Lübsche Trade

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Karte
Zeichenerklrärung
Im Vordergrund der Gedenkstein; im Hintergrund die "Lübsche Trade" nach Meezen
Der Gedenkstein heute

Die Lübsche Trade war ein mittelalterlicher Handelsweg zwischen der Hansestadt Lübeck und Dithmarschen, dessen Bedeutung mit der mit dem Aufblühen der Hansestadt Lübeck etwa im 14. Jahrhundert zunahm. Jahrhunderte war der Weg für den Handel nicht mehr relevant und heute erinnern nur noch die Flurnamen an die Route.

Durch die Überbauung mit modernen Verkehrswegen lässt sich der genaue Verlauf durch Holstein heute nur an wenigen Stellen nachvollziehen. Für den Bereich Aukrug hat der Heimatforscher Georg Reimer versucht den den historischen Verlauf zu klären. An der Einmündung auf die Bundesstraße 430 befindet sich ein Gedenkstein.

Geschichte

Die Lübsche Trade wurde besonders im 14. Jahrhundert stark genutzt. Sie diente den Lübecker Kaufleuten als Verbindung zu den Häfen an der Westküste und zu den großen Märkten in Heide, Meldorf und Husum, andererseits den nach entsprechendem Vertragsschluss mit der Hansestadt Lübeck der Hanse von 1468 bis 1558 assoziierten freien Bauern aus Dithmarschen als Weg zu den Märkten des Ostseeraumes.[1] Sie diente auch als Heerstraße gegen die Dithmarscher.

Die Lübsche Trade wurde damals nicht neu angelegt, um den Handel zwischen Lübeck und Heide zu erleichtern, sondern sie entwickelte sich aus einer alten West-Ost- Verbindung heraus, die von Heide über Meldorf, Puls, Reher und Meezen über die Bünzener Au in Richtung Neumünster verlief. Im frühen Mittelalter lief dieser vor- und frühgeschichtliche Weg wahrscheinlich irgendwo an der Bünzener Au aus. Mit zunehmender Bedeutung des Falderagaues und dessen Zentrum Neumünster wurde die Bünzener Au überschritten, und der alte Weg erreichte Neumünster über Ehndorf. Will man die Lübsche Trade zwischen Meezen und Ehndorf abwandern, so findet man am Ende des Meezer Weges kurz vor der B 430 jenen Gedenkstein, der an sie erinnert und der das Gefühl bestärkt, man habe einen Teil der Lübschen Trade erwandert. Die noch verbleibende Wegstrecke nach Ehndorf sucht man dann aber vergebens.

Fragt man einen alten Aukruger nach dem Zwischenstück, so wird man über Bünzen in Richtung Wasbek oder Ehndorf geschickt; ein anderer verweist auf Bargfeld und weiß dann auch nicht weiter; ein dritter schließlich deutet auf Georg Reimers Buch hin: dort würde man Genaueres erfahren. Und auch bei Georg Reimer findet man nicht weiter. Dieses Dilemma spiegelt den Stand der landesgeschichtlichen Forschung wider, wenn man nach dem Teilstück der Lübschen Trade zwischen Meezen und Ehndorf sucht.

Überliefert ist, dass im Jahre 1557 in Meezen ein Lübecker Gespann ausgeplündert wurde.[2] Im Vermessungsregister über Nebenwege (2) des Amtes Rendsburg von 1843/44 haben wir Angaben über den Lauf des Weges und seine Breite:

  • Innien: 259 Ruten, 2 Ruten breit, eingefriedigt.
  • Bünzen: 931 R, 1 1/2 R. breit bis zum Dorf, weiter nach Neumünster 4-5 R. breit, nicht eingefriedigt. 2 Brücken im Dorf, mehrere Steindämme. Die letzten 130 Ruten nach Ehndorf sind Flugsand.
  • Homfeld: 639 R. 2-3 R. breit, eingefriedigt, 1 Steindamm (lag noch bis zum Bau der Ost-Weststraße).
  • Meezen: 849 Ruten, 2 R. breit, eingefriedigt, im Dorf ein Steindamm.
  • Bargfeld: 189 Ruten, 1 1/2-2 R. breit, im Dorf eingefriedigt.

Von Meezen geht sie über Altenjahn. Hier endet die Benennung Lübsche Trade und beginnt erst wieder auf Pulser Feldmark am Wege Reher-Puls. Früher führte sie über Jahrsdorfer und Reher Feld nach Reher, aber bei der Reher Verkoppelung ist sie gesperrt worden.

  • Puls: 715 Ruten, 4-5 R. breit. Bei der Wegscheide nach Seefeld ist eine Holzbrücke.
  • Seefeld 508 Ruten, 2-3 R. breit.
  • Ohrsee: 255 Ruten bis ans Dorf.

Hier endet leider das Vermessungsregister. Wir hätten gern aus ihm den Nachweis gehabt, daß die Lübsche Trade über Hanerau ging. Heinz Ramm hat dies mit guten Gründen im Rendsburger Jahrbuch 1955 nachgewiesen. Der Name Lübsche Trade wird noch im Aukrug für den Weg von Bünzen nach Ehndorf und von der Itzehoer Chaussee nach Meezen gebraucht. Ein Teil der Strecke nach Meezen ist durch die Anlage der Bundesstraße 430 verschwunden.

Mit dem Aufblühen Hamburgs und Lübecks Niedergang verlor die Lübsche Trade ihre Bedeutung.

Georg Reimer erschien es auffällig, daß diese Straße von Neumünster nicht den nächsten Weg über Wasbek nahm, sondern über Ehndorf. Er vermute, daß dies damit zusammenhängt, daß früher Arpsdorf der Endpunkt der Störschiffahrt war und der Weg nicht über Neumünster, sondern über Arpsdorf ging. Auch schien ihm der Weg über Bargfeld wenig wahrscheinlich. Die Innier Flurkarte von 1784 zeichnet den Weg von der jetzigen Itzehoer Chaussee in gerader Linie bis an den Weg Innien-Bargfeld. In seiner Verlängerung ging der „Hebammensteig" nach Bünzen. Nach Angaben alter Leute, die Georg Reimer ca. 1910 gemacht wurden, soll die Lübsche Trade Bargfeld nicht berührt haben, sondern gerade durch nach Bünzen gegangen sein. Die Designation der Landstraßen von 1769 gibt allerdings den Weg über Bargfeld an (3).

Streckenverlauf im Aukrug

Nun scheint es, dass in einer jüngsten Untersuchung die umstrittene Wegführung durch den Aukrug gelöst ist. Viele alten Furten hat man dadurch wiederfinden können, dass man auf Flurnamen aufmerksam wurde, die Furten bezeichnen; solche Flurnamen tragen u.a. den Wortbestandteil "hui", "hue", "wedel". Zwischen Innien und Willenscharen gibt es nur an einer einzigen Stelle Fluren, deren Namen auf eine Furt über die Bünzener Au hinweisen.

Auffällig ist weiter, dass sich diese Fluren auf den Ufern der Bünzener Au gegenüberliegen. Es sind dies die Fluren "Huenkamp" und "Hudenbrook", ca. 1 km südlich der Einmündung des Bredenbeks in die Bünzener Au. Ein weiteres Indiz, dass bei "Huenkamp" und "Hudenbrook" eine alte frühgeschichtliche Furt existiert haben muss, ergibt sich aus folgender Beobachtung. Die Ufer stehen relativ weit auseinander, so dass selbst bei Überschwemmungen das Wasser nur gemächlich fließt. Zusätzlich weist die Bünzener Au zwischen Innien und Willenscharen im Abschnitt Bredenbek / Wischbek das geringste Gefälle auf, so dass auch aufgrund des Gefälles das Wasser ruhig und behäbig abläuft. Wir dürfen daher guten Grundes annehmen, dass Flurnamen, Uferabstand und Gefälle auf eine alte Furt hinweisen.

Die Lübsche Trade hätte somit vom Gedenkstein an der heutigen B 430 über Bargfeld in Richtung "Huenkamp"/"Hudenbrook" einen großen nördlichen Bogen geschlagen, und Bünzen wäre gar nicht berührt worden. Und doch spricht manches dafür, dass auch Bünzen an der Lübschen Trade gelegen haben soll.

Andererseits spricht folgende Beobachtung gegen eine frühgeschichtliche Furt in Bünzen. Die Ufer liegen hier relativ dicht beieinander, das Gefälle der Bünzener Au zwischen Innien und dem Bredenbek ist relativ stark ausgeprägt, so dass das Wasser nach heftigen Regenfällen schnell fließen muss. Furten trifft man aber dort an, wo die Wassergeschwindigkeit niedrig und die Wassertiefe gering ist.

In der erwähnten Untersuchung wird folgende Lösung zur Streckenführung der Lübschen Trade vorgeschlagen. Ursprünglich führte die alte West-Ost-Verbindung von Meldorf in den Falderagau über Meezen, Waldhütten durch den Wald zwischen Wiedenborstel und Bargfeld zur Furt bei "Huenkamp"/"Hudenbrook". Von hier aus ging es weiter nach Ehndorf. Im späteren Mittelalter wurde diese Wegführung aus unbekannten Gründen aufgegeben. Der neue bevorzugte Weg ging von Meezen nach Bünzen; ob man von Bünzen über Bargfeld nach Meezen gelangte oder ob man erst in Richtung Homfeld ging und dann in den alten Sandweg abbog, an dessen Anfang der Gedenkstein steht, ist ungewiss. Wahrscheinlich bildete sich im Laufe von Generationen ein vielfältiges Wegegeflecht heraus, so daß Fuhrleute von Bünzen nach Meezen mehrere Wege zur Auswahl hatten.

Orte an der Lübschen Trade

Literatur

  • Klaus Bielenberg: Wege- und Verkehrswesen, in: Heimatbuch-Kommission (Hrsg.): Heimatbuch des Kreises Steinburg, Bd. 1, Glückstadt 1924, S. 229–247 (234).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Philippe Dollinger: Die Hanse. 2. Auflage, S. 124 ff.
  2. Georg Reimer: Die Geschichte des Aukrugs. 1978, Seite 169