Herkunft der Ortsnamen

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Karte
Zeichenerklrärung

Die Herkunft der Ortsnamen der fünf Aukrug-Dörfer läßt sich sprachgeschichtlich in zwei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe umfasst solche Namen, die auf -ing enden; die übrigen Namen ordnen sich in die zweite Gruppe ein.

Allgemeines

Die landesgeschichtliche Forschung hat gezeigt, dass die -ing Namen in Schleswig- Holstein zu den ältesten Ortsnamen zählen und ihre Entstehung in die Zeit etwa zwischen Christi Geburt und dem Jahr 800 zu datieren ist. Zu diesen alten sächsischen Dörfern sind Bünzen und Innien zu zählen, die in Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts als buntzinge und enninge erwähnt werden. Es gibt allen Grund zur Annahme, dass diese beiden Dörfer schon Jahrhunderte früher als bewohnte Flecken in den dichten holsteinischen Wäldern vorhanden waren.

Die Dörfer Bargfeld, Böken und Homfeld sind dagegen wohl erst im Laufe von größeren Rodungsmaßnahmen nach dem Jahr 1000 entstanden. Die Bedeutung der beiden alten Ortsnamen Bünzen und Innien ist nicht eindeutig zu klären. Ob die drei jüngeren Dörfer von Sachsen aus Bünzen oder Innien gegründet wurden oder von Ortsfremden, ist nicht bekannt. Es scheint Gründe für die Annahme zu geben, dass Böken von Innien aus besiedelt worden ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass vom Heimatforscher Georg Reimer die Frage aufgeworfen wurde, ob die Besiedlung Aukrugs nicht durch Gnutzer Sachsen vorangetrieben worden sein könnte.

Innien

Um Innien liegt ein Gebiet, in dem die Silbe „ing" stark gebraucht ist: Enninge, Bunzinge, Möerlinge, Metzinge, Glusinge, Seltzinge (Innien, Bünzen, Mörel, Meezen, Glüsing, Silzen). Wenn diese Dörfer auch erst viel später urkundlich genannt werden, so bestanden sie doch längst. Für Innien haben wir das Vorhandensein um 450 n. Ohr. durch den Urnenfriedhof aus dieser Zeit bestätigt.

Der Name Enninge ist von einem Personennamen Ano herzuleiten, Bünzen von Buniko. Innien bedeutet also Siedlung des Ano, Bünzen Siedlung des Buniko und ihrer Sippe.[1]

Bünzen

Für Bünzen haben die Gründer einen sehr geeigneten Platz gewählt. Es liegt am hohen Südufer der Bünzau, hatte also trockenen Baugrund und reichlich Wasser zur Verfügung. Auch hat das Bünzautal hier eine schmale Stelle mit festem Untergrund im Wiesental. So war ein Überschreiten der Au hier leicht möglich. Diese Übergangsmöglichkeit nutzte später die „Lübsche Trade" aus, der Handelsweg Lübeck-Dithmarschen. Innien hätte man aus gleichen Gründen an der Au erwarten müssen. Es liegt aber etwas abseits auf einer kleinen Landzunge, die in das Wiesental des Burbeks reicht. Innien hat feuchteren Baugrund.

Westlich von uns haben wir ein Gebiet, in dem die Endung „stedt“ stark vertreten ist: Lockstedt, Hennstedt, Westedt, Bargstedt, Luhnstedt, Stafstedt und Jevenstedt. Man nimmt an, daß diese Orte älter als die „ing"-Orte sind.

Sehen wir uns nun die nebenstehende Karte der Feldmarken des Aukrugs an, so erkennen wir, daß Homfeld von Innien abgeschnitten ist. Innien hat deshalb nur eine kleine, langgestreckte Feldmark behalten. Die Ursache dieser Abgrenzung dürften die noch heute zwischen Innien und Homfeld bestehenden Waldungen sein. Ebenso erscheint Bargfeld von Bünzen abgeschnitten zu sein.

Böken

Wie steht es nun mit Böken? Es hat die größte Feldmark des Aukrugs (1304 ha), während Homfeld ohne Bucken nur 1250 ha hat. Nun liegen am Südrand des heutigen Kirchspiels Nortorf ebenfalls Dörfer mit großen Feldmarken: Gnutz 2200, Timmaspe 1540, Krogaspe 1181 ha.

Meistens sind diese Dörfer mit sehr großen Feldmarken sehr frühe Siedelungen. Heinz Ramm[2] sieht die genannten Dörfer als Urdörfer dieser Gegend an. Die nördlich von ihnen liegenden Dörfer haben weit kleinere Feldmarken.[3] Die Aspe haben ihren Namen von der Espe, Böken von der Buche. Sollten in der Namengebung von Bäumen nicht zeitliche Beziehungen bestehen? Da Böken zudem eine Feldmark hat, die in der Größe zu den genannten Dörfern paßt, so vermute ich für Böken ein etwa gleiches Alter wie bei den genannten Dörfern. Auch die Hufenzahl (Böken hat 7 Hufen) ist für die Altersbestimmung einer Siedelung nicht unerheblich.[4] Die alteren „ing-Orte" haben durchweg 7 Hufen. So darf man annehmen, daß Böken vor 500 n. Chr. entstanden ist.

Der Name Böken, ohne einen näher kennzeichnenden Zusatz (wie Schönböken), legt die Vermutung nahe, daß der Name entstanden ist, als die Buche hier noch eine Seltenheit war. Die Buche ist in der Bronzezeit eingewandert. Damit ist aber nicht bewiesen, daß der Name Böken aus der Bronzezeit stammt, wenn hier auch eine bronzezeitliche Siedlung war. Die letzten Buchen auf dem Bokhorst sind um 1860 gefällt. So ist Böken jetzt ohne „Böken"!

Bucken

Der Name Bucken kann auch von der Buche abgeleitet sein. Wahrscheinlicher ist er aber von gebogenen, geflochtenen Einfriedigungen (Gebilde) herzuleiten, also einer Schutzwehr aus gebogenen Hecken. Die Lage dieser beiden Einzelgehöfte dürfte solche Schutzwehr erforderlich gemacht haben (W. Laur). Bucken gehört heute zur Gemeinde Homfeld. Bis 1867 war es eine eigene Ortschaft, die aus nur zwei Hufen bestand. Sie lag von den Kirchspielvogteien Hohenwestedt und Kellinghusen eingeschlossen, gehörte aber zur Vogtei Nortorf. Zur Kirche gehörte und gehört es noch nach Hohenwestedt. Der Weg zur Kirche führte bis zur Anlage des Buckener Dammes 1759 über Meezen.

Den Namen nach können wir im Aukrug drei oder vier Urdörfer, Bünzen, Innien, Böken und Bucken, und zwei Tochterdörfer, Bargfeld und Homfeld, annehmen.

Bargfeld

Der Name Bargfeld ist deutlich als bergiges Feld zu deuten.

Homfeld

Homfeld, das 1338 als honvelde genannt wird, ist nicht als hohes Feld zu deuten, denn das o Ist kurz. Die Bezeichnung honvelde wird ein Schreibfehler sein. Hom kann von Ham (= Wald) herkommen, Homfeld also als Feld im Walde zu deuten sein. Das entspricht noch heute seiner Lage. Das Vorhandensein Homfelds um 800 n. Chr. ist durch den Urnenfriedhof und die Wohngrube (vgl. Vorgeschichte) bewiesen.

Nortorfer Aukrug

Das Gebiet der fünf Dörfer führt die Bezeichnung „Aukrug" oder genauer Nortorfer Aukrug, weil es bei Neumünster und Rendsburg auch einen Aukrug gab. Der Name Aukrug kommt in Böken auch als Flurname vor. Er bezeichnet hier entlegene Wiesen an der Höllenau, die von der Au in Schlangenwindungen durchflossen werden. Wir sagen „in de Aukrögn". Aukrug bedeutet demnach abgelegenes, von der Au in Windungen durchflossenes Gebiet. Das trifft auch für den ganzen Aukrug zu. Abgeschlossen und weit entfernt von anderen Orten in den Krümmungen und Windungen der Au und ihrer Nebenflüsse das Gebiet dieser Dörfer, sie selbst aber dicht zusammengedrängt, so daß sie alle von dem Mittelpunkt Innien in 1/4 bis 1/2 Stunde zu erreichen sind.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Laur in Rendsb. Jahrbuch 1954.
  2. Heinz Ramm: Burgvogtei und Großkirchspiel ... Hamburger Dissertation. 1951.
  3. Heinz Ramm in Hübbe, Stellinger Chronik, 1956, S. 8.
  4. G. Reimers: Wie ging die Besiedelung des Kirchspiels Nortorf vor sich? Die Heimat 1957, S. 235