Gemeinde Aukrug

Aus Aukrug Geschichte Wiki
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Die Aukrugdörfer auf einer Karte von 1880
Wappen der Gemeinde Aukrug.

Blasonierung: „In Grün über silbernem Wellenbalken ein silbernes Rad mit vier Speichen (Radkreuz), belegt in der Mitte und an den vier äußeren Enden der Speichen mit zusammen fünf roten, mit goldenen Samenkapseln und goldenen Kelchblättern versehenen Rosenblüten.“

Die grüne Farbe symbolisiert die naturräumliche Lage im Naturpark Aukrug. Der silberne Wellenbalken drückt die Lage an den Flüssen Buckener Au, Mitbek und Bünzau aus und nimmt Bezug auf die Lage des in den „Krümmungen der Auen“ gelegenen Gebietes.

Die Ortsteile Bargfeld, Böken, Bünzen, Homfeld und Innien werden im Wappen durch die fünf Rosen vertreten. Das verbindende Rad zeigt das Zusammenwachsen dieser fünf ehemals selbständigen Dörfer. Das Rad symbolisiert ebenfalls die verkehrsgünstige Lage an dem Straßenkreuz der Landesstraße 121 Kiel – Itzehoe und der Lübschen Trade, heute die Bundesstraße 430.

Die Gemeinde Aukrug, (plattdeutsch Aukrog) entstand am 1. Januar 1970 durch den Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Bargfeld (mit dem Ortsteil Tönsheide), Böken, Bünzen, Homfeld (mit dem Ortsteil Bucken) und Innien. Sie leitet ihren Namen von einer Gebietsbezeichnung ab.

Die Entstehung der Gemeinde Aukrug

In den 60er Jahren hatte sich eine fast sprunghafte Entwicklung im Aukrug vollzogen. Es waren Einrichtungen erstellt, Gedanken entwickelt und realisiert worden, die man früher für undenkbar und wirklichkeitsfremd gehalten hätte, wie z. B.: eine weiterführende Schule, die Flurbereinigung, der Straßen- und Wegebau, die Bünzauregulierung, das Schwimmbad und anderes mehr.

Gewiß ist diese Liste noch gar nicht vollständig, und es ergibt sich die Frage: „Wie ist eine solche Entwicklung innerhalb zweier Jahrzehnte nach einem totalen militärischen, politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch, nach einer Integrierung von Hunderten mittelloser Flüchtlinge und bei der Bewältigung ungeheurer Kriegsfolgelasten möglich?" Gewiß hat die schnell aufblühende deutsche Wirtschaft die Grundlagen für solche Entwicklung geschaffen, aber mit Geld allein ist das nicht erreichbar. Zäher Fleiß, unbeirrbarer Aufbauwille und das Streben nach Gemeinschaft waren die Triebfedern eines so steilen Aufstiegs. Tüchtige Männer in unseren Dörfern haben Initiative entwickelt und den Geist der Zeit aufgefangen, Pläne gestaltet und ihre Realisierung verfochten. Aber was hätte es ihnen schon nützen können, wenn sie keine Resonanz dafür in der Bevölkerung gefunden hätten.

Fast ausnahmslos sind diese Vorhaben von den Bewohnern unserer Dörfer und ihren Wortführern selber erdacht, gewünscht und zu ihrer Verwirklichung geführt worden. Amtmann Carstens, Bürgermeister Witt der älteren Generation; die Bürgermeister Paul Rathjen, Walter Ehlers, Claus Glindemann, Ehrhard Koopmann und Fritz Wüstenberg sowie Hauptlehrer Carl Reimers der mittleren Generation; Hermann Carstens und Alfred George als Angehörige der jüngeren Generation haben mit Bedächtigkeit oder mit Elan, je nach Alter und Temperament, die Entwicklung unseres Gemeinwesens zu gestalten versucht. Allen voran aber, mit leidenschaftlichem Einsatz, Heinz-Wilhelm Fölster und Hans August Jensen.

Nicht diese oder jene Gemeindevertretung hat diesen oder jenen Plan für sich, für das jeweilige Dorf entwickeln und durchführen wollen, sondern man dachte immer an das Ganze, an den Aukrug. Man empfand die Dorfgrenzen als zu eng und wollte sie überwinden. Das konnte man aber nur wollen, weil sich inzwischen immer stärker ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt hatte. Man sah nicht neidisch, von gewissen Ausnahmen abgesehen, auf Innien, das nun zunehmend immer mehr gemeinsame Einrichtungen in seinem Bereich vereinigte, sondern sah vielmehr in Innien die Anlage eines zukünftigen Gemeindezentrums, um das sich die übrigen Dörfer scharten.

Der Name Aukrug, früher nur ein beiläufiger Sammelbegriff, zuerst durch Georg Reimer erklärt und in der Bezeichnung seiner Chronik als Geschichte des Aukrugs zum erstenmal bedeutsam gemacht, kam mehr und mehr in Gebrauch. Zum Vorkämpfer für die Benutzung dieser Landschaftsbezeichnung als Name für eine zu gründende Großgemeinde machte sich schon frühzeitig der oft genannte Lehrer Carl Reimers.

So vollzog sich eine langsame, aber stete Wandlung der Auffassung. Den alteingesessenen Bökern, Bünzern, Bargfeldern und Homfeldern war es gewiß nicht so ganz angenehm, diese vertrauten Namen ihrer Heimatdörfer so allmählich zweitrangig genannt zu hören, aber sie empfanden die Bezeichnung „Aukrug" auch nicht als fremdartig aufgezwungen. Bei allen Einweihungs- und Gründungsfeierlichkeiten waren immer die Vertreter aller Dörfer dabei. Vor allem die Persönlichkeit des alten Amtmanns Carstens in seiner bedächtigen und abwägenden Haltung war den am alten Brauchtum festhaltenden Bewohnern ein Garant, daß nichts überstürzt und voreilig geschehe.

So bildete sich nirgends ein Gruppenwiderstand gegen die sich abzeichnende Entwicklung zum Zusammenschluß. Daß sich manche Kräfte in Böken für das Erhalten der dörflichen Selbständigkeit einsetzten, war durchaus verständlich. Böken war nach Innien das größte Dorf und hatte eine gute zweiklassige Schule. Man war nicht gerade gegen einen Zusammenschluß, aber man drängte auch nicht so sehr darauf. Um so höher ist das mutige und entschlossene Eintreten des Böker Bürgermeisters Claus Glindemann für den Zusammenschluß zu werten.

Das Gemeinschaftsgefühl war so groß geworden, daß die Öffentlichkeit eigentlich nur noch darauf wartete, den Wunsch nach Zusammenlegung offiziell vorgetragen und einen Weg der Verwirklichung aufgezeigt zu sehen. Der Mann, dem man den Willen und die Fähigkeit zutraute, die rechte Verbindung bei den maßgebenden Stellen der Regierung zu finden und den notwendigen Einfluß beim Landrat zu haben, war der schon mehrfach erwähnte Heinz Wilhelm Fölster. Schon frühzeitig suchten er und der als vorsichtig und realistisch geschätzte Bürgermeister von Homfeld, Paul Rathjen, ein Gespräch mit dem Landrat über einen möglichen Zusammenschluß der fünf Dörfer.

Gut Ding will Weile haben!

Erst mit den Vorstellungen einer Ämterneuordnung kam Bewegung in die nicht alltägliche Angelegenheit einer Dörferzusammenlegung. Der Landrat schlug in einem Schreiben vom 23. 2. 1968 eine Entwicklung vor, die im Aukrug als ein gefährliches Hemmnis bei dem gewünschten Zusammenschluß angesehen werden mußte. Er meinte nämlich, im Rahmen einer regierungsseitig geplanten Ämterneuordnung die Zusammenlegung der beiden Ämter Innien und Wasbek zu einem Amt vorschlagen zu sollen. Alle Dörfer reagierten in den Beschlüssen ihrer Gemeindevertretungen unabhängig voneinander in der gleichen entschiedenen Ablehnung und schlugen statt dessen die Zusammenlegung der fünf Gemeinden zu einer amtsfreien Gemeinde vor. Die Gemeindevertretung Innien beschloß in ihrer Sitzung vom 22.4.1968 nach vorheriger Besprechung mit allen Gemeinden: „Es ist folgender einstimmig gefaßter Beschluß dem Kreis schriftlich mitzuteilen:

Die Gemeindevertretung der Gemeinde Innien hat sich in ihrer heutigen Sitzung eingehend mit dem Vorschlag des Herrn Landrats über die vorgesehene Zusammenlegung der Ämter Innien und Wasbek befaßt. Sie hat sich nach ausführlicher Diskussion und reichlicher Überlegung einstimmig zu folgender Stellungnahme entschlossen: Der Vorschlag des Kreises zur Zusammenlegung der bisherigen Ämter Innien und Wasbek zu einem neuen Amt Innien bzw. Aukrug-Wasbek wird entschieden abgelehnt. Die Bezirke Aukrug einerseits und Wasbek andererseits sind weder in geschichtlicher, kultureller, schulischer, wirtschaftlicher, kirchlicher noch gesellschaftlicher Beziehung irgendwie miteinander verbunden, wie es nach § 2 Abs. 1 der Amtsordnung zu berücksichtigen ist. Dagegen sind alle diese Voraussetzungen für den geschichtlich gewachsenen Raum in vollem Umfange gegeben. Hier sind nämlich über die Gemeindegrenzen hinweg gemeinsame große Aufgaben angepackt und bewältigt worden, die im Rahmen des jetzigen Amtes Innien verwaltet werden. Durch die vom Kreis beabsichtigte Bildung einer größeren Verwaltungseinheit würden alle diese gemeinsam geschaffenen Einrichtungen, wie z. B. Schwesternstation, Schwimmbad, Dörfergemeinschaftsschule u. a. kulturell bedeutsame Gemeinsamkeiten, sich in Zweckverbände auflösen müssen und damit der kommunalen Aufsicht weitgehend entzogen sein.

Die Gemeindevertretung Innien ist daher der Ansicht, daß der in der Ämterneuordnung angestrebte Zweck einer Verwaltungsvereinfachung sich für den Raum Aukrug nur durch die Zusammenlegung der fünf Aukrug-Dörfer zu einer einzigen Gemeinde erreichen läßt. Für diese Zusammenlegung haben sich außer der Gemeindevertretung zu Innien auch bereits die anderen Aukrug-Dörfer ausgesprochen. Die dadurch neu entstehende Gemeinde ,Aukrug ist dann auch finanziell leistungsfähig genug, um sich ihre Verwaltungsarbeit durch geeignete Fachkräfte ausführen zu lassen.

Der Zusammenschluß von fünf einzelnen Gemeinden zu einer einzigen neuen Gemeinde erscheint so beispielhaft gerade im Sinne der vom Land Schleswig-Holstein geforderten Verwaltungsvereinfachung, daß diese Bestrebungen die tatkräftige Unterstützung aller entscheidenden übergeordneten Stellen finden sollten! Die Gemeindevertretung der Gemeinde Innien erwartet daher die volle Unterstützung des Kreises auch beim Innenministerium für ihre Bestrebungen, nach vollzogenem Zusammenschluß zur amtsfreien Gemeinde erklärt zu werden!"

In ähnlicher Weise, zum Teil noch weit ausführlicher, votierten auch die übrigen Gemeinden. Kurz und knapp berichtete Homfeld und machte sehr deutlich den Vorschlag, „eine amtsfreie Gemeinde mit den Dörfern des Aukrugs zu bilden. Allein schon wegen der gesellschaftlichen Zusammengehörigkeit der Dörfer des Aukrugs in kultureller, schulischer, wirtschaftlicher und nicht zuletzt in kirchlicher Hinsicht wäre es ein nicht wiedergutzumachender Schade, wenn dieses durch die Bildung einer größeren Verwaltungseinheit, die übrigens ganz anders geartet wäre, auseinandergerissen würde.

Die Gemeindevertretung von Homfeld bittet daher den Kreis um jede nur mögliche Unterstützung bei den übergeordneten Stellen bei ihren Besprechungen zur Bildung der amtsfreien Gemeinde ,Aukrug'." In allen Gemeinden wurde nun zur Erreichung des Zusammenschlusses zu einer amtsfreien Gemeinde ein Arbeitsausschuß gebildet, der aus den jeweiligen Bürgermeistern und ihren Stellvertretern, in Innien aus dem Bürgermeister Wüstenberg, Stellvertreter Kruse und den Gemeindevertretern Hans-August Jensen und Alfred George bestand.

Schon am 8.5.1968 fand eine Amtsausschußsitzung mit den Gemeindeausschüssen für die Vereinigung der Gemeinden statt. Die Standpunkte hatten sich in der Besprechung so angenähert, daß man sich darauf einigen konnte, einen Vertragsentwurf über die Bedingungen des Zusammenschlusses zu erstellen. Mit gewisser Spannung blickte die Bevölkerung auf die Haltung der Böker Gemeindevertretung, weil man wußte, daß sich hier die stärksten Kräfte für die Wahrung der Selbständigkeit der Dörfer befanden.

Erst in einer zweiten Abstimmung konnte die von einigen Vertretern geübte Stimmenthaltung überwunden und die erforderliche Stimmenmehrheit für den Zusammenschluß erreicht werden. Dieser Vertragsentwurf war von allen Gemeindevertretungen sorgfältig erörtert worden, so daß er nun nach seiner Annahme unverändert als Gründungsvertrag übernommen werden konnte. Mit der Annahme dieses Vertragsentwurfs war von den fünf Gemeinden die Zustimmung zur Gründung einer neuen Gemeinde AUKRUG gegeben.

Es war nur noch eine formaljuristische Angelegenheit der Landesbehörden, die Wirksamkeit dieses Gründungsvertrages durch die entsprechenden Gesetzes- und Verordnungsparagraphen abzusichern, und dann konnte durch die Unterzeichnung der bevollmächtigten Gemeindevertreter und der Landesregierung am 2. Juli 1968 die Zusammenlegung der fünf Gemeinden zu einer Gemeinde AUKRUG mit Wirkung vom 31. 12. 1969 erfolgen.

Der Tag der ministeriellen Genehmigung, der 2. Juli 1968, wurde zum Tag der offiziellen Unterzeichnung des Aukrug-Vertrages und damit zum Geburtstag unserer neuen Gemeinde!

Siehe auch