Archiv:Vom Amt Innien zum Amt Aukrug
Vom Amt Innien zum Amt Aukrug
Die unterste Instanz der Staatsverwaltung zu dänischer Zeit bildete das Kirchspiel mit dem Kirchspielvogt. Er erhielt seine Bezahlung aus der königlichen Rentenkammer, war also Beamter der Krone. Kirchspiele mit Kirchspielvögten gab es im Amte Rendsburg, in Jevenstedt, Nortorf, Hohenwestedt, Schenefeld und Kellinghusen. Unter ihnen standen ehrenamtlich tätige, königlich ernannte Bauernvögte. Ihr Amt war vielfach an den Besitz einer bestimmten Hufe geknüpft, in Innien z. B. an die Gloysche Stelle, Claus Gloy und Sohn Henning in dänischer Zeit waren klösterliche Bauernvögte in Innien; Jacob Reimers von der ehemaligen Thunschen Stelle war stellvertretender Kirchspielvogt vom Kirchspiel Nortorf; Henning Rathjen und Johann Beecken waren Ding- und Bauernvögte in Homfeld. Bauernvogt in Böken war Jochim Rathjen. Der Bauernvogt hatte in der Gemeinde für Ruhe und Ordnung zu sorgen, die sogenannten „Hebungsgelder" vierteljährlich einzusammeln und abzuliefern sowie an Aushebungstagen für den Militärdienst Rückstellungs- und Befreiungsgesuche zu begutachten. Das bezog sich ausschließlich auf die Wahrnehmung staatlicher Aufgaben.
Für die Regelung gemeindlicher Aufgaben, wie Schul-, Kirchen-, Armen- und Wegeangelegenheiten gab es besondere kommunale Verbände, die sogenannten Zivilkirchspiele.
Böken, Bünzen, Innien und Bucken gehörten zum Zivilkirchspiel Nortorf, hingegen Homfeld und Bargfeld zum Zivilkirchspiel Kellinghusen. Mit den kirchlichen Verwaltungseinheiten hatten diese kommunalen Einrichtungen nichts zu tun. Sie bestanden noch weit in die preußische Zeit hinein; das Zivilkirchspiel Schenefeld wurde erst 1904 aufgelöst.
Diejenigen Bewohner, die zum Kloster Itzehoe gehörten, unterstanden auch der klösterlichen Orts-, Polizei- und Gerichtsgewalt. So mußte noch im Mai 1847 der Großvater des bekannten und geschätzten Amtsvorstehers Claus Gloy einen Bittbrief an den
„Hoch und Wohlgeborenen Herrn Kammerherrn und Verbitter des hochadeligen Kloster zu Itzehoe"
richten, um für seinen Sohn Henning die Verminderung der Gebühren für den Betrieb einer Krügerei (Schankwirtschaft) um die Hälfte zu erwirken. Er schließt den sehr langen und sorgfältig geschriebenen Brief, der noch im Besitz von Frau Marie Gloy ist, mit dem für die damaligen Obrigkeitsverhältnisse bezeichnenden Satz:
„Bei fünf Verbitter habe ich mein kleines Ämtchen vorgestanden und habe ihnen meine Aufwartung gemacht, es mir dabei zur großen Ehre gereichen Euer Wohlgeboren als den 6ten persönlich kennenzulernen um meine alleruntertänigste Bitte mündlich in dem Schoße Euer Wohlgeborenen Gnaden zu legen. Euer Wohlgeborenen Herr Kammerherr aller untertänigster Claus Gloy".
Durch die gegebene Unterscheidung von klösterlicher und königlicher Zuständigkeit kam es zu einer merkwürdigen Zersplitterung der obrigkeitlichen Verwaltungsverhältnisse, wie die höchst eigenartige Regelung erkennen läßt, nach der für die klösterlichen Bauern in Bünzen Mahlzwang zu der 20 km entfernt liegenden klösterlichen Mühle bestand, obgleich eine im Dorf gelegene königliche Mühle für alle ausreichend gewesen wäre.
Diese Verhältnisse änderten sich durch die Eingliederung der Herzogtümer in den preußischen Staat, die formell durch Patent des Königs Wilhelm von Preußen am 12.1.1867 vollzogen wurde. Der bekannte Historiker und Kenner der schleswig-holsteinischen Geschichte, Prof. Dr. Scharff, Kiel, bezeichnete diesen Vorgang als den tiefsten und bedeutungsvollsten Einschnitt im Verlauf der Geschichte der Herzogtümer nach 1460, dem Jahr des Vertrages zu Ripen und der damit festgelegten Personalunion zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark. Durch eine Verordnung vom 22. 9. 1867 sollten die früheren Herzogtümer in der preußischen Verwaltung einen provinzialständischen Verband unter der Bezeichnung „Provinz Schleswig-Holstein" bilden. Dieser fast diktatorische Verwaltungsakt fand lange nicht die Zustimmung weiter Kreise der schleswig-holsteinischen Bevölkerung.
Die Provinz sollte in 20 Kreise geteilt werden. Einer davon war der neu gebildete Kreis Rendsburg. Er wurde gebildet aus dem früheren Amt Rendsburg mit Ausnahme der nach Itzehoe gelegten Pertinenzien (Zugehörigkeiten), der Stadt Rendsburg, dem Kanzleigut Hanerau mit einer Reihe von Dörfern, dem früher zum Kloster Itzehoe gehörenden Teil des damaligen Fleckens Nortorf, den klösterlichen Stellen in den Dörfern Bünzen, Innien und Homfeld. Meezen, Bargfeld und Homfeld aus dem Kirchspiel Kellinghusen verblieben beim Kreis Rendsburg; im Osten kam ein Teil des Kieler Güterdistrikts, u. a. mit den bekannten Gütern Annenhof-Schierensee, Emkendorf, Deutsch Nienhof, hinzu, um die Voraussetzung für die Bildung ständischer Kreiskorporationen zu schaffen, nämlich 1. Großgrundbesitzer, 2. Städte und 3. Landgemeinden.
Dieser 1867 geschaffene Kreis Rendsburg behielt seinen Umfang mit Ausnahme der 1877 aus dem Kreis Eckernförde zu Rendsburg geschlagenen Hohner Harde mit 17 Ortschaften bis zur Kreisreform 1970, die eine Zusammenlegung der Kreise Rendsburg und Eckernförde zur Folge hatte. Durch die Kreiseinteilung und den Fortfall der Kirchspiele vernotwendigte sich als Zwischenstufe für die ländlichen Gemeinden die Einführung der Ämter . So schuf man einen Amtsbezirk Innien, zu dem auch noch Meezen gehörte. Die letzten bedeutenden Amtsvorsteher vor der nationalsozialistischen Machtübernahme waren Claus Gloy aus Innien und Johannes Reimers aus Böken. Von 1933 bis 1945 war es der örtliche Parteiführer der NSDAP, Schmiedemeister Heinrich Brammer aus Bünzen.
Mit dem Zusammenbruch des Hitlerreiches 1945 war die bisherige staatliche Ordnung in Deutschland aufgelöst. Am 5. Mai 1945 wurde die Waffenruhe im Bereich der Provinz Schleswig-Holstein vereinbart, und am B. Mai übernahm der zuständige Major der einrückenden englischen Truppen die Verwaltungsgeschäfte im Landratsamt in Rendsburg. Die Gemeinden und Gemeindeverbände (Amter) waren die einzigen arbeitsfähigen Träger der öffentlichen Verwaltung auf dem Lande. Sie wurden durch den Zustrom der Ostflüchtlinge und Evakuierten vor fast unlösbare Aufgaben gestellt. Es mußten Männer gefunden werden, die durch das Vertrauen ihrer Mitbürger in der Lage waren, nach den Anordnungen der englischen Militärverwaltung eine neue Ordnung aufzurichten.
Solche Männer fanden sich. Der Innier Kaufmann Richard Braasch war als Nachfolger von dem derzeitigen Bürgermeister Hinrich Glindemann schon von den 20er Jahren her Bürgermeister in Innien. Die Engländer ließen ihn und seinen Stellvertreter Otto Struve im Amt. Die Besatzungsmacht verfügte natürlich autoritär, und so gab es in den Gemeinden anfänglich mehrfachen Wechsel in der Besetzung der Bürgermeisterposten.
Schließlich blieben folgende Bürger bestätigte Bürgermeister:
- Innien: Richard Braasch
- Böken: Albert Friedrichs
- Bünzen: Eggert Rohwer
- Bargfeld: Johannes Harder
- Homfeld: Claus Voß
Diese Männer hatten eine schwere Aufgabe zu erfüllen. Es mußten oft unverständliche Anordnungen der Besatzungsmacht ausgeführt, die heimatlos entlassenen Soldaten betreut und die aus den deutschen Ostgebieten geflüchteten oder vertriebenen Familien untergebracht und versorgt werden.
Schon am 14. Juni 1945 mußte vom Amtsausschuß, d. h. von den fünf Bürgermeistern unter Hinzuziehung von sieben Bürgern, die nicht der NSDAP angehört hatten, ein neuer Amtsvorsteher gewählt werden. Man wählte einstimmig Johannes Reimers aus Böken zum neuen Amtsvorsteher, der auch von der Militärverwaltung bestätigt wurde. Er hat in anerkennenswerter Weise trotz seines Alters und seines geschwächten Gesundheitszustandes das schwierige Amt bis zum 14. Mai 1948 geführt.
1947 wurden nach erneuter Festlegung der Landkreise und Landkreisverwaltungen die Ämter als Bezirke der Kreise wieder eingeführt. Sie wurden nach dem Vorbild der in Dithmarschen seit Jahrhunderten bestehenden Kirchspiel-Landgemeinden gebildet und hatten die Aufgabe, die Verwaltungskräfte im ländlichen Bereich zu stärken. Sie wurden deshalb kritisch als „Schreibstuben der Gemeinden" bezeichnet.
Im Aukrug faßte man die fünf Gemeinden zum „Amt Innien" zusammen. Die Verwaltung des Amtes wurde wahrgenommen von dem Amtsausschuß unter der Leitung des von ihnen gewählten Amtsvorstehers. Der Ausschuß bestand aus den fünf Bürgermeistern mit einem zweiten Vertreter der Gemeinde Innien.
Am 14. Mai 1948 traten die inzwischen durch eine demokratische Wahl ordnungsmäßig bestimmten Bürgermeister zur Ausschußsitzung des Amtes Innien zusammen, und zwar
- Johannes Harder, Bargfeld;
- Albert Friedrichs, Böken;
- Christian Carstens, Bünzen;
- Claus Voß, Homfeld und
- Heinrich Strauß, Innien.
Der Ausschuß mußte den Vorsteher wählen. Johannes Reimers verzichtete auf eine Wiederwahl, da sein geschwächter Gesundheitszustand es ihm nicht mehr möglich machte, täglich in das nun im Innier Gemeindehaus eingerichtete Amtsbüro zu kommen. Man wählte Heinrich Strauß zum Amtsvorsteher. Es stellte sich nachträglich heraus, daß er das Amt nur vorübergehend verwalten konnte, da nach den damaligen Bestimmungen ein Bürgermeister nicht zugleich Amtsvorsteher sein durfte.
Um den Posten ordnungsmäßig zu besetzen, holte man den früheren Innier Bürgermeister Richard Braasch ins öffentliche Leben zurück. Er hat das Amt noch bis zum 25. Oktober 1949 bekleidet, um es dann endgültig niederzulegen und aus dem öffentlichen Leben auszuscheiden. In langen Jahren vor und während der Hitlerzeit hat er als Bürgermeister in Innien und nun zuletzt noch als Amtsvorsteher der Bevölkerung des Aukrugs gedient und sich damit einen ehrenvollen Platz in der Geschichte des Aukrugs gesichert.
Der Bauer und Gastwirt Hermann Carstens aus Böken wurde sein Nachfolger. Zu Beginn seiner Amtsführung standen ihm in dem Amtsschreiber Hermann Bennecke und dem Amtskassenleiter Otto Bruse zwei tüchtige und verantwortungsbewußte Persönlichkeiten zur Seite, denen sich als Vollzugsbeamter der memelländische Polizeibeamte Max Tumat in großer Zuverlässigkeit hinzugesellte.
Es war ein glücklicher Umstand für den „Amtmann" Carstens, daß nach dem späteren Ausscheiden des Amtsschreibers Bennecke am 1. September 1958 Otto Bruse das Amt übernehmen konnte, weil in Walter Bruse eine tüchtige Kraft als Amtskassenleiter nachfolgte. Da alle drei Wehrmachtsoffiziere gewesen waren, sprach man in der Bevölkerung von der Amtsverwaltung in Innien scherzhaft als von der „Militärregierung".
In den folgenden Jahren änderte sich die Zusammensetzung des Amtsausschusses vielfach. Ab 21.7.1949 war Fritz Witt wieder Bürgermeister in Innien statt Heinrich Strauß und damit auch Mitglied des Amtsausschusses.
Ab Mai 1951 wurden Johannes Harder von Walter Ehlers, Bargfeld, und Claus Voß von Paul Ratjen, Homfeld, als Bürgermeister und damit als Amtsausschußmitglieder abgelöst.
Am 8. Juni 1955 wurde Hermann Carstens als Amtsvorsteher wiedergewählt und zu seinem Stellvertreter Fritz Witt bestellt. Der Amtsausschuß bestand nun für die weiteren 10 Jahre aus den Bürgermeistern
- Walter Ehlers, Bargfeld,
- Claus Glindemann, Böken,
- Ehrhard Koopmann, Bünzen,
- Paul Ratjen, Homfeld,
- Fritz Witt, Innien.
Mit Wirkung vom 1. April 1958 wurden die Gebrüder Otto und Walter Bruse in der Amtsverwaltung zu Beamten auf Lebenszeit mit der Rangbezeichnung „Amtsinspektor" ernannt.
Die 50er Jahre waren für die Amtsverwaltung wie überall im Lande die Jahre der inneren Konsolidierung, der Festsetzung einer zunehmenden Arbeitsteilung und der Übernahme von Verwaltungsaufgaben der verschiedensten Art, die von der Kreisverwaltung an die Ämter delegiert wurden. Immer mehr Gemeinschaftsaufgaben, die das gesamte Amtsgebiet umfaßten, mußten von der Verwaltung bearbeitet werden, so daß die etwas abfällige Bemerkung „Schreibstube der Gemeinden" nicht mehr gerechtfertigt war.
Die in der rasanten Entwicklung der Zeit schnell hintereinander auftauchenden Anliegen beispielsweise der Gründung eines Aufbauzuges, des damit verbundenen Schulhausbaues, der Friedhofserweiterung, des Rentnerheims, des Straßenbaus, der Vergrößerung der einzelnen Gemeindehaushalte, der Sozialunterstützung der Flüchtlinge usw. warfen ganz neue Sachgebiete in der Verwaltungsarbeit auf, die zunächst ohne Vergrößerung der räumlichen und personellen Ausstattung bewältigt werden mußten. Ein großer und weithin unbemerkter Arbeitseinsatz zur täglichen Lösung der anliegenden Aufgaben war gefordert und wurde geleistet.
In den 60er Jahren ging die Zunahme der Aufgaben der Verwaltung und der Gemeinschaftsvorhaben noch schneller voran. Aus einer Fülle seien zur Veranschaulichung nur einige genannt: Ehrenmal an der Kirche, Bau eines Freibades am Bünzer Weg, Gründung eines Schulverbandes für die Dörfergemeinschaftsschule, Trägerschaft für einen Sportplatz, Zusammenschluß der fünf Gemeinden.
Eine Erweiterung des Personalbestandes wurde unerläßlich. Es mußte die Genehmigung zur Beschäftigung von Verwaltungslehrlingen erteilt und die Gemeindesekretärin Frau Vogt in die Amtsverwaltung übernommen werden (am 9.5.67).
Mit dem 27. April 1966 schied Fritz Witt aus dem Amtsausschuß aus, und sein Nachfolger im Bürgermeisteramt Innien, Fritz Wüstenberg, trat an seine Stelle. Hermann Carstens blieb Amtmann, und der 2. Vertreter Inniens im Amtsausschuß, Hans Kruse , wurde sein Stellvertreter. Für den verstorbenen Bürgermeister Claus Glindemann aus Böken kam am 9. Mai 1967 Ferdinand Sievers als stellvertretender Bürgermeister in den Amtsausschuß.
Nachdem am 27. Mai 1968 das Freibad zur öffentlichen Einrichtung des Amtes Innien erklärt worden war laut „Badeordnung des Freibades des Amtes Innien", oblag der Amtsverwaltung die Vorbereitungsarbeit für den zu vollziehenden Akt des Zusammenschlusses der Gemeinden und damit die Auflösung des bisherigen Amtes Innien.
Die letzte Sitzung des Amtsausschusses des Amtes Innien fand unter dem Vorsitz des alten Amtsvorstehers „Amtmann" Carstens am 29. 12. 1969 in feierlicher Form im Hotel „Hof Bucken" statt.
Eine fast 25jährige Nachkriegstätigkeit des alten Amtes Innien hatte damit ihren Abschluß gefunden. Die Geschichte des Amtes reicht noch viel weiter zurück, und man kann ohne Übertreibung feststellen, daß es wohl an die 100 Jahre die Ordnung und den Zusammenhalt im Aukrug durch einsichtige und tatkräftige Männer, die an seiner Spitze standen, maßgebend gestaltet hat. Es waren gestandene Männer des Aukrugs, die Amtsvorsteher Claus Gloy, Johannes Reimers und Hermann Carstens, deren Wirksamkeit der Chronist nach den spärlichen Überlieferungen weiter unten ein wenig zu erhellen versucht hat.
Der Trend der Zeit drängte zu größeren Verwaltungseinheiten durch Zusammenlegung, wie es in der Kreis- und Ämterreform zum Ausdruck kam. Die vom Landrat Jacobsen vorgesehene Zusammenfassung der Ämter Innien und Wasbek erweckte den einstimmigen Protest der Aukrüger, die unter allen Umständen die Einheitlichkeit ihrer natürlich gewachsenen Lebensgemeinschaft Aukrug erhalten wissen wollten. Die Gefahr, ihre Eigenständigkeit durch das Aufgehen in einem größeren Verwaltungsverband zu verlieren, bestärkte den Entschluß der Gemeinden, sich zu einer einzigen Gemeinde zusammenzuschließen. Man verband damit die Hoffnung und Erwartung, daß eine so große Gemeinde, die ja dann den Umfang des Amtes Innien haben würde, amtsfreie Gemeinde werden könnte.
Diese Erwartung erfüllte sich nicht. Der Aukrug mußte die Zusammenlegung mit dem Amt Wasbek hinnehmen. Als Trost erhielt das neue Amt die Bezeichnung „Amt Aukrug" mit dem Sitz in Aukrug, dafür gestand man dem früheren Amt Wasbek die Benennung des ersten Amtsvorstehers zu. Die Personalbestände beider Ämter wurden in die Verwaltung des neuen Amtes übernommen. Die Zusammensetzung des Amtsausschusses ergab sich aus dem Ergebnis der Gemeindewahlen vom 17. April 1970. Folgende Beamte und Angestellte waren 1969 im Amt Innien beschäftigt gewesen:
- Leitender Beamter Amtsinspektor Otto Bruse
- Kassenleiter Amtsinspektor Walter Bruse
- Meldeamt Frau Elisabeth Vogt
- zur Ausbildung Frl. Karin Behrens
- Vollzugsbeamter nach Bedarf Max Tumat.
Die ganze Verwaltungsarbeit der fünf Gemeinden wurde von den drei hauptamtlichen Verwaltungskräften getragen. Trotz der erheblich gewachsenen Aufgaben ist es nicht zu einer Aufblähung des Verwaltungsapparats gekommen. Er blieb für die Bevölkerung überschaubar und vor allem bürgernah.
Die Amtsverwaltung hat nicht nur verwaltet, sondern sie war an allen Beschlüssen der Gemeindevertretungen mit Rat und Aufklärung engagiert beteiligt und hat zusammen mit dem Amtsausschuß die große Aufgabe der Gemeindezusammenführung in voller Hingabe unterstützt und den dazu nötigen Weg durch die maßgebenden Instanzen gewiesen. Ohne die maßgebende und wegweisende Mitarbeit des Amtes Innien und seiner Verwaltung wäre die verhältnismäßig schnelle Erledigung der vielen Fragenkomplexe, die ein Gemeindezusammenschluß mit sich bringt, nicht möglich gewesen.
AMT AUKRUG
Vom 1. 1. bis 31. 5. 1970 war eine amtslose, aber keineswegs „schreckliche" Zeit. Amtmann Carstens als Vertrauensmann war der Garant der Ordnung und des reibungslosen Übergangs vom Amt Innien zum Amt Aukrug. Damit schied Hermann Carstens aus seinem bedeutungsvollen Amt, das er 20 Jahre unauffällig und mit Zurückhaltung geführt und in dem er sich großes Ansehen und Vertrauen bei seinen Mitbürgern sowie im Kreis und in der Regierung erworben hat. Am 1. Juni 1970 fand die konstituierende Sitzung des Amtsausschusses Aukrug statt. Das Amt Aukrug umfaßt nun folgende Gemeinden:
- Arpsdorf
- Aukrug
- Ehndorf
- Padenstedt
- Wasbek
Vereinbarungsgemäß sollten für den Posten des Amtsvorstehers Kandidaten aus dem Wasbeker Bereich nominiert werden. So wurde der Bürgermeister von Arpsdorf, Heinrich Bracker-Wolter, zum Amtsvorsteher und der Bürgermeister von Aukrug, Hans August Jensen, zu seinem Stellvertreter gewählt. Zum Standesbeamten wurde Otto Bruse und zu seinen Stellvertretern wurden Hans Jurtzick und Walter Bruse bestellt.
Der erste Amtsausschuß des neuen Amtes Aukrug, entstanden durch die Zusammenlegung der Ämter Innien und Wasbek, setzte sich aus den folgenden Personen zusammen:
- Bürgermeister Heinrich Bracker-Wolter, Arpsdorf
- Bürgermeister Hans August Jensen, Aukrug
- Ausschußmitglied Claus-Detl. Ratjen, Aukrug
- Ausschußmitglied Ehrhard Koopmann, Aukrug
- Bürgermeister Gustav Dahmke, Wasbek
- Ausschußmitglied Horst v. Kleist, Wasbek
- Bürgermeister Bernhard Trottenberg, Ehndorf
- Bürgermeister Walter Butenschön, Padenstedt.
Die nun durch die Zusammenlegung in der Personalstärke verdoppelte Verwaltung hatte folgende Zusammensetzung:
- Ltd. Verwaltungsbeamter Amtsamtmann Otto Bruse
- Amtskämmerer Amtsinspektor Walter Bruse
- Amtskassenleiter Angestellter Erwin Fritschka
- Ordnungsamt Angestellter Hans Jurtzick
- Meldeamt/Standesamt Angestellte Elisabeth Vogt
- Sozial- u. Versicherungswesen Angestellte Frl. Ilse Gerhardt
- Vollzugsbeamter Angestellter Walter Kahl
- Vollzugsbeamter zur Aushilfe Max Tumat
- zur Ausbildung Frl. Karin Behrens
- zur Ausbildung Bernd Harder
Mit der Vergrößerung des Amtsgebietes vergrößerte sich auch sein Aufgabenumfang. In dem Amtsbereich liegt die Legislative bei den Gemeindevertretungen, während die Exekutive sich in den Händen der Amtsverwaltung befindet.
Alles, was die Gemeindevertretungen beschließen, muß von der Amtsverwaltung ausgeführt werden. Die Gemeinden sollen keine eigenen Verwaltungseinrichtungen, also keine eigenen „Schreibstuben" haben. Je mehr Vorhaben die Gemeinden beschließen, um so mehr Maßnahmen hat das Amt auszuführen. Bei den gegenwärtig anfallenden baulichen Aufgaben, wie Bau von Schulerweiterungen, von Kindergärten, von Sportanlagen, von Gemeindestraßen, von Kanalisation, bei der Regelung der Müllbeseitigung und der Wasserversorgung, dem immer umfangreicher werdenden Sozialwesen, der immer komplizierter werdenden Gebührenabrechnung für Müllabfuhr, für Abwasserbeseitigung, für Wasserversorgung, dem vom Kreis übertragenen Paßwesen, um nur einiges zu nennen, fallen Arbeiten zu, die zwangsläufig zu einer Vergrößerung des Verwaltungsaufwandes führen, von dem sich der Bürger nur schwer eine rechte Vorstellung machen kann. Wenn alles im Interesse der Einwohner schnell und erfolgreich erledigt werden soll, ist ein genau funktionierender Verwaltungsapparat unerläßlich.
Wenn sich in den letzten Jahren im Gemeindehaus Aukrug die Amtsverwaltung personell und räumlich ausgedehnt hat, so muß man einmal die erheblich gewachsenen Aufgaben bedenken und sodann erkennen, daß der Amtsausschuß diese Erweiterung sehr vorsichtig und abwägend vorgenommen hat. In den bisherigen 8 Jahren des Amtes Aukrug ist es gelungen, eine personalbeständige, erfahrene und zuvorkommende Verwaltung aufzubauen, der sich die Einwohnerschaft vertrauensvoll zuwenden kann.
Die Kommunalwahlen vom 17. 4. 1974 brachten folgende Zusammensetzung des Amtsausschusses:
- Heinrich Bracker-Wolter, Arpsdorf
- Hans August Jensen, Aukrug,
- Ingo Ziehm, Aukrug,
- Hermann Carstens, Aukrug,
- Gustav Dahmke, Wasbek,
- Hermann Stolley, Wasbek,
- Friedrich Mittendorf, Ehndorf,
- Claus Schnoor, Padenstedt.
Zum Amtsvorsteher wurden Heinrich Bradcer-Wolter und zu seinem Stellvertreter Hans August Jensen wiedergewählt.
Im Verlauf der 2. Legislaturperiode des Amtsausschusses ergaben sich in der Verwaltung durch das Ausscheiden der beiden maßgebendsten und bekanntesten Beamten, des Leitenden Verwaltungsbeamten Amtsrat Otto Bruse am 31.12.1975 und des Amtskämmerers Amtsinspektor Walter Bruse am 30.9.1975 bedeutsame Veränderungen. Beide schieden aus Altersgründen aus ihren Ämtern. Sie gehörten zu den Männern der "ersten Stunde", die, von Gerechtigkeitssinn und Pflichtgefühl durchdrungen, in ruhiger und überzeugender Weise in den Jahren nach dem Zusammenbruch zwischen den Anliegen der Flüchtlinge und Vertriebenen und den Interessen der Einheimischen zu vermitteln und auszugleichen verstanden und sich um das Zustandekommen der Gesamtgemeinde Aukrug sowie das reibungslose Zusammenfügen der beiden Ämter Innien und Wasbek bleibende Verdienste erworben haben. Ihnen ist aus der Bevölkerung und im Amtsausschuß ein großes Maß an Vertrauen entgegengebracht worden, und das ist vielleicht der größte Lohn, den einer aus mehr als 25jähriger Beamtentätigkeit empfangen kann. Wußte einer nicht Bescheid in amtlichen Sachen: "Möst mal dei Bruse's fragen!"
Die wichtige Frage der Nachfolgeschaft an der Spitze der Verwaltung war in umsichtiger Weise durch Otto Bruse schon vorbereitet worden, indem er eine tüchtige Nachwuchskraft, Günter Maaß aus Hohenwestedt, so förderte, daß sie nach gutem Examen auf der Verwaltungsakademie in Kiel für eine Nachfolge vorgesehen werden konnte. Nach der Beförderung zum Amtsinspektor am 1.12.1973, zum Oberinspektor am 1.12.1974 und Bewährung im praktischen Dienst konnte Günter Maaß für das Amt des Ltd. Verwaltungsbeamten nominiert werden. Der Amtsausschuß hielt ihn für befähigt und wählte ihn für das verantwortungsvolle Amt. Die Kommunalaufsichtsbehörde in Rendsburg bestätigte die Wahl. Nach seiner am 1.12.1975 erfolgten Beförderung zum Amtmann konnte Günter Maaß am 1.1.1976 die Nachfolge des ausscheidenden Otto Bruse antreten.
Die durch den Fortgang von Walter Bruse freigewordene Stelle des Amtskämmerers wurde zunächst von Günter Maaß und dann von dem aus dem Amt Nortorf-Land nach hier versetzten und am 1.8.1977 zum Amtmann beförderten Willi Schmelzpfennig besetzt.
Die 3. Legislaturperiode des Amtes Aukrug begann mit der konstituierenden Sitzung am 25. April 1978. Der Amtsausschuß hat folgende Zusammensetzung:
- Bürgermeister Heinrich Bracker-Wolter, Arpsdorf
- Bürgermeister Hans August Jensen, Aukrug
- Ausschußmitglied Hermann Carstens, Aukrug
- Ausschußmitglied Eitel-Wolf Necker, Aukrug
- Ausschußmitglied Ingo Ziehm, Aukrug
- Ausschußmitglied Christian Busch, Aukrug
- Bürgermeister Gustav Dahmke, Wasbek
- Ausschußmitglied Hermann Stolley, Wasbek
- Ausschußmitglied Claus Lobsien, Wasbek
- Bürgermeister Friedrich Mittendorf, Ehndorf,
- Bürgermeister Claus Schnoor, Padenstedt.
Gewählt wurde Heinrich Bracker-Wolter nun zum dritten Mal als Amtsvorsteher, Hans August Jensen ebenso als 1. Stellvertreter und Gustav Dahmke auf die neugeschaffene Stelle des 2. Stellvertreters. Mit der Eidesformel: „Ich schwöre, die Verfassung und Gesetze zu beachten und meine Amtspflichten getreu und gewissenhaft zu erfüllen. So wahr mir Gott helfe!" wurden die drei Gewählten auf ihr Amt verpflichtet. Die Zahl der Mitglieder des Amtsausschusses hat sich auf Grund der neuen Amtsordnung, wonach jetzt pro 750 Einwohner ein Sitz zusätzlich im Ausschuß entfällt, von ursprünglich 8 auf 11 erhöht.
Die Amtsverwaltung hat gegenwärtig folgende Gliederung:
Leitung: Amtsvorsteher Bracker-Wolter
Ltd. Verwaltungsbeamter Amtmann Günter Maaß
Es werden 2 Abteilungen unterschieden:
1. Allgemeine Verwaltung (Amtmann Maaß)
2. Finanz- und Steuerverwaltung (Amtmann Schmelzpfennig)
Zur allgemeinen Verwaltung gehören das Hauptamt (Maaß), Ordnungs- und Standesamt (Inspektor H. J. Rathjen) und das Sozialamt (Angestellter Amtsberg), das Hauptamt umfaßt wieder das Rechtswesen (Maaß), Personalwesen (Sieglinde Harbek), Schreibdienst (Ilse Butenschön), Ordnungs- und Standesamt umfaßt das Ordnungs- und Bauamt (H. J. Rathjen), das Standesamtswesen (Angestellter Hans Jurtzick), das Melde- und Paßwesen (Frl. Karin Voß). Zur Finanz- und Steuerverwaltung gehören Kämmereiamt (Schmelzpfennig), Steueramt (Ass. Anw. Joachim Kaak) und die Amtskasse (Angestellter Erwin Fritschka) mit dem Vollstreckungswesen (Angest. Walter Kahl), dazu kommen dann 2 Auszubildende: Wolfgang Wiese und Heinrich Brandt.
So stellt sich im Jubiläumsjahr 1978 eine gänzlich veränderte Verwaltungsstruktur des Aukrugs dar. Die kleinen Verwaltungseinheiten der selbständigen Gemeinden mit dem auf den Aukrug begrenzten Amtsverband sind verschwunden. Die Verwaltung ist großräumiger und die Aufgabenstellung vielgestaltiger und umfangreicher geworden. Es konnten Pläne aufgegriffen und verwirklicht werden, von denen man früher kaum zu träumen wagte. Manchem alten Aukruger wollen Bedenken aufkommen, ob das Geschaffene auch Beständigkeit haben werde. Aber die rasante Entwicklung der Zeit gibt den Optimisten recht, und es gilt das Sprichtwort: „Wer rastet, der rostet!"
Kriegs- und Nachkriegsgeneration haben, begünstigt von der Entwicklung der Weltwirtschaft, einen großen Wohlstand erarbeitet. Auch die Bürger unseres Aukrugs haben daran ihren Anteil. Georg Reimer hat in einer jahrzehntelangen Forschungsarbeit Besitzverhältnisse und Lebensgewohnheiten unserer Vorfahren aufgezeichnet und uns von ihnen eine anschauliche Vorstellung vermittelt. Dadurch sind wir in die Lage versetzt, die Gegenwart an der Vergangenheit zu messen und uns deutlich zu machen, wie sehr der Fortschritt auch unseren Heimatwinkel verändert hat. Unser Leben ist vielgestaltiger, ist bequemer, ist aufgeschlossener, ist weltweiter geworden. Ist es auch glücklicher und zufriedener geworden? Oder müssen wir nicht erkennen, daß nicht der Fortschritt uns glücklich macht, sondern daß das nur ein jeder für sich selbst tun kann in maßvoller Enthaltung und besinnlichem Bedacht. Asphaltierte Straßen und bequeme Wagen können mehr auseinander als zueinander führen und die Erkenntnis verdunkeln, daß die Geborgenheit nur in der Gemeinschaft der Heimat zu finden ist.
Die Liebe zur Heimat zu pflegen ist der Sinn jeder Chronik!