Archiv:Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Aukrug

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Das Hünengrab bei Homfeld

Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Aukrug

Die ersten geschichtlichen Erwähnungen von Aukrug und seinen Ortsteilen wurde vom früheren Aukruger Bürger Waldemar Jury Moritz anlässlich der 850-Jahr-Feier im Jahr 1978 aufbereitet.

I. 850 JAHRE AUKRUG: STAND AM ANFANG EIN MORD?

Einleitung

Um es vorweg zu sagen: Die Gemeinde Aukrug besteht erst knapp 8 Jahre. Am 1. Januar 1970 trat ein Vertrag in Kraft, in welchem sich die fünf "Aukrug-Dörfer" Bargfeld, Böken, Bünzen, Homfeld und Innien zu der neuen Gemeinde "Aukrug" zusammenschlossen. Vom Jahr 1978 an gerechnet wird man also noch 842 Jahre warten müssen, um eine 850- Jahrfeier Aukrugs zu begehen. Wie kann man daher nach 8 Jahren eine 850-Jahrfeier in Aukrug organisieren? Haben es die Gemeindevertreter mit der Geschichte nicht so genau genommen? Der Leser stellt diese Fragen zu Recht.

Aber es gibt offenbar einen guten Grund, der die Gemeindevertretung im letzten Jahr dazu bewogen hat, fürs Jahr 1978 eine 850-Jahrfeier zu beschließen. Bei diesem Grund handelt es sich darum, dass Innien vor 850 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt sein soll. Da die Rechte und Pflichten der früheren Gemeinde Innien nach dem Dörferzusammenschluss auf die Gemeinde Aukrug übergegangen sind, lag es nahe, aus der 850-Jahrfeier Inniens eine Feier für Aukrug zu machen, zumal es viele Zeugnisse dafür gibt, dass die Landschaft in der näheren Umgebung Aukrugs schon vor weit mehr als 1000 Jahren bewohnt gewesen sein muss.

Ein kurzer Blick in die Vor- und Frühgeschichte

Das Gebiet, in dem die Gemeinde Aukrug liegt - man nennt es auch den Nortorfer Aukrug - war schon seit alters her besiedelt. Zahlreiche Funde von Werkzeugen und Waffen sowie Urnenfriedhöfe und Hünengräber geben Zeugnis davon, dass sich Menschen vor mehr als 2000 Jahren in dieser Landschaft aufgehalten haben. Ob sich die Menschengruppen der vorgeschichtlichen Zeit in der Aukruger Gegend dauerhaft niederließen oder nur auf der "Durchreise" waren, wissen wir nicht. Viele Fragen, die diese alte Zeit betreffen, können nicht beantwortet werden, weil Funde oft nicht gemeldet oder erkannt werden, Vor- und frühgeschichtliche Vorgänge in der Aukruger Gegend sind schwer oder gar nicht zu rekonstruieren. Wenngleich direkte Zeugnisse für eine ständige Besiedlung fehlen, so kann man aber über die Orts- und Flurnamensforschung indirekt auf eine kontinuierliche Besiedlung für die Zeit von unserer Zeitrechnung an bis etwa zum Jahr 800 schließen. Die Dorfnamen der fünf Aukrug-Dörfer lassen sich sprachgeschichtlich in zwei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe umfasst solche Namen, die auf -ing enden; die übrigen Namen ordnen sich in die zweite Gruppe ein.

Die landesgeschichtliche Forschung hat nun gezeigt, dass die -ing Namen in Schleswig- Holstein zu den ältesten Ortsnamen zählen und ihre Entstehung in die Zeit etwa zwischen Christi Geburt und dem Jahr 800 zu datieren ist. Zu diesen alten sächsischen Dörfern sind Bünzen und Innien zu zählen, die in Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts als buntzinge und enninge erwähnt werden. Es gibt allen Grund zur Annahme, dass diese beiden Dörfer schon Jahrhunderte früher als bewohnte Flecken in den dichten holsteinischen Wäldern vorhanden waren.

Die Dörfer Bargfeld, Böken und Homfeld sind dagegen wohl erst im Laufe von größeren Rodungsmaßnahmen nach dem Jahr 1000 entstanden. Die Bedeutung der beiden alten Ortsnamen Bünzen und Innien ist nicht eindeutig zu klären. Ob die drei jüngeren Dörfer von Sachsen aus Bünzen oder Innien gegründet wurden oder von Ortsfremden, ist nicht bekannt. Es scheint Gründe für die Annahme zu geben, dass Böken von Innien aus besiedelt worden ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass vom Heimatforscher Georg Reimer die Frage aufgeworfen wurde, ob die Besiedlung Aukrugs nicht durch Gnutzer Sachsen vorangetrieben worden sein könnte.

Vielfach ist zu hören, dass sich zwischen Innien und Gnutz nicht nur eine Sprach-, sondern auch eine Bevölkerungsgrenze erstreckt habe. Man wisse ja, so wird erzählt, dass slawische Wenden im 12. und 13. Jahrhundert in der Gnutzer und Nortorfer Gegend gewohnt hätten. Innien dagegen sei immer sächsisch geblieben.

Zunächst stimmt es, dass slawische Wenden in der Gnutzer und Nortorfer Umgebung gesiedelt haben. Es gibt aber keinen Beweis, der die berechtigte Annahme zulässt, in Innien habe sich keine Mischbevölkerung herausgebildet. Das Argument mit der Sprachgrenze erscheint mir deswegen nicht stichhaltig, weil man im alten Holstein vielerlei Sprachfärbungen antrifft, die sich im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet haben. Außerdem liegt Gnutz im alten sächsischen Holstengau, und schon der Ortsname "Gnutz" deutet auf ein altes germanisches Wort hin.

Dann muß man sich vor Augen halten, dass Karl der Große die Elbe als Reichsgrenze ansah und im Jahr 804 das Land zwischen Elbe und Eider den slawischen Abodriten zur Besiedlung gab. Wenn auch die Abodriten nicht lange hier siedelten, so ist es doch denkbar, dass sich zwischen Sachsen und Slawen familiäre Bande entwickelten. Daneben darf nicht übersehen werden, dass die nordelbischen Sachsengaue vom 9. - 12. Jahrhundert häufig von den Dänen und Slawen heimgesucht wurden. Da bei solchen Beutezügen auch Frauen geraubt wurden, muss mit gewissen Bevölkerungsvermischungen gerechnet werden.

Auch der Hinweis auf den bekannten Spruch "de schwatten Gnutzer, de grisen Böker un de witten Innier" bringt keine Stütze der Ansicht, zwischen Innien und Gnutz habe es eine Siedlungsgrenze gegeben, da niemand weiß, was dieser Spruch eigentlich meint. Wenden wir uns nun der 850-Jahrfeier der Gemeinde Aukrug zu. Da die Gemeindevertretung beschlossen hat, im Jahr 1978 eine 850-Jahrfeier zu begehen, muss das Jahr 1128 in einer direkten Beziehung zu einem der fünf Aukrug-Dörfer stehen. Wir werden sehen, dass bei der Erörterung der 850-Jahrfeier einige Probleme auftauchen.

Ein gewisser Daso schlägt einen Slawenfürsten tot

Am Anfang der schriftlichen Überlieferung stand ein Mord, vielleicht auch nur ein "Totschlag". Schuldig: ein gewisser Daso, dessen Wohnsitz nach allgemeiner Ansicht Innien gewesen sein soll. Gehen wir im Folgenden der Frage nach, was vor 850 Jahren passierte und wer dieser Daso war.

Um 1150 schrieb ein Priester namens Helmold aus Bosau, einem Dörfchen nicht weit entfernt vom Plöner See, eine Geschichte über die Bekehrung der Slawen. Wir erfahren von ihm, daß etwa von 1093 - 1127 ein Slawenfürst Heinrich in Ostholstein lebte, der zwei Söhne hatte; Sventipolk war der ältere und Knut der jüngere Sohn. Nach dem Tod des Vaters brach unter den Söhnen ein Streit um die Herrschaft aus. Knut, dem offenbar ein gewisses Recht am Mitregieren zustand, wurde in der Lütjenburg erschlagen. Die Alleinherrschaft des Sventipolk sollte jedoch nur von kurzer Dauer sein, denn etwas später wurde auch er das Opfer eines Anschlags. Helmold berichtet im 48. Kapitel seiner Chronik, dass Sventipolk durch die Hinterlist eines gewissen, sehr reichen Daso aus Holstein getötet wurde: "Zuentepolch non longe post interfectus est dolo cuiusdam Dasonis predivitis de Holzatia." (Sventipolk wurde kurze Zeit später hinterlistig durch einen gewissen, sehr reichen Holsteiner namens Daso getötet).

Diese Stelle bei Helmold wurde von der Gemeindevertretung Aukrugs für die 850-Jahrfeier in Aukrug herangezogen. Untersucht man die Quelle aber genauer, so stellt man sofort fest, dass Helmold weder erwähnt, in welchem Jahr Sventipolk von dem Holsteiner Daso ermordet wurde noch aus welchem Ort dieser Daso stammte.

Das Mordjahr an Sventipolk läßt sich einigermaßen sicher ermitteln. Wir wissen, dass sich die Brüder Knut und Sventipolk zwischen den Jahren 1127 und 1129 um die Herrschaft stritten. Vielleicht verrichtete Daso sein blutiges Werk im Jahr 1128, vielleicht auch 1129. Die Wahl, den Mord in das Jahr 1128 zu verlegen, ist zwar willkürlich, aber zulässig. Welche Gründe gibt es nun, Daso mit Innien in Verbindung zu bringen? über die Herkunft des Daso sind wir nur auf Vermutungen angewiesen. Zwanzig Jahre später, im Jahr 1148, taucht in der Zeugenliste einer Urkunde Heinrichs des Löwen ein Mann namens Vergotus auf, der als Sohn eines "Daso de Ennige" bezeichnet wird und mit seinen Brüdern der Urkundenausstellung beiwohnte. Die Urkunde ist zwar später teilweise verfälscht worden, aber die landesgeschichtliche Forschung nimmt an, dass die Zeugenliste nicht überarbeitet wurde. Wenn daher im Jahr 1148 ein Vergotus lebte (auf holsteinisch wird man ihn wohl Wirgo gerufen haben), der als Sohn eines Daso de Ennige bezeichnet wird, so können wir daraus entnehmen, dass eine Generation vorher, etwa um 1120, das Dorf Innien existierte und dort ein Mann namens Daso lebte.

Einige landesgeschichtliche Forscher nehmen an, der Daso aus Innien des Jahres 1148 und der Daso Helmolds des Jahres 1128 sind ein und derselbe. Es gibt gewisse Gründe für eine Gleichsetzung. Aber letztlich stellt diese Gleichsetzung nur eine Annahme dar, die bis jetzt nicht bewiesen ist. Der Daso, der Sventipolk ermordete, kann aus Innien stammen, muss es aber nicht!

Die Nachricht über den Totschlag an Sventipolk gibt uns einige interessante Aufschlüsse. Nach Helmold soll dieser Daso sehr reich gewesen sein. Wie konnte man damals aber reich werden? Einmal sicherlich durch Raub, Mord und Totschlag. Andererseits muss man sich vor Augen halten, dass Daso nach allem, was wir über ihn wissen oder vermuten können, eine hervorgehobene Persönlichkeit war, der als reicher Bauer eine Art Bauernhäuptling darstellte und über Gesinde und Gefolgschaft gebot. Während er seiner Gefolgschaft seinen Schutz angedeihen ließ, mehrte diese dankbar sein Vermögen. Es ist anzunehmen, dass Daso auch durch Raubzüge in das benachbarte Wendenland seinen Reichtum vergrößerte. Wenn Helmold uns überliefert, Daso habe den Sventipolk durch "dolo" getötet, so lässt sich dies zum einen als hinterlistig deuten. Andererseits kann es als Blutrache verstanden werden. Vielleicht war Daso nach den damals geltenden Moral- und Ehrenvorstellungen der Germanen verpflichtet, sich an Sventipolk zu rächen. Was ihm schließlich gelang!

Mord und Totschlag gehörten und gehören leider zu allen Zeiten zum Alltag. Darin unterscheiden sich die Zeiten beileibe nicht. Man mag einschränken, dass Helmold, seiner Eigenschaft als Priester gemäß, einen Mord als verwerflich bezeichnen musste und daher beim Mord an Sventipolk ganz selbstverständlich Ross und Reiter nannte.

Wenn wir nun Helmolds Chronik aufmerksam lesen, so stellen wir fest, dass wir aber weder den Namen des Mörders erfahren, der Knut umbrachte, noch desjenigen, der nach Sventipolks Tod kurze Zeit später dessen Sohn bei der Artlenburg an der Elbe erschlug. Es fällt also auf, dass eine Herrschersippe durch drei Morde ausstirbt und dass nur bei einem dieser Greueltaten der Mörder beim Namen genannt wird.

Wir wissen, dass die Nachrichten, die Helmold uns überlieferte, sehr verlässlich sind. So muss es erstaunen, dass Helmold uns diesen Daso nicht näher erläutert. Hätte er nicht anstelle der umständlichen Formulierung ein gewisser, sehr reicher Daso aus Holstein kurz und knapp der reiche Daso aus Innien schreiben können? Zwei Möglichkeiten bieten sich an, diese umständliche Formulierung bei Helmold zu erklären: 1. Helmold wusste zwar den Namen, die Volkszugehörigkeit und den Vermögensstand des Mörders; sein Wohnort war ihm nicht bekannt (hätte er sich nicht danach erkundigen können? ) und 2. Daso war so bekannt, dass alle Zeitgenossen wussten, wo er wohnte; dann allerdings hätte Helmold einfach schreiben können der reiche Daso aus Holstein. Warum also die umständliche Formulierung? Wir wissen es nicht.

Wenn auch die Zeitgenossen Helmolds damals *vielleicht wussten, woher Daso stammte; uns nützt dies nichts, weil unsere Quelle dazu schweigt. Man kann daher wegen der Namensgleichheit nur vermuten, dass der Mörder Daso mit dem 20 Jahre später erwähnten Daso aus Innien identisch ist.

Nehmen wir einmal an, bei den beiden Dasos würde es sich um ein und denselben handeln, der in Innien zuhause war. Was können wir über ihn dann noch in Erfahrung bringen? Diese Frage will ich im Folgenden kurz behandeln.

Der Daso de Ennige aus der Urkunde Heinrichs des Löwen vom 13. September 1148

Nach der Rückkehr von einem siegreichen Feldzug gegen die Dithmarscher machte Heinrich der Löwe wahrscheinlich nicht weit von Innien halt, und zwar bei Heinkenborstel, und ließ dort am 13. September 1148 eine Urkunde ausstellen. Es war damals Brauch, dass Zeugen die einer Urkundenausstellung beiwohnten, namentlich am Ende des Textes in die Zeugenliste mit aufgenommen wurden. Diese Zeugen waren meist bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, und sie wurden in einer bestimmten Reihenfolge aufgeführt. In der Zeugenliste der erwähnten Urkunde taucht u.a. Vergotus mit seinen Brüdern auf, die als Söhne des Daso aus Innien bezeichnet werden. Daher können wir jetzt schon schließen, dass Vergotus keine unbedeutende Persönlichkeit war, aber doch so jung, dass man noch Bezug auf seinen Vater nehmen musste, der wohl vielen bekannt war.

Die Urkunde Heinrichs des Löwen vom 13. September 1148 ist für die landesgeschichtliche Forschung von großer Bedeutung. Sie gestattet uns, einige Angaben über die Zustände im Raum zwischen Elbe und Eider zu machen. Das Land, das die nordelbischen Sachsen bewohnten, war in drei Siedlungsräume aufgeteilt, die gleichzeitig eine politische Einheit darstellten: Dithmarschen, Holstein und Stormarn. Diese drei G a u e waren jeweils in Gauviertel unterteilt. An der Spitze eines Gaues stand ein Overbode, der das Kommando über das "Heer" hatte und gleichzeitig oberster Richter war. in jedem Gauviertel gab es einen Boden, der für die militärische Sicherheit in seinem Gauviertel verantwortlich war. Den Boden der Gauviertel standen sogenannte Landesrichter zur Seite, die an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten Recht sprachen. Die Ämter Overbode, Bode und Landesrichter waren in der Regel erblich.

Aus der oben erwähnten Urkunde geht nun hervor, dass Vergotus, der Sohn des Daso aus Innien, Landesrichter war. Damit können wir schließen, dass Innien der Sitz des Landesrichters in einem der vier holsteinischen Landesviertel war und dass die Sippe des Daso dieses Amt ausübte. Irgendwann einmal müssen die Vorfahren des Daso aus Innien so einflussreich gewesen sein, dass sie das Amt des Landesrichters übertragen bekamen und dann innerhalb der Sippe vererbten.

Der Spruch "recht haben und recht bekommen sind zweierlei" dürfte keine Erfindung der Neuzeit sein. Während es heute einigermaßen einfach ist, sich Recht zu verschaffen, blieb den alten Sachsen nur der Weg zum Thing offen, wo Rechtsfälle entschieden wurden. Ob dabei auch Recht gesprochen wurde und ob man Gerechtigkeit walten ließ, steht auf einem anderen Blatt. Schon Tacitus berichtet, dass in Germanien Rechtsstreitigkeiten oftmals schon vor dem Urteilsspruch von den Stammeshäuptern beraten wurden, um nicht zu sagen "ausgeklüngelt".

Die Germanen glaubten an Götter; nach ihrer Ansicht hausten diese in heiligen Hainen und taten ihre Meinung durch Vorzeichen kund. Ein Germane, der auf der Suche nach Recht war, wird wohl über göttliche Vorzeichen gewusst haben wollen, wie der Rechtsstreit ausgehen würde. Vielleicht konnten Opfer die Götter günstig stimmen. Möglicherweise konnte man mehr erreichen, wenn man dem Verlauf des Rechtsganges etwas nachhalf. Daso war eine einflussreiche Persönlichkeit und konnte als Vorsitzender des Gerichts den Ablauf der Verhandlung sicherlich beeinflussen. Wenn wir davon ausgehen, dass der Daso des Jahres 1128 mit dem Richter Daso aus Innien identisch ist, so haben wir es mit einem Richter zu tun, der reich war, über Einfluss und Gefolgschaft verfügte und der hemdsärmelig genug war, seinen Moralvorstellungen Geltung zu verschaffen.

Eine weitere ertragreiche Einnahmequelle des Daso könnte auch der Handel gewesen sein, aber nicht als ein Reisender in Sachen Recht und Kommerz. Seine Geschäftstätigkeit könnte folgendermaßen ausgesehen haben.

Wir wissen, dass durch den Aukrug eine weitere frühgeschichtliche, wichtige Handelsstraße verlief: von Willenscharen über Innien nach Rendsburg. Von dort führte der Weg weiter nach Haithabu, diesem bedeutenden Umschlagsplatz. Manch ein holsteinischer Sachse wird nicht nur im Wald gesessen haben, um sich redlich von den Früchten der Natur zu nähren. Man wird vermuten dürfen, dass sich einige als Straßenräuber versuchten, um so das karge Einkommen aufzubessern. So bedeutend der frühgeschichtliche Weg auch war - wie alle anderen natürlich ebenso - so unsicher war er für Kaufleute, die gen Norden zogen. Wahrscheinlich hat Daso seine Stellung und seinen Einfluss dazu genutzt, den Händlern Schutz auf den Handelswegen zu bieten, die in der näheren und weiteren Umgebung Aukrugs verliefen. Dasos Gefolgschaft sorgte dafür, dass die Händler unbehelligt blieben, und diese zahlten für die Sicherheit mit klingender Münze oder mit begehrter Ware. Beide waren's zufrieden: der Händler, der unbehelligt blieb, und Daso, der nicht schlecht verdiente.

Der Wohnsitz der Dasonidenfamilie in Innien ist bis heute unentdeckt geblieben. Georg Reimer vermutete, dass die Dasoniden auf einer Burg saßen, die vielleicht in der südöstlichen Ecke der Flur "Schmäkoppel" am Fußsteig nach Böken stand. Es wäre ein glücklicher Zufall, wenn man bei den Bauarbeiten, die im Augenblick. auf der Schmäkoppel in Gange sind, auf Funde stoßen würde, die auf eine Besiedlung in der fraglichen Zeit hindeuten.

Ob die Sippe der Dasoniden überhaupt auf einer Burg hauste, ist fraglich. Es ist denkbar, dass sie auf einem primitiven Hof wohnten, der von Dornenhecken umgeben war und so Schutz gegen Überfälle bot. Ein solcher Hof könnte auf der Flur "Mannhagen" nördlich Innien gelegen haben, da man unter Mannhagen ein Stück Land versteht, dass mit Dornenhecken umgeben ist und eine Schutzfunktion gegen Angriffe erfüllt. Sollten die Dasoniden eine Burg besessen haben, so muss man die Bünzer Burg, eine Turmhügelburg, als Wohnsitz in Betracht ziehen. Es ist nämlich zu fragen, ob die Bünzer Burg ursprünglich überhaupt mit Bünzen in Verbindung stand. Wir wissen bis heute nicht, wo das alte, Innien zur Zeit des Daso lag. Denkbar ist, dass der alte Siedlungskern Inniens südlich der Bahn lag. Ein Indiz für diese Annahme ist die Tatsache, dass die alte Kapelle nicht nördlich, sondern südlich der Bahnlinie Neumünster-Heide gebaut wurde. Andererseits ist es auffällig, dass es nördlich der Bahn Flurnamen gibt, die auf alte Befestigungen hinweisen: Mannhagen, Burgbek und Schloßberg. Der Wohnort der Dasoniden bleibt verschollen. Wir haben keinen Anhaltspunkt dafür, wo er zu suchen ist.

Zusammenfassung

Wir müssen leider feststellen, dass es keinen historischen Beleg gibt, der das Jahr 1128 direkt mit einem der fünf Aukrug-Dörfer in Verbindung bringt. Es gibt nur Indizien, dass der bei Helmold erwähnte Daso aus dem Jahr 1128 (1129 ? ) mit dem Daso de Ennige aus der Urkunde Heinrichs des Löwen vom 13. September 1148 identisch ist. Die Entscheidung der Gemeindevertreter Aukrugs, im Jahr 1978 eine 850-Jahrfeier zu begehen, beruht auf einer Annahme, für die manches spricht. Die Namensgleichheit kann aber auch dem Zufall entspringen.

Doch wie auch immer: Feste soll man feiern, wie sie fallen, und wer wird sich wegen dieser 20 Jahre Kopfzerbrechen machen, da in Aukrug schon Jahrhunderte vorher Menschen lebten!

II. UNTERSUCHUNGEN ZU EINZELNEN HISTORISCHEN FRAGEN

Die sog. Bünzer Burg und die Bünzer Schanze

Die Bünzer Burg; der Erdkörper und der Graben sind noch gut erhalten
Der mächtige Ringwall bei Willenscharen
Teil der Einfelder Burganlage
Rekonstruktion einer Turmhügelburg des 13./14. Jahrhunderts
Blick auf die Reste der "Bünzer Schanze"
Im Vordergrund der Gedenkstein; im Hintergrund die "Lübsche Trade" nach Meezen

Wie Sie wissen, befinden sich in Aukrugs näherer und weiteren Umgebung zahlreiche künstliche Erdhügel, die Hünengräber. Man stößt auch auf zwei künstliche Erdaufwürfe, von denen einer sehr wahrscheinlich eine mittelalterliche Befestigung des 13./14. Jahrhunderts darstellt. Bei dem zweiten könnte es sich möglicherweise um eine kleinere Wehranlage handeln, deren Zeitstellung aber ungewiss ist.

Der eine dieser beiden künstlichen Erdaufwürfe liegt zwischen Innien und Bünzen. Geht man den Weg zwischen dem Sportplatz und dem Ortsausgang Bünzen entlang bis zum Auufer der Bünzener Au, so sieht man rechts am Wegende einen von Bäumen bewachsenen Hügel: die Bünzer Burg. Die vor ihr liegende Koppel soll Bori und auch Burgkamp geheißen haben. Diese Flurnamen deuten schon darauf hin, dass hier irgendwo eine Burg gelegen haben muss. Wie hat man sich solch eine Burg vorzustellen und was hat der mit Bäumen bewachsene Erdhügel mit einer Burg gemeinsam? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir kurz in die Frühgeschichte Schleswig-Holsteins blicken.

Die üblichen Befestigungen in Holstein und auch in anderen Gegenden waren bis zum 12./13. Jahrhundert Rundwälle . Ihr Durchmesser betrug ca. 80 - 100 m, und die Wallhöhe lag zwischen 4 und 12 m; sie hatten also in der Form Ähnlichkeit mit den beliebten Strandburgen. Solche Rundwälle finden wir in der weiteren Umgebung Aukrugs: in Einfeld, Wittorf und Willenscharen. Diese drei, zum Teil noch gut erhaltenen Rundwälle waren Teil eines sächsischen Burgensystems, das sich von Rendsburg bis Hamburg erstreckte und der Bevölkerung in der Nähe eines Rundwalles Schutz vor feindlichen Einfällen bieten sollte.

Wer hat nicht schon einmal Strandburgen gebaut? Man schaufelt sich dabei in die Tiefe, und der Sand aus der Mitte wird zum Wallbau benutzt. Die Turmhügelburgen waren ebenso leicht zu bauen, nur anders herum. Man hob zunächst den Graben aus und warf die Erde in die Mitte. Während so der Graben tiefer und breiter wurde, wuchs der Erdhaufen in der Mitte in die Höhe. Damit war die Hälfte der Burg fertig. Das, was oben auf dem Hügel dann konstruiert wurde, ähnelte den Forts, wie man sie aus den Wildwest- Filmen kennt. Der Erdhügel wurde oben abgeplattet, und man errichtete am oberen Rand eine solide Palisade. In der freien Fläche des Innenraumes zimmerte man einen kräftigen Holzturm zusammen, und darin hauste dann der Burgherr mit Sack und Pack, Kind und Kegel.

Steht man heute vor der sog. Bünzer Burg, so sieht man nur noch den Erdhügel, der die Jahrhunderte in erstaunlich guter Verfassung überdauert hat. Das Erbauungsdatum der Burg ist unbekannt. Als Burgherr wird gewöhnlich eine Familie Buntzinge genannt, die im Jahr 1351 für Bünzer urkundlich belegt ist. Leider muss der Bünzer Stolz auf die eigene Burg etwas eingeschränkt werden. Die Burg lag zwar bis vor kurzem auf Bünzer Gemeindegebiet, aber niemand weiß, wo das alte sächsische Bünzen zu lokalisieren ist. Sollte das alte sächsische Innien südlich der Bahn gefunden werden, so ist es denkbar, daß der Daso aus Innien mit der Burg in Verbindung steht.

Über die Bünzer Schanze lässt sich wenig sagen. Ursprung und Zweck liegen völlig im Dunkeln. Sie befindet sich gegenüber der Mühle von Hermann Carstens. Es handelt sich bei ihr um einen flachen, bogenförmigen Wall, der sich nicht weit vom Ufer der Bünzener Au erhebt.

Die Schlacht bei den Dithmarsischen Bergen im Jahr 1317: eine Legende?

Liest man das Kapitel über die Schlacht bei den Dithmarsischen Bergen bei Georg Reimers Geschichte des Aukrugs, das auch in der 2. Auflage unverändert gedruckt wurde, so entsteht ein lebhaftes Schlachtbild vor Augen. Mit ein wenig Phantasie kann man sich leicht vorstellen, wie die Dithmarscher den Kampf mit den Holsteinern aufnehmen und aufgerieben werden. Zweifel an der Schlacht können schon deswegen kaum auftauchen, weil man doch das Datum zu glauben kennt: 17. Juli 1317.

Allem Anschein nach hat diese Schlacht aber nie stattgefunden. Überprüft man die Quellen, so stellt man fest, dass aus den zeitgenössischen Quellen zweierlei hervorgeht: Sie wissen über eine Schlacht zwischen Holsteinern und Dithmarschern bei den Dithmarsischen Bergen östlich Bünzen nichts zu berichten; sie betonen vielmehr, dass die Dithmarscher mit ihrer Beute erfolgreich nach Hause gelangten.

Die Nachricht über die Schlacht müssen wir daher kritisch überprüfen. Der Presbyter Bremensis, der als erster von dieser angeblichen Schlacht berichtet, lebte etwa 100 Jahre später, nämlich ca. um 1450. Es bleibt rätselhaft, woher er die Information über eine Schlacht bei Bünzen im Jahr 1317 bezog. Vom Presbyter Bremensis wissen wir aber, dass er eine starke Abneigung gegen die Dithmarscher hatte und dass er es bei anderen Gelegenheiten nicht so genau mit dem historischen Detail nahm. Die Ausführungen in seiner Chronik müssen daher mit Vorsicht betrachtet werden. Er kann die Schlacht schlicht erfunden haben.

Zweifel an dem Bericht des Presbyter Bremensis über die Bünzer Schlacht tauchen auch deswegen auf, weil er auf das beliebte Motiv des sich bewegenden Waldes zurückgreift, der in Wirklichkeit aus getarnten Soldaten bestand. Dieses Motiv finden wir u.a. später in Shakespeare's Macbeth . In der ersten Szene des 4. Aktes wird Macbeth prophezeit, er werde nie besiegt, bis der große Wald bei Birnam zum Schloß Dunsinane emporsteige. Als sich Macbeth später auf Schloss Dunsinane befindet, meldet ihm ein Soldat, der Wald bei Birnam fange an zu gehen. Macbeth, der dem Soldaten anfangs die Meldung nicht glaubt, muss sich davon überzeugen, dass es stimmt: Die gegnerischen Truppen hatten sich im Wald bei Birnam versteckt und rücken nun, mit Sträuchern getarnt, gegen das Schloss vor.

Wir müssen daher hinsichtlich der Schlacht bei Bünzen im Jahr 1317 davon ausgehen, dass es keinen zeitgenössischen Beleg für diese Schlacht gibt und dass der ca. 200 Jahre später auftauchende Hinweis nicht glaubwürdig genug ist. Die Schlacht bei Bünzen: historische Wahrheit, Legende oder Erfindung? Wir wissen es nicht.

Die Lübsche Trade

Lübsche Trade, so nannte man den alten Handelsweg von Lübeck nach Heide, der mit dem Aufblühen der Hansestadt Lübeck etwa im 14. Jahrhundert an Bedeutung zunahm. Jahrhunderte später nahm die Bedeutung des Weges für den Handel ab, und heute erinnern nur noch die Flurnamen an den alten Weg.

Die Lübsche Trade wurde damals nicht neu angelegt, um den Handel zwischen Lübeck und Heide zu erleichtern, sondern sie entwickelte sich aus einer alten West-Ost- Verbindung heraus, die von Heide über Meldorf, Puls, Reher und Meezen über die Bünzener Au in Richtung Neumünster verlief. Im frühen Mittelalter lief dieser vor- und frühgeschichtliche Weg wahrscheinlich irgendwo an der Bünzener Au aus. Mit zunehmender Bedeutung des Falderagaues und dessen Zentrum Neumünster wurde die Bünzener Au überschritten, und der alte Weg erreichte Neumünster über Ehndorf. Will man die Lübsche Trade zwischen Meezen und Ehndorf abwandern, so findet man am Ende des Meezer Weges kurz vor der B 430 jenen Gedenkstein, der an sie erinnert und der das Gefühl bestärkt, man habe einen Teil der Lübschen Trade erwandert. Die nochverbleibende Wegstrecke nach Ehndorf sucht man dann aber vergebens. Fragt man einen alten Aukruger nach dem Zwischenstück, so wird man über Bünzen in Richtung Wasbek oder Ehndorf geschickt; ein anderer verweist auf Bargfeld und weiß dann auch nicht weiter; ein dritter schließlich deutet auf Georg Reimers Buch hin: dort würde man Genaueres erfahren. Und auch bei Georg Reimer findet man nicht weiter. Dieses Dilemma spiegelt den Stand der landesgeschichtlichen Forschung wider, wenn man nach dem Teilstück der Lübschen Trade zwischen Meezen und Ehndorf sucht. Nun scheint es, dass in einer jüngsten Untersuchung die umstrittene Wegführung durch den Aukrug gelöst ist. Viele alten Furten hat man dadurch wiederfinden können, dass man auf Flurnamen aufmerksam wurde, die Furten bezeichnen; solche Flurnamen tragen u.a. den Wortbestandteil "hui", "hue", "wedel". Zwischen Innien und Willenscharen gibt es nur an einer einzigen Stelle Fluren, deren Namen auf eine Furt über die Bünzener Au hinweisen.

Auffällig ist weiter, dass sich diese Fluren auf den Ufern der Bünzener Au gegenüberliegen. Es sind dies die Fluren "Huenkamp" und "Hudenbrook", ca. 1 km südlich der Einmündung des Bredenbeks in die Bünzener Au. Ein weiteres Indiz, dass bei "Huenkamp" und "Hudenbrook" eine alte frühgeschichtliche Furt existiert haben muss, ergibt sich aus folgender Beobachtung. Die Ufer stehen relativ weit auseinander, so dass selbst bei Überschwemmungen das Wasser nur gemächlich fließt. Zusätzlich weist die Bünzener Au zwischen Innien und Willenscharen im Abschnitt Bredenbek / Wischbek das geringste Gefälle auf, so dass auch aufgrund des Gefälles das Wasser ruhig und behäbig abläuft. Wir dürfen daher guten Grundes annehmen, dass Flurnamen, Uferabstand und Gefälle auf eine alte Furt hinweisen.

Die Lübsche Trade hätte somit vom Gedenkstein an der heutigen B 430 über Bargfeld in Richtung "Huenkamp"/"Hudenbrook" einen großen nördlichen Bogen geschlagen, und Bünzen wäre gar nicht berührt worden. Und doch spricht manches dafür, dass auch Bünzen an der Lübschen Trade gelegen haben soll.

Andererseits spricht folgende Beobachtung gegen eine frühgeschichtliche Furt in Bünzen. Die Ufer liegen hier relativ dicht beieinander, das Gefälle der Bünzener Au zwischen Innien und dem Bredenbek ist relativ stark ausgeprägt, so dass das Wasser nach heftigen Regenfällen schnell fließen muss. Furten trifft man aber dort an, wo die Wassergeschwindigkeit niedrig und die Wassertiefe gering ist.

In der erwähnten Untersuchung wird folgende Lösung zur Streckenführung der Lübschen Trade vorgeschlagen. Ursprünglich führte die alte West-Ost-Verbindung von Meldorf in den Falderagau über Meezen, Waldhütten durch den Wald zwischen Wiedenborstel und Bargfeld zur Furt bei "Huenkamp"/"Hudenbrook". Von hier aus ging es weiter nach Ehndorf. Im späteren Mittelalter wurde diese Wegführung aus unbekannten Gründen aufgegeben. Der neue bevorzugte Weg ging von Meezen nach Bünzen; ob man von Bünzen über Bargfeld nach Meezen gelangte oder ob man erst in Richtung Homfeld ging und dann in den alten Sandweg abbog, an dessen Anfang der Gedenkstein steht, ist ungewiss. Wahrscheinlich bildete sich im Laufe von Generationen ein vielfältiges Wegegeflecht heraus, so daß Fuhrleute von Bünzen nach Meezen mehrere Wege zur Auswahl hatten.

"De schwatten Gnutzer, de grisen Böker un de witten Innier"

Wenn man über die Geschichte des Aukrugs spricht, so stößt man häufig auf den Ausspruch "de schwatten Gnutzer, de grisen Böker un de witten Innier". Bis heute kann aber niemand sagen, was dieser Ausspruch beinhaltet. Das "schwatte Gnutzer" soll, so wird erzählt, darauf hinweisen, dass sich die Slawen mit der sächsischen Bevölkerung in der Gnutzer Gegend vermischt hätten und man noch in der Haarfarbe den slawischen Einschlag bemerken könne. Aber sicher ist das nicht.

Was die "witten Innier" angeht, so kann dieses Problem einer vorläufigen Lösung zugeführt werden. Wir haben oben gesehen, dass Innien vor 850 Jahren Sitz eines Richters war. Da die Richter in der Gegend umherzogen und Recht sprachen, so dürfen wir annehmen, dass die Dasoniden überall in Holstein gut bekannt waren. Allem Anschein nach hießen die Richter damals im Volksmund "die Wittigen", Leute, die weise, klug oder gewitzt waren. Sprachgeschichtlich lässt sich "Wittig" allem Anschein nach auf das gemeingermanische Wort "wisa" zurückführen, das auch im Indogermanischen als "weid" vorhanden gewesen sein muss und das im Altenglischen als "witan" auftaucht. Allen diesen Wörtern ist gemeinsam, dass sie "weise", "klug", "gute Urteilsfähigkeit" bedeuten. Mit den Worten "de witten Innier" wird man nicht gemeint haben, dass die Innier damals klug oder weise waren, sondern man wollte wohl eher ausdrücken, dass ein Sachse aus Innien kam, dem Ort, wo die Richter wohnten. Im Wort "de witten Innier" lebt daher der alte Wohnsitz einer Richtersippe weiter.

Selbstverständlich wäre dieser Text ohne die vielfältigen Untersuchungen der landesgeschichtlichen Forschung nicht zustande gekommen. Dem interessierten Leser stehe ich jederzeit für Literaturangaben zur Verfügung. Zwei Angaben möchte ich abschließend erwähnen, da sie die Grundlage der vorliegenden Texte darstellen. Der Hinweis, dass die Richter früher "Wittige" gehießen haben, ist zu finden bei: Walther Lammers, Das Hochmittelalter bis zur Schlacht von Bornhöved, in: Olaf Klose (Hg), Geschichte Schleswig-Holsteins, 4. Band, 1. Lieferung, Neumünster: Karl Wachholtz Verlag, Dez. 1961, S.59; zu den übrigen Fragestellungen vergleiche die Literatur bei: Waldemar J. Moritz, Das nordalbingische Burgensystem und die holsteinische Grenzabwehr während der Zeit des 9.-11. Jahrhunderts (unter besonderer Berücksichtigung des Raumes Rendsburg, Neumünster und Hohenwestedt). Staatsexamensarbeit, Historisches Seminar der Universität Kiel, Prof. Dr. E. Hoffmann, 1978, 396 S.

Herrn Prof. Dr. E. Hoffmann sei für die Durchsicht des Manuskriptes und für zahlreiche Hinweise gedankt.