Bestattungskultur in Aukrug

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Werner Rathke aus Bargfeld mit dem Leichenwagen
Der Friedhof vom Kirchturm gesehen. Vorne der alte Friedhofsteil und rechts hinten der noch freie Teil, wo heute auch Rasengräber angelegt werden.
Oft standen zwei Särge in diesem kleinen Anbau. Darum war man im Aukrug froh, daß im Jahre 1973 die mit Unterstützung der politischen Gemeinde gebaute neue Leichenhalle benutzt werden konnte.

In der Chronik von 1959 schilderte Georg Reimer erstmals die Bestattungskultur in Aukrug.

Aukruger Friedhof

Mit dem Bau der Kirche 1893 wurde der für alle Aukrugdörfer zuständige Friedhof angelegt. Bis dahin fanden die Bestattungen in Nortorf statt. Der Bauplatz für das Pastorat und der Friedhof waren von Claus Rohweder gekauft. Die Gemeinde legte dazu ein daran befindliches Sandloch, das die Kirchengemeinde als Teil des Pastoratsgartens zurechtmachte.

Bei der starken Zunahme der Einwohnerzahl wurde der Friedhof nach dem Zweiten Weltkrieg zu klein. Anliegende Ländereien zur Vergrößerung waren nicht zu haben. Nun hatte die Dorfgemeinde Innien entdeckt, daß der niedrig gelegene Teil des Pastoratsgartens, der beim Kirchenbau ein Sandloch und der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt war, im Grundbuch nicht als Eigentum der Kirchengemeinde eingetragen war, also noch im Besitz der politischen Gemeinde Innien stand. Sie stellte diesen Platz zur Vergrößerung des Friedhofs zur Verfügung. Der Kirchenvorstand mußte darauf eingehen, obgleich es als sicher anzunehmen ist, daß der Platz beim Bau der Kirche überlassen ist. Durch beim Erweiterungsbau von Tönsheide zu entfernenden Sand wurde im Januar 1958 der Platz erhöht. Im November 1962 konnte der neue Friedhofsteil, der durch Zuschüttung des tiefer gelegenen Pfarrgartens entstanden war, in Benutzung genommen werden. Dem Pastorat verblieb nur ein kleiner Garten.

Eine andere notwendige Maßnahme fiel in die Amtszeit des Pastors Wackernagel, nämlich eine dringend erforderliche Erweiterung des Friedhofsgeländes. Auf dem Wege des Landtausches im Rahmen der Flurbereinigung konnte die „Presterwisch" in Böken gegen ein Wiesengelände an der östlichen Friedhofseite getauscht werden. Es war allerdings eine umfangreiche Aufschüttung erforderlich. Nach gehöriger Ablagerung konnte Anfang 1975 die erste Belegung erfolgen, 1977 wurde die Erweiterung des Friedhofs offiziell eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Gleichzeitig trat eine neue Friedhofssatzung nach den Richtlinien des Landeskirchenamtes in Kraft. Die Trägerschaft und Verwaltung des Aukruger Friedhofs wurde 2016 an die Kirchengemeinde Nortorf übergeben.

Beerdigungen bis Mitte des 19. Jahrhunderts

War jemand gestorben, so wurden sofort die Nachbarn benachrichtigt. Die Frauen gingen ins Sterbehaus und bekleideten die Leiche mit dem längst vorhandenen Totenhemd. Sie wurde dann auf ein Brett gelegt und mit dem Leichenlaken bedeckt. Wenn der Sarg angefertigt war, wurde die Leiche von den Nachbarfrauen in den Sarg gelegt. Bei beiden Handlungen gab es Branntwein. Am Begräbnistage bekamen die Nachbarsleute und anwesende Verwandten eine Rindfleischsuppe wie bei Hochzeiten. Dann wurde die Leiche bei offenem Sarg vom Lehrer mit Kindern ausgesungen und nach Nortorf gefahren, natürlich auf einem Bauwagen, der oft schwarz angestrichen war. Hier wurde die Leichenfeier im Wirtshaus oder in der Kirche gehalten. War der Leichenzug vom Kirchturm aus zu sehen, so mußte das Läuten der Glocken beginnen. Nachdem die Beerdigung stattgefunden, wurde dem Gefolge in einer Gastwirtschaft Kaffee, Brot und Kuchen, bei reicheren Leuten auch wohl eine Suppe verabfolgt. Nach erfolgter Rückkehr wurde den Nachbarn und Verwandten wieder Kaffee und Butterbrot ihn Sterbehause geboten. Solches Begräbnis kostete allein an Bewirtung des Gefolges oft über 300 M. Die Wagen mußten im Winter bei Schneegestöber oft über Knicks und Koppeln fahren, eine Fahrt, wobei wohl mancher sich erkältet und seine Todesursache geholt hat.

Beerdigungen ab Ende des 19. Jahrhunderts

War jemand gestorben, wurde die sogenannte Totenfrau geholt. Im südlichen Innien war es Else Breiholz von der Ziegelei. Sie wusch mit der Familie den Leichnam. Der Tischler brachte den ausgesuchten Sarg. Die zwei Tischlereien im Ort hatten Särge auf Lager und waren gleichzeitig für die Vorbereitungen zur Beerdigung zuständig. Im Sonntagsstaat wurden die Verstorbenen in den Sarg gelegt und in der guten Stube des Hauses aufgebahrt. Die engere Familie erschien zum Mittagessen.

Am frühen Nachmittag kam der Lehrer mit einigen Schülerinnen zum Aussingen ins Haus, 1-2 Kirchenlieder wurden gesungen und ein Gebet gesprochen. Die Nachbarn trugen den jetzt geschlossenen Sarg nach draußen. Hier stand Werner Rathke aus Bargfeld schon mit dem Leichenwagen. Der Trauerzug setzte sich in Bewegung, und alle Trauernden folgten dem Sarg zu Fuß bis zur Kirche. Die Trauerfeier und die Beisetzung verliefen wie hier üblich. Der Chor der Mädchen sang von der Empore in der Kirche und am Grabe. In späteren Jahren hat man auf das Singen der Mädchen verzichtet.

Menschen, die sich selbst das Leben nahmen, wurden noch in den 30er Jahren mit einem Bauernwagen zum Friedhof gefahren und ohne kirchlichen Beistand begraben.

Nach 1945 trat plötzlich eine ganz neue Situation ein. Die Häuser waren voll mit Flüchtlingen belegt. Die kleine Sakristei an der Kirche wurde Leichenhalle, da nun ein Aufbahren in den Räumen nicht mehr möglich war.