Landwirtschaft in Aukrug

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Eine kleine Bauernstelle in Böken, erbaut 1871. Heute Hunnenkamp 10.
Hof Hell in Bünzerfeld vor 1962 (nach Brand heute nicht mehr erhalten

Das 19. und 20. Jahrhundert war für die Landwirtschaft in Aukrug geprägt durch eine weitere Technisierung und Spezialisierung. Trotz verschiedener Bodenreformen nahm die landwirtschaftliche Nutzfläche der einzelnen Betriebe immer wieder zu. In Deutschland wurde Anfang der 1930er Jahre ein Viertel des Ackergrundes von nur 0,2 Prozent aller Bauernhöfe bestellt.[1]

Bereits 1840 beschrieb Justus von Liebig in seinem Werk „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie“, kurz „Agriculturchemie“ genannt, die Möglichkeit des Einsatzes von Mineraldünger; ab Ende des 19. Jahrhunderts konnte synthetischer Dünger hergestellt werden. Er ermöglichte ebenso wie Erfolge in der Pflanzen- und Tierzüchtung und die Entwicklung neuer Maschinen eine Steigerung der Erträge um ein Vielfaches. Allerdings öffnete sich die Produktivitätsschere zwischen Gebieten mit moderner und traditioneller Landwirtschaft mit dem Höfesterben als anhaltende Folge. Wegen der Knappheit an menschlicher Arbeitskraft bei großen zu bearbeitenden Flächen begann auch die Mechanisierung der Landwirtschaft. Gleichzeitig sahen sich die Aukruger Landwirte mit der globalen Ausweitung der Agrarwirtschaft und des Welthandels mit Agrarprodukten konfrontiert.

Entwicklung 2010 bis 2020

Der Strukturwandel in Schleswig-Holstein schritt in diesem Zeitraum voran und traf besonders die Viehhalterinnen und -halter. In Land hatten im Jahr 2020 insgesamt 12.240 Betriebe eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von gut 995.500 Hektar (ha) bewirtschaftet. Damit sank die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe gegenüber der letzten Landwirtschaftszählung im Jahr 2010 um knapp 14 Prozent, so das Statistikamt Nord. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche blieb hingegen annähernd konstant. Daher stieg die durchschnittliche Betriebsgröße von rund 71 Hektar auf knapp 82 Hektar.[2] In Aukrug gab es im Jahr 2016 insgesamt 34 landwirtschaftliche Betriebe mit 2452 Hektar (ha) landwirtschaftlicher Nutzfläche:

Unter 5 ha 3
5-10 ha 2
10-20 ha 7
20-50 ha 6
50-100 ha 7
100-200 ha 8
ab 200 ha 1

Die 2452 ha landwirtschaftliche Nutzfläche teilte sich in 1.089 ha Ackerland bewirtschaftet von 25 Betrieben (263 ha Roggen u. Wintergemengegetreide, 60 ha Gerste andere Früchte wurden nicht erhoben) 1362 ha Dauergrünland bewirtschaftet von 29 Betrieben.

  • 26 Betriebe hatten eine Viehhaltung:
  • 16 Betriebe mit insgesamt 3097 Rindern
  • 2 Betriebe mit Schweinen
  • 3 Betriebe wurden ökologisch bewirtschaftet (220 ha)[3]
Weiterlesen? Bericht über die Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2020 in Schleswig-Holstein (wähle "Ausklappen")

Deutlich weniger Betriebe mit Viehhaltung

Der Rückgang der Betriebszahlen zeigt sich vor allem bei den Viehhalterinnen und -haltern. So sank die Zahl der rinderhaltenden Betriebe binnen zehn Jahren um gut 25 Prozent auf rund 5.950 Betriebe und die der Betriebe mit Milchkuhhaltung auf gut 3.000 (minus 40 Prozent). Auch die Zahlen der schweinehaltenden Betriebe (gut 1.000) waren um rund 42 Prozent rückläufig. Der Rückgang ist ebenfalls bei den Schafhalterinnen und Schafhaltern zu beobachten. Ihre Zahl sank um 16 Prozent auf jetzt gut 1.600 Betriebe. Lediglich bei der Hühnerhaltung gab es einen kleinen Zuwachs von rund drei Prozent auf gut 1.700 Betriebe.

Sechs Prozent der Betriebe wirtschaften ökologisch

Die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe stieg im Vergleich zur letzten Landwirt­schaftszählung im Jahr 2010 um rund 250 Betriebe (plus 56 Prozent) auf 690 Betriebe. Damit nahmen sie in Schleswig-Holstein einen Anteil von rund sechs Prozent der Betriebe insgesamt ein. Dieser Anteil liegt etwas unter dem bundesweiten Durchschnitt von zehn Prozent ökologisch wirtschaftender Betriebe. Insbesondere die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Schleswig‑Holstein hat sich seit 2010 fast verdoppelt auf 63 600 ha. Dies entspricht gut sechs Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. Somit bewirtschaftet ein ökologi­scher Betrieb mittlerweile durchschnittlich 92 ha.

Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten rückläufig

Im Jahr 2020 waren in Schleswig-Holstein gut 42 500 Arbeitskräfte auf den Betrieben tätig. Gegenüber 2010 ist das eine Abnahme um gut sechs Prozent. Knapp die Hälfte, rund 19 400 Personen, waren Familienarbeitskräfte in Einzel-/Familienunternehmen. Weiterhin arbeiteten gut 12 200 ständig angestellte Arbeitskräfte und knapp 10 900 Saisonarbeitskräfte in den landwirtschaftlichen Betrieben.

42 Prozent mit weiteren betrieblichen Einkommensquellen

Neben der landwirtschaftlichen Primärproduktion werden zunehmend auch andere Tätigkeiten, wie die Erzeugung erneuerbarer Energien oder Verarbeitung und Direktvermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, von diesen Arbeitskräften ausgeführt. Nach den Ergebnissen der Landwirtschaftszählung 2020 gaben rund 5 100 Betriebe (42 Prozent) an, Umsätze aus zusätzlichen, auf dem Hof betriebenen Aktivitäten zu erwirtschaften.

Am häufigsten (35 Prozent) wurde von den Betrieben die Erzeugung erneuerbarer Energien als zusätzliches, mit Mitteln des Betriebes erzieltes Einkommen angegeben (sog. „Einkommenskombination“). An zweiter Stelle (29 Prozent) wurde die Übernahme von Arbeiten für andere landwirtschaftliche Betriebe genannt. Danach folgten die Pensions- und Reitpferdehaltung (25 Prozent) sowie die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse (18 Prozent).

Entwicklung 1990 bis 2010

Das Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende setzte den Strukturwandel zu weniger, aber größeren Betrieben unverändert fort. 2010 hatten in Schleswig-Holstein 14.123 landwirtschaftliche Betriebe zusammen 995.637 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche (ha LF) bewirtschaftet. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag bei 70 Hektar und somit deutlich oberhalb des Durchschnittswerts von 57 Hektar zur letzten Landwirtschaftszählung 1991. Verglichen mit dem damaligen Bundesdurchschnitt von 56 Hektar waren schleswig-holsteinische Betriebe überdurchschnittlich groß.[4]

Weiterlesen? Bericht über die Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010 in Schleswig-Holstein (wähle "Ausklappen")

Rechtsformen der landwirtschaftlichen Betriebe

Rund 92 Prozent der Betriebe waren der Rechtsform nach Einzelunternehmen und damit „klassische Familienbetriebe". Knapp zwei Drittel dieser Einzelunternehmen wurden im Haupterwerb bewirtschaftet. Die durchschnittliche landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) dieser Betriebe belief sich auf 85 ha und lag somit ebenfalls deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 60 ha. Diejenigen Haupterwerbsbetriebe, die Vieh hielten, wiesen in Schleswig-Holstein eine durchschnittliche Bestandsgröße von gut 113 Großvieheinheiten (GVE) auf.

Die Nebenerwerbsbetriebe (ein Drittel der Einzelunternehmen) bewirtschafteten durchschnittlich 30 ha. Auch in diesem Bereich rangierten schleswig-holsteinische Betriebe über dem Bundesdurchschnitt von 21 ha. Der durchschnittliche Viehbestand belief sich bei Vieh haltenden Nebenerwerbsbetrieben auf rund 30 GVE.

Darüber hinaus waren in Schleswig-Holstein 972 Betriebe (dies entspricht knapp sieben Prozent) der Rechtsform nach Personengesellschaften (zum Beispiel Gesellschaften bürgerlichen Rechts, GbR) sowie 131 Betriebe (ein Prozent) der Rechtsform nach juristische Personen (wie beispielsweise eingetragene Genossenschaften, e. G.). Verglichen mit den Ergebnissen der letzten Landwirtschaftszählung 1999 ist insbesondere die Bedeutung von Personengesellschaften gestiegen, die Anzahl von seinerzeit rund 400 Betrieben hat sich inzwischen mehr als verdoppelt.

Betriebsgrößen

Ein knappes Drittel aller 14.123 landwirtschaftlichen Betriebe verfügte über weniger als 20 ha. Diese Betriebe bewirtschafteten zusammen jedoch nur vier Prozent der LF in Schleswig-Holstein. Nahezu die Hälfte der Betriebe (46 Prozent) gehörte der Größenklasse von 20 bis unter 100 ha an, die zusammen gut ein Drittel der LF insgesamt bewirtschafteten. Auf die Größenklasse von 100 bis unter 200 ha entfielen rund 18 Prozent der Betriebe und ebenfalls ein Drittel der LF. Fünf Prozent der Betriebe gehörten schließlich der Größenklasse 200 ha und mehr an. Diese Betriebe bewirtschafteten zusammen ein Viertel der gesamten LF.

Seit 1999 nahm damit die Anzahl der Betriebe mit weniger als 100 ha ab: Nachdem sie 1999 noch 86 Prozent der Betriebe stellten, betrug ihr Anteil 2010 nur noch 77 Prozent. Die Anzahl der Betriebe in den Größenklassen von 100 ha und mehr nahm hingegen kontinuierlich zu. Der Anteil dieser Betriebe an allen landwirtschaftlichen Betrieben Schleswig-Holsteins stieg von 14 Prozent im Jahr 1999 auf 23 Prozent 2010.

Bodennutzung

Bei der Bodennutzung dominierte 2010 zu gut zwei Dritteln der LF das Ackerland mit 674.283 ha. 292.192 ha davon - und damit ca. 43 Prozent - wurden mit Getreide bestellt. Auf weiteren 175.669 ha - einem Viertel der Ackerfläche - wurde Silomais, der unter die Kategorie Pflanzen zur Grünernte fällt, angebaut. 7.758 ha der Ackerfläche entfielen auf den Gartenbau (Gemüse, Zierpflanzen). Die zweitwichtigste Bodennutzungsart war 2010 das Dauergrünland mit 313.892 ha. Weitere 6 .70 ha LF wurden mit Dauerkulturen bewirtschaftet. Außerhalb der LF bewirtschafteten die befragten Betriebe noch 49.639 ha Waldflächen.

Flächeneigentum und Pachtflächen

498.095 ha (etwa die Hälfte der LF) befanden sich im Eigenbesitz der Landwirte, bei der anderen Hälfte handelte es sich um Pachtflächen. Damit blieb die Pachtquote im letzten Jahrzehnt nahezu konstant. Rund 60 Prozent der gepachteten Flächen waren Ackerland, ein Drittel der Flächen war gepachtetes Dauergrünland und fünf Prozent entfielen auf sonstige Pachtflächen, zum Beispiel solche unter Glas oder für den Obstanbau. Das durchschnittliche Pachtentgelt betrug im letzten Jahr für Ackerland 339 Euro je Hektar, Grünland kostete mit rund 208 Euro je Hektar deutlich weniger. Für sonstige Pachtflächen waren im Durchschnitt 316 Euro je Hektar zu entrichten. Seit der letzten Landwirtschaftszählung sind die Pachtpreise deutlich gestiegen. So betrug der durchschnittliche Pachtpreis vor elf Jahren für Ackerland noch umgerechnet 286 Euro je Hektar, sonstige Pachtflächen kosteten 256 Euro je Hektar. Beim Grünland hingegen lag der Durch-schnittspreis je Hektar schon damals bei rund 210 Euro.

Viehhaltung

Mit 82 Prozent betrieb 2010 die überwiegende Mehrheit aller 14.123 Betriebe Viehhaltung. Zahlenmäßig stärkste Gruppe waren die Rinderbetriebe (7 943). Davon waren knapp zwei Drittel auf Milchviehhaltung spezialisiert mit durchschnittlich 72 Milchkühen.

1.742 Betriebe hielten Schweine, durchschnittlich 930 Tiere. Die Schafhaltung spielte in Schleswig-Holstein mit seinen zahlreichen Deichflächen im Bundesvergleich eine bedeutende Rolle: 1.925 Betriebe hielten insgesamt 281.728 Schafe. Damit weist das nördlichste Bundesland nach Bayern den zweitgrößten Schafbestand Deutschlands auf.

Der durchschnittliche Ziegenbestand bei den 537 schleswig-holsteinischen Ziegenhaltern lag hingegen bei zehn Tieren, so dass es sich hier oft um Hobbyhaltungen handeln dürfte. Darüber hinaus wurden auf 4.405 landwirtschaftlichen Betrieben insgesamt 43.584 Pferde und andere Einhufer (zum Beispiel Esel) gehalten. Die durchschnittliche Anzahl der Hühner je Hühner haltendem Betrieb lag bei 1.752, bei einer Gesamtanzahl von rund 3,1 Mio. Hühnern und anderem Geflügel.

Betriebswirtschaftliche Ausrichtung

Die in Schleswig-Holstein sehr verbreitete Viehhaltung spiegelte sich auch in der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung4 wider. Knapp zwei Drittel der 14.123 Betriebe wirtschafteten als Futterbau- (überwiegend Rinder-, Schaf- oder Pferdehaltung) oder Veredlungsbetriebe (überwiegend Schweine- oder Geflügelhaltung). Bei rund einem Viertel handelte es sich um spezialisierte Ackerbau-, Gartenbau- und Dauerkulturbetriebe, und die restlichen elf Prozent entfielen auf Verbund- bzw. Gemischtbetriebe, die keiner eindeutigen Spezialisierungsrichtung zuzuordnen waren.

Ökologischer Landbau

442 beziehungsweise gut drei Prozent der befragten schleswig-holsteinischen Betriebe wirtschafteten nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus (nach EG-Ökoverordnung Nr. 834/2007). Verglichen mit 1999 hat sich die Anzahl der Ökobetriebe damit nahezu verdoppelt. Dabei waren 33.044 ha oder knapp 3,3 Prozent der schleswig-holsteinischen LF insgesamt in die ökologische Wirtschaftsweise einbezogen. 8.997 ha hiervon entfielen auf den Getreideanbau, auf 1.050 ha wurden Gartenbauerzeugnisse produziert. Dauergrünland waren 14.128 ha und damit knapp die Hälfte der Ökoflächen.

Zu den Viehbeständen, die in die ökologische Wirtschaftsweise einbezogen wurden, zählen 22.357 Rinder, 10.332 Schweine, 11.387 Schafe, 964 Pferde und andere Einhufer sowie 58.451 Hühner und anderes Geflügel. Während diese Viehbestände jeweils einen Anteil von weniger als fünf Prozent am Gesamtviehbestand Schleswig-Holsteins ausmachten, stellten die 2.820 ökologisch gehaltenen Ziegen rund die Hälfte aller schleswig-holsteinischen Ziegen dar.

Einkommensquellen

4.326 und damit ein knappes Drittel aller schleswig-holsteinischen Betriebe erzielte Umsätze aus Einkommenskombinationen. Dies sind Tätigkeiten außerhalb der klassischen pflanzlichen und tierischen Produktion, die im landwirtschaftlichen Betrieb mit zugehörigen Betriebsmitteln (wie zum Beispiel Maschinen oder Gebäuden) ausgeübt werden. Bei Betrieben der Größenklasse von 200 ha und mehr waren sogar 46 Prozent der Betriebe in diesem Bereich aktiv.

Die häufigsten alternativen Einkommensquellen stellten dabei „Erzeugung erneuerbarer Energien", „Arbeiten für andere landwirtschaftliche Betriebe" sowie „Pensions- und Reitsportpferdehaltung" dar, die jeweils von mehr als 1.000 Betrieben angegeben wurden. Im Bereich „Fremdenverkehr, Beherbergung, Freizeitaktivitäten" sowie „Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse" waren 860 bzw. 660 Betriebe aktiv. Bei rund der Hälfte der im Bereich der Einkommenskombinationen aktiven Betriebe betrug der hierdurch erwirtschaftete Anteil am Gesamtumsatz des Betriebes jedoch maximal zehn Prozent.

Beschäftigungsverhältnisse und Hofnachfolge

Landwirtschaftliche Betriebe in Schleswig-Holstein boten 2010 insgesamt 45.384 Personen einen Arbeitsplatz. Die größte Gruppe stellten weiterhin die Familienarbeitskräfte mit 24.450 Personen (54 Prozent der Arbeitskräfte insgesamt), darunter 8.410 Frauen (dies entspricht einem Drittel der Familienarbeitskräfte). Dennoch ist seit 1999 ein kontinuierlicher Rückgang der Familienarbeitskräfte, parallel zur sinkenden Anzahl landwirtschaftlicher Einzelunternehmen zu verzeichnen. Mit 13.481 Personen war der größere Anteil der Familienarbeitskräfte auf den landwirtschaftlichen Betrieben teilbeschäftigt, 10.969 Familienarbeitskräfte waren vollbeschäftigt. Vollständig oder teilweise in Einkommenskombinationen arbeiteten 4.728 oder rund ein Fünftel der Familienarbeitskräfte.

Weiterhin gab es 9.450 ständige, familienfremde Arbeitskräfte (rund 20 Prozent der Arbeitskräfte insgesamt), darunter 2.534 Frauen. Der Anteil der ständig Beschäftigten nahm im Gegensatz zu den Familienarbeitskräften seit 1999 zu. Vollbeschäftigt waren 4.882 der ständigen Arbeitskräfte, 4.568 Personen hingegen teilbeschäftigt. Rund 1.461 der ständigen Arbeitskräfte arbeiteten vollständig oder teilweise in den Einkommenskombinationen.

Darüber hinaus waren 2010 insgesamt 11.484 Saisonarbeitskräfte (ein Viertel der Arbeitskräfte insgesamt), darunter 4.926 Frauen, in der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft tätig. Mit Schwankungen blieb die Anzahl dieser nicht ständig Beschäftigten in den letzten Jahren insgesamt aber relativ konstant. In Leitungsfunktionen dominierten in der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft nach wie vor Männer: 12.899 Betriebe wurden von einem männlichen Betriebsleiter geführt. 1.224 Betriebe und somit lediglich neun Prozent wurden von Frauen geleitet.

Bei der Hofnachfolge zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Nur bei 17 Prozent der 2.842 Betriebe der Rechtsform Einzelunternehmen, deren Hofnachfolge 2010 als gesichert angegeben wurde, war eine weibliche Hofnachfolgerin vorgesehen. 83 Prozent dieser Betriebe werden hingegen voraussichtlich von einem männlichen Nachfolger übernommen werden. Allerdings hatte zum Zeitpunkt der Erhebung nur knapp jeder dritte der befragten Einzelunternehmer ab 45 Jahre überhaupt einen Nachfolger, bei zwei Dritteln war die Nachfolge noch ungewiss beziehungsweise es stand kein Nachfolger zur Verfügung.

Entwicklung 1949 bis 1990

Um 1958 wurde der erste gezogene Mähdrescher im Aukrug eingesetzt. Ein Lanz-Bulldog zieht und treibt die Maschine an. Sie ist mit einer Einsackvorrichtung ausgestattet.
Der Hof Carstens-Behrens in Innien im Jahr 1949

Strukturwandel in Aukrug

Früher war die Landwirtschaft unbestritten wirtschaftliche Grundlage des ländlichen Bereichs. Nach dem tiefgreifenden Strukturwandel der letzten vierzig Jahre hat sich dies geändert. Zur Zeit der Flurbereinigung war von besserer Wettbewerbsfähigkeit und Neuorientierung des ländlichen Raums die Rede. Im Klartext hieß das, es sollte billiger produziert werden. Da die Agrarpreise sanken, wurde immer mehr Anbaufläche gebraucht, um genügend Geld für einen zeitgemäßen Lebensstandard zu erwirtschaften. Die kleineren Betriebe gaben auf. So gab es 1950 in den fünf zentralen Aukrugdörfern noch 72 Höfe mit 15 und mehr Hektar Gesamtfläche, die sicherlich Vollerwerbsbetriebe waren. 1995 sind es nur noch 25 Vollerwerbsbetriebe. (Siehe dazu „Betriebe über 10 ha 1950" am Schluß).

Die Höfe haben zwar ihre Produktivität stark erhöht, aber als Arbeitgeber sind sie so gut wie bedeutungslos geworden. Das liegt natürlich einmal an der erheblichen Verminderung der Betriebe. Zum anderen wurde sehr schnell und umfassend technisiert. Das schuf zwar Arbeitsplätze für die Industrie, vernichtete sie aber auf dem Lande. In der Regel wird die Arbeit heute nur noch von der Bauernfamilie und den Auszubildenden verrichtet. Was von diesen nicht zu schaffen ist, machen Lohnunternehmen und kurzzeitig beschäftigte Hilfskräfte.

Für die meisten Aukruger Landwirte war bzw. wurde die Milcherzeugung der wichtigste Produktionszweig. Sie hat sich in den siebziger Jahren laufend erhöht, gestützt durch die damalige Milchmarktordnung. Die Einführung der Milchquote zur Begrenzung der Milchproduktion führte teilweise zu erheblichen Problemen und trug wie auch der Verfall der Getreidepreise zum Höfesterben bei.

Trend zur Direktvermarktung

Spargelstechen in Bünzen

Für einige Höfe war die Direktvermarktung in den 1990er-Jahren interessant geworden. In Bünzen hatte sich der Spargelanbau und -verkauf etabliert, und ein Hof vertrieb sogar wieder eigene Meiereiprodukte. Vor allem aber Kartoffeln werden hier vermehrt erzeugt und ab Hof oder auf den Wochenmärkten verkauft. Der leichte Geestboden und die relativ hohen Durchschnittstemperaturen im Frühjahr lassen Spargel und Frühkartoffeln besonders gut gedeihen.

Hochwertige Qualitätsprodukte kommen offensichtlich beim Verbraucher gut an. Um so unverständlicher ist es, daß ein vom Landwirtschaftsministerium vorgeschlagenes Qualitätssiegel für Fleisch aus Schleswig-Holstein anfang 1995 von der Fleischindustrie mit der Begründung abgelehnt worden ist, Handel und Verbraucher hätten kein Interesse daran. Zumindest komsumbewußte Verbraucher fragen sich schon seit langem, ob die Agrarbehörden der Europäischen Union eine wirklich sinnvolle Landschaftspolitik betreiben, indem sie die Massenproduktion mit hohem Dünger- und Gifteinsatz unterstützen. In weiten Bereichen wird der von der EU aufgekaufte Überschuß vernichtet, um das festgesetzte Preisniveau zu erhalten.

Landreformen in Aukrug

Die Landreformen in Aukrug haben die Landwirtschaft und das Leben in Aukrug maßgeblich beeinflußt. Durch die teilweise zwangsweise, durch den Staat beschlossene und vollzogene Änderung des Eigentums an Grund und Boden aus ideologischen sowie wirtschafts- oder sozialpolitischen Gründen wurden dabei Eigentums- oder Nutzungsrechte der Bauern an den Grundstücken vollkommen verändert. Dies wird besonders in der Zeit der Feldaufteilung bis 1780 deutlich.

Die gemeinsame Flurbereinigung in den sechziger und siebziger Jahren brachte den Betrieben Erleichterungen, Teilbereiche wurden spätestens seit Mitte der 1970er-Jahre aber durchaus kritisch gesehen. Zumindest die Zusammenlegung der Betriebsflächen und der Ausbau der Feldwege waren von bleibendem Nutzen für die Bauern.

Landtechnik in Aukrug

Johannes Wüstenberg mit seinem Lanz-Bulldog aus dem Jahre 1924

Die Landtechnik in Aukrug erfuhr schon bald nach dem Ersten Weltkrieg eine umfassende Modernisierung. Die Versorgungsnotlage im und nach dem Krieg führte auch noch in den 1920er Jahren zu einem intensiveren Einsatzes von Technik in der Landwirtschaft, deren Industralisierung bereits Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzt hatte. So verdoppelte sich zwischen 1925 und 1929 die Anzahl der Traktoren und Zugmaschinen auf deutschen Feldern.

Genossenschaftliche Zusammenarbeit

1907 berichtet Verbandssekretär Jipp vom Verband der schleswig-holsteinischen landwirtschaftlichen Genossenschaften, Kiel, im "Landwirtschaftlichen Wochenblatt" in einem zusammenfassender Bericht über fast alle Genossenschaften im Aukruger Bezirk.

Mägde, Knechte und Tagelöhner

Die Arbeitsverhältnisse und deren Bedingungen in den Aukrugdörfern schilderte Georg Reimer 1959 für drei verschiedene Epochen. In der Vergangenheit gab es im Haushalt je nach Einsatzbereich den Hofknecht, Stallknecht oder Hausknecht, im Gewerbe den Holzknecht, Fuhrknecht oder Mühlenknecht. Magd war eine Berufsbezeichnung für ein weibliches Mitglied des Gesindes oder eine Arbeiterin in einem landwirtschaftlichen Betrieb.

Stall- und Holzpferde

Heutzutage kommt der Hufschmied mit dem Auto zu den Pferden.

Der Beschlag auf einer Vollhufe betrug gewöhnlich 6 — 8 Taupferde, 2-5 Füllen, 5-10 Milchkühe, 7-8 Stück Jungvieh, 5-8 Kälber, 20-30 Schafe und einige Zuchtschweine. Die Pferde waren klein und wenig leistungsfähig. 8 Pferde spannte man vor die Egge, vier vor den Pflug, und beim Aufbruch aus dem Dreesch brauchte man sechs. Anders als mit vier Pferden vor dem Wagen fuhr man selten. Man hatte Stall- und Holzpferde. Über die letzteren berichtet Domeier[5].

„In den großen Hölzungen halten die Homfelder auch einige wilde Pferde, oder eine kleine Art Pferde, die auch des Winters sich außer dem Hause behelfen, indem sie den Schnee abscharren und grasen, oder von den Büschen und niederhängenden Zweigen die zarten Knospen abnagen; doch aber bei außerordentlich hohem Schnee und sehr großer Kälte zu Hause kommen und alsdann, solange die rauhe Witterung anhält, einige Tage oder wenige Wochen von ihren Eigentümern gefüttert, bei gelinder Witterung aber wieder von selbst zu Holze gehen und sich so nähren. Den Winter über sind sie ganz rauh und wollicht in den Haaren, im Frühjahr werden sie glatt und haben Kräfte, werden auch den Sommer über zum Fahren und Pflügen gebraucht".

In einem Kontrakt bei Friedrich Rathjen in Homfeld habe ich diese Holzpferde 1780 erwähnt gefunden. Es befanden sich damals auf dem Besitz 7 Stall- und 2 Holzpferde. Von den ersteren wurden vier je Stück auf 50 und drei auf je 30 Mk taxiert. Die beiden Holzpferde bewertete man auf je 24 Mk. Ähnliches berichteten mir alte Leute aus Böken: In der Franzosenzeit soll eine junge Frau Jargstorff im ersten halben Jahr ihrer Ehe von den zwölf Arbeitspferden der Hufe nur sechs gesehen haben, die anderen sind während des halben Jahres nicht nach Hause geholt worden.

Aus Sparsamkeit wurden die Pferde nur selten beschlagen, meistens mußten sie "barfuß" gehen. Die Sandwege ließen das gut zu. Mit dem Eisen war man überhaupt sparsam. Erst kurz vor 1700 entstand in Innien die Schmiede (Besitz Witt). Die Böker Schmiede entstand um 1735. Die wenigen nötigen Schmiedearbeiten mußte und konnte der Bauer selbst verrichten. Eggen und Wagen waren fast ganz aus Holz hergestellt. Die Pflüge hatten nur eine eiserne Schar, das Streichbrett war aus Holz. Selten waren Eggen mit eisernen Zinken. Die Pflugteile waren mit Keilen und Ringen aus Holz zusammengehalten. Nach Feierabend mußten die Knechte und der Bauer einen genügenden Vorrat davon anfertigen, damit zerbrochene Teile stets erneuert werden konnten. Eiserne Pflüge (d.h. wohl solche mit eisernem Streichbrett und Sick fand ich zuerst 1754 auf dem Hofe von Voß (Glindemann) in Böken erwähnt[6]. Eggen mit hölzernen Zinken hatte man noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Wagen bestanden ganz aus Holz. Noch 1767 waren auf einem Besitz in Gnutz nur Block- und Scheibenwagen. Von Wagen mit eisernen Ringen, wie man sie etwas später in Inventarverzeichnissen findet, war keine Rede. Nach der Feldaufteilung um 1780, als der Wohlstand stieg, wurde die Benutzung des Eisens in der Landwirtschaft allgemeiner, aber noch 1832 wurden auf dem jetzigen Boie-Rathjenhof in Innien „2 Eisenbeschlagene und 2 Blockwagen" verkauft[7].

Feldwirtschaft in Aukrug

Die von Georg Reimer zusammengetragenen Daten von Böken geben uns ein Bild der fortschreitenden Entwicklung der Feldwirtschaft in Aukrug seit 1666.

Viehwirtschaft in Aukrug

Hartmut Senger und Hans Wiese beim Verfrachten von Schweinen auf dem Flughafen Hamburg

Die Viehwirtschaft in Aukrug wurde bis 1780 vorwiegend auf der Basis der Gemeinweide betrieben, dann zusehends auf eigene Futterproduktion und Stallhaltung umgestellt und nach der Feldaufteilung durch Züchtung laufend verbessert

Umweltsschutz

In den letzten Jahren wirken viele Landwirte im Rahmen des Aukruger Weges beim Naturschutz mit, indem sie Flächen extensiv oder gar nicht bewirtschaften, vor allem solche an Wasserläufen, Seen und Feuchtgebieten. Das vermindert den Eintrag von Pflanzenschutz- und Düngemitteln in die Gewässer und kommt natürlich auch den auf dem Trockenen lebenden Wildtieren und -pflanzen zugute. Es ist sehr zu begrüßen, daß die Landwirte dafür entschädigt werden. Damit ist von Seiten des Staates ein Anfang gemacht, auch ökologische Leistungen der Landwirtschaft anzuerkennen und zu bezahlen.

Meiereien in Aukrug

Die ehemalige Meierei in Innien. Heute ist hier der Parkplatz von MARKANT.

Das Genossenschaftliches Meiereiwesen mit drei Meiereien in Aukrug begann 1885 und endete 1977. Daß im Aukrug drei Meierei-Genossenschaften gegründet wurden, hing eng mit der Auffassung zusammen, wegen der schwierigen Anlieferung auf den z. T. schlechten und langen Wegen möglichst in jedem Dorf eine Meierei zu haben.

Betriebsgrößen 1540 bis 1950

Die Liste des 20. Pfennigs aus der Amtsrechnung 1540 ist älteste Aufstellung der damaligen 33 Bauernhöfe (Vollhufen) des Aukrugs. In den Chroniken finden sich insgesamt drei Übersichten für die Jahre:

Bauernregeln

An dieser Stelle in Bünzerfeld stand der Hell'sche Hof (siehe Bild oben)
  1. Wenn im Frühjahr ein Gewitter über kahle Bäume donnert, so gibt es en „schrages" Jahr (ein schlechtes Jahr).
  2. Drei Tage vor und drei Tage nach Urbani (25. Mai) ist die beste Zeit zum Säen des Buchweizens.
  3. Am Johanniabend (24. Juni) dürfen keine 'Gerätschaften draußen liegen bleiben, weil dann der Krebs herumfliegt.
  4. Am 27. Juni ist Siebenschläfer. Wenn es dann regnet, so regnet es sieben Wochen.
  5. Jakobi (25. Juli) muß der Roggen gemäht werden.
  6. Wenn es Agidy (1. September) soviel trocknet, daß ein seidenes Tuch trocken wird, so kann der Herbst noch gut werden. Der Marschbauer trank dann eine Flasche Wein.
  7. 25. November ist Katrinentag. Wenn es in dieser Nacht friert, gibt es einen Katrinenwinter, der 18 Wochen dauert.
  8. Wenn man das, seuchenhafte Verkalben unter den Kühen hat, muß man ein verworfenes Kalb über die Grenze des Dorfes bringen, dann verschwindet die Seuche.
  9. Wenn ein Schwein einen Bruch hat, muß man einen Nagel in der Höhe des Schweinerückens in den Pfosten einschlagen. Wenn das Schwein über den Nagel hinauswächst, so verschwindet der Bruch.
  10. In den Zwölften (Weihnacht bis Heil. Dreikönigstag, 6. Jan.) darf keine Wäsche auf dem Zaun hängen. Wer dann „den Tun ,deit kleden, mutt nen Doden kleden". Gegenstände dürfen in der Zeit nicht draußen liegen bleiben. Es fliegt der Krebs herum.
  11. Wenn in den Zwölften einer, stirbt, so holt er zwölf aus dem Dorfe im folgenden Jahr nach.
  12. Wenn eine Leiche den Sonntag über stehen bleiben muß, so folgt bald einer nach.
  13. Wenn die Tropfen am ersten Weihnachtstag im Zaun hängen, so hängt der Buchweizen im Sommer im Stroh.
  14. Schweine müssen beim abnehmenden Mond geschlachtet wenden, dann ist die Schwarte dünner.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung, Siedler-Verlag, München 2007, ISBN 9783886808571, S. 212 f.
  2. Statistisches Landesamt SH: Statistik informiert, Nr. 8/2021
  3. Auszug aus dem Bericht zur Agrarstrukturerhebung 2016 des Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein
  4. Landwirtschaftszählung 2010, Quelle: Statistik-Nord]
  5. 14. Domeier in Niemanns Miscellaneen ü. 1798: Chorographie d. Kdhspl. Nortorf.
  6. 15. Kontraktenprotokoll Nortorf.
  7. 16. Meine Aktensammlung.