Dat ole Hus
Dat ole Hus (plattdeutsch für: Das alte Haus) ist ein Heimatmuseum im Ortsteil Bünzen.
Geschichte
Das Museum befindet sich in einer um 1700 erstmals erwähnten Kate, die 1804 nach einem Brand neu aufgebaut wurde. Im November 2006 wurden aus dem Konstruktionsholz des Gebäudse zehn Bohrproben entnommen; drei Proben waren aus den mächtigen Deckenbalken der Rauchdiele datierbar, vier aus dem Sparrenbereich des schichten Kehlbalkendaches. Als Bauzeit galt bis dahin die durch urkundliche Aufzeichnungen belegte Zeit um 1700, während die bis dahin angenommene durchgehende Renovierung und Umbauten mit dem Brand 1803 in Verbindung gebracht wurden. Die dendrochronologische Untersuchung ergab ein einheitliches Fälldatum der Bauhölzer, so dass als Baujahr der heutigen Kate 1790 gelten muss, der überlieferte Brand mithin geringen Schäden angerichtet haben wird.[1]
Der auch durch seine plattdeutsche Dichtung bekannt gewordene Lehrer Jürgen Friedrich Ahrens (*1834; †1914) wuchs als Sohn eines Brennmeisters im olen Hus auf. Knappe wirtschaftliche Verhältnisse im Elternhause, in dem sechs Kinder zu versorgen waren (der Lohn betrug neben Kost und Familienwohnung wöchentlich 2,—Mark, später 3,— Mark), machten es erforderlich, daß Jürgen Friedrich als Hütejunge mitverdienen mußte. Nach seiner Lehrtätigkeit an verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein war er von 1879 bis 1903 hauptamtlicher Direktor der Gewerbeschule in Kiel.
1961 richtete das Ehepaar Edith und Werner Hauschildt in der Kate und auf dem Grundstück ein privat geführtes Volkskunde- und Freilichtmuseum ein. 1970 erwarb das Ehepaar eine Konzession für ein Museums-Café. Seitdem kann man in den historisch eingerichteten Räumen Kaffee trinken und dazu Kirschgrütze mit Sahne und heißen Waffeln essen, die noch auf alten Holzöfen zubereitet werden.
Nachdem die Gemeinde im Jahr 2011 zunächst die Immobilie erworben hatte[2], wurde nach dem planmäßigen Ende des Pachtvertrages mit der Familie Hauschildt im Januar 2016 der Museumsverein Dat ole Hus für den Betrieb des Museums gegründet.[3]
Gebäude und Ausstellung
Die Kate ist ein Niederdeutsches Fachhallenhaus mit zweimal vorspringenden bretterverschaltem Frontgiebel und rückseitig abgewalmten Reetdach.[4] 1724 wurde die Hufe erstmals in den Amtsrechnungen aufgeführt. Der Besitz hatte das Recht zur Führung einer Schankwirtschaft und einer Brennerei. Der heutige Bau von 1790 besteht aus zwei Wohnungen, die beide mit Stube, Wandbetten, einem Bilegger, einer Küche mit Schwibbogen und Speisekammer sowie einem Stall an der Diele ausgestattet sind. Das Haus war bis zum Einbau des Schornsteins im Jahre 1907 ein Rauchhaus, in dem der Rauch über die von beiden Wohnungen gemeinsam genutzte Diele abzog.[5]
Im Rahmen von Führungen können die Innenräume im Olen Hus besichtigt werden, die einen anschaulichen Eindruck bäuerlicher Wohnkultur aus dem 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert vermitteln. Aus dem gleichen Zeitraum stammen die Arbeitsgeräte, die in einem Stall, vier Remisen und im Bienenstand ausgestellt sind. Regelmäßig zeigt das Museum kleine Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen.[6]
Waffelessen
Das Museumscafé bewirtet seine Gäste in den historisch eingerichteten Räumen im Olen Hus und in der Schäferkate. Im Sommer natürlich auch im Garten. Es gib leckere Waffeln wie vor 150 Jahren auf offenen Feuer gebacken, dazu heiße Kirschen (rote Grütze), frisch geschlagene Sahne & Kaffee. Das ganze solange bis man nicht mehr kann.
Bilder
Organisatorisches
Das Museum wird durch den Museumsverein Dat ole Hus betrieben und ist ganzjährig samstags und sonntags sowie an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Heiko K. L. Schulze: Bericht über neue Ergebnisse der Bauforschung des Landesamtes für Denkmalpflege Schleswig-Holstein 2001 bis 2006
- ↑ Gemeinde Aukrug kauft das „Ole Hus“ für einen Euro
- ↑ Frischer Wind für „Dat Ole Hus“
- ↑ Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, 5. Auflage 1982, Seite 623
- ↑ Georg Reimer: Die Geschichte des Aukrugs, 1978, Seite 421ff
- ↑ Das Ole Hus beim Museumsverband Schleswig-Holstein
Literatur
- Georg Reimer: Die Geschichte des Aukrugs. Herausgegeben von Heinrich Bünger. 3. erweiterte Auflage. Verlag Möller Söhne, Rendsburg 1978.
- Heinrich Asmus, Werner Hauschildt, Peter Höhne: Fortschreibung von "Die Geschichte des Aukrugs" ab 1978 und Nachträge, Aukrug 1995.
- Kai Fuhrmann: Niederländische Spuren in Aukrug, in: Dat ole Hus - Volkskunde- und Freilichtmuseum im Naturpark Aukrug, Mitteilungen, Heft 1/Juli 2006, Aukrug 2006
- Kai Fuhrmann: Ungarische Spuren in Aukrug, in: Dat ole Hus - Volkskunde- und Freilichtmuseum im Naturpark Aukrug, Mitteilungen, Heft 2/Juli 2007, Aukrug 2007
- Kai Fuhrmann: Russische Spuren in Aukrug, in: Dat ole Hus - Volkskunde- und Freilichtmuseum im Naturpark Aukrug, Mitteilungen, Heft 3/November 2008, Aukrug 2008
- Kai Fuhrmann: Dat ole Hus - Spurensuche: Geschichte, Einordnung, Konstruktion, in: Dat ole Hus - Volkskunde- und Freilichtmuseum im Naturpark Aukrug, Mitteilungen, Heft 4/Mai 2009, Aukrug 2009