Landtechnik in Aukrug

Aus Aukrug Geschichte Wiki
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Dampfdreschmaschine auf dem Thun'schen Hof in Innien (um 1900), Hauptstraße 37 (heute Pohlmann).
Buschhacker bei Kahlke in Homfeld (um 1900).
Stalldungfahren im Winter. Hermann Ratjen, Bargfeld, hat den Kastenwagen umgerüstet. Seitenbretter und Schotten wurden abgenommen und dafür ein altes Seitenbrett und ein schmales Dungbrett an die Rungen gelegt. Zum Sitzen benutzt er einen Strohsack.

Die Landtechnik in Aukrug erfuhr schon bald nach dem Ersten Weltkrieg eine umfassende Modernisierung. Die Versorgungsnotlage im und nach dem Krieg führte auch noch in den 1920er Jahren zu einem intensiveren Einsatzes von Technik in der Landwirtschaft, deren Industralisierung bereits Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzt hatte. So verdoppelte sich zwischen 1925 und 1929 die Anzahl der Traktoren und Zugmaschinen auf deutschen Feldern.

Entwicklung seit 1860

Die technischen Entwicklungen seit ca. 1860 hatten der Landwirtschaft einen ungeheuren Fortschritt gebracht. Die allgemeinen Züge der Entwicklung dürften bekannt sein, aber es schien dem Chronisten Georg Reimer im Jahre 1959 reizvoll, einmal die Frage zu untersuchen, wie sich dieser Fortschritt 100 Jahre später in unseren Dörfern widerspiegelte. "Die heutige junge Generation wird sich kaum ein Bild davon machen können, mit wie einfachen Mitteln der Betrieb eines Bauernhofes um 1850 aufrecht zu erhalten war. Alle Arbeiten, mit Ausnahme von Pflügen, Eggen und Einfahren, mußten in Handarbeit geleistet werden: Säen, Mähen, Harken, Dreschen, Buschhacken, Flachsbearbeitung, Spinnen, Melken, Buttern usw. Und dazu die einfachen, schweren Geräte: hölzernes Pfluggestell mit hölzernem Streichbrett und eiserner Schar, hölzerne Eggen mit Eisen- oder gar noch Holzzinken, schwerfällige hölzerne Eimer, hölzerne Rahmbütten (-Setten), handgeschmiedete Forken usw."

Seit etwa 1860 kamen allmählich einzelne Maschinen in der Landwirtschaft auf.

Hunderad

Hundegöpel im Museumsdorf Cloppenburg zum Drehen des Buttergefäßes – ein frühes Beispiel für die Mechanisierung der Landwirtschaft. Der Hund läuft in dem Käfig leicht aufwärts und treibt die Holzkette an, die mit dem Butterfass rechts im Kasten verbunden ist.

Das Hunderad (2), auch Hundegöpel genannt, zum Treiben des Butterkarrn. An der Außenseite der Küchenwand befand sich ein hölzernes Rad, das vom Erdboden bis an das Dach reichte. Es war etwa 50 cm breit, hatte an der Innen- und Außenseite etwa 1 m hohe Bretterverkleidung. Auf dem Innenrand waren Leisten angebracht. Eine verriegelte Tür führte hinein. Durch diese wurde der große Hofhund gelassen. Durch seine Bewegung setzte er das Rad in Bewegung. Die Achse des Rades führte durch die Küchenwand. In der Küche lag ein großer Felsen mit einer eingehauenen Rille, in die das Butterfaß paßte. Durch hölzerne Kammräder wurde die Drehung auf den „Plümper" übertragen, damit das Buttern erfolgen konnte. Noch um 1890 befand sich das Butterrad bei Glindemann in Böken, obgleich es seit der Gründung der Meierei 1886 außer Dienst gestellt war.

Göpel

Fahrbare Dreschmaschine mit Säulengöpel, Patent 1876

Der Göpel, der um 1870 hier eingeführt wurde, benutzte die Pferdekraft als Antrieb. Mit ihr kam die Dreschmaschine. Gleichzeitig löste die Staubmühle (der Weiher) das mühsame Reinigen des Korns durch Siebe oder Werfen mit der Handschaufel ab. Die alte, mit der Hand betriebene Häcksellade wurde durch die vom Göpel getriebene Häckselmaschine ersetzt. Noch um 1920 sah man auf entlegenen Höfen den Göpel, obgleich er nur noch selten in Gebrauch kam.

Pferdeharke

Die Pferdeharke kam um 1870 in unsere Dörfer. Angeblich hatten Soldaten sie in Frankreich kennengelernt. Schmied Stammer in Bargfeld baute die ersten Pferdeharken im Aukrug mit hölzernem Rahmen und selbst geschmiedeten eisernen Zinken. Nun wurden Hungerharke und Heuharke nur selten gebraucht.

Dampfdreschmaschine

Die Dampfdreschmaschine wurde 1886 zuerst im Landwirtschaftlichen Verein empfohlen. 1888 schaffte eine Genossenschaft eine an. Etwas später kam der Buschhacker dazu. Nun konnte man in Stunden das Dreschen, Hacken und Sägen erledigen, wozu man sonst Wochen gebraucht hatte. Nach Errichtung des E-Werks in Innien wurde die Dampfmaschine allmählich durch den Elektromotor ersetzt.

Kartoffelroder

1874 berichtete Harms in Bünzen, daß er zum Kartoffelaufnehmen einen Pflug benutzt habe. Ob dieser eigens dazu hergestellt war, besagt das Protokoll nicht. 1913 probierte Claus Glindemann in Böken zwei Kartoffelroder, einen mit Stangensieb und einen mit Klauen. Sie befriedigten nicht. Die Pferdekraft reichte nicht aus. Nach 1920 kam der Roder mit Klauen recht in Aufnahme, bis er nach 1945 durch den Vorratsroder abgelöst wurde.

Sämaschine.

Das Säen wurde bis etwa 1900 durch die Hand erledigt. Der Breitsäer war hier nicht in Gebrauch. 1887 wurde ein Versuch mit der Drillmaschine gemacht, der sehr befriedigte. Es wurde empfohlen, daß der Landwirtschaftliche Verein eine Drillmaschine zum Verleihen beschaffen möchte. Aber erst ab 1900 wurde sie mehr und mehr eingeführt.

Mähmaschine

Der Selbstbinder wird vom Trecker gezogen
Getreideernte in Aukrug. Ein Selbstbinder ist mit vier „Holsteinern" bespannt

Unterm 22. August 1863 erhielten O. Schnoor, Kunstdrescher, und M. Stoldt, Wollspinner in Schenefeld, auf zehn Jahre ein Patent für die ganze dänische Monarchie auf die ausschließliche Anfertigung von Mähmaschinen (3) nach der von ihnen angegebenen Konstruktion. 1873 wurde im L. V. Innien behauptet, daß unser Boden für eine Mähmaschine zu locker sei. Doch wurde empfohlen, daß der Landwirtschaftliche Verein eine zur Probe kaufen sollte (nicht geschehen). Erst um 1890 kamen die Grasmäher in Aufnahme, die bald auch zum Kornmähen benutzt wurden, wie auch heute noch gelegentlich auf kleinen Betrieben. Der erste Ableger wurde 1903 in Bargfeld benutzt, der Selbstbinder 1910. Den ersten Mähdrescher probierte man 1953 in Bargfeld.

Heuaufzug und Heupuster

Ersterer wurde 1927, letzterer ab 1935 gebraucht. Sie ersetzen das mühsame Abladen von Heu und Korn mit der Hand.

Ringelwalze

Sie wurde von 1873 an von Stammer in Bargfeld gefertigt. Meistens wurde die aus einem dicken Baumstamm hergestellte glatte Walze gebraucht.

Doppelpflug

Pflügen in Böken. Heinrich Möller hat die Leine so um den Hals gelegt, daß sie unter dem linken Arm hindurchläuft. So kann er durch Körperbewegungen die Pferde lenken, ohne daß er seine Hände von den Sterzen des Pfluges nehmen muß.

Ein Doppelpflug wurde 1891 vom Landwirtschaftlichen Verein angeschafft. 1880 kaufte der erste Schleswig-Holsteinische Waldverband einen Untergrundpflug. Johannes Hölk auf Bucken hat ihn stark gebraucht. Er wurde von 6-14 Pferden gezogen und brach den Ortstein bis auf 60 cm.

Traktoren

Ackerbestellung. Hans Carstens, Böken, sitzt auf dem gummibereiften Deutz, der einen Zwei-Schar-Anhängerpflug zieht.

Der erste in der Landwirtschaft gebrauchte Trecker kam 1927. Heute gibt es kaum einen Bauernhof, der nicht den Trecker gebraucht. Dadurch ist der Pferdebestand stark zurückgegangen.

Mühlen

Bis 1862 gab es nur die Wassermühle in Bünzen. 1863 wurde neben ihr eine in Thienbüttel abgebrochene Windmühle erbaut, die 1891 nach Mecklenburg verkauft wurde. 1878 wurde die Windmühle in Innien erbaut.

Melkmaschinen

Bald nach der Währungsreform von 1948 wurden die ersten Melkmaschinen eingeführt.

Miststreuer

Mitte der fünfziger Jahre kamen die Miststreuer in unsere Dörfer.

Entwicklung seit 1918

Die Bauern hatten die große Vermögensumwälzung der Nachkriegsinflation (Geldentwertung) verhältnismäßig gut überstanden, denn sie kamen als Besitzer von Sachwerten in die Lage, ihre Verschuldung abzustoßen und Gebäude und Einrichtungen zu verbessern. Darüber hinaus konnten sie nun allmählich moderne Maschinen und in immer größerem Maße den zwar teuren, aber hier auf der Geest unverzichtbaren Mineraldünger verwenden. Die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft nahm enorm zu.

Der „Landwirtschaftliche Verein an der Bünzau" hat in seiner ungemein segensreichen Tätigkeit die Bauern des Aukruges aufgeschlossen gemacht, die modernen Errungenschaften der Agrarwissenschaft und der Landmaschinentechnik für sich zu nutzen und immer mehr entsprechende Veränderungen in der Betriebswirtschaft vorzunehmen.

Die geradezu stürmische Entwicklung landwirtschaftlicher Maschinen nach dem Zweiten Weltkrieg zwang jeden Landmann dazu, sich der modernen Maschinen zu bedienen, wenn er nicht in seiner Leistungsfähigkeit zurückbleiben wollte. Eine umwälzende Veränderung in der bisherigen Betriebsführung bedeutete der unaufhaltbare Vormarsch der für die unterschiedlichen Bedürfnisse entwickelten Zugmaschine, des Treckers. Schon 1927 tauchte der erste im Aukrug auf.

Ende der 1970er-Jahre hatte fast jeder Hof einen, jeder mittlere und größere Hof sogar mehrere Trecker unterschiedlicher Größe. In dem Maße nun, wie die Zahl der Trecker zunahm, nahm die der Pferde ab. Arbeitspferde gibt es gar nicht mehr auf unseren Höfen. Pferdehaltung ist nur noch bedeutsam für die Zucht von Reit-, Spring- und Traberpferden. Der Pferdesport hat sich ganz vom ländlich-bäuerlichen Bereich in den städtischen verlagert. Reit- und Fahrkunst, Kenntnisse von Sielengeschirr und Anspannung, von Wagentypen und Fahrkultur sind dem bäuerlichen Nachwuchs verlorengegangen. Das altehrwürdige Handwerk des Dorfschmieds mit seinem Hufbeschlag ist fast ganz ausgestorben. Maschinenreparaturwerkstätten sind an seine Stelle getreten. Amboß, Blasebalg und Esse, Sense, Reifen, Lederschurz sind selbst von heutigen Landleuten bald nur noch im Museum zu betrachten. Auch Wind- und Wassermühlen hatten 30 jahre nach dem Zweiten Weltkrieg kaum noch Bedeutung.

Kartoffeldämpfanlage

Die nicht mehr vorhandene Kartoffeldämpfanlage beim Lager der Raiffeisenbank

Es schien zeitweilig sogar, als hätte die gute alte Kartoffel an Bedeutung für die menschliche Ernährung verloren und könnte nur noch auf dem Wege durch den Schweinemagen nutzbringende Verwendung finden. Kartoffeldämpfen wurde bedeutsam, und schon wurde eine neue Maschine aufgestellt. Eine Kartoffeldämpfanlage wurde von der Raiffeisengenossenschaft auf dem Platz vor dem Warenspeicher errichtet, und in jedem Herbst rollten aus dem gesamten Aukrug und darüber hinaus die Kartoffelwagen heran, um bald mit dampfendem, weil „gedämpftem" Inhalt wieder zurückzukehren. Nach kaum 10 Jahren war die Marktlage völlig verändert, Kartoffeldämpfen nicht mehr gefragt und die Anlage wieder verkauft. Freie Marktwirtschaft! Aber neue Futterveränderungseinrichtungen traten an ihre Stelle.

Hochsilos

Hochsilos (Harvestore) ragten auf einigen Höfen mit reiner Viehhaltung wie Kirchtürme aus der Landschaft (H. W. Fölster, Bergeest). Kurz angetrocknetes, gehäckseltes Gras wird im Frühsommer durch eine Förderanlage in den Siloturm gehoben und im Winter als trockenes Fertigfutter mittels eines Schneckenganggetriebes in die Futtertröge der Milchkühe gefördert. Die Fütterung der ganzen Herde erfolgt fast automatisch mit wenigen Handgriffen. Beinahe jeder Hof verfügt über einen Fahrsilo für die Vergärung von Rübenblatt und Futtermais zu einer sehr nährwerthaltigen Silage für die Kühe.

Getreidesilo

Seit 1966 übernahm ein 30 Meter hoher Getreidesilo der Raiffeisengenossenschaft im Speicherkomplex gegenüber dem Bahnhof fast die gesamte Getreideernte des Aukruges zur Trocknung und auch zur Lagerung.

Rode- und Verlesemaschinen

Seit Mitte der 1950er-Jahre kamen im Aukrug durch das Landmaschinenlohnunternehmen Jürgen Honermeier, Gnutz, u. a. gewaltige Rübenrodemaschinen zum Einsatz, die in einem Arbeitsgang von max. 6 Reihen Rüben das Blatt gewinnen, die Rüben herausheben und in einen mitgeführten Rübenbunker laden. Nur noch das Fortschaffen des Rübenblattes und der Rüben erfordert zusätzliche Arbeitsgänge.

Zum Aufnehmen der Kartoffeln sind Kartoffelrode- und -verlesemaschinen im Einsatz. Sie entsprechen allerdings nicht voll den Erwartungen, weil unsere Moränenlandschaft zu steinig ist und die Maschinen daher kartoffelgroße Steine mit aufnehmen, die dann mühsam ausgelesen werden müssen und überdies die Maschinen beschädigen.

Mähdrescher

Um 1958 wurde der erste gezogene Mähdrescher im Aukrug eingesetzt. Ein Lanz-Bulldog zieht und treibt die Maschine an. Sie ist mit einer Einsackvorrichtung ausgestattet.

Eine geradezu umwälzende technische Neuerung in der landwirtschaftlichen Betriebsführung bedeutet die Verwendung des Mähdreschers. Ursprünglich nur für Großbetriebe konstruiert, ist er inzwischen so gestaltet worden, dass er auch mit großem Erfolg in bäuerlichen Betrieben eingesetzt werden kann. Zunächst erfolgte sein Einsatz auf genossenschaftlicher Basis durch die sogenannte Dreschgemeinschaft Bargfeld/Innien, bald aber auch schon vereinzelt im Privatbesitz.

Nach der 1976 erfolgten Auflösung der Dreschgemeinschaft geschieht der Einsatz von hochmodernen Mähdreschern im Aukrug vornehmlich durch die schon genannte Firma Jürgen Honermeier, Gnutz. Der Mähdrescher stellt ein Wunderwerk der Technik dar und hat die Jahrhunderte alte, tief in die Lebensgewohnheiten des Landmannes und der Landbewohner eingewurzelte Vorstellung vom Mähen und Garbenbinden und Hockenaufsetzen und Ernte einfahren völlig verdrängt. Eine gewaltige Maschine rauscht durch das Korn, mäht es, drischt es, verladet es und preßt das Stroh. Wo am Morgen noch ein großes wogendes Kornfeld stand, sieht man am Abend nur noch ein Stoppelfeld mit langen Reihen gepresster Strohballen.

Auswirkungen auf die bäuerliche Pferdezucht

Klaus Friedrich Rathjen auf der Pferdekoppel

Im Raum Aukrug wurden seit Jahrhunderten Holsteiner Warmblutpferde gezüchtet. Diese Pferde standen mehr im Wirtschaftstyp (Wagenpferde). Durch die rasante Technisierung in der Landwirtschaft brach auch im Aukrug die Holsteiner Zucht fast vollständig zusammen. Nur einige unerschrockene Pferdeliebhaber setzten auf den Bedarf an Reitpferden. Das Holsteinische Pferd wurde in den Jahren durch den Einsatz von englischen Vollbluthengsten zu einem Reitpferd umgezüchtet. Da die Holsteiner Reit- und Dressurpferde dank der weltweiten Erfolge im Sport sehr gefragt sind, lohnt sich die Züchtung wieder.

Zu denjenigen, die nach 1960 Holsteiner Reitpferde züchteten, gehören Rudolf Carstens, Claus Johann Harms, Heinz Brinkop aus Bünzen, Wilfried Hochstein aus Bökenfeld und Hans-Heinrich Kreutz, Detlef Ratjen und Klaus Friedrich Rathjen aus Homfeld. Alle Stuten dieser Züchter sind im Hauptstammbuch des Holsteiner Verbandes eingetragen. 1990 wurden in Aukrug 24 Pferdehalter mit 233 Pferden gezählt, darunter 24 Ponys.

Siehe auch