilfe der Versicherungssumme, die notwendigsten Anschaffungen zu machen, um den Betrieb des Vereins weiterführen zu können. Es ist erfreulich festzustellen, daß trotzdem in allen Sparten weitergearbeitet wurde.

So besteht die Gymnastikgruppe schon mehr als 15 Jahre! Ein großartiger Erfolg ihrer immer einsatzbereiten, unermüdlichen, beispielgebenden Leiterin Gude Rieckmann.

Das Jahr 1973 begann für den Verein mit einem großen Ereignis. Im Februar konnte das mit Hilfe der Gemeinde, des Kreises und des Landes durch Initiative und Einfluß von Heinz-Wilhelm Fölster, Bürgermeister Jensen und Hermann Carstens in unmittelbarer Nähe von den Sportplätzen und dem Schwimmbad errichtete „ Sportlerheim" eröffnet werden, das für eine so relativ kleine Gemeinde geradezu als vorbildlich anzusprechen ist. Es umfaßt im unteren Teil eine moderne Sportschützenanlage sowie Diskothek und Jugendraum, im oberen Teil einen großen Raum mit Kantine für Sportler, Umkleideräume und einen Duschraum, dazu einen großen Unterhaltungsraum und einen kleineren für den „Jugendtreff".

Die seinerzeit als kühn anmutende Bezeichnung des ersten, noch gepachteten Sportplatzes am Schwimmbad durch den alten Amtmann Hermann Carstens als „Aukrug-Stadion" hatte damit ihre großartige Rechtfertigung erfahren. Hier war mit zwei Sportplätzen, einem für Sportzwecke eingerichteten Schwimmbad, einem modernen, geschmackvollen Sportlerheim mit einer schönen, stillen Teichanlage ein wirkliches Erholungs- und Sportzentrum entstanden, auf das der TSV und die ganze Gemeinde mit Stolz und Freude blicken können.

Welch ein Vergleich mit den kümmerlichen Anfängen von 1922/23, wo man um Bälle und Spielplätze betteln und Lauftraining auf der Dorfstraße durchführen mußte!

Mit Hauskoppeln von Willy Reimers und Hans Thun hatte man sich begnügt. Auf ungenutztem Gelände beim Bahnübergang Hühnerkamp hatte man durch Eigenleistung versucht, selbst einen Sportplatz zu errichten. Eine Koppel von Willi Stahl war nach dem Krieg fast fertiggestellt, als Finanzschwierigkeiten das Vorhaben scheitern ließen. Ein freier Platz bei der „Gummifabrik" und später der viel zu kleine Schulsportplatz bei der neuen Schule mußten benutzt werden. Erst die Flurbereinigung ermöglichte es der Gemeinde, das jetzige Sportgelände an der Bünzer Straße zu erwerben.

Aber man kann dem Verein bestätigen, daß ein gesunder, frischer Geist in ihm herrscht, der ein wenig anklingt an die begeisterungsvollen Protokolleintragungen des unvergessenen jungen Hermann Michaelsen. Steht auch das Turnen nicht mehr im Mittelpunkt, sondern eher der Gedanke des Sports mit seiner die Freizeit ausfüllenden, Freude bringenden Aufgabe, so klingen aber doch Gedanken grundsätzlicher Bedeutung an, wenn Hermann Carstens als 1. Vorsitzender bei seiner Eröffnungsansprache zur Jahreshauptversammlung 1974 hervorhob, daß der TSV für alle Aukruger da sei, die Freude an der Körperertüchtigung, an Trimm-dich-Spielen, an Wandern und an sonstiger Geselligkeit hätten.

Nicht weniger bedeutsam ist es, wenn zur gleichen Zeit der 2. Vorsitzende, Ingo Struve, in seinem Spartenbericht über die Jugend-Fußballabteilung anfügt, daß gerade die Jugendlichen in allen Sparten vertreten seien. „Es wird geschossen, geturnt, Leichtathletik betrieben, Tischtennis und Fußball gespielt und in naher Zukunft auch vom Sportverein zusammen mit dem Jugendring Veranstaltungen durchgeführt, in denen sich alle Jugendlichen beschäftigen können. Dieses ist und soll auch weiterhin das Ziel unseres Vereins sein, daß wir den Jugendlichen von allem etwas bieten, damit sie während ihrer Freizeit ein Ziel haben, wobei sie sich wohl fühlen und von der Straße sind …"

Auf solchen Geist kommt es an, der alle Maßnahmen und alle Zielsetzungen und alles Tun durchdringen muß. Es ist dem TSV zu wünschen, daß seine Mitglieder auch für alle Zukunft von der sportlichen Begeisterung der Gründer beseelt und die geschaffenen Anlagen stets von jugendfrohem Leben und Treiben erfüllt sind.

Nur so ist es zu rechtfertigen, wenn es gelingen konnte, dem dringlichen Wunsch der Fußballabteilung nach einer Flutlichtanlage mit Hilfe der Gemeinde stattzugeben und 1974 eine 4-Masten-Anlage zu 20 000 DM auf dem B-Platz in Betrieb zu nehmen.

Im Laufe der Jahre entwickelten sich neben dem Geräteturnen immer mehr die Spiele. Zunächst waren Schlagball und Faustball, weil sie die geringsten Einrichtungen erforderten, dann Handball die am meisten gepflegten Spiele, bis, dem sportlichen Trend der Zeit folgend, gegen Ende der 50er Jahre König Fußball auch hier das Feld eroberte und die Jugend sowie manchen sportfreudigen Bürger faszinierte. Die Fußballer bildeten bald eine besondere Abteilung mit mehreren Mannschaften der Erwachsenen, Jugend und Schüler. Begründer und Leiter der Fußballabteilung war viele Jahre hindurch mit großem und erfolgreichem Einsatz der Kaufmann Willi Michaelsen aus Böken. Erst 1976 stellte er sein Amt zur Verfügung. Zu seinem Nachfolger wurde Ingo Struve gewählt und als Stellvertreter Bernd Wurms.

Hatte in den ersten 50er Jahren der Vorsitzende das „Vereinsvermögen" noch in einer Zigarrenkiste mit zur Versammlung bringen können, so wies der Kassenbericht des Geschäftsjahres 1975 in Einnahme und Ausgabe einen Betrag von fast 22 000 DM auf, davon 11 000 DM reine Mitgliedsbeiträge. Gewiß eine großartige Entwicklung!

In dem Landwirt Hermann Carstens aus Bünzen hat der Verein nach dem viel zu früh verstorbenen Carl Reimers einen zielstrebigen Nachfolger erhalten, bei dem die Geschicke des TSV in festen Händen liegen. Willi Michaelsen, der für Ingo Struve zum 2. Vorsitzenden gewählt wurde, Kurt Pahlke, Heinrich Asmus vom Vorstand und Gude Rieckmann, Dörte Überruck, Herbert Golchert, Christian Busch, Ulrich Stumkat, Fritz Johannsen, C. H. Mahnke vom Turnrat stehen ihm in zuverlässigem Einsatz zur Seite.

Es ist sicher gerechtfertigt, einige wenige dieser verdienten Mitglieder als Vorbild für die Jugend und die nachfolgende Generation herauszuheben. Da ist vor allem zu nennen der langjährige Kassenwart Kurt Pahlke, der in gleichbleibendem Einsatz und mit großer Zuverlässigkeit die immer umfangreicher werdenden Finanzgeschäfte des großen Vereins in sicherer Hand hält. Darüber hinaus war er aber immer bereit, sich besonders für die Tätigung von Eigenleistungen einzusetzen und Hand anzulegen, wo etwas aus eigener Kraft verbessert werden konnte. Deshalb wurde ihm mit lebhafter Zustimmung der Anwesenden anläßlich des großen Einweihungsfestes des Stadions am 30. 6. 1970 auf Bitten des Vereins vom Landrat die goldene Ehrennadel überreicht.

Genannt werden muß auch der noch junge Horst Hauschildt, der in den fünf Jahren (1970 bis 1975) seiner Tätigkeit im Verein in anerkennenswerter Weise die Leichtathletik in der so wünschenswerten Breitenarbeit aufgebaut hat. Wie sehr die Jugend bereit ist, sich von begeisterten Sportlern leiten zu lassen, erkennt man daran, daß nach dem Fortgang von Horst Hauschildt die leichtathletische Arbeit im Verein zunächst auf der Stelle trat.

Die Jugend bedarf immer der Führung, und in unserer Zeit ganz besonders! Auf der Jahreshauptversammlung 1975 erhielten folgende vier Mitglieder für 50jährige Zugehörigkeit eine Ehrenurkunde: Max Brüggen, Hans Gosch, Hans Süphke und Willi Stahl. Für 40jährige Zugehörigkeit bekam Hans Carstens, Bargfeld, die goldene Ehrennadel.

Der Verein zählt 658 Mitglieder:

  • 310 Kinder und Jugendliche
  • 225 aktive Erwachsene
  • 123 Passive.

Wohl dem Verein, der auf eine so bewegte und erfolgreiche Geschichte zurückblicken kann, der von einer so großen Mitgliederzahl getragen und von so bewährten, angesehenen und sportfreudigen Bürgern geleitet wird. Für die kommende Generation gilt nun der Spruch:

„Was du ererbt von Deinen Vätern hast,

erwirb es, um es zu besitzen!"

c) „Segelflug Aukrug e. V."

(im Deutschen Aero-Club, Landesverband Schleswig-Holstein)

Segelflieger aus dem Raum Hamburg (Kaltenkirchen, Norderstedt, Hamburg), die bisher auf Flugplätzen in Uetersen und Itzehoe geübt hatten, wollten aus privaten Gründen von dort weg und fanden 1973 durch Zufall Verbindung mit Hermann Carstens in Bünzen. Der übernahm es, dieser Segelfliegergruppe ein Gelände für die Herrichtung eines Flugplatzes pachtweise zur Verfügung zu stellen. Aus seinem eigenen Landbesitz und dem von Claus-Johann Harms, Ausbau Bünzen, wurde ein Areal von ca. 1000 m Länge und 100 m Breite eingeebnet, angesamt und zu einem Flugplatz für Segelflug mit Windenschlepp und einem Motorsegler hergerichtet. Der Platz liegt zwischen dem Ostrand von Bargfeld und der B 430, hat eine 30x15 m große Halle, die als Werkstatt und zur Unterstellung der Segelflugzeuge dient, verfügt über eine Spezialwinde mit Seiltrommel zum Start, einem Windmesser und Windrichtungsanzeiger. Die genaue Wetterlage für ausgedehnte Überlandflüge wird von dem Wetteramt in Hamburg eingeholt.

Der Verein verfügt über ca. 35 Mitglieder, 5 direkt aus Aukrug, die anderen aus der weiteren Umgebung (Kellinghusen, Neumünster, Bordesholm, Kiel und Raum Hamburg). 1. Vorsitzender ist Alfred Havenstein, Hamburg, 2. Vorsitzender Ernst Wilkerling, Hauptlehrer a. D., Aukrug, ein Senior des Segelflugs, der mit seiner Ausbildung noch in die Entstehung des motorlosen Fluges in den ersten Jahren nach dem 1. Weltkrieg auf der Rhön zurückreicht. (Der Segelflugsport ist in Deutschland entstanden, da im Versailler Vertrag von 1919 den Deutschen der Motorflug verboten war.)

Zehn Mitglieder sind Inhaber des Luftfahrscheins, d. h. voll ausgebildet. 14 bis 15 Mitglieder sind in der Ausbildung. Ihnen stehen vier Fluglehrer mit besonderer Ausbildungslizenz zur Verfügung. Um den „Luftfahrerschein" zu erlangen, muß eine Prüfung abgelegt werden, für die 30 Flugstunden und ein 50-km-Überlandflug sowie Kenntnisse in Aerodynamik, Flugkunde, Meteorologie, Navigation und Luftrecht nachzuweisen sind.

Dem Verein gehören zwei Doppelsitzer für Schulungs- und Gastflüge und zwei Einsitzer. Fünf Leistungsflugzeuge befinden sich im Privatbesitz. Im Sommer, d. h. von März bis Oktober, ist vornehmlich Flugbetrieb und im Winter, d. h. von Oktober bis März, Instandsetzungsarbeit an den Maschinen im Werkstattraum der Halle. Geflogen werden darf nur am Wochenende, wenn der militärische Flugbetrieb ruht, denn der Flugplatz liegt in einer Übungsschneise der Luftwaffe. Nur einmal im Jahr gibt es eine amtliche Sondergenehmigung von 3 Wochen für Lehrgänge.

Der Segelflugsport ist eine sehr schöne Freizeitbeschäftigung, aber nicht ganz billig. Der Beitrag beträgt monatlich 30 DM und 4 DM für jeden Flug. Damit würden die Kosten für Platzpacht und Platzunterhaltung nicht aufgebracht werden können. Dazu müssen die Gastflüge beitragen. Jeder Gastflug kostet 10 DM, und ca. 80 Gastflüge werden im Sommer getätigt.

Es ist zu wünschen, daß sich allmählich mehr junge Leute und Bürger des Aukrugs diesem „luftigen" Sport zuwenden.

d) Golfclub

Am 1. 4. 1969 wurde hier im Aukrug auf Veranlassung des Industriekaufmanns Werner Jüngst, Hamburg/Bargfeld, ein Golfclub gegründet. Er nennt sich „Mittelholsteinischer Golfclub Aukrug e. V.". Der für die golfsportliche Betätigung erforderliche Platz konnte durch die Pachtung eines 35 ha großen Areals von dem bäuerlichen Besitz des Landwirts Claus-Detlef Ratjen aus Bargfeld erworben werden. Er liegt südlich des Ortsteils Bargfeld, links der Straße Bargfeld-Sarlhusen, und ist ein kupiertes, mit Höhenunterschieden von 25 m versehenes landschaftlich reizvolles Gelände. Von dem gesamten Gebiet sind 20 ha reine Rasenflächen mit verschiedenartigem Rasen besonderer Rasenzüchtungen, die einen Tiefstschnitt vertragen können und möglichst dunkelfarbig sein sollen. Diese Rasenanlagen müssen sorgfältig gepflegt, regelmäßig gedüngt und beregnet werden. Ein Platzwart überwacht die Pflege.

Ein Platz von der Größe des Bargfelders ist mit 9 Löchern versehen. Der Normalplatz hat 18 Löcher. Eine entsprechende Vergrößerung des Platzes um weitere 25 ha ist für die nächsten 5 bis 8 Jahre vorgesehen. Auf dem Platz befindet sich ein Clubhaus, das neben einem Gesellschaftsraum eine kleine Küche, einen Umkleideraum mit Dusche und Umkleideschränken, einen Verkaufsraum für Golfutensilien und im Keller eine „Winterschule" zum Üben im Winter enthält.

Der Club hat augenblicklich 145 Mitglieder, davon 18 Jugendliche. Die Mitglieder kommen vornehmlich aus Hamburg, Neumünster, Kiel und Itzehoe, insgesamt aus einem Umkreis von 60 km. Alle unbescholtenen Frauen und Männer können Mitglied werden. Der Jahresbeitrag pro Person beträgt 700 DM, die Erstausstattung an Schlägern und Bällen 300 DM und jede Trainerstunde 17 DM.

Der Partner des Golfspielers ist der Platz. Alle 14 Tage sind Wettspiele, darüber hinaus Landesturniere und weltweite Turniere. Jedes Mitglied eines Golfclubs darf auf jedem Golfplatz der Welt spielen. In Schleswig-Holstein gibt es 10 Golfplätze, in der BRD 134 bespielbare Plätze.

Die Golfer sind bestrebt, die von ihnen als unglücklich empfundene Beurteilung ihrer Sportart als einer gesellschaftlich exklusiven auszumerzen und dem Golfspiel ähnlich wie dem Tennisspiel den Charakter eines Volkssports zu geben. Aus Aukrug sind nur drei Golfspieler, ein Zeichen, wie unpopulär diese Sportart hier einstweilen noch ist. Es wäre gewiß zu wünschen, daß das Golfspiel in den kommenden Jahrzehnten zu einer verbreiteten Freizeitbetätigung werden könnte. Präsident des Clubs ist Werner Jüngst, Bargfeld, und Platzobmann Claus-Detlef Ratjen, Bargfeld.

e) Die Freiwillige Feuerwehr

Zu den bedeutendsten Einrichtungen der Gemeinde gehört fraglos die Freiwillige Feuerwehr. Sie ist gar nicht so alt und erst eine Einrichtung unseres Jahrhunderts. Vorher gab es in jeder Gemeinde eine Zwangsfeuerwehr als eine obrigkeitlich verordnete Organisation, der alle Männer von 18 bis 55 Jahren anzugehören verpflichtet waren. Der Wehrführer (Feuerwehrhauptmann) wurde amtlich bestimmt.

In Homfeld wurden schon 1879 Brandkassenbeiträge für ein Spritzenhaus gezahlt. Wenn damals ein Spritzenhaus vorhanden war, muß es auch eine Wasserspritze gegeben haben, und das setzt wiederum das Bestehen einer Feuerwehr voraus. Wasserspritzen kamen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts allmählich auch auf dem flachen Lande zur Verwendung. Nortorf hatte 1812 eine beschafft und 1854 eine verbesserte aus Kiel bezogen. Homfeld war also anscheinend in der Brandbekämpfung schon frühzeitig recht fortschrittlich.

Die Ausrüstung bestand aus einer Handdruckspritze mit 16 Mann Bedienung. Diese alten Feuerwehren waren also keine freiwilligen kameradschaftlichen Vereinigungen, sondern aus einer Zwangsverpflichtung entstanden. Wer dem Feuerwehrdienst nicht nachkam, wurde mit erheblichen Strafen belegt. Bargfeld und Bünzen waren zu einer Wehr zusammengeschlossen. Nach dem Brandschutzgesetz von 1964 sind auch heute noch Pflichtfeuerwehren von den Gemeinden einzurichten, „wenn kein ausreichender abwehrender Brandschutz gewährleistet ist".

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wurden die Bestimmungen gelockert, und es konnten die Zwangsfeuerwehren aufgehoben werden, sofern sich genug Männer einer Gemeinde freiwi1lig zu einem Feuerwehrdienst zusammenfanden. Ein solcher Zusammenschluß hat sich im Aukrug bezeichnenderweise zuerst 1893 i n Homfe1d vollzogen. Die Homfelder Freiwillige Feuerwehr ist somit die älteste des Aukrugs. Es vergingen merkwürdigerweise 14 Jahre, bevor sich 1907 auch in Innien eine freiwillige Wehr gründete. Erst Jahre nach dem 1. Weltkrieg, am 17. November 1925, konnte man sich in Böken zu einer freiwilligen Feuerwehr entschließen. Es folgten 1933 Bünzen und zuletzt, am 1.3.1946, auch Bargfe1d . Es hat also mehr als 50 Jahre gedauert, daß innerhalb des Aukrugs die Umstellung von der Zwangsfeuerwehr zur freiwilligen Wehr vorgenommen wurde.

Mit dem Entstehen der freiwilligen Wehren setzte auch allmählich die Umrüstung auf motorisierte Geräte ein. Noch im Jahr ihrer Gründung beschaffte die B ü n z er Wehr eine gebrauchte Motorspritze von Bordesholm und benutzte eine alte Scheune von Willi Albert als vorläufiges Gerätehaus. 1936 baute sie in Eigenleistung das erste Gerätehaus. Gemauert wurde es von Hans Imkamp, gehandlangert von Hannes Voß, Holz gestiftet von Hannes Timm und die Bauaufsicht geführt von Christian Carstens.

Nach und nach haben dann alle Wehren mit der Motorisierung der Spritzen auch neue Gerätehäuser bekommen: Homfeld in den 30er Jahren, Bargfeld 1951, Böken 1972.

Die Geräte waren Tragkraftspritzen-Anhänger mit 400 1 bzw. 800 1 Leistung pro Minute. Benzintank und Motor waren zusammen auf einem Handschlepper gebaut, der an die erforderliche Einsatzstelle getragen wurde.

Innien bekam während des 2. Weltkrieges ein Löschfahrzeug LF 8 und mußte sich verpflichten, die Löscheinsätze im Kriege zu fahren.

1971 wurde dieses Fahrzeug in Innien durch ein neues ersetzt. 1976 erhielt Böken ebenfalls ein Fahrzeug, Tragkraftspritzen-Fahrzeug TSF.

1976 bekam Homfeld ein gebrauchtes Löschfahrzeug TSF.

1977 erstellte Bünzen in Eigenleistung ein LF8 und 1978 hat Bargfeld ein TSF erhalten.

Träger der Gemeindefeuerwehr ist die Gemeinde.

Die Wasserversorgung erfolgt in Innien und Bargfeld durch Hydranten, Löschteiche und offene Gewässer, in den anderen Ortsteilen nur durch offene Gewässer und Löschteiche. An den Außenstellen der Ortschaften und bei den Ausbauten ist die Wasserversorgung mit leichten Schwierigkeiten verbunden.

Die Mindestpersonalstärke einer Wehr beträgt 20 aktive Männer. Zu den Aktiven kann eine unbegrenzte Zahl von passiven Mitgliedern hinzukommen. Bei den einzelnen Ortswehren ist folgender Mitgliederstand festzustellen:

Innien:41 Aktive, ca. 130 Passive, davon 10 Ehrenmitglieder, das sind solche, die bis zum 65. Lebensjahr Dienst gemacht haben. Ortswehrführer: Brandmeister Otto Staben seit 1972

Bargfeld: 22 Aktive, 15 Passive, Ortswehrführer: Brandmeister Adolf Thede seit 1976

Bünzen: 26 Aktive das ganze Dorf passive Mitgliedschaft, 1 Ehrenmitglied, Ortswehrführer: Brandmeister Fred Wüstenberg seit 1963

Böken:30 Aktive, 60 Passive, 1 Ehrenmitglied, Ortswehrführer: Brandmeister Willi Michaelsen seit 1973

Homfeld: 29 Aktive, 45 Passive, 3 Ehrenmitglieder, Ortswehrführer: Brandmeister Gerhard Engel seit 1973

Gemeindewehrführer Aukrug ist Hauptbrandmeister Walter Ehlers, Bargfeld, seit 1970, Amtswehrführer ist Hauptbrandmeister Hans Wiese. Bargfeld, seit 1976.

Die aktiven Mitglieder müssen eine straffe Organisation bilden, wenn sie im Einsatz wirksam sein wollen, deshalb die kurze, präzise Formel: „Eintritt und Austritt sind freiwillig, dazwischen ist Pflicht !" Es müssen Befehle erteilt und befolgt werden, dazu ist eine feste Rangordnung unerläßlich.

  • Oberste Stufe der Amtsfeuerwehr ist der Hauptbrandmeister
  • dann folgen der Brandmeister als Gemeinde- und Ortswehrführer
  • der Oberlöschmeister als stellv. Ortswehrführer
  • der Löschmeister als Gruppenführer für eine Löschgruppe 1:8 Mann
  • der Oberfeuerwehrmann
  • der Feuerwehrmann
  • der Feuerwehr-Anwärter

Wahrzunehmen sind außerdem die Ämter des Schriftführers und Kassierers. Wehrführer und Stellvertreter haben den Status eines Ehrenbeamten.

Die Gemeinde Aukrug ist Träger der Freiwilligen Feuerwehr, die durch 5 Ortswehren gebildet wird. Sie trägt die Kosten für die sächlichen und personellen Ausrüstungen. Für diese Ausgaben ist ein besonderer Titel im Haushaltsplan der Gemeinde ausgesetzt. Auch eine mögliche Einsatzverpflichtung und in extremen Fällen ein Verdienstausfall werden von der Gemeinde getragen. Die aktiven Mitglieder sind in der Feuerwehrunfallkasse des Landes gegen Unfall versichert und genießen den Schutz der Reichsversicherungsordnung.

Die Alarmierung geschieht durch Sirenen, die durch den jeweiligen örtlichen Wehrführer oder dessen Vertreter ausgelöst werden.

Die Tätigkeit der Feuerwehr beschränkt sich nicht nur auf den Einsatz an der Brandstelle. Sie wird auch zu sonstigen Hilfeleistungen herangezogen, wenn die Bürger von Wasser-, Sturm- und Unfallschäden bedroht sind, und sie wird schließlich auch herangezogen, wenn es um die Repräsentation der Gemeinde bei bedeutsamen öffentlichen Angelegenheiten geht. Die Feuerwehr ist ein Stück Repräsentation der Gemeinde. Ihre Ausstattung, ihr Auftreten, ihre Einsatzfreudigkeit und ihre Kameradschaft sind ein lebendiger Ausdruck des Geistes, der die Gemeinde beseelt. Sie setzt sich zusammen aus den Bürgern, die aus eigenem Antrieb und ohne Zwang bereit sind, zu jeder Tages- und Nachtzeit denjenigen zu helfen, die sich in Not und Gefahr befinden. Ihr Lohn liegt darin, die Menschen froh und dankbar zu sehen, denen man hat helfen können. Sie sind auch ebenso freiwillig bereit, sich für das Wohl der Gemeinde einzusetzen, Gefahr von ihr abzuwenden, ihr Ansehen zu mehren und sie in der Öffentlichkeit zu repräsentieren.

Aus diesem Gemeinsinn heraus haben es auch musikbegabte Männer der Amtsfeuerwehr übernommen, Zeit und Mühe einzusetzen, einen Musikzug zu bilden. Er wurde 1971 gegründet, steht unter der Leitung von Kapellmeister Heinz Schnack und zählt 28 Mann. Er hat es unter der Einübung und Stabführung seines Dirigenten schon zu beachtlichen Leistungen gebracht zum Stolz und zur Freude von Amt und Gemeinde. — Die bei festlichen Gelegenheiten im privaten Auftrag erspielten Gelder kommen in eine Gemeinschaftskasse und werden für die Bedürfnisse des Musikzuges verwendet.

Auch zwischen den Kriegen gab es schon eine Feuerwehrkapelle, die immer zum Vogelschießen spielte. Ihr Dirigent war Max Mester. Die Musiker waren Hermann und Heinrich Heeschen, Willi Steffen, Heinrich Gehl, Johannes Lohse, Otto und Hugo Blohm.

Wollte man hinsichtlich der Bedeutung der verschiedenen Vereine in der Gemeinde eine Rangordnung aufstellen, so würde die Freiwillige Feuerwehr gewiß ganz oben einrangiert. Sie ist durch ihre Uneigennützigkeit eine beliebte und geschätzte Einrichtung, die der Zustimmung der ganzen Bevölkerung sicher sein kann. Mit ihrer schmucken, traditionsgebundenen blauen Uniform, ihrem exakten, disziplinierten Auftreten, ihrem klangvollen Musikzug bietet sie ein dankbar beachtetes, gerngesehenes Bild in der Öffentlichkeit unserer Gemeinde. Eine Freude für jedermann!

f) Landfrauenverein

Der Landfrauenverein im Aukrug ist eine Vereinigung, die erst nach dem Kriege in Innien gegründet worden ist. Es war nach Hademarschen, wo es schon früher eine Landfrauenvereinigung gab, die erste Gründung im Kreise Rendsburg. Die Gründungsversammlung fand im November 1947 statt, angeregt durch den Leiter der Landwirtschaftsschule in Hohenwestedt, Landwirtschaftsrat Heinrich. Sehr aktiviert wurde die Zusammenkunft durch Bürgermeister Fritz Witt, der Frau Alwine Behrens - Auhof veranlaßte, eine Reihe von Frauen einzuladen. Es kamen 17 Frauen in der Gastwirtschaft Lipp zusammen. Nur einige Namen können noch aus der Erinnerung festgehalten werden, da die Protokolle des Vereins von Lehrerinnen der Landwirtschaftsschule geschrieben worden sind, zunächst von Fräulein Buchholz, die regelmäßig zu den Versammlungen kam. Später kamen andere Vertreterinnen und schließlich, nachdem der Verein sich hinlänglich gefestigt hatte, keine mehr, und die von ihnen geschriebenen Protokolle sind in ihrem Besitz geblieben und nun unauffindbar. Zu den Gründerinnen gehören Frau Else und Frau Marie Ratjen aus Homfeld, Frau Toni Kaak aus Bucken, Frau Grete Carstens aus Bünzen, Frau Marie Feddersen vom Kaiserhof in Böken sowie Frau Helga Gloy und Elli Hochstein aus Böken, Frl. Margarete Broderius aus Bargfeld sowie Frau Margarethe Behm und Frau Alwine Behrens aus Innien. Als politische Kontrollinstanz, kennzeichnend für die damalige Lage im besetzten Deutschland, der englischen Militärregierung war eine Engländerin mit der Referentin für ländliche Frauenarbeit anwesend.

Es kam zur Gründung des Vereins. Die Leitung übernahm Frau Marie Rat-jen, das Amt der Kassiererin Frau Alwine Behrens. Mitglieder waren ursprünglich nur Bäuerinnen. Demzufolge standen anfangs auch nur haus- und gartenwirtschaftliche Themen auf der Tagesordnung. Nach einigen Monaten der Tätigkeit gab Frau Ratjen den Vorsitz an Alwine Behrens vom Auhof ab. Frau Behrens hat den Verein durch umsichtige und tatkräftige Leitung zu großer Blüte und allseitiger Anerkennung gebracht. Man hat bald die Einengung, nur Bäuerinnen aufzunehmen, fallengelassen und den Begriff „Landfrauen" in dem erweiterten Sinne „Frauen auf dem Lande" gedeutet. Damit wuchs die Mitgliederzahl, und in der Vereinsarbeit traten zu der Behandlung rein hauswirtschaftlicher Fragen auch die Beschäftigung mit Erziehungs- und Bildungsthemen. Man machte kleinere Besichtigungsfahrten und holte sich Referentinnen und Referenten zu den Fragen des ländlichen Bereichs und auch zu kulturellen, geschmackbildenden Themen.

So erfreuten sich bald die Veranstaltungen des Landfrauenvereins bei den Frauen des Aukrugs allgemeiner Beliebtheit und wiesen einen regen Besuch auf. Frau Alwine Behrens leitete den Verein mit sicherer Hand, hatte selbst eine gesuchte Lehrwirtschaft und gehörte zur Prüfungskommission für Hauswirtschaftsmeisterinnen. Ihre Tätigkeit schien im Laufe der Jahre den Frauen des Vereins als so selbstvertändlich, daß alle erschrocken aufhorchten, als „Alwine" nach mehr als 20 Jahren zuerst den Gedanken äußerte, in absehbarer Zeit die Arbeit niederzulegen. Wer würde bereit sein, eine so erfolgreiche Leiterin zu ersetzen?

Im November 1972 wurde im vollbesetzten Lipp'schen Saal mit ehrenden Ansprachen, unterhaltsamen Vorführungen und einem großen Ball das 25jährige Stiftungsfest gefeiert. Es war zugleich ein glanzvoller Höhepunkt harmonischer Verbundenheit der Frauen des Vereins mit ihrer 1. Vorsitzenden. Im nächsten Jahr bemühte sich Frau Behrens noch um ihre Nachfolgeschaft. Auf der routinemäßigen Jahreshauptversammlung lehnte sie eine Wiederwahl ab und schlug nach vorheriger Absprache Frau Herta Voß als ihre Nachfolgerin vor. Das fand allseitige Zustimmung, und mit dem 23. 1. 1974 übernahm nun Her t a Voß, Ehefrau des Zimmermeisters Heinrich Voß und weithin im Aukrug bekannt, mutig und kraftvoll die Leitung des Vereins. Ihr zur Seite stehen im engeren Vorstand Christine Ratjen, Homfeld, als 2. Vorsitzende, Else Carstens, Bünzen, als langjährige gewissenhafte Kassiererin, und als Schriftführerin und getreue Helferin Frau Martha Heinrichsen, geb. Lohse. Zum erweiterten Vorstand gehören die Frauen Marie Carstens-Behrens, Hilda Butenschön, Ilse Carstens, Annelene Holm, Elfriede Adam und Gertrud Rathjen.

Bei ihrem Abgang wurde Frau Alwine Behrens zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Ehrenmitglieder des Vereins sind Frau Genz und Frau Marie Gloy aus Innien.

Die neue Leiterin führt die Vereinsarbeit im Sinne ihrer Vorgängerin weiter. Auch sie bemüht sich, zu den Veranstaltungen Referenten zu verpflichten, wie sie vom Landesverein für ländliche Erwachsenenbildung angeboten werden. In jedem Jahr wird nach wie vor eine Tagesfahrt und im Herbst eine Halbtags-Besichtigungsfahrt gemacht. In Zusammenarbeit mit den Landfrauenvereinen von Todenbüttel, Hohenwestedt und Legan wurden in den letzten Jahren Busreisen in den Schwarzwald, nach Holland und nach Norwegen durchgeführt. Der Verein unterhält gute Beziehungen zur Landwirtschaftsschule in Rendsburg und kann dort für seine Mitglieder praktische Vorführungen in der Lehrküche ermöglichen. Die Unkosten der Vereinsführung werden aus eigenen Mitgliedsbeiträgen bestritten. Nur für die Referenten, soweit sie von der ländlichen Erwachsenenbildung zur Verfügung gestellt werden, gibt es von dorther eine Bezuschussung.

Die Damen des Landfrauenvereins leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum geistigen Leben im Aukrug. Sie tun es ganz unauffällig und stellen keine Ansprüche an eine Unterstützung durch Gemeindegelder. Einer solchen selbstlosen Arbeit ist reicher Erfolg und die Hinwendung auch der Frauen unserer Neubürger zu wünschen.