Archiv:Handwerk und Gewerbe

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Handwerk und Gewerbe

Bis um 1700 war der Bauer meistens sein eigener Handwerker. Einzelne von ihnen werden besondere Geschicklichkeit in einem Handwerk gehabt haben und deshalb auch für andere Bauern handwerkliche Arbeiten übernommen haben. In den Kirchdörfern ließen sich zuerst selbständige Handwerker nieder. So war 1528 Marquart Vaget Schmied in Nortorf. 1633 arbeitet Schmied Hans Möller aus Sarlhusen (1) auf der Meezer Mühle, 1634 auf der Gnutzer Schäferei. 1715 hatte das Kirchspiel Raumort (die Dörfer um Rendsburg) einen Schmied, das Kirchspiel Jevenstedt zwei, das Kirchspiel Nortorf vier, davon zwei im Kirchdorf, das Kirchspiel Hohenwestedt fünf, davon vier im Kirchdorf, das Kirchspiel Schenefeld fünf, davon zwei im Kirchdorf. Allmählich wurde bei den Bauern vom Holz zum Eisen übergegangen. 1841 waren im Kirchspiel Raumort 29 Schmiedemeister mit 8 Gehilfen bzw. Lehrlingen, Jevenstedt 6 mit 2 Gehilfen, Nortorf 16 mit 8 Gehilfen, Hohenwestedt 19, Schenefeld 14 mit 8 Gehilfen (2).

Schmieden

Im Aukrug erscheint kurz vor 1700 ein Schmied Hans Lahann auf Reimer Witts Hofstelle. Hier wurde die Schmiede bis 1902 betrieben. Reimer Witt verkaufte die Schmiede. Sie wurde auf den heutigen Platz (Strauß) verlegt. Gleichzeitig (1700) hatte Marx Heeschen eine Schmiede in Bargfeld, 1731 sein Sohn Hans, dem 1762 Detlef Behrens, ein Vorfahr von Hans Behrens, Auhof, folgte. 1735 gründete Peter Bracker eine Schmiede in Böken. Sie lag in Kreutz „Stratenhof". Sein Sohn Marx wird als Schmied und Instrumentenmacher bezeichnet. Über ihn heißt es 1778: Sensen kommen aus Brabant. Viele werden jedoch von den Schmieden in Hohenwestedt, Nortorf, Gnutz und Böken verfertigt, die zwar teurer, aber auch besser sind. Das Stück kostete 1 Rthlr. Die eingeführten waren für 22-24 ß zu haben (2a). 1724 hatte der Dingvogt Henning Ratjen in Homfeld auf seinem Gehöft eine Schmiede, 1811 war die Homfelder Schmiede bei Diercks Stelle (alte Schmiede). Von 1911-1933 bestand auch in Bünzen eine Schmiede. Heute können Schmiede sich nur halten, wenn sie sich auf Maschinenreparaturen umstellen, denn Huf- und Wagenbeschlag werden immer weniger. Auch die Herstellung von Forken, Spaten und Schaufeln hat längst aufgehört.

Handwerker

Einen Rademacher finden wir um 1670 in Innien. Es war der klösterliche Vollhufner Carsten Warnsholtz, der auf W. Rehmkes Hofstelle wohnte. Um 1730 haben wir auf Hans Butenschöns Hofstelle den Rademacher Marx Behrens. Hier wurde das Geschäft bis um 1920 betrieben. 1743 war Jürgen Freese in Bünzen auf Loofts Besitz Rademacher. 1771 begann Lorenz Ibs in Homfeld dies Geschäft, das um 1920 eingegangen ist. In Böken eröffnete Cai Dibbern 1875 eine Stellmacherei, die der Enkel noch betreibt. Nach 1920 entstanden in Bünzen und Homfeld Stellmachereien. Die heutigen Inhaber werden die letzten dörflichen Rademacher sein. Die Umstellung auf gummibereifte Ackerwagen bringt diesen Handwerkszweig zum Erliegen.

Ausgestorben ist auch das Handwerk der Küper, die Tonnen, Milchsetten und Eimer aus Holz herstellten. 1741 finden wir Johann Boll in Homfeld als Küper, 1786 war Jochim Muxfeldt auf Heinrich Butenschöns Hofstelle in Innien Küper, um 1870 Claus Rathjen in Böken und Marx Rohwer in Bünzen. Die Herstellung verzinkter Blechwaren brachte dies Handwerk zum Sterben.

Erledigt ist auch die Weberei. 1743 waren in Bünzen zwei Weber, 1811 in Böken zwei, in Bargfeld drei, in Bünzen und Homfeld je ein Weber. Der letzte Weber des Aukrugs war Hans Jochen Voß in Innien, der bis zu seinem Tod 1931 den Webstuhl bediente.

Ein besonderes Handwerk betrieb 1797 Ehler Rathjen in Böken. Er war Knopfmacher.

Im Baugewerbe finden wir 1765 Claus Kröger in Bargfeld und 1789 in Böken als Zimmermann, 1847 Claus Delfs auf Schuster Heeschens Besitz in Böken, 1880 Jochim Hein in Böken, 1892 Sierck in Innien, 1877 Hinrich Voß in Innien, dessen Enkel Heinrich Voß das Zimmergewerbe noch betreibt. Als Maurer lebte von 1820 bis 1843 Marx Feldt in Böken. Maurergeschäfte betrieben 1892 Claus Rüschmann in Homfeld und von 1932 an Willi Wichmann und Hans Rathjen in Böken. Das erste Malergeschäft des Aukrugs eröffnete 1834 Jasper Carstens im damals aufgegebenen Schulhaus in Innien (jetzt Strüben). Heute haben Hans Gosch und W. Hauschildt in Innien Malergeschäfte.

Als ersten Tischler finden wir Marx Stieper in Bünzen, der 1800 eine Konzession für dies Gewerbe bekam, es aber schon seit 1789 betrieb. 1896 gründete Johann Blohm in Innien die jetzt von Greisel & Kniep betriebene Tischlerei, 1907 Johannes Lipp die von Hans Mahrt an Sattler überlassene.

Die erste Bäckerei im Aukrug eröffnete 1868 Hans Nikolaus Böde in Böken. Um 1890 gründete August Prieß in Innien die Bäckerei von Butenschön, 1898 Joh. Petersen (Sierck) in Innien und Hermann Lemke in Böken.

Die erste Schlachterei gründete 1895 Johannes Staven in Innien.

1902 begann Hans Rathjen ein Uhren- und Goldwarengeschäft in Innien.

Um 1900 konnte sich kein Barbier in Innien ernähren, heute sind vier Friseurläden in Innien vorhanden.

In Innien eröffnete Johs. Behrens 1896 einen Kornhandel (Struve), 1935 in Böken Hans Hansen einen Kartoffelgroßhandel, jetzt Ferdinand Sievers.

1896 begann Heinrich Schröder ein Klempnergeschäft, 1953 Claus Reimer im früheren E-Werk in Innien eine Lohnwäscherei.

Hökereien und Kaufläden

In Homfeld hatte Lehrer Carsten Jargstorf Konzession (3) für Hökerei 1789 und 1811, in Böken Lehrer Christoph Tiedemann(4) 1820. 1840 erhielt Claus Lobsien, ein Bruder vom Großvater des Dichters Wilhelm Lobsien (5) die Hökereikonzession. Um 1870 hatten Marx Mester in Herta Rathjens Haus und Sievert Rohweder neben Glöy Hökerein. Wie es in diesen war, berichtete mir 1906 Frau Schmuck, die Urgroßmutter von Willi Rehm:

Es sind am 5. Mai 40 Jahre her, daß ich nach Böken kam. Zu Pfingsten wollten die Alten uns 
besuchen. Ich ging zum Höker Jürgen Lobsien, um Weizenmehl und Zucker zu holen. Zucker 
bekam ich, aber Weizenmehl hatte er nicht. Frau Lobsien schickte mich nach Innien. Ich ließ
meinen Zucker da und ging nach Innien. Unterwegs traf ich den alten Timm Boie. Ich fragte ihn
nach einem Höker und erzählte ihm, daß ich in Böken kein Weizenmehl bekommen konnte. „Ja,
mien Deem, dat is ock en Frag, watt de Innier Höker war hett, awer dor sünd twee Hökers". Er ging
mit mir zu Marx Mester. Der wohnte da, wo jetzt Markus Rathjen wohnt. Der hatte aber auch kein 
Weizenmehl. So mußte ich zu Sievert Rohweder, der auf Glöys Hauskoppel wohnte. Der hatte
Weizenmehl. „Hest Du eenen Büdel mitbröcht? „Ne, könnt Se mi dat nich in een Tüt kriegen?" „Ja,
son grote Tüten hebbn wi nich". So mußte er mir drei Pfund Weizenmehl in zwei Tüten füllen.
Dann ging ich zurück zu Lobsien, um meinen Zucker zu holen. Als ich bezahlte, gab Frau Lobsien
mir ein kleines Stück Holz. Vor der Tür wollte ich es wegwerfen, sah aber, daß ein Zeichen darauf
gebrannt war und nahm es mit. Der Alte, der bei uns wohnte, sagte mir, daß es Wechselgeld war  
und Lobsien es bei der nächsten Gelegenheit wieder nahm. Man konnte es bei dem „Harder", der in
Dibberns jetziger Scheune wohnte, bestellen. Der brachte es aus Neumünster mit.

Innien hatte damals 32 Häuser.

In Bünzen eröffnete Struve 1889, in Innien Hauschildt 1890, W. Ovens 1893 (Nachfolger Kaufhaus Braasch) eine Hökerei. In Böken wurde 1896 die Hökerei von Michaelsen eröffnet. Neben Braasch befand sich im Laden von John eine Hökerei und Eisenwarenhandlung. Ovens und Brüggen hatten Manufakturen.

Die älteste Gastwirtschaft ist der „Ochsenkrug", jetzt Aukrug-Tivoli, Besitzer Johannes Lipp. Das Bahnhofshotel wurde nach dem Bahnbau 1878 erbaut, Besitzer Johannes Rohwer. Für den klösterlichen Teil von Innien hatte der klösterliche Bauvogt Glöy eine Wirtschaft. Böken hatte 1743 zwei Krüge (6), Claus Voß (Glindemann) und Hans Runge (Schmuck). 1865 erlangte Jürgen Lobsien (Carstens) die Krügereikonzession. In Homfeld hatte der Dingvogt Henning Ratjen (Paape, Lüthge) 1743 Krügerei. In Bünzen war um 1800 bei Harms ein Krug, verbunden mit Brauerei und Brennerei. In Homfeld übernahm Detlef Reimer nach 1920 die Krügereikonzession, jetzt „Im Krug zum grünen Kranze". Der Bargfelder Krug bestand schon 1724.

1888 gründete Heinrich Schneede in Innien, 1902 Fritz Lehmann in Böken eine Gärtnerei. Nach 1945 entstanden die Gärtnereien von Kröger in Bünzen und Howoldt in Innien. Letzterer betreibt auch Gemüse- und Blumenhandel im Laden.

Daneben ist eine Buchhandlung von Braun.

1835 erhielt Hans Ratjen in Böken Konzession für eine Ziegelei, auf dem Rüm. 1835 wurden 50.000 Mauersteine und 10.000 Bleichsteine hergestellt. 1839 beschäftigte sie 4 Arbeiter und stellte 150.000 Steine her. Sie ging etwa 1884 ein. 1857 errichtete Dohrn auf dem jetzigen Grundstück von Rudolf Behrens in Böken eine Ziegelei, die bis 1878 bestand. In Bargfeld war auf E. W. Rathjens „Tegelkoppel" um 1850 eine Ziegelei. 1855 war Ratje Rathjen Besitzer. Er beschäftigte 4 Arbeiter und stellte 15.000 zehnzöllige und 31.000 achtzöllige Steine her. Die letzten Steine wurden 1870 zum Bau des Lockstedter Lagers geliefert. Die Innier Ziegelei wurde 1888 von Rudolf Domini aus Lauenburg gegründet. Heutiger Besitzer ist Heinz Ulrich aus Neumünster, der sie von seinem Vater übernahm.

Eine bedeutende Fischzuchtanlage befindet sich bei Behmshof. Das Wasser für die vielen Teiche liefern die starken Quellen des Kapellenbeks. Es werden hauptsächlich Karpfen, Schleie und Forellen gehalten.