Archiv:Gründung der Kirche in Innien

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Gründung der Kirche in Innien (zur besseren Lesbarkeit wurden bei der Digitalisierung Überschriften für die Abschnitte ergänzt.)

Daß vor der Gründung der Nortorfer Kirche eine Kapelle in Innien bestand, ist bereits erwähnte. Sie ist in der Reformationszeit eingegangen. Die 14 km betragende Entfernung von der Kirche in Nortorf trug nicht zu einem guten Kirchenbesuch bei.

Bittschrift an den König

Durch Claus Harms Auftreten um 1817 nahm das ernste kirchliche Leben einen Aufschwung, der auch im Aukrug seine Wellen schlug. So entstand hier, zehn Jahre bevor Pastor v. Neergaard seine Schrift: Lieb Holstein, mußt mehr Kirchen bauen (Glückst. 1856) erscheinen ließ, der Wunsch, im Aukrug ein Gotteshaus zu haben. Die treibenden Personen scheinen in der Hauptsache der klösterliche Bauervogt Claus Glöy in Innien und der spätere Dingvogt Hingst in Bargfeld gewesen zu sein. „Ein Bedürfnis unserer Seele hat uns Einwohner aus den zum Kirchspiel Nortorf eingepfarrten fünf Dörfern Innien, Böken, Bünzen, Bargfeld und Homfeld am 28. Februar (1846) zu einer Versammlung vereinigt, um zu besprechen, was in dieser Hinsicht zu tun sei", berichtet Glöy an das Kloster Itzehoe. Im April 1846 sandten Glöy u. a. eine entsprechende Bittschrift an den König:

Alleruntertänigste Bitte der Einwohner in den Dörfern Innien, Böken, Bünzen, Bargfeldt und Homfeldt, Kirchspiels Nortorf, um gnädigste königliche Genehmigung zum Bau eines  Gotteshauses in der Mitte unserer Dörfer; sowie um Befreiung von den bisherigen Verpflichtungen  gegen die Kirche zu Nortorf und gegen die dortigen Prediger bei Vakanzen.

Allerdurchlauchtigster,
Großmächtigster König,
Allergnädigster König und Herr.

Eine Sehnsucht, ähnlich der, welche der Psalmist ausspricht in den Worten des 84sten Psalms „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth; meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn", ist auch in unseren Seelen erwacht, auch wir fühlen ein Verlangen nach dem Gotteshause, um an den Tagen des Herrn gespeiset und gesättigt zu werden mit dem reinen Himmelsbrote, dem Worte Gottes, welches ewig, unverdorben und für jedermann stärkend und erquickend ist. Die Kirche ist uns ein lieber Ort geworden, wo wir gerne jeden Sonn- und Festtag uns versammelten zur gemeinsamen Feier des Gottesdienstes, um unsere Seelen, welche die Woche hindurch nur zu sehr beschäftigt und zerstreut worden sind, von dem Irdischen zu erheben: „Hinauf zu Gott! Hinauf zu Gott!"

Dieser kirchliche Sinn ist bei uns besonders erwacht, seitdem wir hier in Nortorf unsern christlichen Prediger Kähler gehabt haben, der als ein treuer Diener Jesu Christi es recht versteht und sich angelegen sein läßt, seiner Gemeinde das Wort Gottes rein und lauter zu verkündigen. Ein großes Hindernis aber, unsere Sehnsucht zu befriedigen, ist die weite Entfernung unserer Dörfer von unserer Kirche in Nortorf, da diese ca. 1 1/2 Meilen beträgt. Daher ist in uns der Wunsch laut geworden: Hätten wir doch in der Mitte unserer Dörfer eine Kirche! Nachdem wir diesen Wunsch zur reichlichen Überlegung gezogen, wenden wir uns an Ew. Königliche Majestät mit der alleruntertänigsten Bitte:

Allerhöchst dieselben wollen allergnädigst uns die Genehmigung zum Bau eines Gotteshauses in der Mitte unserer Dörfer erteilen.

Was uns ferner zur vorstehenden alleruntertänigsten Bitte treibt, ist Folgendes: Wir, als Familienväter, halten es für unsere Pflicht, unsere Kinder, sowie unser Gesinde zum fleißigen  Kirchenbesuch anzuhalten; wie oft wird aber die weite Entfernung ein Grund zum Wegbleiben aus derselben. Wie oft wird den Insten und Armen, denen Pferde und Wagen fehlen, dieser Umstand das größte Hindernis zum fleißigen Besuch der Kirche. Und die Zahl dieser ist nicht gering im unsern Dörfern, wie sich aus dem Folgenden ergibt. Die Seelenzahl in den genannten Dörfern beträgt 1045, die Familienzahl 198, von welcher nur 53 Familien im Besitz von Pferden und Wagen sind. Eine Kirche in unserer Nähe würde ein Mittel sein, diese, die da arm sind an Brot, reich zu machen in Gott, oder sie zu bewahren oder herauszuführen aus der geistigen Armut, wo nicht allein ihr Tisch, sondern auch ihr Herz leer ist, wo ihnen nicht nur fehlt das Brot, sondern auch Gott, wo sie nicht nur Mangel an Speis und Trank, sondern auch an Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, an Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem heiligen Geiste.

Ferner: Unsere Konfirmanden müssen von Weihnachten bis Ostern zweimal bis dreimal wöchentlich zum Konfirmandenunterricht nach Nortorf; dieses hat wohl seine Schwierigkeiten, besonders für schwächliche Kinder. Auch ist Befehl der Regierung, daß die Schulkinder vom zwölften bis zum sechzehnten Jahre zur Kinderlehre in der Kirche angehalten werden sollen, wie ist dieses aber bei der weiten Entfernung möglich?
Man hat hier im Kirchspiel freilich Dörfer, die auch weit entfernt sind von der Kirche, aber sie leben doch unter den günstigen Verhältnissen, daß sie andere Kirchen in ihrer Nähe haben, wo sie auch nicht hinausgewiesen werden, welches günstige Verhältnis bei uns nicht der Fall ist.
Daß schon früher das Bedürfnis nach einer Kirche hier gefühlt worden ist, möchte daraus hervorgehen, daß eine Sage berichtet, in der Mitte der Dörfer sei eine Kapelle gewesen.
Um unser Vorhaben zur Ausführung bringen zu können, falls unsere Bitte uns allergnädigst sollte gewährt werden, erlauben wir uns, zu derselben noch eine zweite alleruntertänigste Bitte hinzuzufügen, nämlich:

Ew. Königliche Majestät möchten uns von unsern alten Verpflichtungen gegen die Kirche zu Nortorf, sowie bei Vakanzen der Predigerstellen auch von den Verpflichtungen gegen die dortigen Prediger allergnädigst befreien.

Was Ew. Königliche Majestät als Grund dienen möchte, uns letztere alleruntertänigste Bitte zu gewähren, nehmen wir uns die Freiheit auszuführen, daß die Gemeinde Nortorf vor 50-60 Jahren nicht größer war, als sie sein wird, wenn unsere fünf Dörfer von derselben abgetrennt werden. Die Kirche zu Nortorf ist jetzt nicht groß genug mehr, die Gemeinde zu fassen. Zu diesem Kirchspiele gehören 20 Schulen, wenn also die fünf Dörfer mit ihren vier Schulen abgetrennt werden, so werden noch 22 Schulen bleiben.

Die Hufenzahl im Kirchspiel ist ca. 250, wenn also die genannten Dörfer mit ca. 40 Hufen abgehen, so werden noch 210 Hufen bleiben, wogegen unsere Nachbargemeinde Hohenwestedt nicht mehr als 100 Hufen hat, doch sind daselbst zwei Prediger angestellt.
Die Kirche in Nortorf hat auch Kapitalien und 117 Tonnen Roggenlieferung in natura.
Aus diesem geht hervor, daß die Gemeinde zu Nortorf immer noch eine große bleibt, wenn unsere Dörfer sollten davon getrennt werden.

Sollten wir uns der allergnädigsten Gewährung unserer alleruntertänigsten Bitte zu erfreuen haben, so erlauben wir uns aber auszusprechen, daß es möchte uns vorbehalten bleiben oder frei gestellt werden, über unsere Geldmittel und über die Stellung des künftigen Predigers inskünftig näher zu erklären.

Vertrauensvoll sehen wir der allerhuldvollsten Erhörung unserer alleruntertänigsten Bitten entgegen und verharren in tiefster Ehrfurcht

Ew. Königlichen Majestät
alleruntertänigste

Innien Claus Glöy	
Böken Hans Jargstorf		
Bünzen Claus Harms	
Bargfeld Christ. Hingst
Homfeld N. D. Schwieger

Das Kloster befürwortete die Bitte, hielt aber die Dörfer nicht für leistungsfähig genug, um den Plan auszuführen. Auch die beiden Pastoren lobten den Entschluß des Aukrugs und erkannten das Bedürfnis einer Kirche an, meinten aber, daß der Bau usw. die Kräfte des Aukrugs übersteigen würde. Sie empfehlen daher den Bau einer Kapelle und die Anstellung eines Prädikanten, da die Kandidaten reichlich seien. Dieser hätte die Predigt und den Unterricht der Konfirmanden zu übernehmen, wofür ihm neben freier Station etwa 100 Rthlr Courant zu zahlen wären. Auch halten sie es nicht für angängig, daß der Aukrug von den Leistungen gegen die Prediger und den Küster bei eintretender Vakanz befreit werde, da die Gehälter so wie so nicht groß seien.

Die Nortorfer Kirchenjuraten lehnten jede Lostrennung des Aukrugs ab, da auch nicht alle Einwohner des Aukrugs für den Rau waren. In Böken waren es zwei gegen den Willen der anderen. Böken reicht darum eine Vorstellung gegen den Bau ein, die aber nicht berücksichtigt wurde. Die Juraten meinten, wenn der Wunsch des Aukrugs berücksichtigt werde, so könnten auch andere Dörfer (z. B. Bargstedt, Holtdorf und Oldenhütten) mit ähnlichen Anträgen kommen. Nortorfs Leistungsfähigkeit wäre damit in Frage gestellt.

Aufbringung der Geldmittel

Die Dörfer wurden nun aufgefordert, ihre Pläne für die Aufbringung der Geldmittel einzureichen. Pastor Kähler berichtet: Sie wollen 8000 Mk Courant aufbringen zur Erbauung der Kirche usw." ihrem künftigen Prediger aus eigenen Mitteln eine jährliche Einnahme von 1000 Mk Crt. sichern, ebenso dem Küster persönliche Accidentien bewilligen. Gewiß ist ein solches Anerbieten ehrenwert und ein Zeugnis von dem religiösen Sinn dieser Leute und von dem Ernste, mit welchem sie ihren Zweck verfolgen. Allein das reicht bei weitem nicht aus". Es waren in allem 23 000 Mk erforderlich. Die fehlenden Mittel sollten durch eine Hauskollekte gesammelt werden. Pastor Kähler faßt seine Ansicht zusammen:

„Es scheint mir in dieser Zeit, wo überall die materiellen Interessen vorzuwalten pflegen, besonders lebenswert und edel zu sein, daß bei einer nicht geringen Zahl von einfachen Landleuten sich auch einmal das höhere Bedürfnis geltend macht und so offen hervorzutreten wagt".

Chr. Hingst aus Bargeld, Claus Rohweder und Claus Glöy aus Innien hatten Ende September oder Anfang Oktober 1848 auf Luisenberg bei Kellinghusen eine Audienz beim König Christian VIII. Dieser stellte ihnen die Bewilligung einer Kollekte in Aussicht (3).

Die Erhebung von 1848 hinderte die weitere Bearbeitung des Planes. Immerhin wurde Pastor v. d. Heyde 1849 mit der Bedingung in Nortorf angestellt, daß er sich eine Abtrennung des Aukrugs ohne Entschädigung gefallen lassen müsse.

Unterm 28. September 1855 nahm das Ministerium für Holstein und Lauenburg in einem Schreiben an das Visitatorium den Plan wieder auf. Die Pastoren v. d. Heyde und Decker erstatten nach Anhörung der Dörfer ihren Bericht: Böken, Bünzen und Homfeld erklärten, nicht bauen zu wollen, Bargfeld war einstimmig für den Bau, jedoch mit der Bedingung, daß Wiedenborstel, Sarlhusen und Meezen dazu gelegt würden. Innien war für den Bau, wünschte aber den Beitritt weiterer Dörfer des Kirchspiels Kellinghusen. „Es ist also nach unserer Meinung jetzt nicht die gelegene Zeit zur Abtrennung der fünf Dörfer von der Nortorfer Gemeinde", schreibt Pastor v. d. Heyde.

1864 hatte sich die Ansicht des Nortorfer Kirchenvorstandes gewandelt. Am 14. Juni baten die Juraten die herzogliche Regierung, die Aussonderung des Aukrugs zu veranlassen und die Dörfer anzuhalten, sich mit der Stammgemeinde abzufinden. Der Aukrug sollte also für die bisherigen Kirchenlasten irgendwie weiter zahlen.

Am 15. Juni 1864 war im Schulhause zu Bargfeld eine Versammlung, in der Amtmann v. Harbou, Propst v. d. Heyde, Kirchspielvogt Caspersen in Nortorf und Pastor Corpus aus Kellinghusen zugegen waren. Amtmann von Harbou berichtete über den Stand der Sache. Die Kosten würden sich auf 30 000 Mk Court belaufen. Zur Deckung dieser Kosten sei der größte Teil des in Händen des Bischofs befindlichen Fonds von 12 000 Mk (Neujahrskollekte) bestimmt; außerdem hatte v. Bülow auf Bothkamp 3000 Mk in Aussicht gestellt, wenn vor dem 15. Januar 1865 der Bau beschlossen sei.

Außer den Aukrugdörfern waren Meezen, Wiedenborstel und Poyenberg vertreten. Bucken und Poyenberg lehnten den Beitritt zur neuen Gemeinde ab. Die anderen Dörfer waren bereit

  1. zum Bau a Hufe 200 Mk, also von 40 Hufen 8000 Mk Court = 9600 M aufzubringen,
  2. zum Gehalt des Pastors a Hufe jährlich 10-12 Mk = 480 Mk Court = 576 M zu geben,
  3. je Hufe 1 Tonne Roggen zu liefern,
  4. für Fuhrwerksbesitzer bis zu den 1/8 Hufen sollten die üblichen Gebühren verdoppelt werden = ca. 720 M,
  5. der künftige Kirchort stellt 12 Tonnen Land als Bauplatz, Anlage des Friedhofs, Rest als Dienstland für den Prediger unentgeltlich zur Verfügung (4).

Das Kirchenbaukomitee

Schwierig gestaltete sich die Verhandlung über den künftigen Kirchort. Homfeld und Bargfeld kamen in Frage. Beide boten 12 Tn. Land, Homfeld dazu eine Brennholzlieferung, Bargfeld eine Torflieferung. Böken erklärte nur beitreten zu wollen, wenn nicht in Homfeld gebaut würde, Meezen wollte aber nur beitreten, wenn in Homfeld gebaut würde. So war keine Einigung zu erzielen. So wurde der berühmte Ausweg einer Kommission eingeschlagen. In dieses Kirchenbaukomitee wurden Chr. Hingst, Bargfeld, Jochim Jargstorff, Böken, Henning Glöy, Innien, Jakob Ratjen, Homfeld, Axt, Meezen, Hans Schümann, Wiedenborstel, Hans Holm, Bünzen und als Schriftführer Lehrer Rehder, Homfeld, gewählt.

Aber auch diese gelangten zu keiner Einigung über den Kirchort. Die Landesregierung hatte die Genehmigung einer Kollekte gegeben.

1868 ordnete Oberpräsident v. Scheel-Plessen eine persönlidie Verhandlung im Hause des Dingvogts Hingst in Bargfeld an. Um etwas zu erreichen, wurde die Bauplatzfrage ausgeschaltet. Die Dörfer bekannten sich zu dem obengenannten Leistungsangebot von 1865. Eine weitere Versammlung sollte die Entscheidung über den Kirchort treffen. Sie kam aber in dem Jahre nicht zustande. 1869 wandten sich Jakob Reimers und Henning Glöy mit einem neuen Gesuch an den Oberpräsidenten und baten um Wiederaufnahme der Verhandlungen. Für die nun folgenden Verhandlungen bildete ein Beschluß des Konsistoriums (heute Kirchenregierung) und der Regierung in Schleswig von 1869 die Grundlage: Die Aukrugdörfer sind von ihrem bisherigen kirchlichen Verbande zu trennen. Es ist aus ihnen ein neues Kirchspiel zu bilden. Durch Hinzulegung einiger Nachbardörfer aus dem Kirchspiel Kellinghusen ist es zu vergrößern. Die ausscheidenden Dörfer werden von ihren bisherigen Lasten frei, verlieren aber auch den Anspruch auf das Stammvermögen der Kirchen. Am 6. Mai 1870 fand eine Besprechung mit den Vertretern der Gemeinden statt. Über das Ergebnis sagen die Akten nichts.

Am 31. August 1874 kam vom Kultusminister die endgültige Entscheidung: „daß von dem Plane der Errichtung einer selbständigen Parochie für die Aukrugdörfer und einige benachbarte Orte bis auf weiteres Abstand genommen werden muß", da die Kosten zu groß würden. Darum wurden von 1875-83 und von 1885-91 mit Unterstützung aus dem Zentralfonds alle vierzehn Tage in der Innier Schule Nebengottesdienste abgehalten.

Das dritte Pastorat

Im Februar 1892 war Generalsuperintendent Ruperti in Innien. Nach einem Gottesdienst im Bahnhofshotel hielt er eine Besprechung mit den Gemeindevertretern und Gemeindegliedern ab, in der er den Plan vorlegte, in Innien eine Kapelle und ein Pastorat zu bauen und einen Hilfsgeistlichen dorthin zu entsenden.

Nun verfügte das Konsistorium unterm 5. März 1892 die Entsendung eines Hilfsgeistlichen nach dem Aukrug mit dem Wohnsitz in Innien. Am 22. Mai 1892 wurde Pastor Lehfeldt gegen den Willen des Nortorfer Kirchenvorstandes in Innien eingeführt. Nortorf verweigerte die Einstellung der Gelder zur Besoldung des Hilfsgeistlichen in den Etat. Konsistorium und Regierung verfügten Zwangsetatisierung. Der Nortorfer Kirchenvorstand verlangte eine Vorausbelastung des Aukrugs von 500 M, da nur der Aukrug von dem Hilfegeistlichen Nutzen hätte. Das Konsistorium verfügte gleichmäßige Aufbringung im ganzen Kirchspiel.

Im Dezember 1892 wurde dann die Errichtung eines dritten Pastorats der Kirchengemeinde Nortorf beschlossen.

Die Urkunde lautet:

Kiel/Schleswig, den 15./19. Dezember 1892

Mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten wird nach Anhörung der Beteiligten folgendes bestimmt.

§ 1. Neben dem bisherigen Hauptpastorat und Diakonat wird in der Kirchengemeinde Nortorf ein drittes Pastorat errichtet, welches neben freier Wohnung und Garten — bzw. einem aus der Kirchenkasse zu zahlenden ausreichenden Wohnungsgeld — mit einer aus der Kirchenkasse zu gewährenden Einnahme von 1800 M einschließlich der Stolgebühren dotiert wird.

§ 2. Dem dritten Pastorat wird für die von ihm zu vollziehenden Amtshandlungen ein besonderer Pfarrbezirk zugeteilt, welcher aus den Ortschaften Bargfeld, Böken, Bünzen, Homfeld und Innien besteht. Im Übrigen wird die Geschäftsverteilung zwischen den Geistlichen der Nortorfer Gemeinde durch das Konsitorium näher geregelt.

§ 3. Der dritte Pastor erhält seinen Wohnsitz in Innien.

§ 4. Die Urkunde tritt am 1. Januar 1893 in Kraft. 

Unterschriften.

Das Nortorfer Kirchenkollegium verweigerte wieder die Einstellung der Geldmittel. Am 28. Mai 1893 erfolgte die zwangsweise Einstellung von 1900 M in den Etat. Dagegen beschritt Nortorf den Rechtsweg. Der Streit ging bis an das Oberverwaltungsgericht in Berlin. Am 24. Januar 1894 wurde die Klage von diesem abgewiesen (5).

Der Kirchenbau

Inzwischen hatte die politische Gemeinde Innien vom Minister die Erlaubnis zum Bau einer Kapelle und Anlage eines für alle Aukrugdörfer zuständigen Friedhofs erhalten. Bedingung war dabei, daß die Kapelle der demnächst zu bildenden Kirchengemeinde gegen Erstattung der vom Dorf gezahlten Kosten übergeben werde. Der Riß war vom Architekten Grothof in Hamburg angefertigt. Der Kostenanschlag für Gebäude, Kanzel, Altar und Gestühl belief sich auf 14 500 M. Dazu bewilligte das Konsistorium aus Mitteln des Kirchenbaufonds 7000 M. Die weitere Ausstattung der Kapelle brachten die eingesessenen Familien des Aukrugs durch freiwillige Spenden auf. Am 20.6.1893 wurde der Grundstein gelegt. Am 17. Dezember (dritten Advent) 1893 wurde sie vom Generalsuperintendenten Ruperti, dessen energischen Bestrebungen die Gründung zu danken ist, geweiht. Er überreichte im Auftrage der Kaiserin eine silberbeschlagene Altarbibel mit der eigenhändigen Inschrift.

Der Kapelle zu Innien zur Einweihung.
Am 17, Dec.
1893
(Geburtstag meines
6ten Sohnes)
Ps. 50, 15 Rufe mich an in der Noth, so will ich dich erretten.
Augusta Victoria
Kaiserin und Königin.

Das Pastorat wurde von der Innier Sparkasse erbaut. Der Bauplatz und der Friedhof waren von Claus Rohweder gekauft. Die Gemeinde legte dazu ein daran befindliches Sandloch, das die Kirchengemeinde als Teil des Pastoratsgartens zurechtmachte.

Abtrennung von Nortorf

1898 begannen die Verhandlungen über die vollständige Abtrennung des Aukrugs. Nortorf zahlte die 1877 und 1885 aus dem Aukrug erhaltenen Ablösungskapitalien im Betrage von 7638 M an die Kirchengemeinde Innien. Zur Deckung dieser Summe wurde die auf der Böker Feldmark liegende „Presterwisch" der neuen Gemeinde übergeben. Den endgültigen Abschluß bildet die

Urkunde betreffend die Errichtung einer selbständigen Kirchengemeinde Innien.

Kiel, den 28. Febr 1902.

Schleswig, den 4. März 1902.

Mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten und nach Anhörung der Beteiligten wird von den unterzeichneten Behörden hierdurch Folgendes festgesetzt:

§ 1. Die Ortschaften Bargfeld, Böken, Bünzen, Homfeld und Innien werden aus der Kirchengemeinde Nortorf ausgepfarrt und zu einer selbständigen Kirchengemeinde Innien vereinigt.

§ 2. Die bisherige dritte Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Nortorf mit dem Amtssitz in Innien geht mit ihrem gegenwärtigen Inhaber auf die Parochie Innien über. Auf dieselbe gehen auch diejenigen bisher zum Einkommen der dritten Pfarrstelle in Nortorf gehörigen Bezüge, welche aus den Stolgebühren oder Lieferungen oder Geldzahlungen bzw. den an die Stelle derselben getretenen Geldrenten und Ablösungskapitalien aus den abgezweigten Bezirken über.

§ 3. Die Eigenthums- und sonstigen Privatrechte, welche die Eingesessenen der neuen Gemeinde Innien an den Kirchenstühlen und Erbbegräbnissen in Nortorf haben, werden durch die Parochietheilung nicht berührt.

§ 4. Diese Urkunde tritt mit dem 1. April 1902 in Kraft.

Königl. ev. luth. Konsistorium

Chalybaeus

Königl. Regierung Abth. für Kirchen- und Schulwesen

Lindig

1921 schenkte Ziegeleibesitzer Jürgen Ulrich der Kirche zwei Stahlglocken. Nun fehlte noch der Kirchturm. Er wurde 1922 nach Entwurf des Kaiserlichen Baurats Jürgen Kröger, früher Berlin-Wilmersdorf, der im Ruhestand in Innien lebte, gebaut. Die Steine kamen von der Innier Ziegelei.

1923 wurde die kleine Bronzeglocke aus dem Dachreiter verkauft. Sie brachte mehr Geld ein, als der Turmbau gekostet hatte (Inflationszeit).

1922 wurde neben der Kirche das Ehrenmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges errichtet. Der Entwurf stammte ebenfalls von Baurat Kröger. 1957 wurden die Einzelsteine anders geordnet, um Platz für die Ehrung der Gefallenen des zweiten Weltkriegs zu schaffen. Für diese Ehrung setzte man für jedes Dorf einen Stein mit der Zahl der Gefallenen und Vermißten und einen für die gefallenen Angehörigen der Vertriebenen.

Bei der starken Zunahme der Einwohnerzahl wurde der Friedhof zu klein. Anliegende Ländereien zur Vergrößerung waren nicht zu haben. Nun hatte die Dorfgemeinde Innien entdeckt, daß der niedrig gelegene Teil des Pastoratsgartens, der beim Kirchenbau ein Sandloch und der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt war, im Grundbuch nicht als Eigentum der Kirchengemeinde eingetragen war, also noch im Besitz der politischen Gemeinde Innien stand. Sie stellte diesen Platz zur Vergrößerung des Friedhofs zur Verfügung. Der Kirchenvorstand mußte darauf eingehen, obgleich es als sicher anzunehmen ist, daß der Platz beim Bau der Kirche überlassen ist. Durch beim Erweiterungsbau von Tönsheide zu entfernenden Sand wurde im Januar 1958 der Platz erhöht. Dem Pastorat verblieb nur ein kleiner Garten.

Geistliche in Innien waren

  • 1892 — 98 Johannes Lehfeldt, ging nach Lauenburg und später nach Hamburg-Hamm. t 1929.
  • 1898 — 1914 Jürgen Roos, ging nach Altona, Johanniskirche. 1914-15 zur Vertretung Pastor Loth.
  • 1915 — 8.9.1943 Johannes Tramsen, Vorsitzender des Bruderrats der Bekennenden Kirche während der Nazizeit.
  • 1944 — 1. 11. 1953 Johannes Tonnesen, Konsistorialrat, Pastor in Rendsburg und Altona, dazwischen Professor an der Hochschule für Lehrerbildung in Altona. Lebt im Ruhestand in Flensburg.
  • 1954 Erwin Striewski aus Ostpreußen, vorher in Karlum, ging 15.3.1958 nach Bozen, Südtirol.